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Zeit färbte sich seine Manchette mit Blut, und rasche Tropfen stoßen an seinen Fingern hinab. Philipp hatte mit einem Gegenstoß den Vorderarm seines Feindes durchbohrt,

      »Sie sind verwundet, mein Herr,« sagte er.

      »Alle Donner und Teufel, ich fühle es wohl!« rief Jean erbleichend und ließ seinen Degen fallen.

      Philipp hob ihn auf, gab ihm denselben zurück, und sprach:

      »Gehen Sie, mein Herr, und machen Sie keine solche Tollheiten mehr.«

      »Pest! wenn ich mache, so bezahle ich sie!« murrte der Vicomte. »Komm’ geschwinde, meine arme Chonchon, komm’,« sagte er, sich an seine Schwester wendend, welche aus dem Wagen gesprungen war und herbeilief, um ihm Hülfe zu leisten.

      »Madame,« sprach Philipp, »Sie werden mir die Gerechtigkeit widerfahren lassen, zu gestehen, daß es nicht mein Fehler gewesen ist, und ich bedaure es von ganzem Herzen, daß ich zu der äußersten Nothwendigkeit, meinen Degen vor einer Frau zu ziehen, getrieben worden bin.«

      Und er verbeugte sich und zog sich zurück.

      »Spannen Sie diese Pferde aus, mein Freund, und führen Sie dieselben wieder an ihren Platz,« sagte Philipp zu dem Postmeister.

      Jean zeigte Philipp die Faust, dieser zuckte die Achseln.

      »Ah! hier kommen gerade drei Pferde zurück« rief der Postmeister. »Courtin! Courtin! spanne sie sogleich an die Chaise dieses Herrn.«

      »Aber, Herr  . . .« sagte der Postillon.

      »Keine Erwiederung,« rief der Wirth, »der Herr hat Eile. Mein lieber Herr,« sprach er zu dem Vicomte, »verzweifeln Sie nicht; hier kommen Pferde.«

      »Gut,« murrte Dubarry; »Deine Pferde hätten vor einer halben Stunde eintreffen sollen.«

      Und er schaute, mit dem Fuße stampfend, seinen durchbohrten Arm an, den Chon mit ihrem Sacktuche verband.

      Mittlerweile stieg Philipp wieder zu Pferde und gab seine Befehle als ob nichts vorgefallen wäre.

      »Vorwärts, Bruder, vorwärts!« sagte Chon, und zog ihren Bruder nach dem Wagen.

      »Und mein Araber?« versetzte der Vicomte. »Ah! meiner Treue, er mag zum Teufel gehen, ich habe heute einen Unglückstag.«

      Und er kehrte in die Chaise zurück.

      »Das ist gut!« sagte er, als er Gilbert erblickte, »nun werde ich meine Beine nicht ausstrecken können.«

      »Mein Herr,« stammelte der junge Mann, »ich wäre in Verzweiflung, wenn ich zur Last fiele.«

      »Ruhig, Jean,« sprach Mademoiselle Chon, »laß, mir meinen kleinen Philosophen.«

      »Bei Gott! er mag aus den Bock steigen!«

      Gilbert entgegnete erröthend:

      »Ich bin kein Lackei, um aus den Bock zu steigen.«

      »Sieh da!« machte Jean.

      »Lassen Sie mich aussteigen, und ich werde aussteigen.«

      »Ei, tausend Teufel! steigen Sie aus,« rief Dubarry.

      »Nein, nein; setzen Sie sich mir gegenüber,« sagte Chon, indem sie den jungen Mann am Arm zurückhielt, »auf diese Art werden Sie meinen Bruder nicht belästigen.« Dann flüsterte Sie dem Vicomte zu:

      »Er kennt den Mann, der Dich verwundet hat.«

      Ein Blitz der Freude zuckte in den Augen des Vicomte.

      »Sehr gut dann mag er bleiben. Wie heißt der Herr?«

      »Philipp von Taverney.«

      In diesem Augenblick kam der junge Officier an dem Wagen vorüber.

      »Ah! Sie hier, mein kleiner Gendarme, rief Jean; »Sie sind zu dieser Stunde sehr stolz, doch die Reihe kommt an Jeden.«

      »Das werden wir sehen, wenn Ihnen die Sache Vergnügen macht, mein Herr,« entgegnete Philipp unempfindlich.

