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      Wenn die Träume

      laufen lernen

      Band 1 – Ibiza

      Gabriele Ketterl

       © 2019 Amrûn Verlag

       Jürgen Eglseer, Traunstein

       Covergestaltung: Traumstoff Buchdesign | Traumstoff.at

      Lektorat: Stefanie Lasthaus

      Alle Rechte vorbehalten

      ISBN TB – 978-3-95869-404-0

      Besuchen Sie unsere Webseite:

       amrun-verlag.de

      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

       Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar.

      v3 20

      Dedicado con amor a

      mis amigos de 1985 á 1989 en las

      Islas Canarias y Baleares

      Sin vosotros este libro no puede existir

       Zum authentischen Buchgenuss

       »Leche con 43 á la Cara«

      200 ml eiskalte Milch

      20 ml Licor 43

      Gut mischen

       »Lumumba Costa Azul«

      200 ml kalter Kakao

      20 ml kubanischer Rum

      leicht geschlagene Sahne

      Schokoladenraspel

      Kakao und Rum mischen, mit Sahne toppen und Schokoraspel

      darüber streuen

       Und dazu Musik:

      Poison: Ride the wind, Talk dirty to me

      Twisted Sister: We’re not gonna take it

      Creedence Clearwater Revival: Proud Mary, Who’ll stop the

      rain

      Kris Kristofferson: Me and Bobby McGee

      White Lion: When the children cry

      Kenny Loggins: Footloose

      Bon Jovi: Runaway, You give love a bad name

      Paul Simon: Graceland

      »Trenne dich nicht von deinen Träumen.

      Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren,

      aber aufgehört haben zu leben.«

      Mark Twain

       1

       Stonehaven, Schottland, März 2018

      

      Der Tag, an dem meine Vergangenheit mich einholen sollte, präsentierte sich grau und stürmisch.

      Ein einziger Blick hinaus ins Freie genügte mir.

      Waagrechter Regen!

      Ich schüttelte mich. Das war so gar nicht mein Wetter. Aber was tat man nicht alles für die Familie? Wobei, unser Ferienhaus hier an der schottischen Küste war uns allen lieb und teuer. Mein Mann Anthony genoss die Monate, die wir hier verbrachten, immer sehr. Seit unsere beiden Jungs den Kinderschuhen entwachsen waren – und das waren sie, wenn ich die Schuhsammlung Größe 45 im Flur betrachtete, schon seit einer Weile –, wollten auch sie meist lieber hierher als nach Italien oder sonst wo auf der Welt. Heute waren meine drei Männer schon am frühen Morgen aufgebrochen, um eine Rinderschau in Edinburgh zu besuchen.

      Rinder! Meine Freizeitfarmer, die schon mit unserem Familienhund Gringo zu kämpfen hatten. Mir verschaffte dieser Umstand einige Stunden Ruhe. Normalerweise würde ich sie nutzen, um mich in meinem aktuellen Manuskript zu vergraben und meine Agentin glücklich zu machen. Heute drängte mich allerdings nichts an den Laptop, nachdem ich in der vergangenen Nacht bis knapp vier Uhr am Morgen ohne Unterlass geschrieben hatte. Wenn die Protagonisten erzählen, sollte man ihnen zuhören und die Gunst der Stunde nutzen.

      Dazu entschloss ich mich auch jetzt. Seit langer Zeit hatte ich mir in regelmäßigen Abständen vorgenommen, endlich unsere Kammer aufzuräumen. Wenn nicht jetzt, wann dann? Ich kochte mir eine Kanne schwarzen Tee, kippte Sahne dazu und stellte Unmengen Kandiszucker bereit. Diäten wurden überbewertet!

      Ein komplettes Regal, oder vielmehr viel von dessen Inhalt, war meiner Aufräumwut bereits gewichen, als ich mir die zweite Tasse Tee holte und meinen Blick über Regal Nummer zwei schweifen ließ. Er blieb an einem großen, roten, rechteckigen Pappkarton im obersten Fach hängen. Ich stellte die Tasse beiseite und angelte den schweren Karton herunter, was mir einen Schwung Staubfusseln im Gesicht und einen Niesanfall einbrachte.

      »Hm, vielleicht hätte ich das alles ja doch schon eher entrümpeln sollen.« Leise vor mich hin schimpfend trug ich den Karton ins Wohnzimmer und stellte ihn auf den Lesetisch unter dem Fenster, das zum Meer hinaus ging.

      Da draußen war es noch immer grau und regnerisch. Ich holte meine Tasse samt Kanne und scheuchte unseren Hund aus meinem wuchtigen, altertümlichen, aber dafür umso bequemeren Lesesessel. Gut, ich revidiere: Ich versuchte Gringo aus dem Sessel zu scheuchen. Bei einem Kangal-Bernhardiner-Mischling ist so etwas leichter gesagt als getan. Erst als ich ansetzte, ihn hinunterzuschieben, warf er mir einen deutlich mitleidigen Blick zu und machte mir gemächlich Platz. Punktsieg!

      Mein freundlicher Riese legte sich mir zu Füßen. Ich hob besagten Karton auf meine Knie, öffnete ihn langsam und mit Bedacht. Wusste ich doch, was mich erwartete. Eine Reise in eine andere Zeit, ja, in eine andere Welt. Ich legte den Deckel beiseite und wappnete mich. Mir hätte bewusst sein sollen, dass es schwer werden würde. Wie schwer, das bemerkte ich in dem Augenblick, in dem mein Blick auf das erste Bild fiel.

      Sie waren alle wieder da. Gesichter aus der Vergangenheit, lieb gewonnene Menschen, Freunde, Geliebte. Über dreißig Jahre lagen zwischen damals und heute. Lange Jahre, in denen vieles geschehen war … und doch, kaum sah ich die Fotos, verschwanden Stonehaven und die Welt um mich herum. Alles wurde plötzlich zunehmend bunter. Das Wetter allerdings veränderte sich kaum.

      

      Schwabing, München, Mai 1985

      Die Wasserfront kam mit einer Wucht auf mich zu, die verdächtig an einen Tsunami erinnerte. Nun waren Monsterwellen auf der Münchner Leopoldstraße Gott sei Dank relativ selten, doch das hier genügte mir vollauf. Der Sprung nach hinten, mit dem ich mich in Sicherheit bringen wollte, endete im Rinnstein und damit, dass ich bis zu den Knöcheln in dreckiger Brühe stand. So viel zu weißen Turnschuhen!

      »Du bescheuerter Volldepp!«

      Mein Rettungsversuch war eine akrobatische Meisterleistung gewesen, doch trotz allem waren die Ausläufer der Welle bis zu meinen Waden geschwappt und hatten ein Fiasko an Hose und Schuhen veranstaltet.

      Der BMW-Fahrer, der an alldem die Schuld trug, fuhr unbeeindruckt seines Weges.

      Nun ja, der Ausdruck »Schuld« mochte hier relativ sein, denn ich hätte auch die trockene Unterführung an der Münchner Uni nutzen können, aber das dauerte geschlagene zwei Minuten länger. Typischer Fall von Sowas-von-selbst-schuld.

      Wutschnaubend sprintete ich über den breiten Prachtboulevard, den ein heftiger Regenguss binnen knapp einer halben Stunde in einen

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