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Gesammelte Romane: 15 Romane in einem Band. Оноре де Бальзак
Читать онлайн.Название Gesammelte Romane: 15 Romane in einem Band
Год выпуска 0
isbn 9788026813170
Автор произведения Оноре де Бальзак
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
»Vollkommen!« antwortete der Präsident.
»Denn sehen Sie, Monsieur de Bon . . Bon . . Bon . . Bonfons, erst be . . bedenken und d . . dann handeln! Wer nicht k . . k . . kann, kann eben n . . n . . nicht. Bei all . . llen schwierigen Ge . . Ge . . Geschäften muß m . . man, sofern m . . m . . man sich nicht ruinier . . ren will, d . . d . . d . . die Einnahmen und Ausg . . gaben kennen. Wie? Hab ich recht?«
»Vollkommen«, sagte der Präsident. »Ich bin der Ansicht, daß man späterhin die Schuldforderungen für eine gewisse Summe wird aufkaufen können und nach Übereinkunft bis auf den Centime bezahlen. Ja, ja! Mit einem Stück Speck kann man einen Hund weit locken. Wenn der Konkurs nicht erklärt worden ist und Sie die Schuldpapiere in Händen halten, so sind Sie weiß geworden wie jungfräulicher Schnee.«
»Wie Sch . . Sch . . Schnee?« wiederholte Grandet, die Hand am Ohr. »I . . i . . ich verstehe nicht, w . . w . . was Sie m . . meinen mit d . . d . . dem Schnee.«
»So hören Sie mir doch zu«, schrie der Präsident.
»Ich h . . h . . höre z . . zu.«
»Ein Wechsel ist eine Ware, die wie alle andern steigen und fallen kann. Das ist eine Folgerung des Grundgesetzes über den Wucher von Jeremias Bentham. Dieser Publizist hat bewiesen, daß die Vorurteile gegenüber den Wucherern albern und unangebracht sind.«
»Sooo . . .«, machte der Biedermann.
»Wenn man mit Bentham annimmt, daß Geld eine Ware ist und daß das, was also Geld darstellt, ebenfalls zur Ware wird«, fuhr der Präsident fort; »und wenn man ferner annimmt, daß das Wechselpapier gleich der Ware den Kursschwankungen unterworfen ist, je nach der Unterschrift, die es trägt, und daß, wie bei der Handelsware, daran Überfluß oder Mangel sein kann, so daß es also im Wert steigt oder fällt, so ordnet das Gericht an . . . Doch wie dumm ich bin! ich bin der Ansicht, daß Sie die Zahlungsverpflichtungen Ihres Bruders für fünfundzwanzig Prozent zurückkaufen können.«
»W . . w . . wie heißt der M . . Mann? Jeremias Ben . . Ben . . Ben . .?«
»Bentham, ein Engländer.«
»Dieser Jeremias hilft uns im Geschäft über manche Jeremiade hinweg«, sagte der Notar lachend.
»Die . . diese Engländer s . . sind m . . manchmal g . . ganz schlau«, sagte Grandet. »Also n . . n . . nach Bentham, w . . w . . w . . wenn die Sch . . Sch . . Schulden meines Brr . . ruders wert s . . s . . sind . . . nicht wert sind. W . . wenn ich g . . gutsage, nicht wahr? D . . d . . das scheint mir kl . . klar zu sein . . . D . . die Gl . . Gläubiger werden, nein, w . . w . . werden nicht . . . ich v . . v . . verstehe schon.«
»Lassen Sie mich Ihnen alles erklären«, sagte der Präsident. »Rechtlich liegt die Sache so: Wenn Sie sämtliche Schuldtitel des Hauses Grandet in Händen haben, so schuldet Ihr Bruder oder sein Erbe niemandem mehr etwas. Verstanden?«
»Wohlverstanden«, entgegnete der Biedermann.
