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Stone ihrer Tochter Recht, »man versteht uns auch so. Englisch ist zum Glück ja eine Weltsprache.«

      Es wanderten zwischen Spanien und England – zwischen Mutter und Tochter – noch einige Belanglosigkeiten hin und her, und schließlich sagte Mollys Mutter: »Drück Harry von mir.«

      Molly gab es einen leichten Stich. »Okay.«

      »Dad und ich mögen ihn sehr«, sagte Loretta Stone. »Er ist klug, anständig und sieht obendrein auch noch gut aus. Hast eine vortreffliche Wahl getroffen, Schätzchen.«

      »Du auch – vor zwanzig Jahren«, erwiderte Molly.

      »Ja«, pflichtete die Mutter ihr bei, »ich habe mir damals den besten Burschen, der verfügbar war, gesichert. Musste ganz schön – teilweise mit ziemlich harten Bandagen – um ihn kämpfen, weil er heiß begehrt war. Aber der Einsatz hat sich gelohnt.«

      Molly und ihre Mutter lachten herzlich, und dann verabschiedete sich Molly mit den besten Wünschen für den Resturlaub der Eltern und legte auf. Sie hätte nach Spanien mitkommen können, war aber wegen Harry zu Hause geblieben – und nun … Wo war Harry Baxter? Molly stieß einen tiefen Seufzer aus.

      Und dann … Auf einmal …

      *

      Mollys Augen weiteten sich. War das möglich? Hatte sie soeben dass dünne Miauen einer Katze vernommen? Johnny? War Johnny wieder da? Molly eilte in die Küche, und da saß der schwarze Kater vor dem Kühlschrank und jammerte ihn an. »Johnny!«

      Molly war überglücklich, ihn unversehrt wiederzusehen. Ein riesiger Stein fiel ihr vom Herz. Sie war unendlich erleichtert.

      War Johnny allein heimgekommen oder hatte ihn jemand durch die Katzenklappe ins Haus geschoben? Molly eilte zur Tür und riss sie auf.

      Niemand war zu sehen. Keine Menschenseele. Molly stieß die Tür zu, drehte sich um, nahm den Kater auf und drückte ihn liebevoll an ihre Brust.

      »Du lieber kleiner Racker, wo warst du?«, fragte sie das schnurrende Tier. »Frauchen hat sich große Sorgen um dich gemacht. Wo bist du gewesen?«

      Wenn du sprechen könntest, müsstest du es mir verraten, dachte Molly. Sie streichelte ihn zärtlich und gab ihm zu fressen, und während er schmatzend vor der vollen Schüssel saß, schlug im Wohnzimmer das Telefon an.

      Nochmals meine Eltern?, fragte sich Molly. Oder – endlich – Harry? Mr. Harry Baxter? Bequemt er sich endlich zu einer Entschuldigung? Sie meldete sich betont kühl und distanziert: »Ja?« Schließlich wollte sie es Harry nicht allzu leicht machen.

      »Molly?«

      Sie wusste nicht sofort, mit wem sie sprach. Harry Baxter war es jedenfalls nicht. »Ja?«

      Der Anrufer hüstelte verlegen und räusperte sich. »Christopher«, nannte er mit belegter Stimme seinen Namen. Christopher Murphy, das EDV-Genie bei »Modol». Das IT-Talent. Der Cyber-Junkie.

      »Oh, hallo, Christopher«, sagte Molly Stone. Die Kälte war aus ihrer Stimme verschwunden. Sie sprach ja nicht mit Harry Baxter.

      »Störe ich?«, fragte Christopher heiser. Er war merklich nervös.

      »Nein«, antwortete Molly. »Nein, eigentlich nicht.«

      Er war so süß unsicher. »Also … doch?«

      »Nein, du störst nicht«, versicherte sie ihm. »Was gibt’s denn?«

      »Ei-eigentlich nicht viel«, stotterte Christopher Murphy. »Ich dachte nur…« Er nahm einen neuen Anlauf. »Na ja, ich dachte, vielleicht hast du Langeweile und möchtest ausgehen … Mit mir … Essen. Oder ins Kino. Oder beides.«

      Molly sagte betont freundlich, um ihn nicht zu kränken: »Das ist wirklich sehr lieb von dir, Christopher, aber nein, ich möchte nicht ausgehen. Ich fühle mich heute nicht so besonders, weißt du? Vielleicht macht mir mal wieder meine blöde Wetterfühligkeit zu schaffen.«

      Wetterfühligkeit ist gut, sagte sie sich. Die geht als Ausrede immer problemlos durch. Doch Christopher, der Computer-Freak, ließ noch nicht locker.

