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dieser Seite hatte man also keine ernste Ursache der Besorgniß: die Vergangenheit war schwarz, die Gegenwart war nur düster.

      Wo die Unruhe anfing, das war, wenn man den Namen des theuren Meisters im Hause ausgesprochen hatte.

      Und die Stunde schlug nicht ein einziges Mal in der Kirche Saint-Jacques-du-Haut-Pas, ohne daß dieser Namen ausgesprochen wurde.

      Man war ihm den von ihm geborgten Schatz schuldig: eine Summe von tausend Franken, eine ungeheure Summe, welche Justin nicht einmal in einem Jahre verdiente; wie sie zurückbezahlen? wie Arbeit finden?

      Man bewarb sich überall darum.

      Wir wiederholen:die Mutter war blind; die Tochter war fleißig, aber von schwächlicher Gesundheit und fast immer krank.

      Ein Holzhändler des Boulevard Mont Parnasse brauchte zweimal wöchentlich einen Buchführer.

      Justin begab sich zu ihm.

      Sein Anzug, ohne sehr dürftig zu sein, war doch höchst bescheiden; der Holzhändler gab fünfzig Franken seinem Vorgänger, einem Vorstadt-Dandy, der nur kam, wenn er keinen Sou mehr in der Tasche hatte, oder wenn ihm seine Liebesabenteuer Zeit ließen.

      Der Holzhändler bot Justin fünf und zwanzig Franken: Justin nahm es an.

      Mit der strengsten Sparsamkeit brauchte Justin vier Jahre, um die tausend Franken, die er nötig hatte vollständig zu machen.

      Seine Repititionen im Griechischen und Lateinischen, seine Lectionen in der Musik seine Buchführung nahmen ihm nicht mehr als acht Stunden im Tage weg.

      Es blieben ihm noch vier Stunden Tag und zwölf Stunden Nacht.

      Er suchte neue Schüler und einen neuen Gewerbszweig. Justin fühlte sich zu Allem fähig, gestützt auf die doppelte Pflicht seine Mutter und seine Schwester zu erhalten und dem guten Müller sein Darlehen zurückzubezahlen.

      Ein neuer Erwerbszweig war leichter zu finden, als neue Schüler.

      Es fand ihn.

      »Ein paar Schritte vom Hause, ein wenig weiter oben in der Vorstadt, war eine Typographie, wo eine täglich erscheinende Zeitung gedruckt wurde; der Factor, – ein braver Bursche, der wahrscheinlich zwölf Jahre voraus die Revolution von 1830 kommen fühlte, – brach, ohne Zweifel müde, die Bogen royalistischer Elemente seines Patrons, einen hohen Angestellten im Ministerium, zu corrigieren, – der Factor, sagen wir, brach eines Morgens seine Kette, öffnete seine Flügel und entflog.

      Der Eigenthümer den Journale und der Drucker, welche am Abend in Verlegenheit waren, wie sie die Correkturen ihres Blattes sollten besorgen lassen, erfuhren, es wohne in der Nachbarschaft ein junger Mann, der mit den für diese mühsame Arbeit erforderlichen Eigenschaften begabt sei.

      Man fragte ihn, ob er diese Stelle annehmen wolle.

      Diese Stelle war das gelobte Land für Justin.

      Justin war so glücklich, nichts von der Politik zu wissen, mit der sich zu beschäftigen er keine Zeit gehabt; so sehr sein Herz hassen konnte, haßte er die Fremden welche in Frankreich eingefallen waren, die Kosaken, die seinen Pachthof angezündet, die Augen seiner Mutter verbrannt seine Schwester zur Waise gemacht hatten.

      Meinung hatte er aber keine, oder vielmehr, das arme, ehrliche Wesen! er hatte nur eine, seine Mutter und seine Schwester ernähren; dies tausend Franken Herrn Müller zurückbezahlen.

      Man bemerkte ihm, er müsse zwei Drittel der Nacht arbeiten: er nahm dennoch an.

      Als man ihn fragte, wie viel er als Verdienst verlangte, antwortete er: »Was Sie wollen.«

      Er trat also um die Mitte des Jahres 1818 als Faktor in diese Druckerei ein.

      Ein Jahr nachher, auf den Tag, hatte er seinem alten Lehrer die tausend Franken, die dieser ihm geliehen, zurückbezahlt.

      Wieder ein Jahr später hatte er sechshundert Franken erspart.

