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ihren Namen doch sogar noch erwähnt.

      »Guten Tag, Frau Sanders«, grüßte die Ärztin jetzt mit einem herzlichen Lächeln. »Dr. Daniel hat Sie mir schon angekündigt. Ich bin Alene Reintaler.«

      »Freut mich«, murmelte Gerhild, dann sah sie die junge Ärztin an. »Ich habe plötzlich ganz schreckliche Angst, Frau Doktor.«

      »Dazu besteht kein Grund«, versuchte Alena sie zu beruhigen. »Unsere Sekretärin Frau Bergmeier wird mit Ihnen jetzt zuerst mal die Aufnahmeformalitäten erledigen, und anschließend kommen Sie zu mir in die Gynäkologie hinüber.«

      Gerhild erschrak. »Operieren Sie mich da gleich?«

      »Nein, natürlich nicht«, entgegnete Alena beruhigend. »Den Eingriff nimmt selbstverständlich Dr. Daniel vor – genauso, wie er es mit Ihnen ja schon besprochen hat. Ich führe nur die vorbereitenden Untersuchungen durch.« Sie sah sich suchend um, doch die Sekretärin Martha Bergmeier, die überdies als Mädchen für alles fungierte und normalerweise immer in ihrem Glashäuschen mit der Aufschrift Information saß, konnte sie nirgends entdecken.

      »Na ja, vielleicht wurde Frau Bergmeier zum Chefarzt gerufen«, vermutete sie, dann lächelte sie Gerhild wieder an. »Im Grunde kann auch ich die offizielle Aufnahme vornehmen.« Sie holte sich die entsprechenden Formulare und ging dann mit Gerhild in die Gynäkologie hinüber.

      »Glauben Sie, daß Dr. Daniel heute noch kommen wird?« fragte Gerhild ein wenig schüchtern, als Alena sie noch auf ihr Zimmer brachte.

      »Natürlich«, antwortete sie. »Allerdings wird es wohl etwas später werden. Kurz bevor Sie gekommen sind, hat er hier angerufen und mitgeteilt, daß in seiner Praxis mal wieder die Hölle los ist.«

      Gerhild nickte. »Das glaube ich gern. Dr. Daniel ist nun mal ein sehr guter Arzt.« Sie errötete. »Sie natürlich auch, Frau Doktor.«

      »Danke«, meinte Alena lächelnd. »Allerdings weiß ich schon, daß ich mit Dr. Daniels langjähriger Erfahrung noch nicht mithalten kann.« Impulsiv griff sie nach Gerlindes Hand und drückte sie einen Augenblick. »Machen Sie sich keine Sorgen, Frau Sanders. Der Eingriff wird morgen früh ganz problemlos über die Bühne gehen.«

      »Hoffentlich«, murmelte Gerhild gedankenvoll.

      *

      Es war schon ziemlich spät, als Dr. Daniel endlich nach Hause kam. Die Sprechstunde hatte noch sehr viel länger als üblich gedauert, und dann hatte er sich noch ziemlich ausführlich mit Gerhild Sanders unterhalten.

      »Du arbeitest dich noch mal zu Tode, Robert«, erklärte seine Schwester, während sie das Abendessen servierte.

      »Ach was«, wehrte Dr. Daniel ab. »So stressig wie heute ist es ja nicht immer.«

      »Aber immer öfter«, knurrte Irene. »Du solltest…« Sie kam nicht mehr dazu, den Satz zu beenden, weil es in diesem Moment an der Tür klingelte.

      »Bleib nur, Robert«, meinte sie, als ihr Bruder aufstehen und öffnen wollte. »Du hast dir deinen Feierabend redlich verdient. Ich werde hinausgehen und jeden abwimmeln, der dich jetzt noch stören will.«

      Dr. Daniel mußte lächeln. Wie besorgt seine Schwester doch um ihn war, und dabei mußte er sich selbst eingestehen, daß er diese Fürsorge sehr genoß.

      Vom Flur hörte er die Stimme seiner Schwester und dann die Erwiderung der Besucherin. Unwillkürlich runzelte Dr. Daniel die Stirn. Obwohl er die Worte, die die fremde Frau sprach, nicht verstehen konnte, hörte er doch die ausgesprochen klangvolle Stimme, die ihn entfernt an seine verstorbene Frau erinnerte. Diese Tatsache war es auch, die Dr. Daniel schließlich aufstehen und auf den Flur hinausgehen ließ.

      In diesem Moment erhaschte er einen kurzen Blick auf die Besucherin, die von seiner Schwester halb verdeckt wurde. Doch dieser Anblick reichte bereits, um Dr. Daniels Atem sekundenlang stocken zu lassen.

      »Es ist gut, Irene«, hörte er sich sagen, und dabei klang seine Stimme ein wenig heiser.

