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Harald Harst Krimis: Über 70 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Buch. Walther Kabel
Читать онлайн.Название Harald Harst Krimis: Über 70 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Buch
Год выпуска 0
isbn 9788075831200
Автор произведения Walther Kabel
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„Aber weshalb denn?!“ meinte Lord Percy etwas verletzt. „Ich denke, Sie haben keinen Grund –“
Vor Harsts ernstem Blick verstummte er.
„Wir haben Grund, die Atlanta zu verlassen,“ erklärte Harald noch immer etwas geistesabwesend. „Hier steht mit Bleistift geschrieben:
„Sie werden um 1/48 umkehren!“
Es ist dies die Mitteilung Lady Broogs an mich. Und Britton sprach von einer Unpäßlichkeit Albemarles. Und – dort hinten kommt Albemarles Jacht in voller Fahrt auf uns zu. Es ist etwas passiert in Madras, Mylord. Und daß etwas passieren würde, wußte Lady Broog. Sie wußte auch, daß dieses Etwas mich bestimmen würde, um 1/48 umzukehren –“
Er hatte seine Uhr gezogen.
„Bitte – es ist fünf Minuten nach sieben Uhr. In zehn Minuten hat uns der Meteor einholt. Lady Broog scheint mit diesem Silhouetten-Schuh doch nicht lediglich eine Effekthascherei beabsichtigt zu haben. Sie zwingt mich, nach Madras umzukehren, wo sie sich in allerlei Verkleidungen aufhält. Gestern erkannte ich sie, wie ich schon erwähnte, zwei Mal: als junger Hindu und als ältere, grauhaarige Europäerin. Vielleicht wird ein drittes Wiedersehen mit ihr für beide Teile nicht ganz harmlos verlaufen.“
Lady Blackmoore wandte sich ihrem Gatten zu.
„Percy, wir setzen unsere Reise fort,“ meinte sie. „Ich möchte dieser Frau nicht nochmals begegnen. In meinen Augen ist sie nicht lediglich die exzentrische Lady Broog. Ich traue ihr alles Schlechte zu.“
Der Lord nickte. „Ganz einverstanden. Zunächst aber müssen wir abwarten, ob Master Harsts Voraussage eintrifft. Ich kann an diesen Zusammenhang nicht recht glauben. Wenn etwas in Madras passiert ist – etwas, also doch wohl ein Verbrechen! – und wenn Lady Broog dieses vorherwußte, dann – dann kann sie selbst an diesem Verbrechen beteiligt sein, mehr noch, – sie muß dabei die Hand mit im Spiel gehabt haben. Wäre dem so, dann müßte man sie anderseits für geistig nicht ganz normal halten, da sie ja ihren gefährlichsten Verfolger, eben Master Harst, durch die Silhouette und deren Aufschrift auf sich aufmerksam gemacht hat. – Nein, lieber Harst, diese Ihre Annahme kann nicht stimmen.“
Harald saß im Liegestuhl und starrte in die Ferne. Es schien, als hätte er Lord Percys Worte gar nicht gehört.
Wir schwiegen und schauten nach dem Meteor aus. Die weiße Jacht kam näher und näher.
Gleich darauf näherte sich der Atlanta in dem Motorkutter des Meteor ein kleiner, hagerer Herr, der uns schon von weitem eifrig zuwinkte.
Der Herr war der Privatdetektiv Britton aus Madras.
2. Kapitel
Der Schlangenbiß
Britton stand vor uns und sagte überhastet:
„Lord Albemarle ist tot. Der Arzt hat festgestellt, daß er vergiftet worden ist. Ich wollte Sie, Master Harst, bitten, umzukehren. Polizeiinspektor Davis riet mir, den Meteor zu benutzen.“
„Unglaublich!“ murmelte Blackmoore. „So haben Sie doch recht gehabt!“ Und er nickte Harst ganz verstört zu. –
Unsere Koffer wurden in den Motorkutter geschafft. Wir verabschiedeten uns von dem Ehepaare Blackmoore und waren fünf Minuten später an Bord des Meteor, der sofort wendete und der Küste wieder zujagte. –
Wir saßen im Salon der Jacht des toten Lords. Britton erstattete kurz Bericht.
