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unterbricht sie ihn verblüfft. »Eine – Filmgesellschaft?« Sie glaubt nicht richtig verstanden zu haben, doch er nickt.

      »Ja! Meine Genehmigung ist bereits unterwegs.«

      »Du lieber Gott«, entfährt es ihr mehr erschrocken als erfreut. »Seit wann zeigen Sie an derartigen Dingen Interesse?«

      »Nun, das ist ganz einfach«, sagt er gleichmütig und nimmt die Kerze zur Hand, entzündet sich eine Zigarette und stellt den Leuchter behutsam auf den Tisch zurück. »Ist unsere Umgebung nicht wunderschön? Warum sollte ich der Filmgesellschaft nicht gestatten, ihre Schönheit im Bild einzufangen?«

      »Kennen Sie die Gesellschaft?« forscht sie.

      »Kennen? Ich weiß, wie sie heißt, das ist alles. Ich glaube Awa-Film-Produktion oder so ähnlich.«

      Frau Irene preßt die Lippen zusammen. Seitdem Christine das Haus verlassen hat, weiß sie über Chris Velden genau Bescheid. Sie kennt auch die Film-Gesellschaft. Mißtrauisch beobachtet sie ihren Herrn. Ist er wirklich so ahnungslos? Ratlos überlegt sie. Soll sie ihm sagen, wer bei dieser Gesellschaft verpflichtet ist? Soll sie ihn auf eine etwaige Begegnung mit Christine vorbereiten?

      »Haben Sie nie daran gedacht, daß gerade bei dieser Gesellschaft Christine Velding drehen könnte?«

      Sein Gesicht wird eisig. »Nein! Das interessiert mich auch nicht, denn ich werde auf einige Wochen verreisen –«

      »Gerade jetzt, wo die Ernte beginnt?« wagt sie atemlos einzuwerfen.

      »Gerade jetzt, liebe Frau Irene. Meine Leute sind so gut eingespielt. Auf sie kann ich mich verlassen.«

      »Also haben Sie doch Angst vor einer Begegnung mit Christine?«

      Er durchschneidet mit einer raschen Handbewegung die Luft.

      »Das Kapitel ist erledigt für mich. Das Leben geht weiter, und ich denke nicht daran, wegen dieser Erinnerung der Film-Gesellschaft die Aufnah-

      men auf meinem Besitz zu verweigern.«

      Sie erhebt sich beleidigt und zuckt mit den Schultern. »Wie sie wollen. Sie wissen es sicher am besten. Gute Nacht.«

      Am nächsten Morgen trifft Hagen seine Maßnahmen, läßt seine leitenden Herren kommen und instruiert sie genauestens. Sein Ton ist knapp. Kein persönliches Wort.

      Wenn Chris Velden hier auftaucht, ist er weit fort. Es ist alles in Ordnung. Chris wird hier im Hagenhof einen Film drehen, und er wird in der Zwischenzeit Abwechslung suchen.

      *

      Lachend und weinend liegt Chris in Frau Irenes Armen, als die Wagen der Filmgesellschaft vor dem Herrenhaus vorgefahren sind und Chris freudig bewegt die Treppen hinaufgeeilt ist, um Frau Irene zu begrüßen.

      Ronald kommandiert die Wagen. Langsam folgt er Chris die Stufen zum Portal. Frau Irene reicht dem breit-schultrigen Mann mit den dunklen Augen erfreut die Hand.

      »Wir kennen uns doch schon. Oder?«

      Er neigt sich über ihre Hand. »Gewiß, gnädige Frau. Ich bin der schwarze Mann, der Ihnen Chris entführt hat.«

      Aufmerksam prüfend blickt sie ihn an. Sie findet ihn sehr sympathisch. Sein Lächeln ist charmant. Seine Eleganz bestechend.

      Sie räuspert sich. »Jetzt, da ich weiß, daß Frau Velden eine große Künstlerin ist, kann ich Ihre Hartnäckigkeit gut verstehen«, sagt sie mit Wärme.

      Chris bleibt stumm. Frau Irene schiebt ihren Arm in den der Künstlerin. »Kommen Sie, Christine –«, sie stockt. »Verzeihung, für mich sind und bleiben Sie Christine.«

      Chris drückt den Arm der liebenswürdigen Frau. »Für Sie möchte ich gern Christine bleiben.«

      »Sie werden natürlich Ihr altes Zimmer wieder beziehen –«

      Chris’ Augen weiten sich. »Nein, bitte, nicht«, stammelt sie. »Es sind zu viele Erinnerungen.«

      »Und ich habe alles so schön herrichten lassen, Christine«, antwortet Frau Irene bedrückt.

