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Die Mohicaner von Paris. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Die Mohicaner von Paris
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Sieben Jahre vor dem Tage, wo sich der Perstyl der riesigen Geschichte geöffnet hat, in welche einzugehen wir uns durchaus nicht gefürchtet, glich das Zimmer, das der Violoncellist bewohnte, und über das die zwei jungen Leute so sehr erstaunt gewesen waren, entfernt nicht dem, welchen wir in seiner reizenden Einfachheit beschrieben haben.
Statt den weißen Mousselinvorhanges, der das Bett umgab und dem Alcoven das Ansehen einer kleinen Kapelle verlieh; statt der auf dem Kantine stehenden Jungfrau von Stuck, die ihre beiden Arme über die Bewohner diesen Zimmern wie einen ewigen Segen ausstreckte; statt der zwei Leuchter mit ihren rosenfarbigen Kerzen, welche wie der Mousseline des Bettes und der Statuette der Jungfrau diesem Aufenthaltsorte einen Duft von Ruhe und Sammlung gaben, war es eine Art von niedriger, geplatteter, enger, kalter, feuchter Stube, ohne wohlriechende Blumen, ohne singende Vögel, Ihm Tapeten.
Die einzigen Zierathen der Wände bestanden in alten Stiche in geätzter Manier die Melancholie von Albrecht Dürer vorstellend, und dem Stiche gegenüber in einem kleinen Spiegel mit gelbem Holzrahmen, über dem zwei Buchszweige im Kreuze angebracht waren; der Hintergrund der Stube war verborgen durch einen großen Vorhang von grüner Sarsche, der mit Nägeln an den Balken der Decke befestigt, bis auf die Platten herabfiel, welche als Fußboden dienten: das war ohne Zweifel ein Schleier von befreundeten Händen vorgezogen, um vor dem Besuche das schmerzliche Schauspiel eines dürftigen Lagers zu verdecken.
Diese Stube war, mit einem Worte, die elendste traurigste Wohnung, die man sich möglicher Weise vorstellen kann; man fühlte sein Herz tief bewegt, wenn man umherschaute, denn man würde vergebens einen einzigen Punkt gesucht haben, wo das Auge angenehm hätte ausruhen können: die Wände schwitzten Nothdurft; die Balken der Stubendecke, die sich unter der Last bogen, welche sie vielleicht seit dreihundert Jahren trugen, drohten Untergang; die Atmosphäre war schwer, verdorben.
Erblickte man die Klappe, die man an der Thüre angebracht hatte, so schauerte man, wie wenn man einen Kerker besucht.«
Es war weniger die Zelle eines strengen Venobiten, als die Kammer eines armen Narren.«
Mit Ausnahme eines alten eichenen Tisches einer schwarz ungemalten hölzernen Tafel, um Demonstrationen mit der Kreide darauf zu machen, eines Pultes, auf dem ein dicker Band, ohne Zweifel die Werke von Händel oder die Psalmen von Marcello enthaltend. lag; mit Ausnahme einer ziemlich langen Bank, auf der acht bis zehn Personen Platz hatten, eines hohen Schemels und eines Strohstuhls, wer das Innere der Stube so kahl als die Wände.
Derjenige, welcher diese Stube bewohnte, war ein armer Schulmeister des Quartier Saint-Jacques.
Zu jener Zeit, nämlich im Jahre 1820, war es ihm durch große Geduld gelungen, eine kleine Kinderschule zu gründen.
Gegen die mäßige Summe von fünf Franken monatlich, die man ihm nicht immer pünktlich bezahlte lehrte er, nach seinem Programm, das Lesen. das Schreiben, die heilige Geschichte und die vier Species des Rechnens, in Wirklichkeit lehrte er aber viel mehr, als sein Programm versprach.
Der Sohn eines armen Pächters der Provinz, war er in einem Alter von zehn Jahren in das Collége Louis-le-Grund geschickt worden; kaum hatte man die Bücher vor ihm geöffnet, da erkannte der verständige Professor, dessen Sorge er anvertraut worden; in dem Knaben ungewöhnliches Geschick und seltene Anlagen.
Dieser Professor, ein bescheidener, wackerer Mann, alt an Jahren, jung an Herz, ein Baum, der in der Sonne der Welt steige getrieben und Früchte getragen hätte, der aber, der warmen Luft und der belebenden Säfte beraubt, hinter den feuchten, bemoosten Mauern seines Collége verkrüppelt war. faßte nach Verlauf eines Jahres Freundschaft für ihn und schloß sich ihm so zärtlich an, als sich nur ein Vater seinem letzten Kinde anschließen könnte.
