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Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Sein Gesicht hatte die ganze Beweglichkeit der südlichen Typen und war eine seltsame Mischung von Kraft und Feinheit: sein Blick vermochte alle Gefühle auszudrücken und schien, wenn er sich auf Jemand heftete, zwei Lichtstrahlen in denjenigen zu tauchen, welchem er galt, um die tiefste Tiefe seiner Seele zu erleuchten. Seine braunen Wangen waren, wie man dies sogleich sah, von einer heißeren Sonne als die unsrige verbrannt Ein großer, aber schön geformter Mund endlich öffnete sich, um eine doppelte Reihe herrlicher Zähne sehen zu lassen, welche die Wärme der Gesichtshaut noch weißer erscheinen ließ. Der Fuß war lang, aber fein, die Hand klein, aber nervig.
Der Mann, dessen Portrait wir entworfen, hatte kaum zehn Schritte unter den schwarzen Tannen gemacht, als er ein rasches Stampfen an der Stelle hörte, wo er sein Pferd gelassen.
Seine erste Bewegung, eine Bewegung, über deren Absicht man sich nicht täuschen konnte, war, zurückzukehren: aber er bemeisterte sich, konnte jedoch dem Verlangen, zu sehen, was aus Dscherid geworden, nicht widerstehen, erhob sich auf den Fußspitzen und schoß einen Blick durch die Lichtung: fortgezogen durch eine unsichtbare Hand, welche den Zaum losgemacht, war Dscherid bereits verschwunden.
Die Stirne des Unbekannten faltete sich leicht und etwas wie ein Lächeln zog seine vollen Wangen und seine Lippen mit den seinen Rändern zusammen.
Dann setzte er seinen Weg gegen den Mittelpunkt des Waldes fort.
Noch einige Schritte leitete ihn die durch die Bäume dringende düstere Abenddämmerung in seinem Marsche; aber bald hörte dieser schwache Reflex auf, und er befand sich in einer so dichten Nacht, daß er nicht mehr sah, wohin er den Fuß setzte, und ohne Zweifel aus Furcht, sich zu verirren, stehen blieb.
»Ich bin nach Dannenfels gekommen,« sagte er laut, »denn von Mainz nach Dannenfels führt eine Landstraße; ich bin von Dannenfels auf die Schwarzheide gelangt, weil sich von Dannenfels nach der Schwarzheide ein Fußpfad findet; ich bin von der Schwarzheide hierher gekommen, obgleich es dann weder mehr eine Landstraße noch einen Fußpfad gab, denn ich gewahrte den Wald; aber hier bin ich genöthigt, stille zu stehen; ich sehe nichts mehr.«
Kaum waren diese Worte in einem halb französischen, halb sicilianischen Dialecte gesprochen, als ein Licht ungefähr fünfzig Schritte vor dem Reisenden hervorsprang.
»Ich danke,« sagte er, »das Licht mag nun gehen, ich werde ihm folgen.«
Sogleich ging das Licht ohne Schwankung, ohne Erschütterung, gleichmäßig sich fortbewegend, wie auf unsern Theatern jene phantastischen Flammen hingleiten, deren Gang durch den Maschinisten und den Scenisten geordnet ist.
Der Reisende machte noch ungefähr hundert Schritte, dann glaubte er etwas wie einen Hauch an seinem Ohr zu vernehmen.
Er schauerte.
»Wende Dich nicht um, oder Du bist todt,« sagte eine Stimme rechts.
»Gut,« erwiederte der unempfindliche Reisende ohne eine Miene zu verziehen.
»Sprich nicht, oder Du bist todt!« sagte eine Stimme links.
Der Reisende verbeugte sich ohne zu sprechen.
»Aber wenn Du Furcht hast«, sagte eine dritte Stimme, welche, wie die von Hamlets Vater aus den Eingeweiden der Erde zu kommen schien, »wenn Du Furcht hast, so kehre zurück, Du wirst dadurch bezeichnen, daß Du Verzicht leistest, und man läßt Dich zurückkehren, wohin Du willst.«
Der Reisende beschränkte sich darauf, eine Geberde mit der Hand zu machen, und setzte seinen Weg fort.
Die Nacht war so finster und der Wald so dicht, daß der Reisende trotz des Scheines, der ihn leitete, nur strauchelnd vorrückte. Die Flamme marschirte ungefähr eine Stunde, und der Reisende folgte ihr, ohne ein Murren hören zu lassen, ohne ein Zeichen der Furcht von sich zu geben.
Plötzlich verschwand sie.
Der Reisende war außerhalb des Waldes. Er schlug die Augen auf; durch das düstere Azur des Himmels funkelten einige Sterne.
