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Der Schönheit Preis! Die Schöne thut den Schuß,

       Und drum mit Recht sprichst du vom schönsten Schuß.

      Förster.

       So, Gnäd'ge, hab' ich's nicht gemeint, verzeiht! –

      Prinzessin.

       Wie, hast du schon dein erstes Lob bereut?–

       O kurzer Ruhm! Nicht schön? O Herzeleid! –

      Förster.

       Ja, Fürstin, schön! –

      Prinzessin.

       O laß die Schminke ruhn;

       Wo Schönheit fehlt ist Schmeicheln eitles Thun.

       Hier, lieber Spiegel, für die Wahrheit nimm es;

       Zu schöner Lohn als Zahlung für so Schlimmes!

      Förster.

       In euch hat einzig Schönheit sich gebettet.

      Prinzessin.

       Seht, wie ein Goldstück meine Schönheit rettet!

       O Schönheitsketzerei, der Zeiten wert;

       Wenn sie nur schenkt, wird jede Hand verehrt.

       Doch jetzt zur Jagd; wenn Sanftmut töten muß,

       Schilt sie auf jeden gut gezielten Schuß;

       So bleibt mein Ruf als Schützin unversehrt,

       Denn, treff' ich nicht, hat Mitleid mir's gewehrt;

       Treff' ich, wohlan, so muß der Tadel schweigen,

       Ich that es nur, euch meine Kunst zu zeigen,

       Unleugbar ist's, und die Erfahrung lehrt,

       Wie Ruhmsucht zum Verbrechen sich entehrt;

       Um Lob und Preis, um nichtige Erscheinung

       Entsagen wir des Herzens bess'rer Meinung:

       Wie meine Hand um Lob zu töten denkt

       Das arme Wild, das mich noch nie gekränkt.

      Boyet.

       Hat's auch der Ehrgeiz ihnen eingegeben,

       Wenn böse Fraun nach Eigenherrschaft streben

       Als Herrn des Eheherrn? –

      Prinzessin.

       Ehrgeiz allein; und Ehr' und Preis gebührt

       Jedweder Frau, die ihren Herrn regiert.

      (Schädel tritt auf.)

      Prinzessin.

       Hier kommt ein Bürger unsrer Republik.

      Schädel.

       Schönen guten Abend! Um Vergebung, welches ist die Hauptdame? –

      Prinzessin.

       Die kannst du an den übrigen erkennen, mein Freund, die ohne Haupt sind.

      Schädel.

       Welches ist die größte Dame? Die höchste? –

      Prinzessin.

       Die dickste und die längste.

      Schädel.

       Die dickste und die längste! Nun ja, was wahr, bleibt wahr.

       Ließ' eure Taille schmal und leicht sich wie mein Witz umfassen,

       So möchte von den Fräulein hier euch jeder Gürtel passen.

       Seid ihr nicht die Hauptdame? Die dickste seid ihr gewiß!

      Prinzessin.

       Was wollt ihr, Freund? Was wollt ihr?

      Schädel.

       Dem Fräulein Rosaline schrieb diesen Brief Mylord Biron.

      Prinzessin.

       Geschwind den Brief, den Brief; den Schreiber kenn' ich schon.

       Wart', Freund! – Boyet, ich weiß, ihr habt im Tranchiren Geschick;

       Legt mir dies Hühnchen vor.

      Boyet.

       Ich gehorch' euch im Augenblick. –

       Der Brief ging fehl, von uns ward er keinem zugedacht,

       Er ist für Jacquenetta.

      Prinzessin.

       Doch weil er uns gebracht,

       Brich nur dem Wachs das Genick; nun lies, ihr alle gebt acht!

      Boyet (liest). »Beim Himmel, daß du schön, ist untrugschlüßlich; wahr, daß du reizend; Wahrhaftigkeit selbst, daß du lieblich. O du, schöner denn schön, reizender denn reizend, wahrhaftiger denn Wahrhaftigkeit selber, habe Erbarmung mit deinem heroischen Vasallen! Der durchlauchtigste und allergroßmächtigste König Cophetua warf ein Auge auf die schelmische und unzweifelhafte Bettlerin Zenelophon: und eben derselbige war es, der da mit Fug konnte ausrufen: veni, vidi, vici; welches, dafern wir's zersetzen in Volkssprache (o niedrige und dunkle Volkssprache!) so viel als videlicet: er kam, sah und überwand. Er kam, eins; sah, zwei; überwand, drei. Wer kam? Der König. Weshalb kam er? Zu sehen. Weshalb sah er? Zu überwinden. Zu wem kam er? Zu der Bettlerin. Wen sah er? Die Bettlerin. Wen überwand er? Die Bettlerin. Der Erfolg ist Sieg; auf wessen Seite? Des Königs. Die Gefangennehmung bereichert; auf wessen Seite? Der Bettlerin. Die Katastrophe ist eine Vermählungsfeier; auf wessen Seite? Des Königs? – Nein, auf beiden in einer, oder einer in beiden Seiten. Ich bin der König, denn so fordert es das Gleichnis; du die Bettlerin, denn so zeuget deine Niedrigkeit. Soll ich deine Liebe erheischen? Ich könnte es. Soll ich deine Liebe erzwingen? Ich dürfte es. Soll ich um deine Liebe werben? Ich will es. Was wirst du eintauschen für Litzen? Spitzen. Für Bürden? Würden. Für dich? – Mich! – Also, entgegenharrend deiner Replik, profanir' ich meine Lippen an deinen Fuß, meine Augen an dein Conterfei, und mein Herz an dein Allenthalb; dein in der innigsten Dahingebung der Dienstbeflissenheit

      Don Adriano de Armado.«

      Also brüllt des Nemäerlöwen Schlund

       Nach dir, du Lamm, das seiner Mordlust Ziel:

       Vor seinen stolzen Fuß sink' auf den Grund,

       Und von dem Raubzug neigt er sich zum Spiel.

       Doch sträubst du dich, was wird aus dir, o Seele?

       Fraß seiner Wut, Proviant für seine Höhle.

      Prinzessin.

       Wer ist der Wetterhahn, der Federbusch, der Quast?

       Hörtet ihr Bess'res je? Wer hat den Brief verfaßt?

      Boyet.

       Wenn ich mich recht besinne, kenn' ich den harten Stil.

      Prinzessin.

       Ja, nennt ihn so! Selbst Knittel wär' immer nicht zu viel.

      Boyet.

       Armado ist's, ein Spanier, ein abgeschmackter Held,

       Ein Phantast, ein Monarcho, dem König zugesellt,

       Und seinen Buchgenossen.

      Prinzessin.

       Mein Freund, hör' auf ein Wort!

       Wer gab dir jenen Brief?

      Schädel.

       Wie ich euch sagte, Mylord.

      Prinzessin.

       Wem solltest du ihn geben?

      Schädel.

       Von ihm an jenes Fräulein.

      Prinzessin.

       Von wem an welches Fräulein? –

      Schädel.

       Vom gnäd'gen Herrn Biron bin ich hieher gesandt,

       An eine Dam' aus Frankreich, Lady Rosaline genannt.

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