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Ein Fall für Gräfin Leonie Staffel 1. Bettina von Weerth
Читать онлайн.Название Ein Fall für Gräfin Leonie Staffel 1
Год выпуска 0
isbn 9783740940898
Автор произведения Bettina von Weerth
Жанр Языкознание
Серия Ein Fall für Gräfin Leonie Staffel
Издательство Bookwire
»Und woher wissen Sie das? Woher kennen Sie das Gemälde? Öffentlich ist es nicht so bekannt wie beispielsweise die Mona Lisa, die jeder kennt …, wer sind Sie? Und was wollen Sie von mir?«
»Setzen wir uns wieder? Es ist eine längere Geschichte«, sagte Leonie.
Damit war Sandra einverstanden.
Als sie saßen, erzählte Leonie ihr zuerst die Geschichte des Bildes. Sagte ihr, woran man das Original erkennen konnte.
»Ich bin hier im Auftrag von Freunden, die alles diskret, ohne Einschaltung der Polizei abwickeln möchten … Es ist noch nicht ganz klar, wer den Hinweis auf Ihre Galerie gegeben hat. Aber Graf Ahndorf wird mir glauben, dass Sie nichts damit zu tun haben.«
Sandra starrte sie an. »Was …, was haben Sie da gesagt? Welchen … Namen haben sie da erwähnt?« Alle Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen, ihre Stimme zitterte.
»Graf Ahnfeld von Schloss Ahnfeld.«
Sandra rührte sich nicht mehr. Sie war fix und fertig. Sie hatte, wenn überhaupt, mit allem gerechnet, mit so etwas nicht. Es würde wohl noch eine ganze Weile dauern, ehe sie sich von diesem Schock erholt hatte.
Leonie ließ sie in Ruhe. Sie hatte den Beweis, ihre Vermutung hatte sich bestätigt. Sollte sie es jetzt nicht genug sein lassen? Nein! Sie musste die ganze Wahrheit erfahren, nicht aus Neugier, sondern um eingreifen zu können. Sie holte aus ihrer Handtasche eine der Farbkopien, legte sie auf den Tisch.
Es dauerte eine Weile, ehe Sandra das bemerkte. Sie blickte auf die Kopie, zuerst ein wenig gleichgültig, dann atemlos, mit weit aufgerissenen Augen.
»Woher haben Sie das Bild meiner Tochter? Und was für eine Frisur hat sie da?«
»Frau Brinkhoff, es ist nicht ihre Tochter. Ich habe ein Kinderbild von Florian kopiert …, die Ähnlichkeit ist mir sofort aufgefallen … Nicht wahr, Florian ist der Vater der Kleinen?«
Eine Biene summte durch den Raum, flog zum Fenster, stieß gegen die Scheibe, um nach draußen zu können. Ansonsten war es unglaublich still im Raum, beängstigend still.
Leonie spürte Sandras Erschütterung beinahe körperlich. Sie wäre jetzt am liebsten aufgestanden, zu ihr hingegangen, um sie zu umarmen. Die Ärmste stand gerade Höllenqualen aus, und sie hatte sie verursacht. War das richtig gewesen? Hätte sie sich da nicht heraushalten müssen?
»Wer weiß es außer Ihnen noch?«, erkundigte Sandra sich mit erloschen klingender Stimme.
»Niemand.«
Sandra nickte.
»Dann soll es auch so bleiben.«
»Das ist keine Lösung, denken Sie an Ihre Tochter. Die kann nicht ohne Vater aufwachsen.«
»Das tut sie nicht. Florian tut, was er kann.«
»Und Sie? Ihre Gefühle? Ich weiß nur, dass Florian sich sehr verändert hat. Er wirkt auf mich depressiv, weil er vermutlich diese ganze Last nicht tragen kann. Er ist ein so warmherziger Mensch …, ich würde alles dafür verwetten …, er möchte bei Ihnen und seiner Tochter sein.«
»Es kommt nicht darauf an, was er möchte, was ich möchte …, wir haben keine andere Wahl. Wenn wir zusammenbleiben wollen, dann können wir nur ein Schattenleben führen, dann müssen wir auf der Hut sein, nicht ertappt zu werden …, seine Eltern würden unsere Verbindung niemals tolerieren, und er würde sich niemals aus der Verantwortung schleichen … wissen Sie, ich habe gelernt, damit zu leben, aber Florian, der tut mir leid, der ist zerrissen … Wäre er bei uns, hätte er ein schlechtes Gewissen seinen Eltern gegenüber, würde er daran zerbrechen, gegen das, wozu ihn sein Name verpflichtet, verstoßen zu haben. Auf der anderen Seite sind Antonia und ich …, auch uns gegenüber fühlt er sich schlecht und zerrissen …, er liebt uns. Natürlich würde er seine Tochter gern aus der Nähe aufwachsen sehen. Natürlich würde er gern abends an meiner Seite einschlafen, morgens an meiner Seite aufwachen … Manchmal können wir das leider viel zu selten …«
Sie brach ab, ihr Blick verlor sich irgendwo in der Weite des Raumes.
