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Körper und blies ihm danach Geist ein. Zu dem, was Seele genannt wird, gehören der Verstand, die Gefühle, der Wille, das Streben nach Zielen und die Fähigkeit zur Anbetung. Es hat den Anschein, dass wir nicht in erster Linie Geister sind, die in Körpern wohnen, sondern dass wir unserem Wesen nach genauso Körper wie Geist sind.

      Aufgrund der konsequenten gegenständlichen Beschreibungen des Zwischenhimmels und seiner Bewohner scheint es möglich – obwohl man sich sicher darüber streiten kann –, dass Gott uns zwischen unserem irdischen Leben und der Auferstehung unseres Körpers eine körperliche Gestalt gibt, die es uns ermöglicht, während dieses »unnatürlichen« Zustands des Wartens auf unsere Auferstehung Mensch zu sein. Es wird beschrieben, dass die Märtyrer im Himmel Kleider tragen (Offenbarung 6,9-11). Körperlose Geister tragen keine Kleider. Viele halten die Kleider nur für ein Sinnbild dafür, dass die Märtyrer von der Gerechtigkeit Christi bedeckt werden. Es könnte sich aber auch um wirkliche Kleider mit einer symbolischen Bedeutung handeln.

      Wenn die Bewohner des Himmels eine vorübergehende Gestalt bekommen – ich halte das für eine Möglichkeit –, würde dies in keiner Weise die absolute Notwendigkeit oder entscheidende Bedeutung der künftigen Auferstehung unseres Körpers schmälern, wie Paulus mit Nachdruck in 1. Korinther 15,12-32 darlegt. In unserem christlichen Glaubensbekenntnis heißt es, dass der auferstandene Christus jetzt im Himmel wohnt. Wir bekennen, dass sein auferstandener Körper auf der Erde ein leiblicher war und dass dieser selbe leibliche Jesus in den Himmel aufgefahren ist, von dem er eines Tages auf die Erde zurückkehren wird (Apostelgeschichte 1,11). Deshalb scheint unstreitig festzustehen, dass es im jetzigen Himmel mindestens einen leiblichen Körper gibt.

      Wenn der Körper von Christus im Zwischenhimmel leibliche Eigenschaften hat, kann man folgern, dass andere im Himmel auch eine leibliche Gestalt haben, auch wenn diese nur vorübergehend ist. Es ist auch logisch, dass andere Aspekte des Zwischenhimmels gegenständliche Eigenschaften haben. Wenn Stephanus zum Beispiel Christus auf der rechten Seite Gottes stehen sieht (Apostelgeschichte 7,56), dann muss er auf etwas stehen.

      Die greifbare Gegenwart von Mose und Elia bei der Verklärung (Lukas 9,28-36) scheint zu zeigen, dass Gott manchmal für Menschen einen vorläufigen Körper schafft, in dem sie vor der Auferstehung der Toten wohnen. Die Frage ist, ob alle im Zwischenhimmel einen einstweiligen Körper erhalten.

      In seiner Erzählung vom reichen Mann und armen Lazarus in Lukas 16,19-31 schreibt Jesus den Menschen, die gestorben sind, körperliche Eigenschaften zu. Er spricht vom Durst des reichen Mannes, von seiner Zunge und von Lazarus’ Finger. Obwohl es sich hier um bildliche Ausdrücke handeln kann, sollten wir nicht die Möglichkeit abtun, dass hier ein Leben nach dem Tod beschrieben wird, das gegenständlich und greifbar ist.

      KAPITEL 7

      Als Junge versetzte mich der Gedanke an den Himmel mehr in Schrecken als der Gedanke an die Hölle. Ich stellte mir den Himmel als Ort vor, an dem ständig Sonntag ist, mit unaufhörlichen Gottesdiensten, aus denen es kein Entrinnen gibt.

       David Lloyd George

      Aus drei Schlüsselversen der Offenbarung können wir viel über den Zwischenhimmel erfahren: »Und als das Lamm das fünfte Siegel brach, sah ich unter dem Altar die Seelen aller, die getötet worden waren, weil sie am Wort Gottes und an ihrem Bekenntnis zu Christus festgehalten hatten. Mit lauter Stimme riefen sie: ›Heiliger und wahrhaftiger Herr, wie lange wird es noch dauern, bis du die Menschen, die dieser Welt angehören, für das Unrecht richtest, das sie uns zugefügt haben?‹ Da wurde jedem von ihnen ein weißes Gewand gegeben. Und es wurde ihnen gesagt, sie sollten noch eine kleine Weile Geduld haben, denn auch unter ihren Brüdern, die wie sie Christus dienten, gibt es noch einige, die zuvor noch für ihren Glauben sterben müssen« (6,9-11).

