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Sie ließ sich aus über Musik und College und erzählte auch von dem blöden Ring, auch wenn es ihr peinlich war. »Und, ich meine, ich bin achtzehn – hallo?«

      Rachel lachte. »Das ist echt ein bisschen witzig. Aber ich verstehe immer noch nicht, worüber du dich eigentlich beschwerst.«

      Grace starrte ihre Freundin an. War das ihr Ernst? Oder war sie irgendwie taub geworden?

      »Grace, dein Vater ist total cool.« Rachel langte nach einem kleinen Stapel Taschenbücher.

      »Siehst du, jeder denkt, weil er ein bekehrter Rockstar ist, macht ihn das irgendwie cool. Glaub mir, er ist NICHT COOL.«

      Rachel legte sich einen Finger auf die Lippen. »Nicht so laut.«

      Grace schnaubte. Warum war Rachel so schwer von Begriff?

      »Ich verstehe es nicht«, sagte Rachel sanft. »Ihr wart euch doch so nah. Ihr habt schon Musik zusammen gemacht, da warst du vielleicht sechs oder so.«

      »Genau. Und er behandelt mich immer noch so, als sei ich sechs!« Grace senkte ihre Stimme. »Ständig überwacht er mich. Und jeden Moment kann es passieren, dass er wieder in einen seiner brillanten Lehrmomente verfällt.«

      »Das machen alle Väter.« Rachel griff nach mehr Büchern.

      »Nicht so wie meiner. Er ist besessen.«

      »Grace, du hast es so gut wie sonst kaum jemand.«

      »Nein. Überhaupt nicht.« Grace betrachtete ihre beste Freundin bei der Arbeit. Wie konnte es sein, dass Rachel sich auf die Seite ihres Vaters schlug? Rachel richtete sich auf und sah Grace direkt in die Augen.

      »Jetzt sieh dich doch mal an«, sagte sie leise. »Du bist unglaublich hübsch. Du bist eine grandiose Sängerin. Demnächst nimmst du ein Album auf …«

      »Sein Album! Verstehst du das denn nicht? Es sind alles seine Songs – die auf seine Art gespielt werden müssen.«

      »Na ja, es ist schließlich auch sein Album, oder nicht?«

      Grace nickte. »Das verstehe ich ja auch. Ich weiß, es ist sein erstes Album seit Ewigkeiten. Und trotzdem. Ich meine, im Ernst – er käme nie auf die Idee, einen meiner Songs zu nehmen.«

      »Du hast keine Songs.«

      »Das meine ich ja!« Grace dachte daran, wie sehr sie heute Morgen versucht hatte, einen Song zu schreiben. Ihr war, als hätte ihr Vater auch da neben ihr gestanden, um sie zu verbessern und jedes Wort, jede Zeile, jeden Akkord zu kritisieren.

      Rachel sah verwirrt drein. »Ähm …?«

      »Ich versuche ja, Songs zu schreiben«, sagte Grace verzweifelt. »Vor allem anderen versuche ich, den perfekten Song zu schreiben, damit er nicht Nein sagen kann. Ich hab den Song im Kopf, aber ich kriege ihn nicht raus, weil …« Sie seufzte. »Er nimmt mir die Luft zum Atmen.«

      »Ist er wirklich so schlimm?«

      »Ja. Und es tut mir leid, aber ich möchte nicht mein Leben lang die Nebenrolle für das One-Hit-Wonder Johnny Trey spielen. Ich meine, ich möchte einmal etwas so machen, wie ich es möchte.«

      »Okay, verstehe.« Rachel griff nach ein paar Arbeitsheften und sortierte sie alphabetisch. »Aber es ist Anbetungsmusik, oder nicht? Da geht es nicht um dich, Grace.«

      Grace starrte Rachel an. Okay, irgendwie hatte sie recht. Aber warum konnte sie nicht verstehen, was Grace ihr sagen wollte? Warum benahm sie sich genau wie ihr Vater? »Ja, das verstehe ich wohl«, murmelte Grace. »Ich weiß, dass es Anbetungsmusik ist. Ich meine bloß …« Sie überlegte, wie sie sich verständlich machen könnte. Aber wie beim Songschreiben steckten auch jetzt die Worte in ihrem Kopf fest. »Schon gut, Rachel. Vergiss es einfach.« Und ohne ein weiteres Wort ging Grace. Sie konnte es nicht abwarten, aus dem stickigen Laden herauszukommen. Warum hatte sie überhaupt versucht, es Rachel zu erklären? Ja, klar – weil Rachel eigentlich ihre beste Freundin sein sollte. Aber wenn nicht mal ihre beste Freundin sie verstand, wer dann?