Er marschirte in der Richtung weiter, in der das Licht verschwunden war; aber bald sah er, daß sich eine Ruine, das Gespenst eines alten Schlosses, vor ihm erhob.
Zu gleicher Zeit stieß sein Fuß an Trümmer.
Alsbald klebte sich ein eisiger Gegenstand an seine Schläfe und vermauerte seine Augen. Von da an sah er nicht einmal mehr die Finsterniß.
Eine Binde von benetzter Leinwand umschloß seinen Kopf. Es war ohne Zweifel eine verabredete Sache, wenigstens war es eine Sache, die er erwartete, denn er versuchte es nicht, die Binde aufzuheben; er streckte nur schweigend die Hand aus, wie es ein Blinder thut, der nach einem Führer verlangt.
Diese Geberde wurde begriffen, denn in demselben Augenblick klammerte sich eine kalte, trockene, knochige Hand an die Finger des Reisenden an.
Er erkannte, daß es die fleischlose Hand eines Skelettes war; wäre aber diese Hand mit Gefühl begabt gewesen, so würde sie erkannt haben, daß die seinige nicht zitterte.
Dann fühlte sich der Reisende rasch durch einen Raum von ungefähr hundert Klaftern fortgezogen.
Plötzlich verließ die Hand die seinige, die Binde flog von seiner Stirne, und der Unbekannte blieb stehen: er war auf dem Gipfel des Donnersbergs angelangt.
II.
Ich bin, der ich bin
Mitten in einer Lichtung, welche durch das Alter kahl gewordene Birken bildeten, erhob sich das Erdgeschoß von einem jener in Trümmer liegenden Schlösser, welche die Feudalherren einst in Europa umher bei der Rückkehr von den Kreuzzügen ausstreuten.
Die Vorhallen mit ihren schönen Zierrathen von gediegener Bildhauerarbeit, welche in jeder Höhlung, statt der verstümmelten und an den Fuß der Mauer gestürzten Statue, ein Buschwerk von Heidekraut oder wilden Blumen verbargen, hoben von einem bleichen Himmel ihre durch den Einsturz ausgezackten Gewölbe ab.
Als der Reisende die Augen öffnete, sah er sich vor den feuchten, moosigen Stufen des Hauptsäulenganges; auf der ersten von diesen Stufen stand aufrecht das Gespenst mit der knochigen Hand, das ihn hierher geführt hatte.
Ein langes Schweißtuch umhüllte dasselbe vom Kopf bis zu den Füßen; unter den Falten des Tuches funkelten seine Augenhöhlen ohne Blick, seine fleischlose Hand war gegen das Innere der Ruine ausgestreckt und schien dem Reisenden als Ziel seines Ganges einen Saal anzudeuten, dessen Erhöhung über dem Boden die inneren Theile verbarg, während man in seinen eingesunkenen Gewölben ein dumpfes, geheimnißvolles Licht zittern sah.
Der Reisende neigte sein Haupt als Zeichen der Einwilligung. Das Gespenst stieg langsam, eine Stufe nach der andern und ohne Geräusch in die Ruine; der Unbekannte folgte ihm mit demselben ruhigen, feierlichen Schritte, nach dem er stets seinen Gang geregelt hatte, stieg ebenfalls eine nach der andern die eilf Stufen hinauf, auf denen ihm das Gespenst vorangegangen war, und trat ein.
Hinter ihm schloß sich so geräuschvoll als eine von Erz vibrirende Mauer die Thüre der Haupthalle.
Am Eingang eines kreisförmigen, von drei Lampen mit grünlichem Wiederscheine beleuchteten Saales blieb das Gespenst stehen.
Zehn Schritte von ihm blieb der Reisende ebenfalls stehen.
»Oeffne die Augen,« sagte das Gespenst.
»Ich sehe,« antwortete der Unbekannte.
Sodann mit einer steifen, stolzen Geberde ein zweischneidiges Schwert unter seinem Leichentuche hervorziehend, schlug das Gespenst an eine eherne Säule, welche den Schlag durch ein metallisches Brüllen erwiederte.
Sogleich erhoben sich rings im Saale umher Platten, und zahllose Gespenster, dem ersten ähnlich, erschienen, jedes mit einem zweischneidigen Schwerte bewaffnet, und nahmen Platz auf kreisförmigen Stufen, wo besonders der grünliche Schimmer der drei Lampen wiederstrahlte, und wo sie, durch ihre Kälte und ihre Unbeweglichkeit mit dem Steine vermischt, Bildsäulen auf ihren