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Jane Eyre. Шарлотта Бронте
Читать онлайн.Название Jane Eyre
Год выпуска 0
isbn 9783954180196
Автор произведения Шарлотта Бронте
Жанр Языкознание
Серия 99 Welt-Klassiker
Издательство Bookwire
»Ich hoffe, Miss Temple, dass der Zwirn, den ich in Lowton gekauft habe, genügen wird. Es fiel mir ein, dass diese Qualität gerade für die Calikohemden gut sein werde und ich habe auch die dazu passenden Nadeln ausgesucht. Wollen Sie Miss Smith sagen, dass ich vergaß, mir die Stopfnadeln zu notieren; nächste Woche wird sie indessen mehrere Päckchen derselben bekommen, und sagen Sie ihr auch, dass sie jeder Schülerin unter keiner Bedingung mehr als eine Nadel zur Zeit gibt, wenn sie mehre davon haben, werden sie oft nachlässig und verlieren sie nur. Und dann, o, Miss Temple! Ich wünschte wirklich, dass den wollenen Strümpfen mehr Beachtung geschenkt würde! – Als ich das letztemal hier war, ging ich in den Küchengarten und besah mir die Wäsche, welche auf der Leine trocknete. Eine ganze Menge der schwarzen Strümpfe war auf die mangelhafteste Weise gestopft. Aus der Größe der Löcher, welche ich in ihnen bemerkte, schloss ich, dass sie nicht gut ausgebessert sein konnten.«
Hier hielt er inne.
»Ihre Weisungen sollen befolgt werden, Sir«, sagte Miss Temple.
»Und, Madam«, fuhr er fort, »die Wäscherin erzählt mir, dass einige der Mädchen zwei reine Halskrausen in der Woche gehabt haben; das ist viel zu viel. Die Hausregel beschränkt sie auf eine.«
»Ich glaube, Sir, dass ich diesen Umstand genügend erklären kann. Am vorigen Donnerstag waren Agnes und Catherine Johnston eingeladen, bei ihren Freunden in Lowton den Tee zu nehmen. Ich gab ihnen die Erlaubnis, für diese Gelegenheit reine Halskrausen anzulegen.«
Mr. Brocklehurst nickte.
»Nun, für einmal mag es hingehen, aber ich ersuche Sie, diesen Fall nicht zu oft eintreten zu lassen. Noch eine andere Sache hat mich höchlichst überrascht. Indem ich die Rechnung mit der Haushälterin abschloss, fand ich, dass während der letzten zwei Wochen den Schülerinnen zweimal ein Gabelfrühstück serviert worden ist, welches aus Brot und Käse bestand. Was bedeutet das? Ich habe die Statuten durchlesen und fand dort keiner Mahlzeit erwähnt, die sich Gabelfrühstück nennt. Wer hat diese Neuerung eingeführt und auf welche Autorität gestützt?«
»Für diesen Umstand bin ich verantwortlich, Sir«, entgegnete Miss Temple, »das Frühstück war so außergewöhnlich schlecht zubereitet, dass die Schülerinnen es nicht essen konnten, und ich durfte nicht zugeben, dass sie bis zum Mittagessen fasteten.«
»Miss Temple, gestatten Sie mir einen Augenblick zu reden. – Sie wissen, dass es meine Absicht bei der Erziehung dieser Mädchen ist, sie nicht an Luxus und Wohlleben zu gewöhnen, sondern sie abzuhärten und sie selbstverleugnend, geduldig und entsagend zu machen. Sollte nun einmal zufällig solch eine kleine Enttäuschung des Appetits vorkommen, wie z.B. das Verderben einer Mahlzeit, das Versalztwerden eines Fisches u.s.w., so sollte dieser kleine, unbedeutende Zwischenfall nicht neutralisiert werden, indem man den verlorenen Genuss noch durch einen größeren Leckerbissen ersetzt und damit den Körper verweichlicht und den Zweck und das Ziel dieser barmherzigen Stiftung verrückt. Man sollte ein solches Vorkommnis dazu benützen, den Schülerinnen eine geistige Erbauung zu schaffen, indem man sie ermutigt, auch bei temporären