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erkannte, von seinem Pferde herabglitt und sich, den Hut in der Hand, dem Offiziere näherte, so daß die Ehrfurchtsbezeigungen der Versammelten sich der neuen Sonne zuwandten, welche die alte verdunkelte.

      »Herr d’Artagnan, Herr d’Artagnan!« rief Mousqueton fortwährend mit seinen dicken Backen und vor Eifer von Schweiß triefend. »Ah, welche Freude für meinen gnädigen Herrn und Meister, Herrn du Vallon de Bracieux de Pierrefonds!«

      »Der gute Mousqueton! Dein Herr ist also hier!«

      »Ihr seid auf seinen Besitzungen.«

      »Aber wie schön, wie fett, wie blühend Du aussiehst!« sprach d’Artagnan, unermüdlich die Veränderungen auseinandersetzend, welche die Glücksumstände bei dem ehemaligen Ausgehungerten hervorgebracht hatten.«

      »Ah, ja, Gott sei Dank, gnädiger Herr, ich befinde mich ziemlich wohl,« sprach Mousqueton.

      »Aber Du sagst gar nichts zu Deinem Freunde Planchet?«

      »Zu meinem Freunde Planchet! Planchet, solltest Du es zufällig sein?« rief Mousqueton, die Arme geöffnet, die Augen mit Thränen gefüllt.

      »Ich selbst,« erwiderte Planchet, stets behutsam »aber ich wollte sehen, ob Du nicht stolz geworden wärest.«

      »Stolz geworden gegen einen alten Freund? Niemals, Planchet. Du hast Das nicht gedacht, oder Du kennst Mousqueton nicht«

      »Dann ist es gut,« sagte Planchet, stieg vom Pferde und streckte ebenfalls die Arme nach Mousqueton aus. »Der ist nicht, wie der Schurke von einem Bazin, welcher mich zwei Stunden unter einem Schuppen ließ, ohne nur Miene zu machen, als kenne er mich.«

      Planchet und Mousqueton umarmten sich mit einem Ergusse, welcher die Umstehenden sehr rührte, indem er ihnen zugleich den Glauben beibrachte, Planchet wäre ein verkleideter Vornehmer, so sehr schlugen sie zu ihrem höchsten Werthe die Stellung von Mousqueton an.

      »Und nun, gnädiger Herr,« sagte Mousqueton, sich von der Umarmung von Planchet losmachend, der es vergebens versucht hatte, seine Hände hinter dem Rücken seines Freundes zusammen zu bringen, »und nun, gnädiger Herr, erlaubt mir, Euch zu verlassen, denn mein Gebieter soll die Kunde von Einer Ankunft von keinem Andern, als von mir erhalten. Er würde mir nie vergeben, wenn ich einen Andern zuvorkommen ließe.«

      »Dieser liebe Freund,« sagte d’Artagnan, indem er es vermied, Porthos seinen alten oder seinen neuen Namen zu geben, »er hat mich also nicht vergessen?«

      »Vergessen! er!« rief Mousqueton, »das heißt, es ist kein Tag vergangen, an welchem wir nicht zu hören erwarteten, Ihr wäret entweder an der Stelle von Herrn von Gassion oder an der von Herrn von Bassompierre zum Marschall ernannt worden.«

      d’Artagnan ließ über seine Lippen jenes seltene, schwermüthige Lächeln schweben, welches in der tiefsten Tiefe seines Herzens die Enttäuschung seiner Jugendjahre überlebt hatte.

      »Und Ihr, Bauern,« fuhr Mousqueton fort, »bleibt bei dem Herrn Grafen d’Artagnan, und erweist ihm jede Ehre, während ich den gnädigen Herrn auf seine Ankunft vorbereite.«

      Und mit Hilfe zweier wohlthätigen Seelen wieder sein kräftiges Pferd besteigend, während Planchet, flinker beschaffen, allein das seinige bestieg, ließ Mousqueton auf dem Rasen einen kleinen Galopp anschlagen, welcher mehr zu Gunsten der Nieren, als der Beine des Vierfüßigen sprach.

      »Ah, das kündigt sich gut an,« sagte d’Artagnan. »Hier finden sich keine Geheimnisse, keine Mäntel, keine Politik. Man lacht aus vollem Halse, man weint vor Freude; ich sehe nur ellenbreite Gesichter; die Natur selbst kommt mir festtäglich vor, es ist mir, als wären die Bäume, statt mit Blüten und Blättern, mit kleinen grünen und rosafarbenen Bändern bedeckt.«

      »Und mir,« sagte Planchet, »mir kommt es vor, als röche ich von hier aus den köstlichsten Bratenduft, als erblickte ich Küchenjungen, welche sich in Reihe und Glied aufstellen, um uns vorüberziehen zu sehen. Ah! gnädiger Herr, welchen Koch muß Herr de Pierrefonds haben, der schon so gerne und viel aß, als man ihn nur Herr Porthos nannte.«

