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Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
»Derjenige, welcher hier eintritt, gehört nicht sich, sondern Allen.«
»Du wirst also gehorchen, welcher Befehl Dir auch von mir gegeben werden mag?«
»Ich werde gehorchen.«
»Auf der Stelle?«
»Auf der Stelle.«
»Ohne Zögern?«
»Ohne Zögern.«
»Nimm die Pistole und lade sie.«
Der Unbekannte nahm die Pistole, goß das Pulver in den Lauf, setzte einen Pfropf darauf und ließ dann die Kugel hineinfallen, die er mit einem zweiten Pfropf befestigte, wonach er Pulver auf die Pfanne schüttete.
Alle die dunkeln Bewohner dieses seltsamen Ortes schauten ihn mit einem düsteren Stillschweigen an, das nur durch das Geräusch des an die Bogen der Gewölbe anprallenden Windes unterbrochen wurde.
»Die Pistole ist geladen,« sprach kalt der Unbekannte.
»Bist Du dessen sicher?« fragte der Präsident.
Ein Lächeln zog über die Lippen des Aufzunehmenden, und dieser nahm den Ladstock und ließ ihn in den Lauf des Gewehres fallen, aus dem er zwei Zoll hervorragte.
Der Präsident bedeutete durch ein Zeichen, daß er überzeugt sei.
»Ja,« sagte er, »sie ist in der That geladen, und gut geladen.«
»Was soll ich thun?« fragte der Unbekannte.
»Spanne.«
Der Unbekannte spannte die Pistole, und man hörte unter dem tiefen Stillschweigen, das die Zwischenräume des Zwiegespräches begleitete, das Krachen des Hahnen.
»Nun halte die Mündung der Pistole an Deine Stirne,« fuhr der Präsident fort.
Der Unbekannte gehorchte, ohne zu zögern.
Ein tieferes Stillschweigen als je lagerte sich über der Versammlung; die Lampen schienen zu erbleichen; diese Gespenster waren wirklich Gespenster, denn keines von ihnen hatte Athem.
»Feuer!« sagte der Präsident.
Der Drücker rührte sich, der Stein funkelte auf der Batterie; aber nur das Pulver der Pfanne entzündete sich und kein Geräusch begleitete seine ephemere Flamme.
Ein Schrei der Bewunderung entströmte beinahe jeder Brust, und der Präsident streckte mit einer instinktartigen Bewegung die Hand gegen den Unbekannten aus.
Doch zwei Proben genügten ohne Zweifel den Anspruchsvollsten nicht, und einige Stimmen riefen:
»Den Dolch! den Dolch!«
»Ihr verlangt ihn?« fragte der Präsident.
»Ja, den Dolch! den Dolch!« wiederholten dieselben Stimmen.
»Bringt den Dolch,« sprach der Präsident.
»Es ist unnöthig,« sagte der Unbekannte, verächtlich den Kopf schüttelnd.
»Wie, unnöthig!« rief die Versammlung.
»Ja, unnöthig!« entgegnete der Auszunehmende mit einer Stimme, welche alle andere Stimmen bedeckte; »ich wiederhole es Euch, denn Ihr verliert eine kostbare Zeit.«
»Was sagst Du da?« rief der Präsident.
»Ich sage, daß ich alle Eure Geheimnisse kenne, daß die Proben, denen Ihr mich unterwerft, Kinderspiele sind, unwürdig, einen Augenblick ernste Wesen zu beschäftigen. Ich sage, daß dieser ermordete Mensch nicht todt ist, ich sage, daß das Blut, das ich getrunken, in einem aus seiner Brust liegenden und unter seinen Kleidern verborgenen Schlauche enthaltener Wein war, ich sage, daß das Pulver und die Kugeln in dem Augenblick, wo ich den Hahnen spannte, in den Kolben gefallen sind. Nehmt also Eure ohnmächtige Waffe zurück, denn sie taugt nur dazu, Feige zu erschrecken. Stehe auf, lügnerischer Leichnam, denn Du wirst die Starken nicht einschüchtern.«
Ein furchtbarer Schrei erhob sich und machte die Gewölbe schallen.
»Du kennst unsere Geheimnisse,« rief der Präsident; »Du bist also ein Seher oder ein Verräther?«
»Wer bist Du?« fragten dreihundert Stimmen, während zu gleicher Zeit zwanzig Schwerter in den Händen der nächsten Gespenster funkelten und durch eine regelmäßige Bewegung, wie es die einer eingeübten Phalanx gewesen wäre, sich senkten und auf der Brust des Unbekannten vereinigten.
