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Die Mohicaner von Paris. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Die Mohicaner von Paris
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Ihre gekreuzten Füße, auf denen sie gekauert ruhte, waren nackt.
Es waren reizende Füße, ein Paar Füße einer Prinzessin, einer Andalusierin, oder einer Zigeunerin.
Was ihr Gesicht betrifft, das sie der Thüre in dem Augenblick zuwandte, wo sich dieselbe öffnete, um Babolin und dem Schulmeister Eingang zu gewähren, – ihr Gesicht hatte jene krankhafte Blässe der armen verschmachtenden Blumen unserer Vorstädte; ihre Züge waren von einer bewunderungswürdigen Regelmäßigkeit und Reinheit; doch die abgemagerten Umrisse dieses leidenden Gesichtes trübten die Bewunderung. Die mit einem blauen Kreise umgebenen Augen, die Tiefe der Augenhöhlen, die unruhigen Blicke, die Halbflächen der eingefallenen Backen, der wie eine Erinnerung des Hungers oder der Angst halb geöffnete Mund, die ernste Stirne, die sanfte harmonische Stimme, die spärlichen Worte, die sie hören ließ, Alles trug dazu bei, ihrem Anblick etwas Seltsames, Fantastisches zu verleihen, was unsern Freund Petrus, hätte er sich diesem reizenden Modell gegenüber befunden, an die Idee, die er sich von Medea als Kind oder von Circe als Jungfrau gemacht, gemahnt hätte.
Es fehlte ihr nichts als ein goldener Stab und der Rahmen der Berge Thessaliens oder der Abruzzen, um eine Magierin zu sein; es fehlte ihr nichts als eine Tunica mit purpurrothen Blumen, als Perlen um die Arme und in den Haaren, um eine Zauberin zu sein; fehlte ihr nichts als ein Kranz von Seerosen und ein Wagen von Perlmuttter, von Tauben gezogen, um eine Fee zu sein.
Im Uebrigen, und um zu der unseligen Wirklichkeit zurückzukehren, war es – abgesehen von der Poesie und einer seltsamen Reinlichkeit unter all diesem Elend – die Verkörperung der Pariserin dieser traurigen Vorstädte; der Mangel von Luft, der Mangel an Sonne, der Mangel an Nahrung, die Abwesenheit dieser drei Lebenselemente war in unauslöschbaren Charakteren auf dem ganzen gebrechlichen Leibe der armen Creatur sichtbar.
Sagen wir sogleich, auf die Gefahr, die Handlung unseres Dramas, von dem übrigens die Geschichte von Justin und Mina nur eine Episode ist, zu hemmen, sagen wir sogleich, was man von diesem Geheimnisvollen, poetischen Kinde wußte.
Wir werden Babolin und den Schulmeister auf der Thürschwelle, wo wir sie lassen, wiederfinden.
XXXI
Rose-de-Noël
Eines Abends, – das war am 20. August ungefähr um neun Uhr, – kam die Brocante mit einem Karren, den Justin im Hofe hätte sehen können, und mit einem Esel, den er hätte können in einem Stalle schreien hören, – die Brocante kam, sagen wir, von einem Verkaufe einer Last Lumpen in der Papierfabrik in Essonne zurück, da sah sie am Rande der Straße, als käme sie aus dem Graben hervor, die Silhouette eines Kindes sich erheben, das mit offenen Armen, mit bleicher Stirne, die Brust keuchend, den ganzen Leid schauernd, und mit allen Zeichen des tiefsten Schreckens auf sie zustürzte und schrie:
»Zu Hilfe! zu Hilfe! zu Hilfe!«
Die Brocante gehörte zu jener Rare von Zigeunerinnen, die den seltsamen Instinkt hat, die Kinder zu entführen, wie die Raubvögel die Lerchen und die Tauben entführen; sie hielt ihren Esel an, sprang von ihrem Karten herab, nahm die Kleine in ihre Arme, stieg wieder mit ihr auf und peitschte ihren Esel.
Und wir müssen sagen, indem sie diese Handlung vollbrachte, hatte sie viel mehr das Ansehen einer Wölfin, die ein Lamm fortschleppt, als einer Frau, die ein Kind rettet.
Schnell wie der Gedanke, war dieses Ereigniß fünf Meilen von Paris zwischen Juvisy und Fromenteau vorgefallen.
Die Kleine kam von der linken Seite der Straße.
Ganz nur beschäftigt, sich rasch zu entfernen, dachte die Brocante erst nachdem sie ungefähr eine Viertelmeile im Trabe ihres Esels gemacht, daran, das Kind zu untersuchen.