      »Halt!« sagte d’Artagnan, »Du machst mir bange. Wenn die Wirklichkeit dem Anscheine entspricht, so bin ich verloren. Ein so glücklicher Mann von wird seine herrliche Lage nie verlassen, und ich scheitert bei ihm, wie ich bei Aramis gescheitert bin.«

       XIII

      Wie d’Artagnan, als er Portos wiedersah, wahrnahm, daß das Vermögen nicht immer glücklich macht

      D’Artagnan ritt durch das Gitter und befand stets vor dem Schlosse. Er sprang zu Boden, als eine Art von Riesen auf der Freitreppe erschien. Um d’Artagnan Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. müssen wir mitteilen, daß ihm, jede Selbstsucht bei Seite gesetzt, bei dem Anblicke dieser hohen Gestalt und des martialischen Gesichtes wodurch er an einen braven, guten Mann erinnert wurde, das Herz gewaltig schlug.

      Er lief auf Porthos zu und stürzte sich in seine Arme. In einem Kreise von ehrerbietiger Entfernung schaute das ganze Gesinde mit demüthiger Neugierde zu. Mousqueton trocknete sich in der ersten Reihe die Augen. Der arme Junge hörte nicht auf zu weinen, seitdem er d’Artagnan und Planchet wiedererkannt hatte.

      Porthos nahm seinen Freund beim Arme.

      »Ah! welche Freude, Euch wieder zu sehen, lieber d’Artagnan!» rief er mit einer Stimme, welche sich von Bariton in Baß verwandelt hatte. »Ihr habt mich also nicht vergessen?«

      »Euch vergessen! ah, lieber du Vallon, vergißt man die schönsten Tage seiner Jugend, seine ergebensten Freunde und die gemeinschaftlich bestandenen Gefahren. Während ich Euch wiedersehe, gibt es keinen Augenblick unserer alten Freundschaft, der sich nicht vor meinen Geist stellte.«

      »Ja, ja, sprach Porthos, und versuchte es, seinem Schnurrbart die coquette Biegung, zu geben, die er in der Einsamkeit verloren hatte. »Ja, wir haben unserer Zeit schöne Dinge gemacht und dem Cardinal Faden aufzudrehen gegeben.«

      »Und er stieß einen Seufzer aus. d’Artagnan schaute ihn an.

      »In jedem Fall,« fuhr Porthos mit betrübtem Tone fort, »seid mir willkommen, mein Freund. Ihr werdet mir helfen die Freude wieder finden. Wir jagen morgen den Hasen in meinen schönen Feldern oder das Reh in meinen herrlichen Waldungen. Ich besitze vier Windhunde, welche für die leichtesten der Provinz gelten, und eine Meute, die ihres Gleichen aus zwanzig Meilen in der Runde nicht hat.«

      Und Porthos stieß einen zweiten Seufzer aus.

      »Oh! oh,« sagte d’Artagnan ganz leise zu sich selbst, »sollte mein Bruder minder glücklich sein, als es den Anschein hat.« Dann fügte er laut bei:

      »Vor Allem werdet Ihr mich Madame du Vallon vorstellen; denn ich erinnere mich eines gewissen sehr verbindlichen Einladungsschreibens von Eurer Hand, dem sie unten einige Zeilen beizufügen die Güte hatte.«

      Dritter Seufzer von Porthos.

      »Ich habe Madame du Vallon vor zwei Jahren verloren.« sprach er, »worüber ich noch ganz betrübt bin. Deshalb verließ ich mein Schloß du Vallon bei Corbeil, um auf dem Gute Bracieux zu wohnen, eine Veränderung, welche mich veranlaßte, dieses Gut hier zu kaufen. Arme Madame du Vallon!« fuhr Porthos mit einer kläglichen Grimasse fort. »Es war keine Frau von gleichmäßigem Charakter, aber sie hatte sich endlich an meine Art und Weise gewöhnt und sich in meinen Willen gefügt.«

      »Ihr seid also reich und frei?« sprach d’Artagnan.

      »Ach!« erwiderte Porthos, »ich bin Wittwer und habe vierzig tausend Livres Renten. Wollen wir frühstücken?«

      »Ich will sehr,« sagte d’Artagnan, »die Morgenluft hat mir Appetit gemacht.

      »Ja,« versetzte Porthos, »meine Luft ist vortrefflich.«

      Sie traten in das Schloß. Es war nichts als Gold von oben bis unten. Die Karnieße waren vergoldet, die Gesimse waren vergoldet, die Gestelle der Lehnstühle waren, vergoldet.

      Die Tafel war mit Allem, was man sich wünschen mochte, bedeckt.

      »Ihr seht,« sagte Porthos,

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