Скачать книгу

Wo Eurer Hoheit? Allen wohnt's im Herzen! –

       He, bringt ein Licht! –

      König.

       Zu bitter wird dein Scherzen;

       Sind wir durch deine Klugheit so verraten?

      Biron.

       Nicht ihr durch mich, ich bin durch euch verraten;

       Ich, stets so brav; ich, der's wie Sünde scheut,

       Zu brechen den von mir gelobten Eid,

       Ich bin verraten, weil ich mich verband,

       Menschen, so menschlich, so voll Unbestand.

       Wann sah man mich ein Lied in Reime zwingen?

       Um Lenen stöhnen? Wann den Tag verbringen

       Mit putzen? Wann vernahmt ihr, daß ich sang

       Gedicht' auf Hand, auf Wang', auf Aug' und Gang,

       Figur, Natur, auf Stirn, auf Fuß und Zeh',

       Auf Lust und Brust?

      (Jacquenette und Schädel treten auf; als Biron sie kommen sieht, läuft er ihnen entgegen.)

      König.

       Wohin entläufst du? steh!

       Trabst du als Ehrlich oder Dieb so eilig?

      Biron.

       Der Lieb' entflieh'nd, nicht bei Verliebten weil' ich.

      Jacquenette.

       Gott grüß den König!

      König.

       Bringst du was für mich? –

      Schädel.

       Was von Verrat, Herr!

      König.

       Wie entspann er sich? –

      Schädel.

       Gesponnen ward er nicht.

      König.

       Nun, wenn auch nicht gestrickt,

       So seid Verrat und du nach Hause jetzt geschickt.

      Jacquenette.

       Seid doch so gut, Herr König, lest, was sich begeben hat,

       Dem Pfarrer schien's bedenklich; er sagt, es sei ein Verrat.

      König.

       Nimm, Biron, lies ihn vor. Wer hat ihn dir gegeben?

      Jacquenette.

       Das war der Schädel da.

      König.

       Wer hat ihn dir gegeben?

      Schädel.

       Tonn' Adramotte war's, Tonn' Adramodio.

      König.

       Wie nun, was ficht dich an? Warum den Brief zerstören?

      Biron.

       's ist kein Verrat, mein König: ein Tand, das kann ich beschwören.

      Longaville.

       Er bracht' ihn ganz in Zorn und deshalb woll'n wir ihn hören.

      Dumain.

       's ist Birons Hand, wahrhaftig, und hier sein Name dazu.

      Biron (zu Schädel). O Tölpel, verdammter Tropf! mußt du mich beschämen? du?

       Strafbar, mein König, strafbar; ich klage selbst mich an.

      König.

       Wie das?

      Biron.

       Euch fehlt ein vierter Narr, vollständig ist nun das Gespann.

       Den, diesen, und euch, mein Fürst, und mich traf gleiches Verderben;

       Wir alle sind Gauner der Lieb', und verdienen des Todes zu sterben.

       Entlaßt die edle Versammlung, und mehr noch meld' ich euch hier.

      Dumain.

       Was ungleich, ward jetzt eben.

      Biron.

       Ja wohl, wir sind nun vier.

       Entfliehen die Tauben nicht bald?

      König.

       Was zaudert ihr noch? geht fort! –

      Schädel.

       Wir beiden Gerechten gehn, die Verräter bleiben am Ort.

      (Schädel und Jacquenette ab.)

      Biron.

       Nun, Freunde, liebende, seid mir umarmt! –

       Wir sind so treu, als Fleisch und Blut nur reicht;

       See ebbt und flutet, Winterluft erwarmt,

       Jung Blut zerbricht die alte Satzung leicht.

       Nicht zu umgehn ist, was uns selbst geboren,

       Drum ward der Eid im Schwur schon falsch geschworen.

      König.

       Sprach Liebe jenes Blatt? Ich wette drauf!

      Biron.

       Du fragst? Wer schaut zu Rosalinen auf,

       Der gleich dem wilden Sohn des Inderstrands,

       Wenn sich der Ost erschließt zu Pracht und Lust,

       Nicht beugt das Haupt, anbetend seinen Glanz,

       Und küßt den Staub mit unterthän'ger Brust? –

       Welch überkühnes Adlerauge wendet

       Zur Sonne sich, von keiner Wolk' umhüllt,

       Und wird von ihrer Hoheit nicht geblendet? –

      König.

       Welch Eifern? Welche Wut hat dich erfüllt?

       Ein Mond, herrscht meine Dam' in sanftem Licht, Weil sie als Dienstgestirn kaum sichtbar funkelt.

      Biron.

       Dann ist mein Sehn kein Sehn, ich Biron nicht;

       Wär' nicht mein Liebchen, Tag wär' nachtumdunkelt.

       Die Quintessenz der Farbenschönheit strahlt

       Wie reinste Edelstein' auf ihren Wangen;

       Wie sich ein Bild aus tausend Reizen malt,

       Ein Meisterwerk selbst meisterndem Verlangen.

       Hätt' ich den Zauber höchster Redekunst, –

       Nein, sie bedarf dein nicht, erborgter Schimmer! –

       Verkäuflich Gut empfehl' des Käufers Gunst,

       Sie steht zu hoch dem Lob für jetzt und immer.

       Ein Mönch, verdorrt und hundert Winter alt,

       Wirft fünfzig ab, kann er ins Aug' ihr blicken;

       Schönheit verjüngt ihm kräftig die Gestalt,

       Tauscht mit der Kindheit Wiege seine Krücken:

       O, Licht und Leben strahlt sie gleich der Sonne.

      König.

       Ei, deine Dam' ist schwarz wie Ebenholz! –

      Biron.

       Ist Ebenholz ihr gleich? O, Holz der Wonne! –

       Ein Weib, daraus gezimmert, wär' mein Stolz.

       Wo ist ein Buch? fest soll mein Schwur bestehn,

       Daß Schönheit selbst die Schönheit nicht erreicht,

       Lernt sie von ihrem Auge nicht das Sehn,

       Und keine schön, die ihr an Schwärze weicht.

      König.

       Sophisterei! Schwarz ist Livrei der Hölle,

       Des Kerkers

Скачать книгу