Leonie hätte jetzt gern etwas gesagt, aber ihre Kehle war wie zugeschnürt.
Sandra stand auf.
»Würden Sie jetzt bitte gehen?«, sagte sie leise. »Ich möchte allein sein.«
Das konnte Leonie verstehen.
Mit marionettenhaften Bewegungen brachte Sandra sie zur Tür, schloss hinter ihr ab, und Leonie sah, wie sie das Schild auf closed umdrehte.
Sie hätte nicht mit der Tür ins Haus fallen dürfen. Anton hatte sie hergeschickt, damit sie die Geschichte mit dem Gemälde klären sollte. Und sie musste gleich Detektiv spielen und sich in Dinge einmischen, die sie nichts angingen, die einzig und allein Florian, seine Geliebte und seine Tochter betrafen. Und nur die allein.
Leonie fühlte sich schlecht.
Sie hatte eine junge Frau durch ihre Worte bis in deren Innerstes erschüttert, und jetzt fuhr sie auch noch ohne das Gemälde auf das Schloss zurück. Über das hatten sie keine Silbe mehr verloren.
Was sollte sie jetzt tun?
Nochmal zurückgehen?
So wie Sandra drauf war, würde sie ihr die Tür gar nicht mehr öffnen.
Mit hängenden Schultern lief Leonie zu ihrem Auto.
Sie würde Graf Anton sagen, dass das Original gefunden war, ihn fragen, ob er es selbst abholen wollte, ob Florian es tun sollte oder sie …
Sie konnte nicht klar denken.
Heute würde sie überhaupt nichts mehr entscheiden, sondern es wie Scarlett O’Hara in dem berühmten Roman »Vom Winde verweht«, halten. »Morgen ist ein neuer Tag …, verschieben wir es auf morgen.«
Sie konnte sich nicht mehr daran erinnern, ob Scarlett die Lösung am nächsten Tag eingefallen war.
Sie, Leonie, hoffte geradezu inbrünstig, dass sie ihr einfallen würde.
Sie fuhr nicht auf dem direktem Weg zum Schloss, sondern machte ein paar Umwege.
*
Leonie hatte die ganze Zeit darüber nachgedacht, ob und was sie tun sollte. Dabei war sie nicht die Einzige, und eigentlich hätte es ihr klar sein müssen, dass Sandra Brinkhoff Florian informieren würde.
Leonie war kaum im Schloss angekommen, hatte es sich in ihrem Turmzimmer in einem Sessel gemütlich gemacht, als es an die Tür klopfte, sie, ehe sie etwas hätte sagen können, aufgerissen wurde.
Florian kam hereingestürmt, und er war ziemlich ungehalten.
So kannte sie ihn überhaupt nicht. Er machte ihr richtig Angst.
Unaufgefordert setzte er sich, schob seinen Sessel dicht neben ihren.
»Leonie, du weißt, dass ich dich richtig gernhabe, aber jetzt bist du einfach zu weit gegangen. Du kannst nicht in meinem Leben herumschnüffeln, Sandra so unter Drucks setzen, dass sie fix und fertig ist und nicht in der Lage, die Galerie aufzumachen … Lass es sein! Hör auf damit! Ich schnüffle auch nicht in deinem Leben herum.«
Seine anklagenden Worte machten sie wütend. Sie hatte Sandra nicht unter Druck gesetzt, und sie hatte nicht geschnüffelt. Es hatte sich einfach ergeben, und sie hatte danach eins und eins zusammengezählt.
»Kannst du aber, ich habe, im Gegensatz zu dir, nichts zu verheimlichen. Ich führe kein Doppelleben, keines, bei dem drei Menschen auf der Strecke bleiben, ein entzückendes kleines Mädchen, eine sehr sympathische Frau und du, Florian. Du bist mein Freund, ich habe die Veränderung an dir bemerkt. Du bist nicht mehr du selbst, weil du vermutlich die ganze Last nicht mehr tragen kannst. Ich will dir helfen …, wenn du möchtest, dann rede ich mit deinen Eltern. Und ich …«
»Leonie, hör auf. Du wirst überhaupt nichts tun. Von Sandra weiß ich, dass das Bild gefunden ist, das