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Schweiget… Weg mit diesem vorerst, ich bedarf eines Zeugen nicht…

      (BARUCH wird zurückgestoßen in das Dunkel.)

      ZEDEKIA:

       Tritt heran zu mir, Jeremias… Bist du es, der Israel verwirrt?

      JEREMIAS:

       Von Israel geht Wirrnis aus und nicht von mir.

      ZEDEKIA:

       Ich kenne deine Stimme… ich muß sie gehört haben… aus meinem Herzen klingt etwas zurück, da du mir zusprichst, und doch blickte ich dich nie. Oder… Warst du es nicht, der damals um Friede schrie vor dem Palast…

      JEREMIAS:

       Ich war es, Herr!

      ZEDEKIA:

       Du warst es, Jeremias? Viele schrien um mich zu jener Stunde, doch als ich heimging des Nachts und ruhte ohne Schlaf auf meinem Lager, da war dein Ruf noch wach in meinem Herzen.

      JEREMIAS:

       Gott wollte, daß du ihn hörtest, und weh dir, daß du ihn wegwarfst, denn es wäre Schlaf jetzt auf deinen Lidern und ein Friede in Israel.

      DIE ANDERN:

       Nicht höre auf ihn, König… ein Gaukler ist er und frevelt mit Gottes Wort… sprich nicht mit ihm…

      ABIMELECH:

       Was schaffst du hier auf der Mauer des Nachts? Zu den Chaldäern willst du fallen? Nimm ihn fest, mein König, sein Wandel ist Gefahr!

      EINER:

       Seine Mutter ringt mit dem Tode, vergiftet hat sie sein Wort. Aber er meidet das Haus, sieh, des Nachts schweift er hier um und späht zu den Feinden…

      JEREMIAS (erschreckt):

       Meine Mutter, sagst du…

      ANDERE:

       Ein Verräter ist er… nicht höre ihn, mein König… nicht höre ihn… nimm ihn fest…

      ZEDEKIA:

       Ruhe um mich! Meine Seele ist so schwach nicht gemauert, daß ein Schwätzer sie werfe. Jeremias, tritt her zu mir und sei ohne Scheu. Ich habe das Wort vernommen, das du riefest am Tage des Ausgangs, und dies Wort klang mir zu, denn ein Gotteswort ist das Friedenswort. Doch vergangen ist das Vergangene. Nun brennt Krieg zwischen Assur und Israel. Nicht bändigt ihn mehr ein Wort, ich kann ihn nicht niedertreten mit dem Willen…

      JEREMIAS:

       Du kannst es, Herr!

      ZEDEKIA (zornig):

       Wie kann ich es noch? Siehst du den Feind nicht um die Mauern, hörst du seine Speere nicht klirren im Wind? Wie kann ich das wenden?

      JEREMIAS:

       Du kannst es, Herr, denn du bist der König.

      ZEDEKIA:

       Kann ich sie fortblasen mit meinem Hauch, kann ich austilgen das Vergangene? Zu spät ist es für den Frieden.

      JEREMIAS:

       Es ist nie zu spät.

      ZEDEKIA (noch zorniger):

       Wie ein Einfältiger redest du. Noch ward Assur nicht geschlagen von Israel und nicht Israel von Assur, noch ist Blut nicht geflossen. Wie kann ich enden, was nicht begonnen?

      JEREMIAS:

       Das Blut ist ein Graben zwischen den Völkern. So tiefer du ihn ziehest, so schwerer wirst du ihn dämmen. Darum laß sprechen die Worte vor dem Schwert, geh hin zum König oder sende ihm Botschaft!

      ZEDEKIA:

       Ich soll zu Nabukadnezar, meinem Feinde?

      JEREMIAS:

       Sende Boten an ihn, vielleicht, daß du noch rettest Jerusalem!

      ABIMELECH:

       Eine Schmach sind seine Worte, eine Schmach für Israel… fort mit dem Zagherzigen…

      ZEDEKIA:

       Warum soll ich senden zu ihm, warum ich als der erste? Bin ich sein Knecht denn, bin ich der Besiegte schon?

      JEREMIAS:

       Es muß einer den Frieden beginnen, wie einer den Krieg.