      Welche schöne Träume machte der arme Justin! er sah sich nach Verlauf von vier Jahren mit einer Mitgift von dreitausend Franken für seine Schwester und vierhundert Franken Tür die Hochzeitkosten ausgerüstet.

      Aber er! er, was war er? Ein Arbeiter, ein Tagelöhner, eine Mühle, deren Ticktack nur von zwei Uhr bis sechs Uhr Morgens still stand.

      Von diesen Menschen sprechend, hat ein frommer Mund gesagt: »Arbeiten ist beten.«

      Der Traum von Justin hatte das Schicksal von jedem Traume: er entschwand.

      »Justin wurde krank, schwer krank eine Hirnhautentzündung führte ihn in acht Tagen an die Pforte des Grabes.

      Ein hitziges Fieber, das sie in ihrem Gefolge hatte fesselte ihn zwei Monate an sein Bett.

      Ein russisches Sprichwort sagt: die Mißgeschicke kommen in Truppen.

      Dieses russische Sprichwort hat Recht, wie wenn es ein französisches oder ein spanischen wäre.

      Sobald der arme Justin krank war, entging ihm Alles.

      Die Musiklectionen wurden einem von der Mode begünstigten Pianisten übertragen. der keine nötig hatte; doch er war in der Mode; er kam auch nur, wenn er zu kommen Zeit fand.

      Die Buchführung wurde dem Dandy zurückgegeben, der sich gebessert zu haben behauptete.

      Das royalistische Blatt hatte Bankerott gemacht; es war getödtet worden durch die Heftigkeit, mit der es die unfindbare Kammer zu unterstützen gesucht.

      Da aber ein Factor ohne Zeitung ein Luxus war, den sich der verstorbene Eigenthümer nicht erlauben konnte, so Dunkle das gefallene Journal den Faktor ab.

      Es blieben die Repetitionen.

      Zum Unglück hatte man die Ferienzeit erreicht, und alle Zöglinge waren abgereist.

      Glücklicher Weise aber war der gute Müller da; Müller, die Providenz der armen Familie, der Mann, durch den Gott ersetzt worden war, als Gott, mit dem Sturze eines Reiches beschäftigt, seine Blicke von dem demüthigen, in Brand gesteckten Pachthofe abgewandt hatte.

      Man hatte ihm seine tausend Franken zurückgegeben: man konnte ihn wieder darum bitten.

      Justin machte ihn zum Gegenstand seines ersten Ausgangs, zum Ziele seines ersten Besuches.

      Er schleppte sich, noch schwach, indem et sich an den Wänden hielt, zum Professor.

      Er fand ihn in seinem Zimmer auf einem kleinen Koffer sitzend, den er so eben geschlossen hatte.

      »Ah! bist Du da, Junge!« sagte er, »es freut mich sehr, zu sehen, daß es besser geht.«

      »Ja, Herr Müller« erwiderte Justin, »und Sie sehen. mein erster Besuch war Ihnen bestimmt.«

      »Ich danke . . . Bei meiner Treue, ich war im Begriff, von Dir Abschied zu nehmen, Dir Lebewohl zu sagen.«

      »Wie! Sie reisen also?« fragte Justin mit Besorgniß.

      »Ja. mein Freund, ich mache meine große Reise.«

      »Welche große Reise?«

      »Ich sprach nie mit Dir davon, weil Du, wenn ich davon gesprochen hätte, nicht die tausend Franken, die Du mir zurückgegeben, von mir entlehnt haben würdest.«

      »Mein Gott!« murmelte Justin.

      »Ich habe Dir gesagt, ich sei von derselben Stadt, wie der berühmte, der große Weber; als Kinder kannten wir uns; als junge Leute liebten wir uns; als Mann habe.ich ihn bewundert! . . . Immer gelobte ich mir, nicht zu sterben, ohne den Autor vom Freischütz und von Oberon wiedergesehen zu haben; durch angestrengte Arbeit, – Du weißt. was das ist! – hatte ich mir tausend Franken erspart, um diese Krone der Freude und des Stolzes meinem Alter aufsetzen zu können; ich war im Begriffe abzureisen, als Du meine armen tausend Franken brauchtest. Ich sagte: ›Bah! wir sind noch jung: Gott wird Weber und mich lange genug leben lassen, daß Justin Zeit hat, mir die tauend Franken, die ich ihm anbieten will, zurückzugeben.‹

      »Theurer Herr Müller!««

      »Ich habe sie Dir angeboten, mein Kind; Du hast sie

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