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Ihr Frondeur, man zieht vom Leder, und Alles ist gesagt, Herr von Guise hat Herrn von Coligny auf dem offenen Platze getödtet und damit war es aus.«

      »Ah! das ist schön,« rief Porthos.

      »Und dann binnen Kurzem,« fuhr d’Artagnan fort, »werden wir Schlachten in Reihe und Glied, Kanonen, Brände haben, darin liegt Abwechselung.«

      »Dann bin ich entschieden.«

      »Ich habe also Euer Wort!«

      »Ja, es ist abgemacht. Ich werde für Mazarin hauen und stoßen; aber …«

      »Aber?«

      »Aber er muß mich zum Baron machen.«

      »Ei! bei Gott!« rief d’Artagnan. »das ist zum Voraus festgestellt. Ich habe es Euch gesagt und wiederhole, »ich verbürge mich für Eure Baronie.«

      Auf dieses Versprechen schlug Porthos, welcher nie an einem Worte seines Freundes gezweifelt hatte, wieder den Weg nach dem Schlosse ein.

       XIV

      Worin nachgewiesen ist, daß, wenn Porthos mit seinem Verhältnisse unzufrieden war, Mousqueton sich mit dem seinigen sehr zufrieden fühlte

      Gegen das Schloß zurückkehrend, während Porthos in seinen Baronenträumen schwamm, dachte d’Artagnan an das Elend dieser armen menschlichen Natur, welche stets unzufrieden ist mit dem, was sie hat, und das wünscht, was sie nicht hat. An der Stelle von Porthos hätte sich d’Artagnan als den glücklichsten Menschen der Erde betrachten und damit Porthos glücklich wäre, was fehlte ihm? fünf Buchstaben vor alle seine Namen zu setzen und eine kleine Krone an seinen Wagen malen lassen zu dürfen.

      »Ich werde mein ganzes Leben damit hinbringen, rechts und links zu schauen,« sagte d’Artagnan zu sich selbst, »ohne das Gesicht eines völlig glücklichen Menschen zu sehen.«

      »Er stellte diese philosophische Betrachtung an, als die Vorsehung ihn Lügen strafen zu wollen schien. In dem Augenblick wo ihn Porthos verließ, um seinem Koche einige Befehle zu geben, sah er Mousqueton auf sich zukommen. Das Gesicht des braven Burschen, abgesehen das einer leichten Bewegung, welche wie eine Sommerwolke seine Physignomie mehr überflorte, als verschleierte, schien das eines vollkommen glücklichen Menschen zu sein.

      »Das ist es, was ich suchte,« sprach d’Artagnan zu sich selbst; »aber, ach! der arme Bursche weiß nicht, warum ich gekommen bin.«

      Mousqueton hielt sich in einiger Entfernung. D’Artagnan setzte sich auf eine Bank und bedeutete ihm durch ein Zeichen, er möge näher kommen.

      »Mein Herr Lieutenant,« sprach Mousqueton die Erlaubniß benützend, »ich habe Euch um eine Gnade zu bitten.«

      »Sprich, mein Freund,« sagte d’Artagnan.

      »Ich wage es nicht, denn ich fürchte, Ihr könntet denken, das Glück habe mich verdorben.«

      »Du bist also glücklich?«

      »So glücklich, als man möglicher Weise sein kann, und dennoch könntet Ihr mich glücklicher machen.«

      »Nun wohl, sprich, und wenn es von mir abhängt, so soll es geschehen.«

      »Oh! gnädiger Herr, es hängt nur von Euch ab.«

      »Laß hören.«

      »Die Gnade, um die ich Euch bitte, besteht darin, mich nicht mehr Mousqueton, sondern Mouston zu nennen. Seitdem ich Intendant meines gnädigen Herrn bin, habe ich diesen Namen angenommen, welcher würdiger erscheint und dazu dient, mir Achtung bei meinen Untergebenen zu verschaffen. Ihr wißt, wie nothwendig die Subordination bei dem Gesinde ist.«

      D’Artagnan lächelte, Porthos verlängerte seinen Namen, Mousqueton verkürzte den seinigen.

      »Nun, gnädiger Herr?« sprach Mousqueton zitternd.