      Zu dieser Stelle möchte ich einundzwanzig kurze Anmerkungen machen:

      1. Als diese Menschen auf der Erde starben, kamen sie in den Himmel (V. 9).

      2. Diese Menschen im Himmel waren dieselben, die während ihres Lebens auf der Erde für Christus getötet wurden (V. 9). Das weist auf eine lückenlose Übereinstimmung zwischen unserer Identität auf der Erde und unserer Identität im Himmel hin. Die dort im Zwischenhimmel sind keine anderen Menschen – sie sind dieselben Menschen an einem anderen Ort, »vollendete Gerechte« (Hebräer 12,23; Luther).

      3. Im Himmel erinnert man sich an das Leben von Menschen auf der Erde. Diese hier waren bekannt als diejenigen, »die getötet worden waren, weil sie am Wort Gottes und an ihrem Bekenntnis zu Christus festgehalten hatten« (V. 9).

      4. »Sie riefen« (V. 10) bedeutet, dass sie fähig waren, sich hörbar auszudrücken. Daraus könnte man schließen, dass sie eine körperliche Gestalt hatten, mit Stimmbändern oder anderen konkreten Möglichkeiten, sich vernehmbar zu machen.

      5. Menschen im Zwischenhimmel können ihre Stimme erheben (V. 10). Das ist ein Hinweis darauf, dass sie vernunftbegabte, kommunizierende und empfindsame – ja leidenschaftliche – Wesen sind, gerade so wie Menschen auf der Erde.

      6. Sie riefen »mit lauter Stimme«, nicht »mit lauten Stimmen«. Dass Personen im Himmel mit einer Stimme sprechen, weist darauf hin, dass der Himmel ein Ort der Eintracht ist, an dem man das gleiche Ziel vor Augen hat.

      7. Die Märtyrer sind bei vollem Bewusstsein, vernünftig und nehmen einander, Gott und die Situation auf der Erde wahr.

      8. Sie bitten Gott, auf der Erde einzugreifen und in ihrem Namen zu handeln: »Wie lange wird es noch dauern, bis du die Menschen, die dieser Welt angehören, für das Unrecht richtest, das sie uns zugefügt haben?« (V. 10).

      9. Wer im Himmel ist, kann Gott Fragen stellen, was bedeutet, dass man bei Gott Gehör findet. Es bedeutet auch, dass man lernen muss. Menschen im Himmel wollen Dinge verstehen und bemühen sich um Wissen.

      10. Menschen im Zwischenhimmel wissen, was auf der Erde geschieht (V. 10). Die Märtyrer wissen genug, um zu erkennen, dass diejenigen, die sie getötet haben, noch nicht gerichtet wurden.

      11. Den Bewohnern des Himmels liegt viel an Gerechtigkeit und Vergeltung (V. 10). Wenn wir in den Himmel kommen, werden wir nicht teilnahmslos und gleichgültig gegenüber dem, was auf der Erde geschieht. Im Gegenteil, unser Interesse wird leidenschaftlicher und unser Hunger nach Gerechtigkeit größer. Weder Gott noch wir geben uns zufrieden, bis seine Feinde gerichtet, unsere Körper auferstanden, die Sünde und der Satan besiegt, die Erde erneuert und Christus über alles erhöht ist.

      12. Die Märtyrer erinnern sich genau an ihr Leben auf der Erde (V. 10). Sie erinnern sich sogar daran, dass sie getötet wurden.

      13. Die Märtyrer im Himmel erbitten das Gericht über ihre Verfolger, die immer noch anderen Böses antun. Das lässt darauf schließen, dass die Gläubigen im Himmel die Gläubigen auf der Erde sehen und für sie beten.

      14. Wer im Himmel ist, sieht Gottes Eigenschaften (»Herr … heilig und wahrhaftig«) in einer Weise, die das Gericht über die Sünde verständlicher macht.

      15. Die Bewohner des Himmels sind Einzelwesen, Individuen: »Da wurde jedem von ihnen ein weißes Gewand gegeben« (V. 11). Die Identität des Einzelnen verschmilzt nicht in einer All-Einheit, in dem die Einzigartigkeit verwischt wird, sondern »jeder von ihnen« bleibt eine Persönlichkeit.

      16. Aus der Tatsache, dass die Märtyrer weiße Kleider tragen, könnte man ableiten, dass die Bewohner des Himmels tatsächlich eine körperliche Gestalt haben, denn körperlose Geister tragen vermutlich keine Kleider. Die Kleider können sehr wohl eine symbolische Bedeutung haben, doch das bedeutet nicht, dass sie nicht auch gegenständlich sein können.

      17. Gott beantwortet ihre Frage (V. 11), was auf Kommunikation und sich über einen Zeitraum erstreckende Prozesse im Himmel schließen lässt. Es zeigt auch, dass wir im Himmel nicht alles wissen werden – sonst hätten wir keine Fragen. Die Märtyrer wussten, nachdem Gott ihre Frage beantwortet hatte, mehr als zuvor. In dem Himmel, den ich den »jetzigen Himmel« nennen möchte, lernt man etwas.

      18. Gott verspricht, die Bitten der Märtyrer

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