Er war auch vor dreißig Jahren aus seiner Provinz nach Paris gekommen; gleichsam in fremder Sphäre inmitten dieser Gesellschaft in verjüngtem Maßstabe, die man das Collége nennt, umgeben von Familiensöhnen, reichen jungen Leuten, hatte er, ein armer Knabe, wie sein junger Schüler, in dem er sich wiederaufleben sah, sich mehr als einmal nach dem grünen Fußpfade zurückgesehnt, der nach dem väterlichen Pachthofe führte; mehr als einmal hatte er bittere Thränen bei der Erinnerung an die Freiheit geweint die man in der Luft seiner Heimath athmete, wie sein Zögling endlich, hätte er die Augen geschlossen, um die Vergangenheit zu vergessen, und er hatte sich blindlings auf den rauhen, holprigen Weg der Wissenschaft geworfen, wo der Hellsehendste sich immer an irgend einem unauflösbaren Problem, an einer unbekannten Theorie stößt.
Diese sympathetische Aehnlichkeit der Armuth, des Verstandes und der Vereinzelung gab von Anfang an, wir glauben dies schon gesagt zu haben. dem alten Professor die tiefste Zuneigung für den kleinen Justin. So hieß der Knabe.
Indem er ihm die erstere Tropfen der Wissenschaft einflößte, bemühte er sich. für ihn ihre Bitterkeit zu mildern;; er reichte ihm die Hand in den dichten Gestrüppen, welche die ersten Zugänge des Studiums versperren; er hielt von ihm die scharfen Dornen, die brennenden Nesseln ab; seine Sorgsamkeit scheute keine Mühe. um ihm unter seinen Schritten einen leichten Pfad durch das Dickicht dieses unbekannten Landes zu bahnen.
Justin seinerseits faßte für seinen alten Lehrer eine Zärtlichkeit so reich wie die eines Sohnes. so dankbar und ehrfurchtsvoll wie die eines Schülers.
Sobald die Erholungsstunde geschlagen hatte, durchschritt er, nachdem er Bücher und Hefte in seine Baracke eingeschlossen, wie man im Collége sagt, mit ein paar Sprüngen den Hof, und mochte er nun kein Vergnügen an den Spielen finden, hatte er keinen Freund von seinem Alter, oder war sein einziger Kamerad, sein einziger Freund sein alter Professor, sobald die Erholungsstunde geschlagen hatte, sagen wir, suchte er ihn in seinem Zimmer auf, und nun begann die süßeste Plauderei unter ihnen.
Bald war es die Geschichte, bald waren es die Mythologien oder die Reisen, die den Gegenstand dieses Gespräches bildeten; bald waren es die Werke der alten Dichter oder der großen Künstler, die man die Revue passieren ließ.
Drang plötzlich ein heiterer Sonnenstrahl, etwas wie eine Erinnerung an die Fluren, wie einen Wohlgeruch der Wälder mit sich bringend, ins Zimmer ein, da trieben die Verse von Virgil und Homer, diesen großen Priestern der Natur,, auf ihren Lippen, wie die Blumen im Monat April aus der Erde hervorkommen; der Greis bewunderte die Dichter durch die Natur und ließ den Knaben die Natur durch die Dichter anschauen.
Der Sonntag war es besonders, der im Flügel seines weißen Kleides die süßesten Stunden der Woche brachte.
An der Ecke des Kamins im Winter, in den Wäldern von Versailles, von Meudon und von Montmorency im Sommer war man einen ganzen Tag mit einander zuzubringen berechtigt.
Oh! diesen sechs Tage lang so sehr ersehnten Tag, wie benützte man ihn, indem man eine lange Diskussion über irgend einen streitigen Punkt in Angriff nahm.
An einem Tag war es ein alter Kamerad des Professors, der ihm einen Besuch gemacht, an einem andern Tag war es der Brief von der Familie, den man zehnmal las; kurz es war immer eine lehrreiche oder interessante Plauderei.
Wenn zufällig, – ein Zufall, der sich nicht nur einmal im Jahre wiederholte, – der Lehrer zu einer Feierlichkeit, zu einem offiziellen Mallet zum Obervorsteher oder zu einem hohen Funktionär der Universität gerufen wurde, wohin er Justin nicht mitnehmen konnte. so brachte dieser die Recreationen des Sonntags damit zu, daß er spazieren ging mit einem Knaben seines Alters, der arm und vereinzelt wie er, aber von einer Intelligenz, welche so widerspenstig war, als die seine leicht erfassend.
Es war dies fast der einzige Kamerad, den er im Collége hatte, nicht als wären ihm die an dem Zöglinge widerwärtig gewesen: im Gegentheil, er hätte Jedermann geliebt; doch ery war von Allen verlassen.
Die Ungleichheit des Vermögens trennt schon die Kinder in der Lehranstalt, wie sie die Männer später in der Gesellschaft trennen wird, und die zwei Schüler, deren Schatten man vereinigt sich auf die großen Wände der Pallisade im Recreactionshofe werfen sieht, sind immer zwei Arme oder zwei Reiche.
Eines Tage offenbarte sich der alte Lehrer von Justin diesem unter einer ganz neuen Form.
Längst