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Die Mohicaner von Paris. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Die Mohicaner von Paris
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Er blieb also bei Madame Corby, nicht nur bis sie wieder zu sich gekommen war, sondern sogar bis sie sich zu Bette gelegt hatte.
Dann aber, da sie begriff, daß es für ihren Sohn Bedürfnis war, selbst zu weinen, und wohl fühlte, er wage es nicht in ihrer Gegenwart zu weinen, aus Furcht, sie in Verzweiflung zu bringen, verlangte sie von ihm, daß er sich in sein Zimmer zurückziehe.
Justin ging in sein Stübchen hinab; Alles, was er vom ersten Stocke mitnahm, war der Orangenblüthenkranz, den Mina, als sie ihn verlassen, von ihrem Kopf gerissen und ihm zugeworfen hatte.
Der gute Professor ging mit Justin hinab.
Was den Pfarrer der Bouille betrifft, – er hatte nichts mehr in Paris zu thun; er setzte sich um sechs Uhr Abends wieder in den Wagen nach Rouen und nahm das verfluchte Geld mit, das ein so großes Unglück verursacht hatte.
Während er sich von dem Babylon entfernte, wo sich bald unser Drama entrollen wird, waren Justin und sein Professor wieder in die Stube der Schüler hinabgegangen, denen man auf Anlaß der großen Feierlichkeit, welche statthaben sollte, und zugleich wegen des Fasching-Monntags, der ausnahmsweise in diesem Jahre auf den Anfang des Februars fiel, Vacanz gegeben hatte.
Das düstere Gesicht seines Zöglings flößte dem guten Müller eine tiefe Angst ein; er fing an, in der Hoffnung, ihn zu zerstreuen, Justin an alle mögliche gemeinschaftlich erlebte Geschichten zu erinnern, und ging dabei bis zu dem Augenblicks wo das Zusammentreffen mit dem kleinen Mädchen vorgefallen war.
Hier wollte er anhalten; nun war es aber Justin, der seinerseits umständlich das anbetungswürdige Leben erzählte, das er seit sechs Jahren geführt hatte.
»Wir sind zu glücklich gewesen,« sagte er; »viele Ahnungen haben mir verkündigt, ich müsse mich darauf vorbereiten, früher oder später den Sieg, den ich über mein schlimmes Geschick davongetragen, teuer zu bezahlen. Ich habe sechs Jahre lang eine unaussprechliche Glückseligkeit genossen; das ist beinahe das Sechstel des Lebens: wenige Menschen können dasselbe sagen. Ich habe die Freuden dieser sechs Jahre vergessen; ich werde das Unglück vergessen, wie ich die Freude vergessen habe: Freuden und Schmerzen werden sich eines Tages in der grauen Tinte der Vergangenheit verschmelzen. Seien Sie also nicht besorgt nur mich, mein lieber Meister; halten Sie mich nie für fähig, einen finstren Vorsatz zu fassen . . . Gehöre ich übrigens mir? bin ich mich nicht meiner guten Mutter, meiner armen Schwester schuldig? Nein, nein, mein lieber Meister, mein Entschluß steht fest: ich habe gegen die Armuth gekämpft, ich werde gegen den Schmerz kämpfen . . . Lassen Sie ein paar Tage meine Wunden sich vernarben; erlauben Sie besonders, daß ich allein bleibe; in der Einsamkeit ist für die ergebenen Herzen eine unbekannte Religion: die Resignation, lieber Meister, ist die Stärke der Schwachen, und Sie werden mich stärker und geprüfter in den Kampf des Lebens zurückkehren sehen.«
Der alle Meister entfernte sich erstaunt, beinahe erschrocken über die Macht der Resignation dieses Menschen, aber völlig beruhigt über die Folgen seiner Verzweiflung.
Justin, nachdem er Müller bis zur Hausthüre begleitet hatte, lehrte in sein Zimmer zurück und ging langsam und lang mit gekreuzten Armen und gesenktem Kopfe auf und ab, wobei er von Zeit zu Zeit die Augen zur Decke empor richtete, als hätte er vom Himmel eine Erklärung des Räthsels verlangen wollen, das man das Verhängnis nennt.
Zwei- oder dreimal ging er bis zur Thüre des Schrankes, wo das Violoncell in seinem Kasten schlummerte.
Doch er öffnete die Thüre nicht einmal.
An diesem Abend war er noch zu schwach.
Bis Morgens um drei Uhr ging er so auf und ab;er hatte vom vorhergehenden Morgen an nicht weinen können.
Sein Schmerz versteinerte sich, so zu sagen, in seinem Busen und erstickte ihn. Er warf sich auf sein Bett: die Müdigkeit gewann die Oberhand, und er entschlief.