      »Nun wohl, ja, mein lieber Mouston,« erwiderte d’Artagnan, »sei unbesorgt, ich werde Dein Gesuch nicht vergessen. Und wenn es Dir Vergnügen macht, so werde ich Dich sogar nicht mehr duzen.«

      »Oh!« rief Mousqueton, roth vor Freude, wenn Ihr mir eine solche Ehre erweisen würdet, so wäre ich Euch mein ganzes Leben dankbar. Aber das hieße vielleicht zu viel verlangen.«

      »Ach,« sagte d’Artagnan in seinem Innern, »das ist sehr wenig, den unerwarteten Plackereien gegenüber, die ich diesem armen Teufel bringe, der mich so gut empfangen hat.«

      »Und der gnädige Herr bleibt lange bei uns?« sprach Mousqueton, dessen Angesicht, zu seiner vollen Heiterkeit zurückgekehrt, wie eine Gichtrose aufblühte.«

      »Ich reise morgen ab, mein Freund,« antwortete d’Artagnan.

      »Ah, gnädiger Herr,« sagte Mousqueton »Ihr seid also nur gekommen, um uns Kummer zu machen?«

      »Ich befürchte es,« sprach d’Artagnan so leise, daß Mousqueton, der sich mit einer Verbeugung zurückzog, es nicht hören konnte.

      Ein Gewissensbiß regte sich im Innern von d’Artagnan, obgleich sein Herz sich bedeutend verhärtet hatte. Er bedauerte es nicht, Porthos auf eine Bahn zu versetzen, wo sein Leben und sein Vermögen gefährdet werden sollten, denn Porthos wagte Alles dies freiwillig für einen Baronentitel, den er seit fünfzehn Jahren zu erlangen trachtete. Aber Mousqueton, der nichts wünschte, als Mouston genannt zu werden, war es nicht grausam, diesen seinem kostbaren Leben, der Hülle und Fülle zu entziehen? Dieser Gedanke beschäftigte ihn, als Porthos wieder erschien.

      »Zu Tische!« sprach Porthos.

      »Wie, zu Tische?« fragte d’Artagnan. »Wie viel Uhr ist es denn?«

      »Ei, mein Lieber, es ist ein Uhr vorüber.«

      »Euer Wohnort ist ein wahres Paradies, Porthos, man vergißt die Zeit. Ich folge Euch, aber ich habe keinen Hunger.«

      »Kommt, wenn man nicht immer essen kann, so kann man doch wenigstens immer trinken. Das ist eine von den Maximen des armen Athos, deren Richtigkeit ich anerkannt habe, seitdem ich mich langweile.«

      D’Artagnan, den seine gascognische Natur stets ziemlich nüchtern gelassen hatte, schien nicht eben so sehr, wie sein Freund, von der Wahrheit des Axioms von Athos überzeugt. Nichtsdestoweniger that er, was er konnte, um sich auf der Höhe seines Wirthes zu erhalten. Während er indessen Porthos beim Essen zuschaute und nach Kräften trank, kam d’Artagnan wieder der Gedanke an Mousqueton und zwar um so stärker, als Mousqueton, ohne selbst bei Tische zu serviren, was unter seiner neuen Stellung gewesen wäre, von Zeit zu Zeit an der Thüre erschien und seine Dankbarkeit gegen d’Artagnan durch das Alter und, das Gewächse der Weine, die er auftragen ließ, kundgab.

      Bei dem Dessert, als Porthos auf ein Zeichen von d’Artagnan seine Lackeien weggeschickt hatte und sich die zwei Freunde allein befanden, sagte d’Artagnan:

      »Porthos, wer wird Euch bei Euren Feldzügen begleiten?«

      Porthos antwortete natürlich:

      »Mouston, wie es mir scheint.«

      Das war ein Schlag für d’Artagnan. Er sah bereits das wohlwollende Lächeln des Intendanten sich in eine Grimasse des Schmerzes verwandeln.

      »Doch, mein Freund,« versetzte d’Artagnan, »Mouston scheint mir nicht mehr in der ersten Jugend zu stehen. Ueberdies ist er sehr dick geworden und hat vielleicht die Gewohnheit des selbstthätigen Dienstes verloren.«

      »Ich weiß es,« erwiderte Porthos; »aber ich bin an ihn gewöhnt, und überdies würde er mich nicht gerne verlassen- Er liebt mich zu sehr.«

      »O blinde Eitelkeit!« dachte d’Artagnan.

      »Und dann,« sprach Porthos, »habt Ihr nicht immer noch denselben Lackeien in Eurem Dienste, den guten, den braven, den gescheitert … Wie nanntet Ihr ihn doch?«

      »Planchet. Ja, ich habe ihn wiedergefunden. Aber er ist nicht mehr Lackei.«

      »Was ist er denn?«

      »Mit seinen sechzehnhundert Livres, Ihr wißt, die sechzehnhundert Livres, die er bei der Belagerung von La Rochelle durch die Überbringung eines Briefes an Lord Winter

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