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      Bettina ging zum Küchenschrank.

      »Und gehe ich recht in der Annahme, dass ich auch irgendwelche Kekse auf den Tisch stellen soll?«

      »Ja, die aus der blauen Dose, die hat Leni mir gestern mitgebracht, und die sind einfach der Knaller …, die kannst du in die Silberschale packen, die hier neben dem Kaffeeautomaten steht«, sagte Linde.

      Die Babys wurden ein wenig quengelig.

      »Ich gehe mit ihnen noch ein wenig spielen«, sagte Christian und wollte die Küche verlassen.

      »Musst du nicht, leg sie einfach da vorn in ihren Laufstall, da haben sie genug Spielzeug, mit dem sie sich beschäftigen können … Der Kaffee ist nämlich schon fertig. Ich habe doch gesagt, dass ich eine Luxusmaschine habe.«

      Christian tat, wie ihm aufgetragen, die Zwillinge begannen zu brüllen wie kleine Löwen, doch nachdem er ihnen Spielzeug in die Hand gedrückt und ein über dem Laufstall befindliches Mobile in Bewegung gesetzt hatte, wurden sie still.

      »Und, wie habe ich das gemacht?«, wollte er wissen.

      Linde ging zu ihm, drückte ihm einen zärtlichen Kuss auf den Mund.

      »Fantastisch, ich bin begeis­tert.«

      Christian setzte sich.

      »Sie nimmt mich nicht ernst«, beschwerte er sich.

      Sie gingen nett miteinander um, dachte Bettina, zärtlich, liebevoll und locker. Ganz besonders Linde war anzumerken, welche Last von ihr abgefallen war und wie sehr sie es genoss, sich ihrer neuen Liebe ohne Schuldgefühle zuwenden zu können.

      Linde servierte den Kaffee, in so etwas war sie flink, das ging bei ihr ruck-zuck, aber kein Wunder auch, sie war von Kindesbeinen an mit der Gastronomie vertraut. Da war Kaffeekochen für sie wirklich nicht mehr als ein Kinderspiel.

      Die Unterhaltung wurde in erster Linie von Linde und Christian bestritten, und Bettina hatte Mühe, dem Gespräch zu folgen. In Gedanken war sie noch immer bei dem, was Linde ihr anvertraut hatte.

      Sie glaubte an solche Erscheinungen, Martin und Linde waren so eng gewesen …, ja, er war ihr erschienen, um ihr zu sagen, dass Linde sich ohne Schuldgefühle in eine neue Liebe hineinbegeben und ihn loslassen sollte, damit er seinen Frieden finden konnte.

      Welch unglaubliche Geschichte!

      Ihr hätte es auch gefallen, wenn ihr so etwas mit ihrem Vater passiert wäre. Sie waren doch auch so nahe gewesen, aber von ihm hatte sie nur geträumt.

      »Was ist los?«, erkundigte Chris­tian sich. »Du hast deinen Kaffee ja noch nicht einmal angerührt, Schwesterlein. Du solltest ihn versuchen, Linde ist eine ganz fantastische Kaffeeköchin.«

      Noch immer ganz benommen von dem Gehörten griff Bettina nach ihrer Tasse und nahm gehorsam einen Schluck.

      Sie war froh, dass Linde und Christian in erster Linie das Gespräch bestritten. Sie war einfach zu bewegt, um etwas sagen zu können.

      *

      Bettina wollte sich gerade ihr Frühstück zubereiten, als der Türklopfer und gleichzeitig die Klingel betätigt wurden. Na, da hatte es aber jemand eilig, zu ihr zu kommen.

      Sie schob rasch noch zwei Scheiben Toast in den Toaster, dann ging sie zur Tür.

      Christian war es, der so forsch um Einlass gebeten hatte. Mit ihm hätte sie nun wirklich nicht gerechnet, aber sie freute sich natürlich sehr über den unverhofften Besuch ihres Halbbruders.

      »Komm rein«, sagte sie, nachdem sie sich begrüßt hatten. »Willst du mit mir frühstücken?«

      Er und Linde hatten hoffentlich keinen Krach und er wollte nun hier auf dem Hof einziehen, schoss es ihr durch den Kopf. Aber nein, er sah weder geknickt noch unglücklich aus. Im Gegenteil, so strahlend hatte sie ihn noch nie erlebt.

