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Californische Skizzen. Gerstäcker Friedrich
Читать онлайн.Название Californische Skizzen
Год выпуска 0
isbn 4064066112240
Автор произведения Gerstäcker Friedrich
Жанр Путеводители
Издательство Bookwire
In allem Grimm ließ er sich jetzt nicht abhalten, die Provisionen erst nachzusehen, um herauszubekommen was der Esel eigentlich Alles gefressen habe, zündete eins der mitgebrachten Lichter an und las den Speisezettel ab.
Es war für drei Personen auf die Woche bestimmt.
25 Pfd. Mehl 4 Dollar 25 Cent, ist noch da. — 3 Pfd. Zucker 1 Dl. 50 Ct. hinten in dem Paket. — 1 Pfd. Kaffee 75 Ct. — hier — da steckt der Käse mit dabei. — 2½ Pfd. Käse 2 Dl. 93¾ Ct. Donnerwetter, das ist genau berechnet. 6½ Pfd. gesalz. Schweinfl. 2 Dl. 43 Ct. das steckt mit im Sack bei den Kartoffeln — hier. — 10 Pfd. Kartoffeln à 25 Ct. 2 Dl. 50 Ct. 4 Pfd. getrocknete Aepfel 2 Dl. 50 Ct. — laufen jetzt da unten irgendwo im Gulch herum — es ist nur ein Glück, daß der Satan die Zwiebeln nicht mag. — 4 Pfd. Bohnen 2 Dl. 25 Ct. hier. — 2 Päckchen Streichhölzer 25 Ct. Na das ist gescheit, die haben wir lange brauchen können. — 2 Pfd. Seife 1 Dl. 25 Ct. — ½ Pfd. Lichter 1 Dl. 25 Ct. sind nicht da — ja wohl — müssen da sein, die stecken mit beim Mehl drin. Na, da werden sie auch gut aussehen — ach die brennen doch. — 4 Pfd. Schiffszwieback 1 Dl. — Aepfel frißt der Racker lieber — hier. — 2 Pfd. Zwiebeln 2 Dl. — stecken bei den Aepfeln — ne, Gott sei Dank nicht — hier. — 18 Pfd. frisch Fleisch 5 Dl. 50 Ct. hängt hieroben im Sack — wir hätten lieber die Aepfel aufhängen und das Fleisch liegen lassen sollen. — 3 Flaschen Brandy 4 Dl. 50 Ct. Ah — wieder der alte wackre Stoff No. 1792 was für eine solide Nummer das ist. — Das macht zusammen: —
„Na nun hört einmal mit Eurer langweiligen Rechnerei da auf!“ rief Meier, „kommt hier mit her. Heute ist Sonntag Abend und der Teufel hole die Calculationen. — Du, Landrath, was ist das nur für ein lumpiges Feuer, und da soll ein Mensch bei sehen.“
Meier war an und für sich eine Hauptpersönlichkeit, ja früher schon hier im deutschen Camp zum Alkalden ernannt worden, alle vorkommenden Streitigkeiten, die aber nicht selten von ihm selber ausgingen, zu schlichten. Er trug einen Strohhut mit schmalem Rand, von welchen Dimensionen aber ließ sich nicht gut erkennen, da er oben im Deckel auf eine mehr gewaltthätige als künstliche Weise so eingedrückt war, daß sich der Deckel wie eine Schnecke in ihr Haus, fast bis zu dem fabelhaft schmalen Rand niedergezogen hatte, und ringsherum eine tiefe Falte legte.
Seine Sonntagskleider waren nach Minengebrauch einfach aber stark und reinlich — die Wochen- oder Arbeitskleider hätten dagegen auf jeder Maskerade Furore gemacht. Das erste Paar Hosen was er bei der allerdings sehr schweren Arbeit im Gulch getragen, war, wenn auch nicht den Weg alles Fleisches, doch jedenfalls den aller Hosen gegangen, und um nicht der Arbeit einer, überdieß schwerlich vorhaltenden Reparatur ausgesetzt zu sein, hatte er ein Paar andere, die nicht eben an denselben Stellen zerrissen waren als die ersten, darüber gezogen. Nur an einigen Stellen correspondirten sie mit einander, und da schaute dann das neugierige Fleisch allerdings hie und da hervor. Morgens und Abends trug er einen weiten Ueberzieher, der aussah wie ein heruntergekommner gebildeter Mensch in liederlicher gemeiner Gesellschaft — der Schnitt war gut daran, weiter ließ sich aber auch nichts darüber sagen, denn Farbe wie Stoff gehörten einem so vergangenen Zeitalter an, daß beide gewissermaßen in einander verschwammen.
Schuhe hatte er allerdings, diese waren auch früher einmal genäht gewesen, wenigstens ließen sich noch überall in den Nähten die Faden und die Löcher erkennen, welche die Ahle des Schusters daran hervorgebracht, jetzt hingen sie aber freilich nur noch durch Bindfaden zusammen, und um die Sohle vielleicht zu schonen, ging er neben derselben her.
