ТОП просматриваемых книг сайта:
Zwanzig Jahre nachher. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Zwanzig Jahre nachher
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Planchet, welcher in Beziehung auf seinen letzten Streich noch nicht ganz ruhig war, erklärte, er würde d’Artagnan bis an das Ende der Welt folgen, möchte s dieser gerade aus reiten oder den Weg links einschlagen. Er bat nur seinen ehemaligen Herrn, Abends abzureisen, insofern die Finsterniß mehr Sicherheit böte. d’Artagnan schlug ihm nun vor, seine Frau hiervon in Kenntniß zu setzen, um sie wenigstens über sein Schicksal zu beruhigen. Planchet aber antwortete mit viel Klugheit, er wäre überzeugt, seine Frau würde nicht vor Unruhe sterben, wenn sie nicht wüßte, wo er sich aufhielte, während er, bekannt mit der Zungenfessellosigkeit, von der sie zuweilen befallen würde, vor Unruhe sterben müßte, wenn sie es wüßte.
Diese Gründe erschienen d’Artagnan so gut, daß er nicht ferner daraus bestand, gegen acht Uhr Abends in dem Augenblick, wo der Nebel sich in den Straßen zu verdicken anfing, das Gasthaus zur Rehziege verließ und gefolgt von Planchet sich durch die Porte Saint-Denis aus der Hauptstadt entfernte.
Um Mitternacht befanden sich die zwei Reisenden in Damartin.
Es war zu spät, um Erkundigungen einzuziehen. Der Wirth zum Schwan vom Kreuze lag bereits im Bett. d’Artagnan verschob also die Sache auf den anderer Tag.
Am andern Tage ließ er den Wirth kommen. Es war einer von den listigen Normannen, welche weder Ja noch Nein sagen und sich immer zu compromittiren glauben, wenn sie unmittelbar auf die Frage antworten, die man an sie richtet. D’Artagnan glaubte jedoch zu verstehen, er müsse gerade aus reiten, und begab sich auf eine ziemlich zweideutige Auskunft wieder auf den Weg. Um neun Uhr Morgens war er in Nanteuil. Hier hielt er an, um zu frühstücken. Diesmal war der Wirth ein guter, offenherziger Picarde, der, in Planchet einen Landsmann erkennend, keine Schwierigkeit machte, ihm die gewünschte Auskunft zu ertheilen. Das Gut Bracieux lag einige Meilen6 von Villers-Cotterets entfernt.
D’Artagnan kannte Villers-Cotterets, wohin er zwei oder drei mal dem Hof gefolgt war; denn zu jener Zeit war Villers-Cotterets eine königliche Residenz. Er ritt also nach dieser Stadt zu und stieg in seinem gewöhnlichen Gasthause, das heißt im goldenen Delphin, ab.
Hier fielen die Mittheilungen befriedigender aus. Er erfuhr, daß das Gut Bracieux vier Meilen von dieser Stadt lag, daß er aber Porthos dort nicht suchen dürfte. Porthos lag wirklich im Streite mit dem Bischof wegen des Gutes Pierrefonds, welches an das seinige grenzte, und um alle diese Gerichtshändel zu endigen, von denen er nichts verstand, hatte er Pierrefonds gekauft und hier nach diesen neuen Namen seinen alten beigefügt. Er nannte sich nun du Vallon de Bracieux de Pierrefonds und wohnte auf seinem neuen Eigenthum. In Ermangelung einer andern Illustration trachtete Porthos offenbar nach der des Marquis Carabas.
Man mußte abermals bis zum andern Morgen warten. Die Pferde hatten zehn Meilen in einem Tage zurückgelegt und waren müde. Allerdings hätte man andere nehmen können, aber man mußte durch einen großen Wald reiten und Planchet liebte bekanntlich die Wälder bei Nacht nicht.
Es gab noch etwas Anderes, was Planchet nicht liebte: er ritt nicht gerne mit leerem Magen aus. Als d’Artagnan erwachte, fand er auch sein Frühstück völlig bereit. Ueber eine solche Aufmerksamkeit durfte man sich nicht beklagen. D’Artagnan setzte sich zu Tische. Es versteht sich von selbst, daß Planchet, indem er seine alten Funktionen wieder aufnahm, auch seine alte Demuth wieder annahm und sich nicht mehr schämte, die Ueberreste von d’Artagnan zu speisen, als Frau von Motteville und Frau von Fargis sich schämten, wenn sie die von Anna von Oesterreich verzehrten.
