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mit Extrapost fährt.«

      »Ich versichere Sie, Herr Baron, es wird ganz vortrefflich sein,« versetzte Balsamo.

      Der Baron machte eine Grimasse, als wollte er sagen: »Schon gut, ich weiß was daran ist.«

      Dann sprach er laut:

      »Gib also dem Herrn das rothe Zimmer, da der Herr für immer von der Lust, nach Taverney zurückzukehren, geheilt sein will. Sie wollen also durchaus hier über Nacht bleiben?«

      »Ja.«

      »Doch warten Sie  . . . es gäbe ein Mittel.«

      »Wozu?«

      »Daß Sie den Weg nicht zu Pferde machen müßten.«

      »Welchen Weg?«

      »Den Weg, der von hier nach Bar-le-Duc führt.«

      Balsamo erwartete die Entwicklung des Vorschlags.

      »Nicht wahr, Postpferde haben Sie hierher gebracht?«

      »Allerdings, wenn es nicht etwa Satan gewesen ist.«

      »Ich dachte Anfangs, es wäre dies möglich, denn ich glaube, Sie stehen nicht ganz schlecht mit ihm.«

      »Sie erweisen mir unendlich mehr Ehre, als ich verdiene.«

      »Nun, die Pferde, die Ihren Wagen gebracht haben, können ihn auch wieder fortführen«

      »Nein, denn es bleiben nur noch zwei von den vieren übrig. Der Wagen ist schwer, und die Postpferde müssen schlafen.«

      »Abermals ein Grund. Sie legen offenbar einen Werth darauf, hier über Nacht zu bleiben.«

      »Es liegt mir daran, Sie morgen wiederzusehen. Ich will Ihnen meine Dankbarkeit bezeigen.«

      »Sie haben ein ganz einfaches Mittel zu diesem Behufe.«

      »Welches?«

      »Da Sie so gut mit dem Teufel sind, so bitten Sie ihn, mich den Stein der Weisen finden zu lassen.«

      »Mein Herr Baron, wenn Ihnen so viel daran gelegen wäre  . . .«

      »An dem Stein der Weisen! Bei Gott! hätte ich ihn!«

      »Dann müßten Sie sich an eine Person wenden, die nicht der Teufel ist.«

      »Wer ist diese Person?«

      »Ich, wie Corneille, ich weiß nicht in welcher Komödie sagt, die er mir gerade vor hundert Jahren recitirte, während wir in Paris über den Pont-Neuf gingen.«

      »La, Brie! alter Schuft! suche eine Kerze und leuchte dem Herrn,« rief der Baron, der das Gespräch zu einer solchen Stunde und mit einem solchen Menschen gefährlich zu finden anfing.

      La Brie beeilte sich, zu gehorchen, und während er die Nachsuchung vornahm, deren Erfolg eben so zweifelhaft war, als hätte es dem Steine der Weisen gegolten, rief er Nicole, welche zuerst hinaufgehen und das rothe Zimmer auslüften sollte.

      Nicole ließ Andrée allein, oder Andrée war vielmehr entzückt, diese Gelegenheit zu finden, ihre Kammerfrau zu entlassen, denn sie fühlte das Bedürfniß, nur mit ihren Gedanken zusammen zu sein.

      Der Baron wünschte Balsamo gute Nacht und legte sich schlafen.

      Balsamo zog seine Uhr: er erinnerte sich des Versprechens, das er Althotas geleistet hatte. Der Gelehrte schlief bereits zwei und eine halbe Stunde statt zwei Stunden. Es waren dreißig Minuten verloren. Er fragte daher La Brie, ob der Wagen immer noch an demselben Orte stehe.

      La Brie antwortete, wenn er nicht allein weggegangen sei, so müsse er noch dort stehen.

      Balsamo erkundigte sich, was aus Gilbert geworden.

      La Brie versicherte, Gilbert sei ein Taugenichts, der wenigstens seit einer Stunde schlafen gegangen.

      Balsamo entfernte sich, um Althotas zu wecken, nachdem er zuvor die Topographie des Weges, der nach dem rothen Zimmer führte, studiert hatte.

      Herr von Taverney hatte hinsichtlich der Mittelmäßigkeit dieses Zimmers nicht gelogen: die Ausstattung entsprach der der übrigen Räume des Schlosses.