„Als ich heute kurz vor sechs Uhr die Atlanta verlassen hatte, begab ich mich zu Lord Albemarle. Der Leibdiener Albemarles sagte, daß Mylord noch schliefen. Ich schaute dann von der Veranda aus in das Arbeitszimmer hinein und sah Albemarle in demselben hochlehnigen Sessel sitzen, in dem er gestern abend Platz genommen hatte. Der Leibdiener war erstaunt. Er hatte seinen Herrn im Schlafzimmer vermutet. – Meine dumpfe Ahnung bewahrheitete sich: der Lord war tot! – Während der Diener den Arzt Doktor Madferking benachrichtigte, schaute ich mir die Leiche genauer an. Das Gesicht war mit schwärzlichen Flecken besät; die Wangenmuskeln waren wie im Krampf gespannt. Dann entdeckte ich zwischen den Füßen des Toten einen nicht alltäglichen Gegenstand. Sie werden kaum raten, was es war, Master Harst, obwohl Sie nach den Vorgängen der letzten Stunden gerade auf –“
Harald hatte eine Bewegung mit der Hand gemacht.
„Der Gegenstand war ein goldener, mit Brillanten besetzter Spangenschuh,“ sagte er schnell.
„Tatsächlich – Sie haben’s erraten! Also wieder ein Spangenschuh, Master Harst! Sie erzählten mir ja von der Silhouette und von den Bleistiftworten –“
„Weiter!“ meinte Harald.
„Nun – es ist nicht mehr viel zu berichten. Doktor Madferking stellte fest, daß Albemarle durch Gift gestorben ist und zwar ein Gift ähnlich dem der Giftschlangen. Er fand auch am linken Oberarm eine Stelle, die geschwollen und schwarz verfärbt war. Mit dem Vergrößerungsglase ließen sich auch die beiden Stiche erkennen, die offenbar von Schlangenzähnen herrührten. Sie liegen mitten in dem schwarz verfärbten Fleck. – Inzwischen hatte ich die Polizei herbeigerufen. Es kamen Davis und Detektivinspektor Marlan, denen ich sofort mitteilte, daß der Spangenschuh, den ich gefunden, Lady Broog gehöre und daß hier ein Verbrechen vorliegen müsse. – So, das wäre alles.“
Harald schaute vor sich hin. „Wie denkt sich Marlan die Ausführung dieses Mordes, Britton?“ fragte er zerstreut.
„Albemarle wird in dem Sessel nach dem überreichlichen Kognakgenuß eingeschlafen sein. Das eine Fenster des Arbeitszimmers war nur angelehnt. Der Mörder oder – die Mörderin stieg ins Zimmer. Sie hatte eine Kobra mit und ließ diese den Schlafenden beißen. Dann entwich der Täter wieder.“
„Und – der Spangenschuh?“
„Mag ihr vom Fuß geglitten sein –“
„Blödsinn, lieber Britton. Sie denken an Lady Broog als Mörderin. Wo wird die Frau für dieses nächtliche Unternehmen sich diese auffallenden Schuhe angezogen haben?!“
„Gestatten Sie, Master Harst: es handelt sich um Anna Broog! Die bekommt alles fertig.“
Jetzt mischte ich mich ein.
„Was hattest Du mit Master Britton zu flüstern, als Du ihm bei seinem heutigen Morgenbesuch auf der Atlanta entgegengingst?!“ fragte ich Harst.
„Britton berichtete mir, daß er Anna Broog in Madras aufgespürt hätte, mein Alter.“
„Ja,“ meinte der Detektiv, „ich kam ja nur deshalb auf die Atlanta, um Master Harst dies mitzuteilen. Ihr Freund hatte aber kein besonderes Interesse für diese Nachricht, Master Schraut.“
„Gehen wir an Deck,“ sagte Harald da und erhob sich. „Über den Fall Albemarle sprechen wir an Ort und Stelle weiter.“ –
Lord Robert Albemarle wohnte etwas außerhalb der Stadt auf dem sogenannten Knoxword-Hügel, einer langgestreckten, felsigen Anhöhe, deren flache Kuppe unter großen Kosten in einen Park umgewandelt war.
Als wir drei vor dem Bungalow anlangten kam uns der lange Inspektor Marlan entgegen und führte uns in das Arbeitszimmer des Toten.
Der Sessel, in dem die Leiche noch genau so belassen war, wie man sie aufgefunden hatte, stand rechts von dem Diplomatenschreibtisch an der Wand neben einem chinesischen Rauchtisch mit kupferner Platte.
Harst besichtigte die schwarze Bißstelle am linken Oberarm. Dann erklärte er, man möchte uns beide hier eine Weile allein lassen.
Detektivinspektor Marlan und Britton verließen auch sofort das Zimmer.
Harald stand neben dem Toten, dessen linker