      »Ich könnte auch – zu dir …« Seine Stimme wurde dünn. »Ich würde …« Er hüstelte. »Was weiß ich … Ich könnte eine Pizza mitbringen und eine Flasche Rotwein. Wir könnten zusammen Fernsehen oder …«

      Du lässt nichts anbrennen, was?, dachte Molly, nun doch ein wenig unangenehm berührt. Männer! Kaum hast du mitgekriegt, dass zwischen Harry Baxter und mir Funkstille herrscht, versuchst du schon dein Glück bei mir. Aber so schnell kann ich den Hebel nicht umlegen, mein Lieber, und leider bist du auch überhaupt nicht mein Typ. Okay, du warst mir heute beim Recherchieren eine wertvolle Hilfe, und dafür bin ich dir auch sehr dankbar, aber … Na ja, ich hoffe, du bildest dir jetzt nicht ein, ich würde deshalb in deiner Schuld stehen und du dürftest irgendeine Art von Gegenleistung einfordern. Das ist nämlich nicht der Fall. Du hast mir einen Gefallen getan, und ich werde mich bei Gelegenheit ganz sicher dafür revanchieren, aber nicht so. Nicht auf diese Weise. Tut mir leid, Christopher, das kann ich nicht. Sie fertigte ihn so behutsam wie möglich ab, redete sich noch einmal auf ihre lästige Wetterfühligkeit aus, wünschte ihm einen angenehmen Abend und legte auf. Neben dem Apparat stehend dachte sie: Ich hoffe, ich habe dich nicht verletzt, Christopher. Das täte mir ehrlich leid. Dass du enttäuscht bist, kann ich verstehen, aber … Falscher Zeitpunkt und falsche Person. Ruf doch mal Hetty Page an. Vielleicht hast du bei der bessere Chancen. Die geht ganz gerne aus – ins Kino oder so. Isst gerne Pizza und hat auch nichts gegen ein Gläschen Wein.

      Johnny kam schmeicheln. Molly setzte sich mit ihm im Wohnzimmer auf die Ledercouch, und während sie ihren geliebten Kater zärtlich kraulte und streichelte, drängten sich ihr mit einem Mal ziemlich unerfreuliche – um nicht zu sagen hässliche – Gedanken auf.

      *

      Okay, dachte Molly Stone von einer Sekunde zur andern höchst unangenehm berührt. Noch mal alles auf Anfang. Rekapitulieren wir: Abend … Weiher … Harry und ich im Wagen … Und draußen irgendjemand. Kann das Christopher Murphy gewesen sein? Ist er ein Stalker? Verfolgt er mich heimlich auf Schritt und Tritt? Möchte er Harry und mich auseinanderbringen? Hat er diesen unwahren Brief verfasst und Harry zukommen lassen? Das erforderliche Knowhow hätte er dazu. Ein Dokument zu fälschen ist für ihn eine ganz leichte Übung. Und hinterher … War sein Eifer, mir beim Recherchieren zu helfen, nur gespielt? Wusste er ganz genau, dass der Brief gefaket war?

      »Entschuldige, Christopher Murphy«, murmelte Molly verlegen. »Vielleicht verdächtige ich dich zu Unrecht. Höchstwahrscheinlich ist es so.« Johnny schnurrte sich die Katzenseele aus dem Leib. »Ich habe ein denkbar schlechtes Gewissen, Christopher, aber zum Glück bekommst du es ja nicht mit. Ich würde mich in Grund und Boden schämen, wenn du wüsstest, was mir im Moment durch den Kopf geht.« Sie atmete schwer aus. »Ach, ich weiß schon bald gar nicht mehr, wem ich vertrauen kann und wem nicht. Im Moment ist nur eines klar: Irgendjemand treibt mit mir ein ganz und gar hässliches Spiel, und ich habe keinen Schimmer, warum er das tut, welchen niedrigen Zweck er damit verfolgt.«

      Das gesprayte unschöne Wort auf Harrys Windschutzscheibe … Der Anruf bei Hank Braddock, dem Chef von »Eldoo« … Die Gegenstände, die im Haus plötzlich an anderen Plätzen standen … Johnnys Verschwinden … Der Spaten im Haus … Das Katzengrab, in dem Johnny dann Gott sei Dank nicht lag … Das harte, fordernde Pochen an der Haustür … Wer steckte hinter all dem? Christopher Murphy? Will er, dass ich bei ihm Schutz suche?, überlegte Molly, obwohl sie damit nicht einverstanden war. Ist es sein Plan, mich zu verwirren, zu verstören, zu verunsichern, nervlich aufzureiben und mir Angst zu machen? Verfolgt er diese hinterhältige Strategie, um mich herumzukriegen?

      »Das wird nicht funktionieren«, kam es leise über Mollys Lippen. »Damit erreicht man bei mir nichts.«

      Johnny wollte nicht länger gestreichelt werden, sprang auf den Teppich, rollte sich zusammen und machte es sich unter dem Couchtisch gemütlich.

      Warum Molly ausgerechnet in diesem Moment zum Fenster blickte, wusste sie nicht. Hatte eine Bewegung ihre Aufmerksamkeit

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