      Eine eichene Bettstätte und darauf eine Decke von altem, grünem, gelbgewordenem Damast, der Tapete mit Blumengehängen ähnlich; ein eichener Tisch mit gedrehten Füßen; ein großer, steinerner Kamin aus der Zeit von Ludwig XIII. herstammend, dem der Winter eine gewisse Ueppigkeit verleihen konnte, während ihm die Abwesenheit des Feuers, der Mangel an Feuerböcken und anderen Geräthschaften, der Mangel an Holz und die sonderbare Ausfüllung mit alten Zeitungen das Aussehen eines höchst traurigen Sommers verliehen; dies war das Mobiliar, dessen glücklicher Eigenthümer Balsamo für eine Nacht sein sollte.

      Wir fügen zwei Stühle und einen Schrank von grau angemaltem Holz mit ausgehöhlten Füllungen bei.

      Während La Brie etwas Ordnung in dieses Zimmer zu bringen suchte, das von Nicole gelüftet worden war, welche sich nach dieser Operation wieder entfernt hatte, weckte Balsamo Althotas und kehrte sodann in das Haus zurück.

      Vor dem Zimmer von Andrée blieb er stehen, um zu horchen. In dem Augenblick wo Andrée den Speisesaal verließ, bemerkte sie, daß sie dem geheimnißvollen Einfluß entging, den der Reisende über sie ausübte. Und um dies bis auf den Gedanken zu bekämpfen, setzte sie sich an das Klavier.

      Die Töne gelangten durch die geschlossene Thüre zu Balsamo.

      Balsamo war, wie gesagt, vor dieser Thüre stehen geblieben.

      Nach einem Augenblick machte er mehrere abgerundete Geberden, welche man für eine Beschwörung hätte halten können, und die ohne Zweifel auch eine solche waren, denn von einem Gefühle, ähnlich dem berührt, welches sie bereits erfahren hatte, hörte Andrée sachte auf, ihre Melodie zu spielen, ließ ihre Hände an der Seite herabfallen und wandte sich mit einer langsamen, starren Bewegung nach der Thüre, wie eine Person, die einem fremden Einfluß folgt und Dinge erfüllt, welche ihr nicht durch ihren eigenen Willen geboten werden.

      Balsamo lächelte im Schatten, als ob er durch die geschlossene Thüre hätte sehen können.

      Es war dies ohne Zweifel Alles, was Balsamo wünschte, und er errieth, daß dieser Wunsch erfüllt wurde, denn er streckte die linke Hand aus und stieg, als er unter dieser Hand das Geländer gefunden hatte, die steile, plumpe Treppe hinauf, welche zu dem rothen Zimmer führte.

      In demselben Maaße, in dem er sich entfernte, wandte sich Andrée mit einer langsamen, steifen Bewegung von der Thüre ab und kehrte zu dem Klaviere zurück. Als Balsamo die letzte Stufe der Treppe erreichte, konnte er die ersten Noten der unterbrochenen Melodie hören, welche Andrée wieder aufgenommen hatte

      Balsamo trat in das rothe Zimmer und entließ La Brie.

      La Brie war offenbar ein guter Diener und gewohnt, auf ein Zeichen zu gehorchen. Als er jedoch ein paar Schritte nach der Thüre gemacht hatte, blieb er stehen.

      »Nun?« fragte Balsamo.

      La Brie steckte seine Hand in seine Westentasche und schien etwas in der Tiefe dieser Tasche zu befühlen, antwortete aber nicht.

      »Habt Ihr mir etwas zu sagen, mein Freund?« fragte Balsamo sich ihm nähernd.

      La Brie schien eine heftige Anstrengung gegen sich selbst zu machen, zog seine Hand aus seiner Tasche und erwiederte:

      »Ich will Ihnen sagen, mein Herr, daß Sie sich ohne Zweifel diesen Abend geirrt haben.«

      »Ich!« versetzte Balsamo, »und worin, mein Freund?«

      »Darin, daß Sie mir ein Vierundzwanzig-Sous-Stück zu geben glaubten, und ein Vierundzwanzig-Livres-Stück gaben.«

      Und er öffnete seine Hand und zeigte einen neuen, funkelnden Louis d’or.

      Balsamo schaute den alten Diener mit einer Bewunderung an, aus der hervorzugehen schien, daß er im Durchschnitt vor den Menschen keine große Achtung in Beziehung auf Redlichkeit hatte.

      »And honest!« sagte er, wie Hamlet.

      Und er griff ebenfalls in seine Tasche und legte einen zweiten Louis d’or neben den ersten. Die Freude

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