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       Friedrich Gerstäcker

      Californische Skizzen

      Veröffentlicht im Good Press Verlag, 2021

       [email protected]

      EAN 4064066112240

       Eine Nacht am Mosquitogulch.

       Die Mission Dolores bei San Francisco.

       Ein Stiergefecht auf der Mission Dolores.

       Gerichtsscene.

       Die Entdeckung des Jackaßgulch (Eselschlucht) .

       Die französische Revolution.

       Eine Nacht in einer Californischen Spielhölle.

       Vier Tage auf der Bai von San Francisco.

       Der Mexikaner in den californischen Minen.

       Der Ostindier.

       Die Verfolgung.

       Das Verhör.

       Der Halteplatz der flüchtigen Indianer.

       Das Urtheil.

       Der vierte Juli.

       Des Indiers Flucht.

       Inhaltsverzeichnis

      „Sorgen? — pah, wer kennt hier Sorgen,

      Goldgräber ho!“ —

       Goldgräber-Lied.

      Weit im fernsten Osten der Californischen Goldminen, d. h. soweit, als damals die kühnen Miner nach Osten vorgedrungen waren und Gold gefunden hatten, und gerade dort, wo sich die Wasser der südlichen Flüsse Macalome und Calaveres scheiden, läuft mitten durch die mit dem herrlichsten Baumwuchs bedeckten höchst romantischen Berge, dicht im schattigen Grün versteckt, ein kleiner Bergbach, der sich nur eine kurze Strecke weiter unterhalb, aber fast immer steil und schäumend, in den tief unten dahinbrausenden Süd-Arm des Macalome ergießt, oder eigentlich hineinstürzt.

      Diesen kleinen Creek oder Gulch, (wie sich der Californische Name nach und nach durch allgemeinen Gebrauch gebildet, da Gulch eigentlich nur die Schlucht bedeutet durch welche der Bach läuft) hatten die ersten Entdecker desselben, Deutsche, den Mosquitogulch genannt. In dem wildverwachsenen Dickicht, der den unteren Theil des Gulch’s füllte und meist aus einer Art wilder Kirschen und Haselbüsche bestand, hielten sich auch in der Sommerzeit eine ganz ansehnliche Masse dieser lieben Thierchen auf, und spornten die Arbeiter zu neuer Thätigkeit, wenn sie einmal kurze Zeit in dem kühlen Schatten der dort wirklich riesenhaften Cedern und Fichten ausruhen und Spitzhacke und Schaufel, wie sie es nannten, wollten „kalt werden lassen“. Es sind vortreffliche Aufseher die Mosquitos.

      Gar arg waren sie übrigens, beiläufig gesagt, bei alle dem nicht. Die Leute die den klaren freundlichen Bach so nannten und ihm dadurch gewissermaßen einen schlechten Namen gaben, hatten nur noch keine Plage gesehen wo wirklich Mosquitos sind — sie waren noch nicht am Mississippi gewesen.

      Etwa halbwegs also an dem Waldstrom, soweit vielleicht von seiner Quelle als seiner Mündung entfernt, und an dem Hang des Hügels der an drei Seiten von tiefen Schluchten begrenzt wurde (im Norden von dem Mac Gualome selber, über den hin diese Abdachung eine wundervolle Fernsicht nach seinen nördlichen fichtenbewaldeten Ufern gestattete, während tief von unten herauf sein hohles Brausen, wie er über Felsblöcke und Baumstämme wegsprang, in das Ohr des Lauschenden tönte, — im Osten von einer kleinen nicht so tiefen trockenen Schlucht, und im Westen von dem tief und scharf eingeschnittenen Mosquitogulch, nach dem ein schmaler Pfad etwa zweihundert Schritt lang steil hinab führte) — stand ein kleines Zeltlager oder Camp, wie es in der Minensprache genannt wurde. Die vier kleinen Zelte, drei weiße und ein blaues, waren dicht und heimlich unter wahrhaft großartige Fichten und niedere Eichenbäume hineingeschmiegt, und zur Nachtzeit loderten mächtige Feuer in ihrer Mitte.

      Diese vier Zelte wurden von eben so vielen „Compagnien“ (wie die zwei, drei, vier oder mehr, die zusammen arbeiten, genannt werden) bewohnt. Es waren dieß, mit Ausnahme eines einzigen Amerikaners, lauter Deutsche, die meisten sogar mit den Bremer Schiffen Talisman und Reform von Deutschland, einzelne aber auch aus Australien und anderen Theilen der Erde hierhergekommen. Nach echt Californischer Wanderart hatten sie sich hier, meist zufällig, auf dem einsamen aber reizend gelegenen Hügelrücken zusammengefunden.

      Etwa hundert Schritt davon stand noch ein anderes Zelt, in welchem eine Compagnie englischer und irischer Miner hauste, und noch weiter hin lagerten ein Pole und ein Deutscher, beide von Texas hier herüber gekommen, unter freiem Himmel. Die Regenzeit war noch nicht eingetreten und die Nächte blieben fast immer sternenhell.

      Hast du, lieber Leser, Lust, und nichts Besseres zu thun, so wollen wir einmal den heutigen Abend — es ist ein Sonntag — dort zubringen. Wir finden ein lustiges Völkchen, gute Gesellschaft und jedenfalls einen freundlichen Willkommen.

      Es ist etwa vier Uhr Nachmittags und das Lager außergewöhnlich still; was mag aus all den Menschen geworden sein, die es sonst so lebendig machen?

      Ja, Freund, wir leben hier fünf englische Meilen von dem nächsten Store oder Provisionsladen entfernt, und da geht von jeder Compagnie wenigstens Einer (gewöhnlich aber auch Mehrere) Sonntags zu Esel, Maulthier oder Pferd — denn diese drei verschiedenen Beförderungsmittel existiren hier sämmtlich — nach „Charles Store“. Dies ist ein in der ganzen Gegend wohlbekannter Platz, wo sich die Miner die nöthigen Provisionen an Mehl, Kartoffeln, Fleisch, d. h. w. für die nächste Woche, und manchmal auch einen kapitalen Rausch für den besonderen Abend holten. Vor Dunkelwerden kommen dann diese meist sehr lustigen Leute selten wieder zurück, ja oft wird es zehn und elf Uhr, und wenn die Esel dann nicht klüger wären als — doch das ist vorgegriffen.

      Eigentlich bewegte sich bis jetzt nur eine einzige Gestalt um die Zelte herum — ein Mann in einem rein gewaschenen aber schon alten und oft ausgebesserten roth wollenen Hemd und grauleinenen Beinkleidern, mit dunkelbraunem, lockigem Haar, kleinen aber lebendigen Augen, und breiten, Arbeit gewohnten Händen, man könnte sagen Fäusten. — Er arbeitete mit einem Andern, Namens Panning zusammen. Panning war in Deutschland Kutscher bei einem Grafen „so und so“ gewesen und nach Californien gekommen sein Glück zu machen. Albert hatte einen Ochsenkarren über die Sierra Nevada für Onkel Sam getrieben

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