      Kapitel 3

      »Johnny«, rief Michelle aus der Küche herüber. »Tim und Sharon fahren gerade die Auffahrt rauf.«

      »Ist es schon sechs?« Johnny stellte die Gitarre in der Frühstücksecke ab, wo er gesessen und an einem Song gearbeitet hatte, und stand auf.

      »Sogar nach sechs«, sagte sie. »Kannst du aufmachen?«

      »Bin schon unterwegs, Schatz.« Auf dem Weg durch das Esszimmer fiel sein Blick auf den schön gedeckten Tisch. Toll, dass Michelle die geborene Gastgeberin war. Egal, ob sie große Plattenbosse oder einfach die Nachbarn zu Gast hatten, Michelle wusste immer, was zu tun war und wie es zu tun war.

      Heute Abend hatten sie ihren Pastor Tim und seine Frau Sharon eingeladen, und der Tisch sah wirklich einladend aus.

      »Hallo«, sagte er und schwang die Tür weit auf. »Willkommen, willkommen, hereinspaziert!«

      Michelle stieß zu ihnen, und es gab die üblichen Begrüßungsszenen. »In der Küche habe ich Eistee und Erdbeerlimonade«, verkündete sie. Sobald jeder mit einem Getränk versorgt war, blieben die Frauen in der Küche, während Johnny Tim in sein Arbeitszimmer führte.

      »Aha«, sagte Tim, »hier bewahrst du also all deine Musik-Andenken auf.« Er betrachtete die Fotos und Auszeichnungen an der Wand. »Beeindruckend.«

      Johnny lachte. »So beeindruckend nun auch wieder nicht. Vergiss nicht, dass es nur ein Hit war.«

      »Aber habe ich nicht irgendwo gehört, dass du ein neues Album machen willst?«

      »Das ist der Plan«, sagte Johnny. »Aber es gibt noch nichts Konkretes.«

      Tim sah sich ein Bild von Johnny mit ein paar seiner Musiker-Kumpel aus Nashville genauer an. »Da stehen ein paar richtig große Musiker gleich neben dir, Johnny.«

      Johnny nickte. »Korrekt. Zu dem Zeitpunkt dachten wir alle, ich würde auch mal ein ganz Großer werden.«

      »Du bist ein ganz Großer«, versicherte Tim.

      »Ach, na ja – solange Gott weiß, wer ich bin.« Er zeigte auf die Wand hinter sich. »Glaub mir, das war alles Michelles Idee. Sie findet, ich sollte die ganzen Sachen ausstellen, damit alle sie sehen können. Zum Glück beschränken wir es auf ein Zimmer.« Johnny legte den Kopf schief und horchte Richtung Tür. »Ich glaube, Michelle ruft uns zum Essen.«

      »Also habt ihr beide in Nashville gewohnt?«, fragte Tim auf dem Weg zum Esszimmer.

      »Nein. Wirklich gewohnt haben wir da nie. Aber ich bin zehn Autominuten von Graceland entfernt aufgewachsen«, erzählte Johnny, als sie das Esszimmer betraten. Michelle wies ihnen ihre Plätze zu.

      Tim grinste. »Verstehe. Jetzt wird mir einiges klar …«

      »Tja, meine Eltern wollten Hank Williams1. Ich gab ihnen Elvis.«

      Die anderen lachten. Johnny fiel auf, dass Grace nicht da war. Er warf Michelle einen fragenden Blick zu, aber sie war damit beschäftigt, Wasser einzuschenken.

      »Ich fand Elvis toll!«, sagte Sharon und nahm Platz. »Er war gerade noch christlich genug, dass meine Eltern sich keine allzu großen Sorgen um mich machten – zumindest am Anfang.«

      Tim zeigte auf seine Frau. »Du fandest Elvis toll?!«

      Und sofort gab es noch mehr Gelächter. Aber Johnny wurde abgelenkt, als Grace mit Gitarre und Bibel ins Esszimmer kam. »Gehst du heute früher zur Jugendgruppe?«, fragte er sie.

      »Ja.« Sie sah Michelle an. »Sorry, dass du für mich mit gedeckt hast, Mama.« Lächelnd wandte sie sich den Bryants zu. »Schön, euch zu sehen.«

      »Es

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