      Irene trat zurück und gab damit den Blick auf die schöne Fremde frei. Das goldblonde Haar, der sanft geschwungene Mund – Dr. Daniel hatte das Gefühl, einen Traum zu erleben.

      »Guten Abend, Robert«, begrüßte sie ihn jetzt, und die Art, wie sie seinen Namen aussprach, weckte ein Gefühl in ihm, das er nicht zu deuten wußte.

      Bevor er auch nur ein Wort sagen konnte, war die Frau auch schon bei ihm und ergriff seine Hand.

      »Ich bin Linda«, erklärte sie. »Linda Böhnig – eine Kusine von Christine.«

      Der Name seiner verstorbenen Frau ließ Dr. Daniel unwillkürlich zusammenzucken.

      »Eine Kusine«, wiederholte er leise. »Daher also die Ähnlichkeit.« Er wandte sich seiner Schwester zu. »Irene, stellst du mein Essen bitte warm? Und vielleicht kannst du für Frau Böhnig und mich noch Kaffee machen.«

      Irene grummelte etwas Unverständliches, dann verschwand sie in der Küche.

      »Es tut mir furchtbar leid, daß ich ausgerechnet beim Essen störe«, erklärte Linda bedauernd. »Ich habe nicht damit gerechnet, daß Sie um acht Uhr noch beim Abendessen sein würden.«

      »Die Sprechstunde endet leider nicht immer pünktlich«, entgegnete Dr. Daniel, dann ging er Linda voraus zum Wohnzimmer, ließ sie allerdings zuerst eintreten. »Bitte, nehmen Sie Platz.«

      Linda kam dieser Aufforderung nach, dann bedachte sie Dr. Daniel mit einem zarten Lächeln, das sie anhand des Hochzeitsfotos immer wieder geübt hatte. Zu ihrer Genugtuung stellte sie fest, daß sie damit genau die erwünschte Wirkung erzielte.

      »Vielleicht sollten wir dieses dumme ›Sie‹ lassen, Robert«, erklärte sie. »Immerhin sind wir ja verwandt – wenn auch nur um einige Ecken.«

      Dr. Daniel nickte. »Gern, Linda.« Dann schüttelte er den Kopf. »Seltsam, Christine hat mir nie von Ihnen… ich meine, von dir erzählt.«

      Linda seufzte. »Das glaube ich gern. Als ihr beide geheiratet habt, haben Christines Eltern noch gelebt, und zu jener Zeit waren mein Name und der meiner Eltern im Hause Steiner verpönt. Unsere Mütter waren schwer zerstritten, aber das konnte nichts daran ändern, daß ich mich mit Christine dennoch angefreundet habe. Vor ihrer Heirat haben wir uns regelmäßig getroffen, doch dann lernte sie dich kennen, und von da an hatte sie für mich verständlicherweise nicht mehr viel Zeit. Als kurz darauf auch ich meinen späteren Mann kennenlernte, haben wir uns schließlich ganz aus den Augen verloren.« Sie senkte den Kopf. »Leider habe ich auch von ihrem tragischen Tod erst vor wenigen Monaten erfahren. Seitdem wollte ich dich immer besuchen, aber…« Sie zögerte. »Nun ja, ich wollte mich nicht aufdrängen.«

      »Das tust du nicht, Linda«, versicherte Dr. Daniel.

      Wieder zeigte sie dieses zarte Lächeln, das Dr. Daniel so sehr an seine verstorbene Frau erinnerte.

      »Es ist nett, daß du das sagst, aber ich denke, daß Christines Tod doch ein sehr schwerer Schlag für dich gewesen ist.«

      Dr. Daniel nickte. »Ja, Linda, das war er wirklich. Ich brauchte sehr, sehr lange, um einigermaßen dar-über hinwegzukommen, aber obwohl es nun schon sechs Jahre her ist, habe ich es noch immer nicht ganz geschafft.«

      »Das glaube ich gern. Christine hat mir kurz nach eurer Hochzeit noch einmal geschrieben. Sie erwartete damals ihr erstes Kind und

      schien sehr glücklich zu sein.«

      Ein Lächeln huschte über Dr. Daniels Gesicht. »Ja, unser Stefan kam fast genau ein Jahr nach der Hochzeit zur Welt.« Wieder schüttelte er den Kopf. »Ich verstehe gar nicht, warum Christine nie von dir erzählt hat, wenn sie dir sogar noch geschrieben hat.«

      »Es war ja nur ein einziger Brief, den ich von ihr noch bekommen habe«, erklärte Linda. »Außerdem war es bei ihr wohl einfach zur Gewohnheit geworden, über unsere Freundschaft Stillschweigen zu bewahren. Ich habe dir vorhin ja schon gesagt, daß unsere Mütter schwer zerstritten waren. Sie hätten die Freundschaft zwischen Christine und

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