Entbehrungen ihre geistige Kraft zu behaupten. Eine kurze Ansprache bei solchen Gelegenheiten würde sehr angemessen sein. Ein kluger Lehrer würde z.B. auf die Leiden und Entsagungen der ersten Christen hinweisen; auf die Qualen der Märtyrer, ja, sogar auf die Gebete unsers gesegneten Heilands selbst, der seine Jünger ermahnt, ihr Kreuz auf sich zu nehmen und ihm zu folgen; auf seine Warnungen, dass der Mensch nicht vom Brote allein lebt, sondern von einem jeglichen Worte, so aus dem Munde Gottes gehet; auf seine göttlichen Tröstungen ›glücklich seid ihr, so ihr für mich Hunger oder Durst leidet!‹ O, Miss Temple, wenn sie anstatt des angebrannten Haferbreis Brot und Käse in den Mund dieser Kinder legen, so füttern sie allerdings ihre sündigen Leiber, aber Sie denken wenig daran, dass sie ihre unsterblichen Seelen verhungern lassen.«
Mr. Brocklehurst hielt wieder inne – – wahrscheinlich von seinen Gefühlen übermannt. Beim Beginn seiner Rede hatte Miss Temple zu Boden geblickt; jetzt aber sah sie gerade vor sich hin, und ihr Gesicht, welches von Natur bleich wie Marmor war, schien auch die Kälte und Unbeweglichkeit dieses Materials anzunehmen; besonders ihr Mund schloss sich so fest, als hätte es des Meißels eines Bildhauers bedurft, um ihn wieder zu öffnen, und auf ihrer Stirn lagerte eine versteinerte Strenge.
Inzwischen stand Mr. Brocklehurst vor dem Kamin, die Hände hatte er auf den Rücken gelegt und majestätisch ließ er seine Blicke über die ganze Schule schweifen. Plötzlich zuckte er zusammen, wie wenn sein Auge geblendet oder schmerzhaft berührt worden sei; dann wandte er sich um und in schnelleren Akzenten, als er bisher gesprochen, sagte er:
»Miss Temple, Miss Temple, was – was ist jenes Mädchen da mit dem lockigen Haar? Rotes Haar, Madam, lockig – ganz und gar lockig?« – Mit diesen Worten streckte er seinen Stock aus und zeigte nach dem entsetzlichen Gegenstande. Seine Hände zitterten vor Erregung.
»Es ist Julia Severn«, entgegnete Miss Temple sehr ruhig.
»Julia Severn, Madam! Und weshalb hat sie oder irgend eine andere gelocktes Haar? Weshalb bekennt sie sich so offen allen Vorschriften und Grundsätzen dieses Hauses entgegen zu den Gelüsten der Welt – hier in einem evangelischen Institut der Barmherzigkeit – dass sie es wagt, ihr Haar in einem großen Wust von Locken zu tragen?«
»Julias Haar ist von Natur lockig«, entgegnete Miss Temple noch ruhiger.
»Von Natur! Ja! Aber wir sollen uns der Natur nicht anpassen. Ich wünsche, dass diese Mädchen Kinder der Gnade werden. Und wozu jener Überfluss? ich habe doch zu wiederholten Malen angedeutet, dass ich das Haar einfach, bescheiden, glatt anliegend arrangiert zu sehen wünsche. Miss Temple, das Haar jenes Mädchens muss augenblicklich abgeschnitten werden, förmlich rasiert; morgen werde ich einen Barbier herausschicken, und ich sehe noch andere, die viel zu viel von diesem Auswuchs haben – das große Mädchen dort zum Beispiel; sagen Sie ihr, dass sie sich umdreht. Sagen Sie den Mädchen der ganzen ersten Bank, dass sie sich erheben und die Gesichter der Wand zuwenden.«
Miss Temple fuhr mit dem Taschentuch über die Lippen, als wollte sie ein unwillkürliches Lächeln verjagen, das dieselben kräuselte; indessen erteilte sie den gewünschten Befehl, und als die erste Klasse verstanden hatte, was man von ihr verlangte, kam sie demselben nach. Ich lehnte mich ein wenig auf meiner Bank zurück und konnte die Blicke und Grimassen