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Die Zwillingsschwestern von Machecoul. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Die Zwillingsschwestern von Machecoul
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
»Aha! mein junger Hahn!« sagte er höhnisch lachend: »bei mir hast Du gar laut gekräht – aber die alte Henne wird Dich bald zum Schweigen bringen!«
Die Baronin, welche ihren Sohn noch eine kleine Weile vergebens erwartet, hatte über ihr Gespräch mit Courtin nachgedacht und die Anwesenheit Michel’s bei dem Maire für wahrscheinlich gehalten.
Sie war anfangs unschlüssig gewesen, sie trug theils aus Stolz und theils aus Furcht einiges Bedenken, in der Nacht auszugehen; aber endlich hatte doch die Muttersorge den Sieg davongetragen und die Baronin hatte, in einen großen Shawl gehüllt, das Schloß verlassen.
Als sie vor dem Meierhofe angekommen war, hatte sie ihren Sohn aus dem Hause kommen sehen.
Als sie ihn gesund und wohlbehalten wiedersah, hörten ihre Besorgnisse auf und ihr herrlicher Charakter bekam wieder die Oberhand.
Michel fuhr ganz bestürzt zurück, als er seine Mutter bemerkte.
»Folge mir,« sagte sie zu ihm, »mich dünkt, daß es nicht zu früh ist nach Hause zu gehen.«
Michel dachte weder an Widerspruch noch an Flucht; er folgte gehorsam und willenlos wie ein Kind.
Unterwegs wurde zwischen der Baronin und ihrem Sohne kein Wort gewechselt.
Dem jungen Baron war dieses Stillschweigen im Grunde lieber als ein Wortwechsel, in welchem sein kindlicher Gehorsam oder vielmehr seine Charakterschwäche unfehlbar den Kürzeren gezogen hätte.
Als Beide in das Schloß kamen, begann der Tag zu grauen.
Die Baronin, die immer noch kein Wort sprach, führte ihren Sohn in sein Zimmer.
Er fand einen gedeckten Tisch.
»Du wirst wohl hungrig und müde seyn,« sagte die Baronin, auf den Tisch und das Bett deutend, »Du siehst, es ist für den Hunger und für den Schlaf gesorgt.«
Dann entfernte sie sich und verschloß die Thür.
Der junge Baron hörte mit Schaudern, wie der Schlüssel zweimal umgedreht wurde.
Er war eingesperrt.
Er sank ganz trostlos auf einen Sessel.
Die Ereignisse folgten einander so rasch, wie Lawinen, und würden einen kräftigeren Charakter, als der Baron Michel besaß, erdrückt haben.
Er hatte nur einen gewissen Grad von Energie, und diesen hatte er in der Unterhandlung mit Courtin erschöpft. Vielleicht hatte er seinen Kräften zu viel zugemuthet, als er dem Maire gesagt hatte, er wolle wieder nach Souday eilen.
Seine Mutter hatte Recht: er war hungrig und ermüdet. In seinem Alter ist die Natur eine gebieterische Mutter, welche ihre Rechte mit Ungestüm geltend macht.
Uebrigens wurde sein Gemüth auch etwas ruhiger. Die Worte seiner Mutter: »Du siehst, es ist für den Hunger und für den Schlaf gesorgt,« schienen anzudeuten, daß sie nicht wieder in sein Zimmer kommen wollte, ehe er gegessen und geschlafen.
Er hatte also immer noch einige ruhige Stunden, ehe es zu einer Erklärung kam.
Michel leistete in aller Eile den Anforderungen seines Magens Genüge, und nachdem er das Thürschloß untersucht und sich überzeugt hatte, daß er wirklich eingesperrt war, legte er sich zu Bett und schlief ein.
Er erwachte gegen zehn Uhr Morgens.
Die Maisonne schien gar freundlich durch die Fenster und füllte das Zimmer mit einem fast blendenden Licht.
Er öffnete die Fenster und ließ die sanfte wohlthuende Wärme ein.
Die Vögel sangen in dem mit zartem jungen Laube bedeckten Bäumen, die ersten Rosenknospen thaten sich auf, die ersten Schmetterlinge flatterten von Blume zu Blume.
An einem so schönen Tage schien das Unglück festgebannt zu seyn und Niemand erreichen zu können.
Der junge Baron schöpfte einige Kraft aus diesem Wiedererwachen der Natur, und erwartete mit mehr Ruhe seine Mutter.
