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er in späteren Jahren nur noch in selteneren Fällen erworben wird. –

       Die Reiterin.

       Inhaltsverzeichnis

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      Pardon, mes dames, wenn ich diese, Ihnen vielleicht etwas verblüffend erscheinende Frage voranstelle. Ich erwarte von Ihnen auch keine Antwort darauf, sondern werde – um als »männliche Partei« nicht boshaft zu erscheinen – die Antwort darauf einer bekannten französischen Schriftstellerin überlassen, die ihre Schwestern ziemlich genau zu kennen scheint, wenn sie das für einen Mann etwas heikle Thema in nachstehender Weise behandelt:

      »Ehedem war die Dame zu Pferde eine Ausnahme. Heutzutage reiten fast alle Damen der guten Gesellschaft, und, was noch mehr, sie reiten meist gut. Aber – sie reiten aus recht verschiedenen Gründen.

      Nur eine geringe Anzahl von Damen reitet zum Vergnügen. Diese, welche am seltensten sind, empfinden eine wahre Genugtuung, sich in einer schnellen Gangart davontragen zu lassen, oder in der so angenehmen Gleichförmigkeit einer gutgeregelten Gangart, vorwärts zu streben. Sie finden, daß man zu Pferde besser atmet, daß die Luft frischer erscheint, oder daß keine andere Körperübung mit der des Reitens verglichen werden kann. Sie reiten, um zu reiten, und nicht, um sich bewundern zu lassen, und sie lieben ebenso ein gutes Galopptempo in der Haide, fern von allen Augen, wie einen Morgenspazierritt in den Park.

      Die Dame, welche zum Vergnügen reitet, wechselt gern ihre Pferde. Sie kümmert sich wenig darum, ob das Pferd, auf welchem sie sitzt, sie »zur Geltung« bringt, – sie denkt nur daran, ihr Pferd zur Geltung zu bringen. Es ist ihr gleichgültig, wenn man sagt: »Ich bin heute Frau F. auf einem Pferde begegnet, das ihr vorzüglich steht; sie war noch hübscher als gewöhnlich«. Aber sie ist vor Freude außer sich, wenn sie im Vorbeireiten die Bemerkung hört: »Ich weiß nicht, wie es Frau F. macht, aber dieser Schinder sieht nach etwas aus, wenn sie darauf sitzt.«

      Sie liebt es, allein zu reiten, oder doch wenigstens mit Leuten, mit denen sie keine Umstände machen zu müssen glaubt. Sie plaudert gern, wenn sie ein schlechtes oder auch nur ein langweiliges Pferd hat. Hat sie aber ein gutes, so amüsiert sie sich mit ihm, und dieses Amüsement allein genügt ihr.

      Sie liebt es zu springen, aber nur über natürliche Hindernisse. Das künstliche Hindernis mag sie nicht. Ebenso hart, wie sie gegen das Pferd ist, das auf der Jagd »refüsiert«, so viel Güte wie Nachsicht findet sie in ihrem Herzen gegen dasjenige, welches vor einem künstlichen Hindernis scheut. Sie verabscheut die belästigenden Begleiter, welche sie gegen das Gebüsch oder den Bürgersteig drängen. Sie verabscheut die Begleiter, welche sich nicht mit ihr in einer Linie halten, und wenn sie etwas nervös machen kann, so sind es Leute, die ihr Pferd nicht vollständig in der Gewalt haben.

      Besondere Kennzeichen: Die Dame, welche zum Vergnügen reitet, ist fast immer von einer blühenden Gesundheit. – Andere Damen reiten, weil sie es für schick halten. Diese beschäftigen sich einzig und allein mit dem Exterieur ihres Pferdes, der Form ihres Hutes, dem Sitz ihres Reitkleides und der Stunde, wo die Promenade mit Modekavalieren bevölkert ist. Sie fühlen sich auf dem Pferde sehr unglücklich und möchten die ganze Zeit über, welche sie auf demselben zubringen, fast weinen, – aber sie gehorchen dem Zwange der Mode und müssen sich alle Tage zur Promenadenzeit zeigen. Sie reiten zwar schlecht, aber sie sind davon überzeugt, daß sie, wenn man ihnen schmeichelt, niedlich, elegant und selbst graziös sind. Nur aus Eitelkeit, nur um sich bewundern zu lassen, und ohne irgend ein Gefühl für die Freuden der Reitkunst, liegen sie im Sattel. In ihrem Innern aber empfinden sie unwiderstehliche Furcht, wenn sie sich dieser Körperübung hingeben, die sie zu spät begonnen haben, um darin noch etwas leisten zu können.