      Chris hat sich schnell überwunden. »Gut, Ihnen zuliebe«, sagt sie rasch, und gemeinsam gehen sie den alten Weg, den Christine in Gedanken so oft gegangen ist.

      Ferdinand Ronald und sein Stab sind im Verwaltungshaus untergebracht, das ebenfalls geräumig ist und zahlreiche Gastzimmer besitzt.

      Wortlos läßt Frau Irene die Künstlerin eintreten. Sekundenlang verharrt Chris, überwältigt von Erinnerungen, im Türrahmen. Ein Duft von Blüten schlägt ihr entgegen. Rosen stehen in hohen Vasen auf Tischen und Blumenständern. »Wie schön«, flüstert Chris ergriffen. Dann vermag sie kein Wort mehr zu sprechen.

      Frau Irene betrachtet dieses schöne, erregte Frauenantlitz mit Sorge. Es war alles falsch, denkt sie. Ich wollte Christine eine Freude machen und habe ihr Leid zugefügt. Sie versucht Chris abzulenken.

      »Und wie geht es Elfi? Ist sie wieder im Kinderheim?«

      Chris macht einige Schritte ins Zimmer, und Frau Irene schließt die Tür hinter sich.

      »Elfi ist bei mir. Eine tüchtige Erzieherin betreut sie. Viel habe ich auch jetzt nicht von dem Kind. Aber es lebt bei mir, und wenn ich wirklich einmal Zeit habe, dann verlebe ich sie mit Elfi.«

      Frau Irene streicht ein paarmal über die polierte Platte des Tisches. »Christine«, sagt sie leise, mitfühlend, »sind Sie glücklich?«

      Chris geht an ihr vorbei zum Fen-ster und schiebt den Vorhang zur Seite. Ohne sich umzuwenden, antwortet

      sie:

      »Glücklich? Ich glaube, ja! Mein Beruf läßt mir gar keine Zeit, darüber nachzudenken. Und –«, sie zögert, um rasch fortzufahren, »– und wie geht es Herrn Hagen?«

      Jetzt hängt die Frage in der Luft, die Chris unter keinen Umständen stellen wollte.

      »Er ist unglücklich.«

      Chris zuckt leicht zusammen. Ihr Herz beginnt rascher zu schlagen. Dann liebt er sie noch. Vielleicht hat er sie noch nicht vergessen?

      »Ich hätte nicht herkommen sollen«, klagt Chris leise.

      »Keine Angst, Christine. Herr Hagen ist verreist.«

      »Das war mir schon vorher bekannt.« Chris atmet tief und beschwerlich. Ihr ist, als läge ein Zentnergewicht auf ihrer Brust. »Sonst hätte ich mich zu diesem Wagnis nie hergegeben.« Sie wendet sich zurück ins Zimmer, neigt das schöne Gesicht über einen Strauß verblühter Rosen und zieht den Duft tief ein. »Sie kennen Ferdinand Ronald nicht. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, läßt er nicht locker. Sie glauben nicht, wie schwer mir die Fahrt hierher gefallen ist.«

      »Christine«, fällt Frau Irene ihr entsetzt ins Wort. »Wie haben Sie sich verändert.«

      »So?« Das klingt gleichmütig, ja, spöttisch, und Frau Irene schüttelt den Kopf, als Chris dazu noch auflacht.

      Frau Irene hat das Verlangen, das schöne Menschenkind in die Arme zu schließen. Christine weiß ja nicht, wie unglücklich sie aussieht, wie sie sich zusammennimmt, um sich nicht ins Herz sehen zu lassen. Aber Frau Irene hat einen scharfen Blick und viel Menschenkenntnis.

      »Jetzt muß ich Sie wirklich verlassen, Christine. Bis nachher.« Sie legt nun wirklich die Arme um Christine und küßt sie zärtlich auf beide Wangen. »Vorerst bin ich sehr glücklich, Sie hier zu haben. Es macht mich zugleich stolz, Sie bei Ihrer Arbeit beobachten zu können. Also, Liebes, wir sehen uns beim Tee.«

      Chris ist am Ende ihrer Selbstbeherrschung, als sie allein ist. Sie legt das Gesicht in die Hände und weint bitterlich.

      *

      Ferdinand Ronald hat ein reizendes Gastzimmer mit dem Blick auf das Herrenhaus bekommen.

      Untätig sitzt er am Fenster. Seine Gedanken weilen nicht bei Chris, die er liebt, sondern bei Ingeborg, seiner kranken Frau.

      Noch

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