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wohnt der Drachen alte Brut,

      Es stürzt der Fels und über ihn die Flut;

      Kennst du ihn wohl?

      Dahin! Dahin

      Geht unser Weg! o Vater, laß uns ziehn!

Der Sänger

      Was hör ich draußen vor dem Tor,

      Was auf der Brücke schallen?

      Laß den Gesang vor unserm Ohr

      Im Saale widerhallen!

      Der König sprachs, der Page lief;

      Der Knabe kam, der König rief:

      Laßt mir herein den Alten!

      Gegrüßet seid mir, edle Herrn,

      Gegrüßt ihr, schöne Damen!

      Welch reicher Himmel! Stern bei Stern!

      Wer kennet ihre Namen?

      Im Saal voll Pracht und Herrlichkeit

      Schließt, Augen, euch; hier ist nicht Zeit,

      Sich staunend zu ergetzen.

      Der Sänger drückt’ die Augen ein

      Und schlug in vollen Tönen;

      Die Ritter schauten mutig drein,

      Und in den Schoß die Schönen.

      Der König, dem das Lied gefiel,

      Ließ, ihn zu ehren für sein Spiel,

      Eine goldne Kette holen.

      Die goldne Kette gib mir nicht,

      Die Kette gib den Rittern,

      Vor deren kühnem Angesicht

      Der Feinde Lanzen splittern;

      Gib sie dem Kanzler, den du hast,

      Und laß ihn noch die goldne Last

      Zu andern Lasten tragen.

      Ich singe, wie der Vogel singt,

      Der in den Zweigen wohnet;

      Das Lied, das aus der Kehle dringt,

      Ist Lohn, der reichlich lohnet.

      Doch darf ich bitten, bitt ich eins:

      Laß mir den besten Becher Weins

      In purem Golde reichen.

      Er setzt’ ihn an, er trank ihn aus:

      O Trank voll süßer Labe!

      O wohl dem hochbeglückten Haus,

      Wo das ist kleine Gabe!

      Ergehts euch wohl, so denkt an mich,

      Und danket Gott so warm, als ich

      Für diesen Trunk euch danke.

Das Veilchen

      Ein Veilchen auf der Wiese stand

      Gebückt in sich und unbekannt;

      Es war ein herzigs Veilchen.

      Da kam eine junge Schäferin

      Mit leichtem Schritt und munterm Sinn

      Daher, daher,

      Die Wiese her, und sang.

      Ach! denkt das Veilchen, wär ich nur

      Die schönste Blume der Natur,

      Ach, nur ein kleines Weilchen,

      Bis mich das Liebchen abgepflückt

      Und an dem Busen matt gedrückt!

      Ach nur, ach nur

      Ein Viertelstündchen lang!

      Ach! aber ach! das Mädchen kam

      Und nicht in acht das Veilchen nahm,

      Ertrat das arme Veilchen.

      Es sank und starb und freut’ sich noch:

      Und sterb ich denn, so sterb ich doch

      Durch sie, durch sie,

      Zu ihren Füßen doch.

Der untreue Knabe

      Es war ein Knabe frech genung,

      War erst aus Frankreich kommen,

      Der hatt ein armes Mädel jung

      Gar oft in Arm genommen

      Und liebgekost und liebgeherzt,

      Als Bräutigam herumgescherzt,

      Und endlich sie verlassen.

      Das braune Mädel das erfuhr,

      Vergingen ihr die Sinnen,

      Sie lacht’ und weint’ und bet’t’ und schwur;

      So fuhr die Seel von hinnen.

      Die Stund, da sie verschieden war,

      Wird bang dem Buben, graust sein Haar,

      Es treibt ihn fort zu Pferde.

      Er gab die Sporen kreuz und quer

      Und ritt auf alle Seiten,

      Herüber, hinüber, hin und her,

      Kann keine Ruh erreiten,

      Reit’t sieben Tag und sieben Nacht;

      Es blitzt und donnert, stürmt und kracht,

      Die Fluten reißen über.

      Und reit’t in Blitz und Wetterschein

      Gemäuerwerk entgegen,

      Bindt’s Pferd hauß’ an und kriecht hinein

      Und duckt sich vor dem Regen.

      Und wie er tappt, und wie er fühlt,

      Sich unter ihm die Erd erwühlt;

      Er stürzt wohl hundert Klafter.

      Und als er sich ermannt vom Schlag,

      Sieht er drei Lichtlein schleichen,

      Er rafft sich auf und krabbelt nach,

      Die Lichtlein ferne weichen,

      Irrführen ihn die Quer und Läng,

      Trepp auf, Trepp ab, durch enge Gäng,

      Verfallne wüste Keller.

      Auf einmal steht er hoch im Saal,

      Sieht sitzen hundert Gäste,

      Hohläugig grinsen allzumal

      Und winken ihm zum Feste.

      Er sieht sein Schätzel untenan

      Mit weißen Tüchern angetan,

      Die wend’t sich –

Erlkönig

      Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?

      Es ist der Vater mit seinem Kind;

      Er hat den Knaben wohl in dem Arm,

      Er faßt ihn sicher, er hält ihn warm.

      Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht

      Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht?

      Den Erlenkönig mit Kron und Schweif? –

      Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif. –

      »Du liebes Kind, komm, geh mit mir!

      Gar schöne Spiele spiel ich mit dir;

      Manch bunte Blumen sind an dem Strand,

      Meine Mutter hat manch gülden Gewand.«

      Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht,

      Was Erlenkönig mir leise verspricht? –

      Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind;

      In dürren Blättern säuselt der Wind. –

      »Willst,

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