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Dr. Metzler, dann nahm er Erika zärtlich in die Arme. »Tut’s sehr weh, Liebes?«

      Sie nickte. »Ja, ziemlich.« Dann brachte sie endlich ein Lächeln zustande. »Aber ich werd’s schon aushalten.«

      Doch die Wehen wurden nun zunehmend stärker und schmerzhafter. Mit beiden Händen klammerte sich Erika an ihrem Mann fest und versuchte, die Wehen zu veratmen, wie sie es gelernt hatte, doch es schien überhaupt nicht mehr zu gelingen. Ihr Bauch war hart und tat so weh, daß sie glaubte, es keine Sekunde länger mehr aushalten zu können. Gequält stöhnte sie auf.

      »Sie müssen sich nicht beherrschen, Erika«, meinte Dr. Daniel. »Schreien Sie ruhig, wenn es weh tut.«

      Er wußte, daß die Geburt des Babys nun unmittelbar bevorstand. Es mußte nur noch etwas tiefer in den Geburtskanal rutschen. Ein kurzer Blick zu Wolfgang zeigte ihm, wie sehr dieser mit seiner Frau litt. Unwillkürlich mußte Dr. Daniel an die Geburt seines Sohnes Stefan denken. Damals hatte er genauso mit seiner Frau gelitten, vor allem deshalb, weil er nichts hatte tun können, um ihr den Schmerz zu erleichtern. Wolfgang Metzler mußte es nun ähnlich gehen wie ihm damals.

      »Bald haben Sie es überstanden«, sagte Dr. Daniel tröstend zu Erika und hoffte, daß seine Worte auch für Wolfgang eine Erleichterung sein würden.

      Noch einmal überfiel der Schmerz Erika mit voller Wucht.

      »Pressen«, kommandierte Dr. Daniel. »Los, Erika, jetzt können Sie wieder mithelfen. Pressen Sie! Fest!«

      Doch Erika hatte das Gefühl, keine Kraft mehr zu haben. Die Angst, die sie zuvor ausgestanden hatte, und die schmerzhaften Wehen schienen sie völlig ausgelaugt zu haben.

      »Mäuschen, ich liebe dich«, flüsterte Wolfgang ihr in diesem Moment ins Ohr.

      Erika warf ihm einen kurzen dankbaren Blick zu, dann drückte sie wie unter einem Zwang ihr Kinn auf die Brust und preßte mit letzter Kraft. Im nächsten Moment drang ein zartes, leise quäkendes Stimmchen an ihr Ohr, und dann legte Dr. Daniel ihr auch schon ein warmes, feuchtes und ziemlich schrumpelig aussehendes Baby auf den Bauch und deckte es fürsorglich zu.

      Tränen des Glücks stiegen Erika in die Augen und rollten über ihre von der Anstrengung geröteten Wangen. Mit einem Finger streichelte sie über das Büschelchen dunkler Haare, was das Kleine zufrieden schmatzend zur Kenntnis nahm.

      Dr. Daniel beobachtete die glückliche kleine Familie noch einen Augenblick, dann zog er sich diskret zurück, denn diese ersten Schnupperminuten zwischen Eltern und Kind fand er ganz besonders wichtig. Und dabei sollte niemand die Familie stören.

      Erst nach ein paar Minuten kehrte er wieder zurück.

      »Ich gratuliere euch von ganzem Herzen«, erklärte er.

      Liebevoll hielt Erika ihr Baby im Arm und lächelte Dr. Daniel an.

      »Er ist doch ein wunderhübsches Baby, finden Sie nicht?« fragte sie mit einem seligen Lächeln.

      Dr. Daniel nickte. »Allerdings hatte ich bei solchen Eltern auch nichts anderes erwartet.«

      »Du alter Charmeur«, erklärte Dr. Metzler, doch ihm war der Vaterstolz nur zu deutlich anzusehen – allerdings auch die Erleichterung, weil Erika nun die schrecklichen Schmerzen endlich überstanden hatte.

      »Und wie soll er heißen?« wollte Dr. Daniel wissen.

      »Andreas«, antwortete Dr. Metzler, dann gestand er mit einem verlegenen Lächeln: »So wollte ich immer heißen.«

      *

      Gabriela Köster und Franz Teirich hatten nicht lange gebraucht, um sich darüber klarzuwerden, daß sie sich nicht mehr trennen wollten. Und so läuteten am Silvestermorgen in Steinhausen die Hochzeitsglocken.

      »Morgen beginnt ein neues Jahr«, erklärte Hochwürden Klaus Wenninger in feierlich getragenem Ton, »und so möge auch eure Liebe jeden Tag aufs neue wiedergeboren werden. Denn die Liebe ist das wertvollste Gut, das Gott den Menschen geschenkt hat. Achtet und ehrt sie, wie auch ihr euch gegenseitig achten und ehren sollt – alle Tage eures Lebens, bis daß der Tod euch scheidet.«

      Gabriela und Franz tauschten einen Blick. Ja, sie würden sich gegenseitig achten und ehren – und sie würden sich lieben… jeden Tag noch ein bißchen mehr.

      »Für einen Augenblick dachte Gabriela an den weiten Weg, den sie hinter sich gebracht hatte. Von Würzburg über Australien nach Steinhausen! Und nun kniete sie hier in dieser wunderschönen Pfarrkirche an der Seite des Mannes, den sie mehr als alles andere liebte. Dabei spürte sie, wie sich ihr Leben mit dem von Franz verband. Es war nicht nur der Ring, den sie jetzt trug, sondern ein starkes Band… ein Band der Liebe und des Vertrauens, das niemand jemals würde zerreißen können…

Sie wollte ihr Kind behalten

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