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den Jungen. Etwas Unheimliches. Ich wollte ihn beschwichtigen.

      „Hat gleich Angst bekommen, der Jäger,“ fährt der Rocherl fort. „Ist noch am selben Tag nachfragen gegangen ins Haus, wie’s mir geht. Nur den Flintenlauf, sagt’ er, hätt’ er mir wollen aus der Hand schießen. Wär’ nit sein Willen gewesen, daß er mich trifft. Wär’ nit so vermeint gewesen, sagt’ er. Bin auch weiter nit bös auf dich, hab ich gesagt. Vielleicht zahl’ ich dir’s einmal ab, vielleicht nit.“

      „Ich an deiner Stelle möchte mich mehr um die wunde Hand kümmern, als um den Jäger.“

      „Die wird schon wieder heilen. Das Pech zieht’s heraus.“

      Wie mich dieser Bursch erbarmt! Sprießt erst zum Leben auf. Soll hart den Daseinsstreit ringen mit der gefräßigen Welt. Und ist ohnmächtig in Arbeit und Wehr. Und schaut so treuherzig in die trüben Nebel seiner Zukunft. Was sein Verzeihen anbelangt? „Vielleicht zahlt er’s ihm einmal ab, vielleicht nit!“ Der Geistliche hätte ihm das Verzeihen geraten, der Rocherl hätte drauf geantwortet: „Wird mir eh nit viel anderes übrig bleiben, weil der Jäger stärker ist.“

      „Rocherl,“ habe ich hernach gesagt, „nicht unruhig machen möchte ich dich. Deine Hand wird heil werden. Aber Pfropfenzieher ist das Schusterpech keiner. Da muß ein Arzt dran.“

      Antwortet er: „Wir haben eh die Marenzel gefragt, die was die Salbensiederin ist. Die hat gesagt, nur keinen Doktor! So Leut’ thäten gleich die ganz’ Hand wegschneiden. Da ist mir eine luckete Hand doch alleweil noch lieber, wie gar keine. Und die Kugel wird schon herfürkommen, sagt sie. Dreimal der Vollmond muß halt draufscheinen.“

      Nun weiß man auch, weshalb vor drei Wochen der Junge des Abends immer vor der Hausthüre gestanden ist und seine arme Pfote dem aufgehenden Mond entgegengehalten hat.

      Nachdem wir wieder ein Weilchen schweigend nebeneinander Wolle gezupft haben, sagt der Rocherl: „Wird eh so am besten sein, für mich. Heißt nichts, die Wildschützerei. Und bändigen hätt’ ich mich nit können. Du glaubst nit, Hansel, wie das ist, wenn einer bei der Nacht so aus dem Bett gezogen wird, wie das Kalb mit dem Strick. Und zum Wald hin. Und kreispelt’s im Dickert — und sieht was laufen. Nur gleich so in die Hand fahrt’s. Und wenn du eine Heugabel bei dir hast, an die Wang fahrst damit!“

      „Und das arme Tier erbarmt dich nicht? Das gerade so gern lebt wie du. Denkst denn nicht dran?“

      „Denkt der Jäger dran, der schlechte Lump? Geh, Narr, zum Denken ist da keine Zeit, sonst lauft’s dir davon. Oder höchstens: streck’ ich’s nit, streckt’s der Jäger.“

      „Hör’ mir auf, Rocherl. Diese Ausrede kann jeder Diebskerl brauchen.“

      „Hast eh recht. Aber es ist halt wie verhext. Es giebt halt nichts Lustigeres auf der Welt, wie das Reherlschießen.“

      Singend hatte er die letzten Worte gesagt und kam uns wohl beiden das Volkslied in den Sinn:

      „Obs sunnen oder dunnern thut,

      Ob winden oder gießen,

      Ich weiß halt keine größere Freud,

      Als wie das Reherlschießen!“

      Und derselbe Bursche ist anderseits so voller Sorgfalt für die Haustiere, kümmert sich um die richtige Fütterung, vergißt nach keiner Mahlzeit, die Brosamen hinaus aufs Fensterbrett zu legen, daß die Spatzen kommen und sich letzen mögen zur Winterszeit.

      Um den Kuhstall sorgt er sich nicht, dort ist die Barbel. Wo die Barbel ist, da braucht sich weiter niemand zu kümmern. Wo die Barbel ist, da kann nichts geschehen.

      Vor etlichen Tagen hatten wir ein Donnerwetter mit Blitz und Hagel, wie im Hochsommer. Noch nie so um diese Zeit, sagen sie. In der Nacht war’s. Ich wurde ins Haus gerufen, um beim Schein einer Weihekerze den Wettersegen mit beten zu helfen, oder bereit zu sein zum Retten, falls der Blitz einschlüge. Das krachte und knatterte ganz grauenhaft. „Hagel auf den Schnee thut dem Korn nit weh!“ sagte der Hausvater, aber fürchten thaten sie sich doch. Der Rocherl kauerte im bloßen Hemde am Herd, zitterte, wimmerte, hielt Ohren und Augen zu und verlangte nach der Schwester. Die wurde geweckt, kam in die Stube, da war er ruhig. Sie sagte kein Trostwort, sie betete nicht, sie war nicht erstaunt — sie schaute nur traumhaft drein, wie sonst manchmal. Das Gewitter verzog sich, draußen war es still und schneelicht und man hätte sagen mögen: Das Mädel gebot dem Sturm.

      Bin ich schon wieder bei ihr? — Aber es ist ja ein dummes Ding.

      Dein treuer Knecht.

      Nach Schluß des Blattes. Du fragst, was das für ein Sprachstil wäre, dessen ich mich in meinen Briefen befleißige. Möge dein ästhetisches Urteil mir gnädig sein — es ist der Dreschflegelstil. Mit starren Gliedern und vollem Herzen schlägt man nicht die schöngewundenen Spaziergänge durch den Rosengarten der deutschen Kunstsprache ein. Da geht’s gerade aus durch Strupp und Strauch. Wäre Goethe anstatt Minister Bauernknecht gewesen, es möchte auch der Goethestil ein Flegel- oder Heugabelstil geworden sein. Und nächstens soll’s gar an den Mistgabelstiel gehen.

Ende 11. Sonntag

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