In der Nacht vorher hatte er dieselbe Schlaflosigkeit und denselben Schlaf gehabt: nur hatte die Freude seine Augen offen gehalten, und die Müdigkeit des Glückes hatte sie geschlossen!
Glücklicher Weise war an diesem Tage Faschingsdienstag und folglich Vacanz: es stand ihm also frei, sich mit seinem Schmerz zu isolieren, ihm zu Leibe zugehen, mit ihm zu ringen, es zu versuchen, ihn zu Boden zu werfen.
Der Kampf dauerte den ganzen Tag. Nachdem er seine Mutter und seine Schwester umarmt hatte, ging er bei Tagesanbruch aus; er wollte aufs Reue den Ort besuchen, wo er in einer schönen Juninacht das Kind im Getreide und in den Blumen liegend gefunden hatte.
Es gab weder Kornblumen, noch Klapperrosen, noch blonde Aehren mehr; die Erde war, wie sein Herz, kahl, entblößt, gesprungen durch den Winter.
Er erging sich im Walde von Meudon, der so heiter, so lachend, so voll Sonne und Grün, wenn er mit seinem Professor darin lustwandelte; er gelangte bis zu den Thoren von Versailles.
Doch er hatte die Stärke, nicht bis zum Pensionat-zu gehen.
Wozu sollte es nützen, die Arme wiederzusehen?
War er nicht sicher, daß sie fern von seinem Anblick weinte? war er nicht sicher, daß sie bei seinem Anblick noch mehr weinen würde?
Hoffnung blieb ihm keine mehr! Es war für ihn klar, daß Mina einer reichen aristokratischen Familie angehörte; und welche Aussicht war vorhanden, daß man sie ihm, dem Demüthigen, dem Armen, geben würde?
Er konnte sie allerdings sehen; das wollte er aber gerade nicht thun.
Justin kam Abends um zehn Uhr nach Hause; er hatte fünfzehn Meilen am Tage gemacht und fühlte nicht die geringste Müdigkeit.
Seine Mutter und seine Schwester erwarteten ihn-Beide unruhig.
Er kam mit lächelndem Gesichte zurück, küßte sie und stieg in sein Zimmer hinab. Es ereignete sich dasselbe, was sich am Tage vorher ereignet hatte: er ging langsam und traurig auf und ab; er zählte die Stunden bis Mitternacht; sodann nachdem er wie am vorhergehenden Tage, mehrere Male vor dem Schranke, wo sein Violoncell war, stehen geblieben, entschloß er sich, die Thüre zu öffnen, zog das Instrument aus seinem Kasten und schaute es mit tiefer Melancholie an.
Das Mädchen hatte ihn, wie man sich erinnert, in einer kindischen Laune veranlaßt, auf dieses düstere Instrument zu verzichten; wir haben mehrere Male gesehen, wie er es aus seinem Kasten zog, zwischen seine Kniee schloß, sich in der fehlenden Melodie berauschte, aber wir haben ihn keine einzige Note entlocken hören.
Heute kam er zu ihm zurück.
»Ich bin undankbar gewesen, o mein alter Freund! o mein zärtlicher Tröster!« sagte er. »Ich habe dich während meiner Tage der Freude verlassen: ich finde dich in den Tagen meines Unglücks wieder!«
Und er küßte das Violoncell voll Innigkeit.
»O unerschöpfliche Quelle der Tröstungen,« fuhr er fort; »Musik! Zuflucht der weinenden Seelen; ich habe es gemacht wie der verlorene Sohn: ich habe dich eines Tags verlassen, theure Familie meiner Seele! die Schmerzen haben mich in Schaaren überfallen, und ich komme zu dir zurück mit gequetschten Füßen und gebrochenem Herzen, und du streckst mir die Arme entgegen, harmonische Göttin! und du nimmst mich auf, das Herz voll Mitleid und Liebe!«
Und er zog, wie er es mit dem Instrumente gemacht, aus dem Schranke sein altes Musikbuch, legte es auf sein Pult, öffnete es, setzte sich auf das hohe Tabouret, nahm das Violoncell und hielt den Bogen auf die Saiten..
In dem Momente, wo er spielen wollte, entfielen zwei Thränen seinen Augen.
Er schob den Bogen unter seinen Arm, trocknete .langsam seine feuchten Augenlider und fing an denselben ernsten, schwermüthigen Gesang zu spielen, den Salvator und Jean Robert zwei Stunden vor dem Anfange dieser Erzählung gehört hatten.
Man weiß, wie Salvator an die Thüre klopfte, wie die zwei Freunde von Justin eingeführt wurden, wie sie ihn nach der Ursache seiner Thränen fragten, wie der Schulmeister ihnen seine Geschichte zu erzählen einwilligte.
Diese Geschichte ist dies welche wir unsern Lesern so eben vor Augen gelegt haben.
Die zwei jungen Leute