Aber eine Stunde verstrich nach der andern, es schlug zwölf und die Baronin erschien nicht.
Michel bemerkte mit einer gewissen Unruhe, daß der Tisch reichlich genug besetzt war, um nicht nur das gestrige Nachtessen zu liefern, sondern auch die heutigen Magenbedürfnisse zu befriedigen.
Er fing nun an zu fürchten, daß seine Gefangenschaft länger dauern werde, als er geglaubt hätte.
Diese Besorgniß bestätigte sich, als er Zwei und Drei schlagen hörte.
Während er aufmerksam auf das mindeste Geräusch horchte, glaubte er in der Richtung von Montaigu schießen zu hören.
Diese Schüsse hatten die Regelmäßigkeit eines Peletonfeuers. Aber es war nicht möglich zu unterscheiden, ob es wirklich Schüsse waren. Montaigu ist etwa zwei Lieues von La Logerie entfernt; ein fernes Gewitter konnte ein ähnliches Geräusch machen.
Der Himmel war indeß ganz rein und wolkenlos.
Das Schießen dauerte etwa eine Stunde, dann wurde Alles wieder ruhig.
Der junge Baron war so unruhig, daß er außer dem Frühstück gar nichts gegessen hatte.
Er hatte übrigens einen Entschluß gefaßt; sobald es Nacht geworden und Jedermann im Bett wäre, wollte er das Thürschloß mit seinem Messer losschrauben und aus einem Fenster des Erdgeschosses springen, denn die Hausthür würde wahrscheinlich ebenfalls verschlossen seyn.
Diese Möglichkeit zu fliehen, machte dem Gefangenen wieder Appetit. Er ließ sich’s wohl schmecken, denn er hatte aller Wahrscheinlichkeit nach eine stürmische Nacht vor sich, und wollte Kräfte sammeln, um die zu erwartenden Strapazen zu ertragen.
Es war sieben Uhr, als er vorn Tische aufstand. In einer Stunde wurde es Nacht. Er warf sich aufs Bett um die Dunkelheit zu erwarten.
Er hätte gern geschlummert, die Zeit würde ihm dann schneller vergangen seyn; aber er war zu unruhig, er mochte immerhin die Augen schließen, seine beständig lauschenden Ohren vernahmen das mindeste Geräusch.
Zu seinem größten Erstaunen hatte er seine Mutter seit dem frühen Morgen nicht wieder gesehen. Sie müsste doch vermuthen, daß der Gefangene nach Einbruch der Nacht Alles aufbieten werde zu entkommen. Gewiß führte sie etwas im Schilde – aber was konnte sie im Schilde führen?
Plötzlich glaubte der junge Baron das Schellengeläute von Postpferden zu hören.
Er eilte an’s Fenster.
Er glaubte auf der Straße von Montaigu eine Art Gruppe zu bemerken, die sich in der Dunkelheit ziemlich schnell auf das Schloß La Logerie bewegte.
Das Schellengeläute kam immer näher, und endlich hörte er ganz deutlich den Trab von zwei Pferden.
Der Postillon, der das eine Pferds ritt, schnalzte mit der Peitsche, vermuthlich um seine Ankunft anzuzeigen.
Es war nicht mehr zu bezweifeln, es war ein Postillon mit Postpferden.
Der junge Baron warf instinctmäßig einen Blick auf die Nebengebäude, und er sah wie der Reisewagen seiner Mutter aus der Remise gezogen wurde.
Jetzt wurde ihm Alles klar. Die von Montaigu kommenden Postpferde – der mit der Peitsche schnalzende Postillion – der Reisewagen, der aus der Remise hervorgezogen wurde – was anders konnte alles dies bedeuten, als daß seine Mutter abreisen und ihn mitnehmen wollte! Deshalb hatte sie ihn eingesperrt, deshalb hatte sie ihn den ganzen Tag in seinem Zimmer sitzen lassen. Er mußte jeden Augenblick gewärtigen, abgeholt zu werden – und dann ging’s fort, über Stock und Stein.
Die Baronin wußte wohl, welche Gewalt sie über ihren Sohn hatte; sie wußte, daß er sich nicht widersetzen würde.
Dieses Bewußtseyn der Abhängigkeit, von welcher seine Mutter so fest überzeugt war, erbitterte ihn aufs äußerste. Er wußte wohl, daß er keinen Widerstand wagen würde, wenn er ihr gegenüberstände.
Und Mary sollte er verlassen? er sollte