Aber lächelnd, ruhig, das Haupt erhebend und seine Haare schüttelnd, welche nur durch das Band gehalten wurden, das man um seine Stirne gewickelt hatte, sprach er:
»Ego sum qui sum, ich bin, der ich bin.«
Dann ließ er seine Augen auf der menschlichen Mauer, welche ihn enge umschloß, umherlaufen; bei seinem gebieterischen Blicke sanken die Schwerter durch ungleiche Bewegungen nieder, je nachdem diejenigen, welche der Unbekannte mit diesem Blicke traf, sogleich seinem Einflusse wichen, oder ihn zu bekämpfen suchten.
»Du hast ein unkluges Wort ausgesprochen,« sagte der Präsident; »ohne Zweifel sprachst Du es nur, weil Du das Gewicht desselben nicht kennst.«
Der Fremde schüttelte lächelnd den Kopf und erwiederte:
»Ich habe geantwortet, was ich antworten muß.«
»Woher kommst Du denn?« fragte der Präsident.
»Ich komme von dem Lande, von dem das Licht kommt.«
»Unsere Instructionen melden uns, Du kommest von Schweden.«
»Wer von Schweden kommt, kann vom Orient kommen,« antwortete der Fremde.
»Zum zweiten Male, wir kennen Dich nicht. Wer bist Du?«
»Wer ich bin? . . .« versetzte der Unbekannte; »ich werde es Euch sogleich sagen, da Ihr Euch stellt, als begriffet Ihr mich nicht; zuvor aber will ich Euch sagen, wer Ihr selbst seid.«
Die Gespenster bebten und ihre Schwerter schlugen an einander, während sie von ihrer linken Hand in ihre rechte übergingen und sich bis zu der Höhe der Brust des Unbekannten erhoben.
»Vor Allem Du,« fuhr der Unbekannte, die Hand gegen den Präsidenten ausstreckend, fort, »Du, der Du zu mir sprichst, und der Du Dich für einen Gott hältst und nur ein Vorläufer bist, Du, der Präsident der schwedischen Kreise . . . ich werde Dir Deinen. Namen sagen, damit ich nicht nöthig habe, Dir die der Andern zu nennen: Swedenborg, haben Dir die Engel, welche vertraulichen Umgang mit Dir pflegen, nicht geoffenbart, daß derjenige, welchen Du erwartetest, sich auf den Weg begeben?«
»Das ist wahr,« antwortete der Präsident, sein Leichentuch erhebend, um den Sprechenden besser zu sehen, »sie haben es mir gesagt.«
Und derjenige, welcher gegen alle Gebräuche der Gesellschaft sein Leichentuch erhob, zeigte hiedurch das ehrwürdige Gesicht und den weißen Bart eines achtzigjährigen Greises.
»Gut,« sprach der Fremde; »zu Deiner Linken ist der Vertreter des englischen Kreises, welcher in der Loge Caledonia präsidirt. Heil, Mylord! wenn das Blut Eures Ahnen in Euch fortlebt, darf England hoffen, daß sich das erloschene Licht wieder entzünden wird.«
Die Schwerter senkten sich; der Zorn fing an dem Erstaunen Platz zu machen.
»Ah! Ihr seid es, Kapitän,« fuhr der Unbekannte, sich an das letzte Haupt zur Linken des Präsidenten wendend, fort; »in welchem Hafen habt Ihr Euer schönes Schiff gelassen, dem Ihr zugethan seid, wie einer Geliebten? Es ist eine brave Fregatte, nicht wahr, die Providence und ein Name, der Amerika Glück bringen wird?«
Dann sich an denjenigen wendend, welcher rechts vom Präsidenten stand:
»Nun ist es an Dir, Prophet von Zürich, schau’ mir in’s Antlitz, Du, der, Du die physiognomische Wissenschaft bis zur Divination getrieben hast, und sage laut, ob Du nicht in meinem Gesichte den Beweis meiner Sendung erkennst?«
Derjenige, an welchen er sich wandte, wich einen Schritt zurück.
»Auf,« sprach er weiter, indem er sich an seinen Nachbar wandte, »auf, Abkömmling von Pelagius, es handelt sich