      »Nein, danke, das habe ich mit Linde bereits ausgiebig getan«, sagte er, während er ihr in die gemütliche Küche folgte und an dem großen Holztisch Platz nahm. »Aber einen Kaffee trinke ich gern mit dir.«

      »Was verschafft mir die Ehre deines Besuches?«, wollte Bettina wissen, nachdem sie den gewünschten Kaffee eingeschenkt und vor ihn gestellt hatte.

      »Linde hat einen wichtigen Termin vergessen und ist mit fliegenden Fahnen losgefahren, die Kleinen sind bei der Kinderfrau, und da dachte ich, dass es die beste Gelegenheit für einen Besuch bei dir ist. Du hast doch ein Stündchen Zeit, damit wir uns ein bisschen unterhalten können?«

      Hätte sie eigentlich nicht, aber die würde sie sich nehmen, da würde sie halt eine Nachtschicht einlegen. Christian war jetzt wichtiger als alles andere.

      »Wenn du Zeit hast, auch zwei Stunden«, erwiderte sie, »ich sag nur mal eben in der Destille Bescheid, damit die keine Vermisstenmeldung nach mir herausgeben. Ich freue mich, dass du hier bist, Chris­tian.«

      Bettina sagte Toni Bescheid, nahm den Toast aus dem Toaster, dann setzte sie sich.

      »Und du willst wirklich nichts essen? Die selbstgemachte Himbeermarmelade von Leni ist durch nichts zu übertreffen.«

      Christian lachte.

      »Du kannst jemanden ganz schön von seinen Vorsätzen abbringen«, bemerkte er. »Also gut, eine Scheibe Toast passt noch in mich hinein.«

      Rasch holte Bettina einen Teller und ein Messer für ihn, schob vorsichtshalber noch zwei Scheiben in den Toaster. Sie ahnte es im voraus, wenn Christian erst einmal probiert haben würde, dann … Sie setzte sich.

      »Christian, ich bin froh, dass Linde und du endlich ein Paar seid … Das seid ihr doch, oder?«

      Er strahlte sie an.

      »Ja, das sind wir, ein überaus glückliches sogar. Ich hätte nicht im Traum daran gedacht, dass es mit uns so gut laufen würde. Linde ist so anders geworden … Mir scheint, dass sie all ihre Bedenken über Bord geworfen hat.«

      Bettina hätte ihm jetzt sagen können, warum. Aber das würde sie natürlich nicht tun. Linde hatte sie gebeten, es für sich zu behalten, und deswegen würde sie sich eher die Zunge herausreißen lassen, als dieses Geheimnis preiszugeben.

      »Sie war nach deiner Abreise nach Malawi ziemlich unglücklich, so etwas möchte sie vermutlich nicht noch einmal erleben … Habt ihr denn schon Zukunftspläne geschmiedet?«

      Er nickte.

      »Ja, ich werde auf jeden Fall meinen Vertrag bei ›Ärzte ohne Grenzen‹ erfüllen und später sporadisch für sie arbeiten. Damit ist Linde auch einverstanden. Weißt du, man kann in diesen armen Ländern so viel Gutes tun, und man bewirkt schon etwas, wenn man nur seinen Urlaub dafür opfert.«

      »Nur ist gut«, erwiderte Bettina, »aber ich finde es gut, dass du weiter für Ärzte ohne Grenzen arbeiten willst. Papas Stiftung unterstützt sie auch.«

      »Wer wird durch diese wunderbare Stiftung deines Vaters eigentlich nicht unterstützt? Er muss ein ganz besonderer Mensch gewesen sein. Ich hätte ihn gern kennengelernt, und weißt du, Bettina, irgendwo kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, wie das zusammengepasst hat, dieser wundervolle, warmherzige, großzügige Mensch und unsere gemeinsame Mutter, für die nichts anderes zählt als nur sie selbst.«

      »Es hat nicht gepasst, Christian«, sagte sie.

      Bettina bemerkte, dass er seinen Kaffee ausgetrunken hatte. »Möchtest du noch einen Kaffee?«, erkundigte sie sich.

      »Ja, gern, und …, bitte noch eine Scheibe Toast, diese Himbeermarmelade ist wirklich zum Niederknien.«

      »Ich hab’s doch gleich gewusst«, lachte sie, dann aber wurde sie wieder ernst. »Lass uns nicht mehr über Carla reden, ich möchte mir die gute Laune nicht verderben lassen. Reden wir lieber über dich. Wenn deine Zeit in Malawi vorbei ist, wirst du also hierher nach Fahrenbach kommen, wie schon einmal angedacht?«

      »Ja, das werde ich tun. Wenn ich mit

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