      »Ja, ja, das werden wir sehen, mein Herr Philipp von Taverney,« rief Jean, und er suchte die Wirkung, die sein Name, so unvermuthet ausgeschleudert, auf den jungen Mann hervorbringen würde, zu erhaschen.

      Philipp erhob wirklich den Kopf mit einem lebhaften Erstaunen, in das sich ein leichtes Gefühl der Unruhe mischte; doch er faßte sich sogleich wieder, nahm seinen Hut auf das Ammuthigste ab und rief:

      »Glückliche Reise, Herr Jean Dubarry!«

      Der Wagen entfernte sich eiligst.

      »Tausend Donner!« sprach der Vicomte unter Grimassen, »weißt Du, daß ich furchtbar leide, kleine Chon.«

      »Auf der ersten Station lassen wir einen Arzt kommen, während dieses Kind frühstückt,« antwortete Chon?

      »Ah! es ist wahr,« sprach Jean, »wir haben noch nicht gefrühstückt. Mir, was mich betrifft, benimmt der Schmerz den Hunger; ich habe nur Durst.«

      »Willst Du ein Glas La-Cote-Wasser trinken?«

      »Meiner Treue, ja, gib.«

      »Mein Herr,« sagte Gilbert, »dürfte ich es wagen, Ihnen eine Bemerkung zu machen.«

      »Immerhin.«

      »Die Liqueurs sind ein sehr schlechtes Getränke in der Lage, in der Sie sich befinden.«

      »Ah! wirklich?«

      Dann sich gegen Chon wendend, fragte der Vicomte:

      »Dein Philosoph ist also ein Arzt?«

      »Nein, mein Herr, ich bin kein Arzt; ich werde es eines Tags sein, wenn es Gott gefällt,« antwortete Gilbert; »doch ich habe in einer Abhandlung, zum Gebrauch der Kriegsleute, gelesen, das Erste, was man einem Verwundeten verbieten müsse, seien Liqueurs, Weine und Kaffee.«

      »Ah! Sie haben das gelesen. Nun! sprechen wir nicht mehr davon.«

      »Wenn mir der Herr Vicomte sein Sacktuch geben wollte, so würde ich es in diese Quelle tauchen; er würde seinen Arm sodann mit der benetzten Leinwand umwickeln und eine große Erleichterung fühlen.«

      »Thun Sie das, mein Freund, thun Sie das,« sagte Chon; »Postillon, halt!« rief sie.

      Der Postillon hielt; Gilbert tauchte das Sacktuch des Vicomte in den Bach.

      »Dieser Junge wird uns furchtbar zur Last fallen, wenn wir sprechen wollen,« sagte Dubarry.

      »Wir sprechen Patois,« antwortete Chon. »Ich habe große Lust, dem Postillon zuzurufen, er soll fortfahren, und mein Sacktuch hier zurückzulassen.«

      »Du hast Unrecht, er kann uns nützlich sein.«

      »Worin?«

      »Er hat mir bereits Auskunft von großer Wichtigkeit gegeben.«

      »Worüber?«

      »Ueber die Dauphine, und noch so eben hat er uns, wie Du gesehen, den Namen Deines Gegners genannt.«

      »Nun, so mag er bleiben!«

      In diesem Augenblick kam Gilbert mit dem mit eiskaltem Wasser getränkten Sacktuch zurück.

      Die Umlegung der Leinwand um den Arm des Vicomte that diesem sehr wohl, wie es Gilbert vorhergesehen.

      »Er hatte meiner Treue Recht, ich fühle mich besser,« sagte er, »wir wollen plaudern.«

      Gilbert schloß die Augen und öffnete die Ohren; aber er wurde in seiner Erwartung getäuscht. Chon erwiederte die Aufforderung ihres Bruders in dem glänzenden, lebhaften Dialekt, der Verzweiflung der Pariser Ohren, die in dem provençalischen Patois nur ein Schnarren fetter Consonnanten, welche über musikalische Vokale hinrollen, unterscheiden.

      Gilbert machte, so sehr er seiner Herr war, eine Bewegung des Aergers, welche Mademoiselle Chon nicht entging, die ihm, um ihn zu trösten, ein artiges Lächeln zuwandte.

      Durch dieses Lächeln wurde Gilbert Eines begreiflich: daß man ihn, den Erdwurm, scheute. Er hatte einen Vicomte bezwungen, der mit dem Wohlwollen des Königs beehrt wurde.

      Wenn

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