Die Kleine war baarköpfig, ihre langen Haare, deren Flechten sich entweder bei dem Laufe, den sie gemacht, oder in dem Kampfe, den sie ausgehalten, aufgelöst hatten, hingen hinten ihr herab; ihre Stirne rieselte von Schweiß; ihre Füße zeugten von einem langen Laufe querfeldein, und ihr weißes Kleid war ganz durchfurcht von einer Blutrinne, die aus einer zum Glücke nicht sehr tiefen Wunde kam, welche mit einem spitzigen oder schneidenden Instrumente gemacht oder vielmehr versucht worden zu sein schien.
Einmal im Karren, war die Kleine, welche höchstens fünf bis sechs Jahre alt zu sein schien, – den Umstand benützend, daß die Brocante beide Hände brauchte, um ihren Esel zu führen und zu peitschen, – wie eine Natter vom Schooße der alten Frau auf den Boden des Karrens geschlüpft und hatte sich in die entfernteste Ecke geflüchtet, von wo sie alle Fragen nur mit den Worten erwiderte:
»Sie läuft mir nicht nach? nicht wahr, sie läuft mir nicht nach?«
Wonach die Brocante, welche, wie es schien, ebenso sehr als das kleine Mädchen verfolgt zu werden befürchtete, den Kopf verstohlen aus ihrem Karten hervorstreckte, auf die Straße schaute, und da sie dieselbe öde und verlassen sah, das Kind beruhigte, bei dem der Schrecken so groß zu sein schien, daß die materielle Thatsache seiner Wunde und der Schmerzen, die es hierdurch empfinden mußte, nur eine fast vergessene Einzelheit war.
Gegen Mitternacht, – dergestalt hatte die Brocante, den Eifer des Mädchens unterstützend, den Esel zu raschem Trabe angetrieben, – gegen Mitternacht kaut man an der Barrière von Fontainebleau an.
Beim Gitter durch die Octroi-Beamten angehalten, brauchte die Brocante nur ihren Kopf zu zeigen und zu sagen: »Ich bin es, die Brocante,« und da die Octroi-Beamten sie einmal im Monat mit ihrer Ladung Lumpen heran fahren und am andern Tage mit dem leeren Karten zurückkommen zu sehen gewohnt waren, so entfernten sie sich sogleich, und der Esel, der Karren, die alte Frau und das kleine Mädchen zogen in die Stadt ein.
Durch die Rue Monffetard und die Rue de la Clef reichten sie sodann die Rue Triperet.
Das in der entferntesten Ecke des Karrene gekauerte oder vielmehr auf sich selbst zusammengerollte Mädchen hatte, wie gesagt, kein anderes Lebenszeichen von sich gegeben, als daß es von Zeit zu Zeit die Brocante mit einer Stimme voll unaussprechlicher Angst gefragt:
»Sie läuft mir nicht nach? nicht wahr, sie läuft mir nicht nach?«
Kaum war sie vom Wagen herabgestiegen, da stürzte sie in den Gang, sie erreichte, als hätte sie die Fähigkeit, bei Nacht zu sehen, die Treppe und kletterte so rasch die Stufen hinauf, als es nur die behendeste Katze hätte thun können.
Die Brocante stieg hinter ihr hinauf, öffnete die Thüre ihres elenden Winkels und sagte zu dem Mädchen:
»Tritt ein, Kleine! Niemand weiß, daß Du hier bist; sei also ruhig.«
»Sie wird mich nicht hier suchen?« fragte das Kind.
»Es ist keine Gefahr.«
Und die Kleine schlüpfte wie ein Wiesel durch die geöffnete Thüre.
Die Brocante machte die Thüre zu und verschloß sie mit dem Schlüssel; dann ging sie hinab, um ihren Karren unter den Schuppen und ihren Esel in den Stall zu bringen.
Wieder hinaufsteigend, nahm sie dieselben Vorsichtsmaßregeln, schloß die Thüre hinter sich, und schob den Riegel vor.
Sie zündete ein auf dem Scherben einer zerbrochenen Flasche aufgespießtes Lichtstümpchen an und suchte, mit diesem bleichen Scheine leuchtend, die arme kleine Flüchtige.
Diese war tappend in den entferntesten Winkel des Speichers gelangte hier war sie niedergekniet und sprach nun Alles, was sie von Gebeten wußte.
Die Brocante rief ihr.
Aber die Kleine machte ihr mit dem Kopfe ein Zeichen der Weigerung.
Die Brocante nahm sie bei der Hand und zog sie