      ZEDEKIA:

       Warum soll ich es sein, der als der erste spricht, warum ich und nicht er? Soll er meinen, daß ich verzagte? Möge er senden zu mir, so will ich Zwiesprache halten und erwägen sein Wort. Doch warum ich als der erste?

      JEREMIAS:

       Selig, der als erster die Hand bietet für den Frieden, selig der König, der das Blut spart seines Volkes.

      ZEDEKIA:

       Und wenn ich die Hand böte, wenn ich mein Herz bezwänge, Jeremias, wenn ich so täte, wie du heischest, und er stößt sie zurück, meine Hand?

      JEREMIAS:

       Selig die Verstoßenen um der Gerechtigkeit willen, denn Gott nimmt sie auf an sein Herz.

      ZEDEKIA:

       Ich aber sage dir, die Kinder würden meiner spotten und die Weiber lachen meiner Schmach.

      JEREMIAS:

       Besser, der Narren Gelächter hinter dir, als der Witwen Klage. Nicht deiner gedenke jetzt, sondern des Volkes, dem du gesetzt bist von heiliger Hand. Laß dich verlachen von den Toren um der Gerechtigkeit willen, aber tu Gottes Tat! Tu auf die Tore, tu auf dein Herz, Zedekia, bedenke, du rettest Jerusalem! Du hast dich erhoben wider Assur, so beuge dich vor ihm!

      ZEDEKIA:

       Ich mich beugen?

      JEREMIAS:

       Beuge dich, beuge dich, Gesalbter des Herrn, um Jerusalems willen! Tu auf die Tore, tu auf ihm dein Herz! Du rettest, du rettest Jerusalem!

      ZEDEKIA:

       Mit dem Schwert will ich es retten und meines Lebens Preis, doch mit meiner Ehre nicht. Du weißt nicht, was du heischest von mir.

      JEREMIAS:

       Das Schwerste heische ich von dir, denn wem ziemt das Gewaltige denn den Gesalbten? Deines Herzens Kleinod, deinen Stolz opfre hin für die Stadt! Wirf dich hin vor jenen, wie ich mich hinwerfe vor dir, tu auf die Tore, tu auf dein Herz! Beuge dich, König Zedekia, denn besser, du beugest dich, denn daß Israel gebeuget werde.

      ZEDEKIA:

       In Spott willst du mich stoßen und dich weiden an meiner Schmach, du Rasender! Aber ich steh aufrecht und halte mein Erbe! Lieber sterben, als Gnade erbitten, lieber Vernichtung, denn diese Demut! Weg von mir, weg! Ich beuge mich nicht, keinem auf Erden beuge ich mich!

      JEREMIAS (von den Knien sich gewaltig aufhebend):

       Dann Fluch dem Öl, das dir salbte die Stirn, und Fluch der Krone, die dir die Stirne gürtet; Fluch dir, Davids Sohn, daß du nur deinen Hochmut schützest, dein irdisch Teil, statt daß du wahrest Jerusalem, dein Gottesteil. Aber höre mich…

      ZEDEKIA:

       Nichts will ich mehr hören, du Narr, du böser Narr Gottes…

      JEREMIAS:

       Stoße es nur fort mein Wort mit dem Fuße, du Taumelnder, nicht kannst du zertreten ein Gotteswort. Spei es aus, du Trunkener, aber wisse es bis in deine Eingeweide: nahe ist die Stunde, Zedekia, da du schreien wirst nach meinem Troste, wie die Gebärerin schreit! Doch dann wird kein Rat mehr sein, denn wer weiß Rat wider den Tod und hat ein Retten vor Gottes Gericht. Gedenke der Mauer hier, gedenke der Stunde! Rechtzeit habe ich dich gewarnt, aber ein Prellbock starret dein Herz und von Eisen deine Stirne, und wie ich dir darob fluche aus dieser Stunde, werden fluchen Geschlechter und Geschlechter deinem Namen. In deine Hände war Zion gegeben, und du ließest es fallen, dir war es vertraut, und du hast es verschleudert! Mögest du darum vergessen werden von Gottes Gnade, wie du vergaßest Jerusalem! Fluch über dich, du Vollstrecker Babels, du Würger Zions, du Mörder,

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