      Es gibt auch Damen, welche aus Reklame reiten. Diese sind nach der Schönheit ihres Pferdes und der Eleganz ihrer Kleidung zu bewerten. Das Amt oder Bankgeschäft ihres Gatten oder Vaters verraten sie oft in einem anscheinend unbedeutenden Detail. Sie reiten im allgemeinen recht mäßig und ohne Vergnügen. Sie würden lieber die Läden ablaufen, wo sie in der verhältnismäßig frühen Morgenstunde, die sie dem Sport widmen, viele Chancen haben, nicht gestört zu werden. Nur Talermillionären gestatten sie, sie zu begleiten. Man darf ihnen keinesfalls mit Leuten begegnen, welche weder ein großes Vermögen oder einen hervorragenden Titel besitzen, denn sonst wäre ja der Zweck, um dessentwillen sie in den Sattel steigen, verfehlt. Ihr Reitkleid, der Reithut, das Zaumzeug und der Reitstock sind von einer äußerst gesuchten und hypermodernen Vollendung.

      Die Damen, welche ihrer Gesundheit wegen reiten, sind sehr zahlreich. Sie reiten, um mager zu werden, um stark zu werden, um ihre Gesichtsfarbe aufzufrischen, um Appetit zu bekommen, um Schlaflosigkeit zu bekämpfen usw. Indem sie sich nur ihrer Kur widmen, gehen sie dreiviertel ihrer Zeit so gründlich zu Werke, daß sie erbarmungslos alle friedfertigen Reiter durcheinander bringen. Für sie existiert das Pferd nur als Heilmittel, und an dem Tage, an dem sie mager oder stark geworden sind, an dem sie mit Appetit gegessen oder die Nacht ruhig geschlafen haben, werden sie mit Freuden aufhören, sich einer Körperübung hinzugeben, die in ihren Augen nur ein Frondienst war. Aber so lange sie reiten, werten sie ihre Zeit gewissenhaft ab.

      Dann gibt es noch eine Kategorie von Damen, nämlich solche, welche aus Nachahmungstrieb reiten. Diese reiten oft gut, weil sich bei ihnen mit der fixen Idee, einer intimen Freundin oder einer Klostergefährtin nachzuahmen, sehr schnell die noch fixere, sie zu übertreffen, vereinigt.

      Sieht eine dieser Damen bei ihrer Freundin ein Reitkleid aus London, dann muß sie sich ebenfalls ein solches von dort kommen lassen. Besitzt ihre Freundin Alice einen Hengst mit Elefantenfüßen und einem Nilpferdkopf, dann wird sie nicht eher ruhen, als bis ihr der liebe Gatte ein Tier gekauft bat, das eher einem Rhinozeros als einem Pferde gleicht. Eine der Damen, denen sie öfter auf der Promenade begegnet, reitet auf einem kleinen Sattel, den man beinahe gar nicht sieht. Die Dame mit dem Nachahmungstrieb wird nicht schlafen können, bevor sie nicht ganz ohne Sattel reitet und so ihre Nebenbuhlerin übertrumpft.

      Überaus viel zu schaffen macht dieser Kategorie die Abwechslung in den Reitkleidern. Alle Tage sucht man eine neue Mode aufzubringen oder ein System einzuweihen, welches der von der Nachbarin aufgebrachten Mode oder dem von dieser eingeweihten Systeme den Todesstoß versetzt.«

      So, mes dames, ehe Sie nun das Pferd besteigen, um dem edlen Reitsport zu huldigen, wählen Sie, in welche der gezeichneten Klassen Sie sich einreihen wollen, – aber machen Sie aus Ihrem Herzen keine Mördergrube!

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      Bevor eine Dame sich dem Rücken des Pferdes anvertraut, sollte sie sich darüber klar sein, in welcher Art und Weise sie reiten will, allerdings eine Vorbedingung, welche seit mehreren Jahrhunderten kaum zur Frage geworden ist. Aber die Emanzipierungsbestrebungen der Damen in neuerer Zeit auf allen Gebieten hat auch auf diesem eine Propaganda gezeitigt, welche nicht unbeachtet vorübergehen konnte, und ich halte es demnach für notwendig und meine Pflicht, diese Frage etwas eingehender zu erörtern.

      In erster Linie erscheint es verwunderlich, daß für die – wir können mit vollem Recht sagen »antiquierte« – Reitart (im Reitsitz) eine Propaganda gemacht wird. Wir sollten meinen, es müsse dem eigenen Willen und – wie wir auch später sehen werden – der individuellen Körpergestaltung der Dame überlassen bleiben, ob sie von dem nun doch längst gebräuchlich gewordenen Seitsitz (Quersitz) abgehen und sich dem Reitsitz (à la cavalier) zuwenden will. Niemand wird sie daran hindern, wenn ihr gerade diese Art zu reiten Vergnügen macht. Ob es aber praktisch ist, das ist eben die Frage, und wenn sie es für sich als praktisch

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