Es ist das übrigens das sicherste Zeichen eines Miners — den rechten Schuh oder Stiefel schief getreten zu haben, was von dem Abstechen mit dem Spaten oder der Schaufel herrührt. — Am Hut trug Meier noch, als Verzierung, eine alte bronzene Broche mit vier oder fünf nachgemachten und theilweis eingedrückten Perlen besetzt.
Die Miner machen darin überhaupt nicht selten Staat — des Landraths Hut glänzte besonders mit einer alten Straußfeder, die er Gott weiß wo aufgetrieben, und von einer Agraffe aus einem kleinen Zinnspiegel und einer darumgewundenen Glasperlenschnur auf das künstlichste gebildet. Wer solchen Putz nicht aufbringen konnte, trug wenigstens eine Broche an Mütze oder Hut.
In der Art wie ich Meiers Tracht beschrieben habe, sahen die meisten Uebrigen, Panning, Albert und Haye vielleicht ausgenommen, ebenfalls aus — es war eine wilde Bande.
Meier schien indeß der Nerv, der dem Ganzen Leben gab, und wenn er sich besonders erst ein wenig „hinein gearbeitet hatte“ war an Schlafen nicht mehr zu denken. Fiel dann aber am Ende, wenn es Nachts zwölf und ein Uhr wurde, Einer nach dem andern ab und ging, wie es hieß, zu Coye; so lag er nachher wohl noch zwei und drei Stunden allein am Feuer und sah in die Flammen.
„Nun Landrath,“ sagte Meier zu diesem, als das Abendessen vorüber war und sich die Umlagernden ziemlich Alle um das Feuer gesammelt hatten — „wie hast Du nun heute Deinen Tag hingebracht — heh? — geschlafen natürlich.“
„Ne,“ sagte Försterling — seinem Geschäft nach ein Klempner, aber sonst ein fideles Haus und eine gute Seele — „ich bin heute auf der Jagd gewesen.“
„Mit der Büchsflinte?“ —
„Versteht sich, das ist ein famoses Gewehr — die Kugel schlägt sich ein Bischen schwer hinein, aber sie kommt verdammt schnell wieder heraus — ein paar Mal ist sie mir von selber losgegangen.“
„Aber der Schrothlauf taugt nichts,“ sagte Klaußen — „ich möchte das alte Ding nicht geschenkt haben.“ — Meier und Klaußen waren zusammen von Adelaide gekommen.
„Der Schrothlauf taugt nichts?“ rief Försterling — „Du hast noch keine Flinte gesehen, Klaußen, die so schön den Hagel auseinander wirft wie die — wenn ich in einen Baum hinein schieße und eine gute Portion Hagel drin habe, da ist auch kein Blatt drinnen von oben bis unten, das nicht was abkriegt.“
Der eine Amerikaner und Haye hatten sich indessen zum Feuer gesetzt und spielten eine Partie sechsundsechzig. Der Pole und der Deutsche von Texas waren auch mit zum Feuer gekommen, und lagerten Meier gerade gegenüber.
Der Pole, dessen Name, glaub’ ich, Keiner von allen wußte, hieß immer nur der Pole (er sprach übrigens ganz gut deutsch und war aus einer der deutsch-polnischen Provinzen, und zwar aus den untersten Klassen). Er hieß aber auch „der arme Mann“ weil er fortwährend lamentirte und behauptete, was einmal ein „armer Mann“ wäre, sollte es auch auf der Welt zu Nichts bringen.
„Nun Pole,“ rief ihm Hammerschmidt mit seiner feinen Stimme hinüber — „Ihr wart ja heute nicht in Charles Store — ist’s die letzte Woche wieder schlecht gegangen?“
„Ach, wie immer,“ brummte der Pole mit einem finsteren theilweise resignirten Gesicht — „unser Einer gewöhnt sich schon daran. — Sechs und acht Fuß tiefe Löcher und nachher zwei oder drei Thaler drinnen — aber wer kann’s helfen — der liebe Gott wills nicht haben — Gott dam it.“
„-Haben denn die Amerikaner die Woche was gefunden?“ frug ein Anderer.
„Ich weiß nicht — sie sind die Creek hinunter gegangen — da liegt aber Nichts wie feines Gold. Ich glaube nicht daß es lohnt!“
„Das laß gut sein,“ meinte der Landrath — „das ist jetzt die dritte Compagnie die hinunter geht und die anderen beiden haben tüchtig ausgehalten; wenn die nicht Tagelohn machten, blieben sie nicht unten.“
„Oben ist das Gold jedenfalls gröber,“ meinte Meier. —
„So haben wir’s allerdings bis jetzt gefunden, damit ist aber nicht gesagt, daß sich nicht auch grobes Gold nach unten verloren haben sollte — der Pole hat z. B. jetzt jedenfalls einen guten Platz, denn er lamentirt in einem fort, und das ist immer ein sicheres Zeichen.“
„Gott verdamm mich wenn ich das Bischen Fressen dabei mache!“ rief der Pole, der hochaufgehorcht hatte, indem er mit der einen Hand in die andere schlug.
„Die zwei Engländer die gerade unter dem umgefallenen Baume