»Folglich also, wenn die Wechsel Ihres Bruders sich auf die Börse begeben – beachten Sie wohl den Fachausdruck ›sich begeben‹ –, mit Verlust natürlich, und wenn ein Freund von Ihnen sie zurückkauft, ohne daß die Gläubiger genötigt worden sind, sie herzugeben, so ist die Hinterlassenschaft des verstorbenen Grandet in Paris in durchaus anständiger Weise geordnet.«
»D . . d . . das ist wahr, G . . Geschäft ist Geschäft, d . . d . . das steht fest«, sagte der Böttchermeister. »Aber tr . . tr . . trotzdem . . . . Sie begreifen . . ., es i . . ist eine sch . . sch . . schwierige Geschichte. Ich h . . h . . habe kein Geld . . ., auch k . . k . . k . . keine Z . . Zeit, keine Zeit . . . .«
»Ja, Sie können schlecht abkommen. Gut also. Ich biete Ihnen an, für Sie nach Paris zu gehen – die Reiseauslagen ersetzen Sie mir gelegentlich, das ist eine Kleinigkeit. Ich besuche dort die Gläubiger, ich rede mit ihnen, ich lasse prolongieren, und alles regelt sich mit dem Zugeständnis eines kleinen Zuschlags, den Sie den liquidierten Posten hinzufügen, damit Sie in den Besitz der Schuldtitel gelangen.«
»J . . jaaa; aber w . . wir wollen sehen; ich w . . w . . will mich nicht ver . . verpflichten, ohne d . . d . . daß . . . . Wer n . . nicht k . . k . . kann, kann nicht. S . . Sie verstehen?«
»Ja, das ist ja klar.«
»M . . mir ist der Kopf g . . g . . ganz verwirrt von alledem, w . . w . . was Sie mir d . . d . . da gesagt haben. Das ist z . . zum erstenmal in m . . m . . meinem Leben, daß ich m . . m . . mir eine S . . Sache überlege . . . .«
»Ja, Sie sind kein Jurist.«
»Ich b . . b . . bin ein armer W . . W . . Weinbauer und verstehe n . . n . . nichts von den Dingen, die Sie m . . m . . mir da erzählt haben; ich muß mich da erst m . . m . . mal genau i . . i . . inform . . mieren.«
»Also kurz . . .«, begann der Präsident und setzte sich in Positur, um seinen Vortrag nochmals zusammenzufassen.
»Lieber Neffe! . . .« sagte der Notar in vorwurfsvollem Ton, »warte doch, bis Monsieur Grandet dir seine Absichten kundtut. Es handelt sich hier um einen bedeutungsvollen Auftrag. Unser lieber Freund muß ihn definitiv . . . .«
Ein Schlag mit dem Türklopfer gegen das Haustor verhinderte Cruchot, seinen Satz zu beenden. Die des Grassins traten ein. Der Notar war froh, gestört worden zu sein, denn schon hatte Grandet ihn schief angesehen, und sein Nasengewächs hatte Sturm verkündet. Aber zunächst hatte der stolze Notar es nicht für schicklich befunden, daß ein Gerichtspräsident nach Paris reisen solle, um dort bei Gläubigern Bettelbesuche zu machen und sich zu Machinationen herzugeben, die nicht ganz redlich waren. Ferner hatte er noch nicht bemerkt, daß Vater Grandet irgendwie geäußert hätte, überhaupt etwas bezahlen zu wollen; er zitterte also instinktmäßig davor, seinen Neffen in diese Angelegenheit verwickelt zu sehen. Er benutzte daher den Eintritt der des Grassins, um den Präsidenten beim Arm zu nehmen und in die Fensternische zu ziehen.
»Du hast dich genügend bereitwillig gezeigt, mein Neffe; nun aber genug mit der Ergebenheit. Dein Verlangen, die Tochter zu erjagen, macht dich blind. Zum Teufel! Blinder Eifer schadet nur. Überlaß jetzt mir das Steuer und unterstütze nur ein wenig die Manöver. Du darfst doch nicht deine Beamtenwürde verletzen, indem du dich in eine solche Sache . . .«
Er beendete die Rede nicht; er hörte, wie Monsieur des Grassins, während er dem alten Böttchermeister die Hand reichte, sagte: »Grandet, wir haben von dem entsetzlichen Unglück erfahren, das sich in Ihrer Familie zugetragen hat, von dem Zusammenbruch des Hauses Guillaume Grandet und dem Tod Ihres Bruders. Wir kommen, um Sie unserer innigen Anteilnahme an dieser traurigen Begebenheit zu versichern.«
»Es gibt kaum ein größeres Unglück«, fiel der Notar dem Bankier ins Wort, »als der jähe Tod des Monsieur Grandet. Wäre er nur auf den Gedanken gekommen, seinen Bruder um Hilfe anzugehen – er hätte sich nicht das Leben zu nehmen brauchen. Unser alter Freund, der ehrenhaft bis in die Fingerspitzen ist, beabsichtigt, die Schulden der Firma Grandet in Paris zu tilgen. Um ihm die Mühsal dieser rein juristischen Angelegenheit abzunehmen, hat sich mein Neffe, der Präsident, erboten, umgehend nach Paris zu reisen, um sich mit den Gläubigern zu vergleichen und sie angemessen zu befriedigen.«
Diese Worte, die der Weinhändler durch eine entsprechende Haltung unterstützte, während er sich wohlgefällig das Kinn rieb, überraschte die drei des Grassins aufs äußerste; hatten sie doch noch auf dem Herweg über den Geiz Grandets gezetert und ihn fast des Brudermords bezichtigt.
»Ah, ich wußte es wohl!« rief der Bankier mit einem Blick auf seine Frau. »Was habe ich dir unterwegs gesagt, Madame des Grassins? Grandet ist ein Ehrenmann bis in die Haarwurzeln und wird nicht dulden, daß sein Name auch nur den kleinsten Flecken trägt! Reichtum ohne Ehrenhaftigkeit ist ein schlimmes Übel. Es gibt noch ein Ehrgefühl – wir in der Provinz haben es! – Das ist schön, sehr schön, Grandet. Ich