Man konnte also erst gegen neun Uhr abreisen. Eine Täuschung war nicht möglich; man hatte der Straße zu folgen, welche von Villers-Cotterets nach Compiègne führt, und beim Austritt aus dem Walde den Weg rechts einzuschlagen.«
Es war ein schöner Frühlingsmorgen. Die Vögel sangen in den großen Bäumen, breite Sonnenstrahlen schossen durch die Lichtungen und erschienen wie Vorhänge von Goldgaze. An andern Stellen drang das Licht kaum durch das dicke Gewölbe der Blätter und die Füße der alten Eichen, an denen bei dem Anblicke der Reisenden behende Eichhörnchen rasch hinausjagten, waren in Schatten getaucht. Aus dieser ganzen Morgennatur kam ein herzerquickender Wohlgeruch von Kräutern, Blumen und Blättern hervor. Der, üblen Ausdünstungen in Paris müde, sagte sich d’Artagnan: wenn man drei auf einander gespießte Güternamen führe, müsse man in einem solchen Paradiese sehr glücklich sein. Dann schüttelte er den Kopf und sprach: »Wenn ich Porthos wäre und d’Artagnan käme zu mir und machte mir einen Vorschlag, wie ich ihn Porthos machen will, so wüßte ich wohl, was ich d’Artagnan antworten würde.«
Planchet dachte nichts er verdaute.
Am Saume des Waldes gewahrte d’Artagnan den Weg, den man ihm bezeichnet hatte, und am Ende des Weges die Thürme eines ungeheuren feudalen Schlosses.
»Oh, oh!« murmelte er, »es scheint mir, dieses Schloß gehörte dem älteren Zweige von Orleans. Sollte Porthos mit dem Herzog von Longueville unterhandelt haben?«
»Meiner Treue, gnädiger Herr,« sagte Planchet, »das sind gut gebaute Grundstücke, und wenn sie Herrn Porthos gehören, so werde ich ihm mein Compliment machen.«
»Pest!« rief d’Artagnan, »nenne ihn nicht Porthos, auch nicht einmal du Vallon, sondern de Bracieux oder de Pierrefonds. Meine Botschaft ist sonst verfehlt.«
Je mehr sich d’Artagnan dem Schlosse näherte, das Anfangs seine Blicke aus sich gezogen hatte, desto klarer war es ihm, daß sein Freund hier nicht wohnen konntet obgleich fest und dem Scheine nach wie gestern gebaut, waren die Thürme offen und gleichsam ausgeweidet; man hätte glauben sollen ein Riese habe sie mit Hackenstreichen geschlitzt.
Am Ende des Weges angelangt, beherrschte d’Artagnan mit dem Blicke ein reizendes Thal, in dessen Hintergrund man an einem niedlichen kleinen See einige zerstreute Häuser ruhen sah, welche, niedrig und theils mit Ziegeln, theils mit Stroh bedeckt, als souveränen Gebieter ein hübsches, in der Zeit von Heinrich IV. erbautes, von Wetterfahnen überragtes Schloß anzuerkennen schienen. Diesmal zweifelte d’Artagnan nicht, daß er die Wohnung von Porthos erschaute.
Der Weg führte geradezu nach dein hübschen Schlosse, welches im Vergleiche mit seinem Ahnherrn, dem Schlosse auf dem Berge, das war, als was ein Modeherrchen aus der Coterie des Herrn Herzogs von Enghien, im Vergleiche mit einem eisengeharnischten Ritter aus der Zelt von Karl VII. erschien. D’Artagnan setzte sein Pferd in Trab und folgte dem Wege; Planchet regelte den Schritt seines Kleppers nach dem seines Herrn.
Nach zehn Minuten fand sich d’Artagnan am Ende einer regelmäßig gepflanzten Allee von schönen Pappelbäumen, die nach einem eisernen Gitter ausmündete, dessen Spieße und Querbänder vergoldet waren.
Mitten in dieser Alter hielt sich ein Herr, welcher grün und golden anzuschauen war, wie das Gitter. Er saß auf einem dicken Rosse. Zu seiner Rechten und zu seiner Linken waren zwei auf allen Nähten galonirte Bedienten. Eine große Anzahl von Schluckern, die sich um ihn versammelt hatten, machten ehrfurchtsvolle Verbeugungen vor ihm.
»Ah,« sagte d’Artagnan zu sich selbst, »sollte dies der edle Herr du Vallon de Bracieux de Pierrefonds sein? Ei, mein Gott, wie er zusammengeschrumpft ist, seit er sich nicht mehr Porthos nennt.«
»Vielleicht ist er es nicht,« sprach Planchet, das beantwortend, was d’Artagnan zu sich selbst gesagt hatte. »Herr Porthos war beinahe sechs Fuß hoch, und dieser hat kaum fünf.«
»Man macht indessen sehr tiefe Verbeugungen vor diesem Herrn,« versetzte d’Artagnan.
Nach diesen Worten ritt d’Artagnan auf den bedeutenden Mann und seine Bedienten zu. Je näher er kam, desto mehr schien es ihm, als erkenne er die Züge der Hauptperson.
»Jesus Christus, gnädiger Herr,« rief Planchet, der dieselbe ebenfalls zu erkennen glaubte.
Bei diesem Ausrufe wandte sich der Mann zu Pferde langsam und mit sehr vornehmer Miene um, und die zwei Reisenden konnten die großen funkelnden Augen, das pausbäckige Gesicht und das so beredte Lächeln
6
So lange wir in Frankreich sind, verstehen wir unter Meile immer eine Lieue, französische Meile, gleich einer starken Stunde. Der Uebers.