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ließ ein halb zärtlichen. halb klagendes Geknurre hören.«

      »Ah! Ah!« sprach Jean Robert, »dein Herr Salvator hatte Recht: es scheint, wir werden und verstehen.«

      Beim Namen Salvator ließ der Hund ein kleines Gebelle der Freundschaft vernehmen und schaute nach der Thüre.

      »Ja,« sagte Jean Robert, »er ist dort im Zimmer neben an, mit Deiner Gebieterin Fragola, nicht wahr Roland?«

      Roland ging an die Thüre. hielt seine Schnauze an den Zwischenraum, der zwischen dem Untertheil der Thüre und dem Boden bestand, athmete geräuschvoll, kam wieder zurück und legte, seine lebhaften, verständigen. fast menschlichen Augen schließend, seinen Kopf auf den Schooß des Dichters.«

      »Sehen wir ein wenig, wer unser Vater und unsere Mutter sind, sagte Jean Robert . . . »Gib deine Pfote. wenns beliebt.«

      Der Hund hob feine dicke Pfote auf und legte sie mit einer Leichtigkeit, welche unmöglich schien, in die aristokratische Hand von Jean Robert.

      Jean Robert untersuchte die Zwischenräume der Zehen.«

      »Ah!« sagte er, »ich vermuthete es . . . Sehen wir unser Alter.«

      Und er that die mächtigen Lippen den Thieren auseinander und entblößte hierdurch eine doppelte Reihe furchtbarer, elfenbeinweißer Zähne, welche jedoch in den Tiefen des Rachens schon ein wenig angegriffen waren.

      »Ah! Ah!« sagte Jean Robert. »wir sind nicht mehr von der ersten Jugend: wären wir eine Frau, so würden wir unser Alter seit zehn Jahren verbergen; wären wir ein Mann, so würden wir anfangen es zu verbergen.«

      Der Hund blieb unempfindlich; es schien ihm völlig gleichgültig zu sein, daß Jean Robert sein Alter wußte. Als der Dichter dies sah, setzte er seine Untersuchung fort, in der Hoffnung, zu einem Detail zu gelangen, das auf eine wirksamere Art die Empfindlichkeit der Nerven von Roland reizen würde.

      Diesen Detail bot sich bald dem Blicke von Jean Robert.

      Roland hatte, wie gesagt, – abgesehen von etwas mehr Länge in seinem unter dem Bauche besondere leicht gekräuselten Haare, – die falbe Haut den Löwen; nur bemerkte Jean Robert an der Flanke der rechten Seite zwischen der ersten und fünften Rippe einen weißen Punkt von sieben bis acht Linien im Durchmesser.

      »Ah! Ah!« fragte er, »was ist das, mein armer Roland?«

      Und er drückte mit der Fingerspitze auf den weißen Punkt.«

      Roland stieß einen Seufzer aus.

      »Ei! eine Narbe!« sagte Robert.

      Eh war Robert nicht unbekannt. daß die Wunden oder die Brandmahle das färbende Oel zerstören, das im Haargewebe kreist; er hatte in den Gestüten Rappen gesehen, denen man einen Stern dadurch auf die Stirne machte, daß man ein glühend heißes Instrument darauf drückte; er begriff, daß hier eine Wunde oder ein Brandmahl war.

      Eher eine Wunde,als ein Brandmahl, da der Finger eine Narbe erkannte.

      Er schaute nach der linken Flanke.

      An der linken Flanke trug Roland, nur ein wenig tiefer, eine ähnliche Narbe.

      Robert drückte mit dem Finger darauf, wie er es das erste Mal gethan hatte; der Hund stieß bei diesem zweiten Drucke einen schmerzlichen Seufzer aus, der dem jungen Beobachter durch die Narbe der Rippe erklärt wurde,

      Auf der linken Seite war die Rippe gebrochen worden.

      Ah! ah! mein schöner Roland,« sagte der Dichter, »es scheint wir haben, wie unser Homonyme, Krieg geführt.«

      Roland hob den Kopf empor, öffnete halb das Maul und gab ein Gebelle von sich, das Jean Robert bin in die Tiefe der Adern schauern machte.

      Diese Klage hatte einen so traurigen Charakter, daß Salvator aus dem Zimmer herauskam und Jean Robert fragte.

      »Was ist denn Roland geschehen?«

      »Nichts . . . Sie haben mich mit Roland plaudern heißen,« erwiderte lachend Jean Robert; »ich habe ihn nach seiner Geschichte gefragt. und er war eben im Zuge, sie mir zu erzählen.«

      »Und was hat er Ihnen erzählt? Lassen Sie hören! Ich wäre begierig, die Wahrheit zu erfahren.«

      »Warum soll er lügen?« versetzte Jean Robert; »es ist kein Mensch.«

      »Ein Grund mehr, daß Sie mir Ihr Gespräch wiederholen,« erwiderte Salvator mit einer Dringlichkeit, die mit einer gewissen Unruhe gemischt zu sein schien.

      »Nun, so vernehmen Sie Wort für Wort unsern Dialog. Ich fragte ihn, wessen Sohn er sei: er antwortete mir, er sei gekreuzt von einem St. Bernhardshunde und einem Neufundländer; ich fragte ihn nach seinem Alter. er antwortete mir, er sei zwischen neun und zehn Jahre alt; ich fragte ihn, woher der weiße Fleck rühre, den er an jeder seiner Flanken habe, und er antwortete mir, eh sei die Spur einer Kugel, welche in seine rechte Seite eingedrungen und an seiner linken Seite, ihm eine Rippe brechend, herausgekommen.«

      »Ah! Ah!« versetzte Salvator. »Alles das ist völlig genau.«

      »Desto besser! Das beweist, daß ich kein Ihrer Lectionen ganz unwürdiger Beobachter bin.«

      »Das will ganz einfach besagen, daß Sie Jäger sind, daß Sie folglich an der Haut. welche Roland zwischen den Zehen der Pfoten hat und der Farbe seines Felles seine Verwandtschaft mit dem Schwimmhunde und dem Gebirgshunde erkannten; daß Sie seine Zähne anschauten und am Hundszahne, von dem die Marke verschwunden, und an dem etwas beschädigten Mahlzahne sahen, daß er nicht mehr markiert; daß Sie die zwei Flecken betasteten und hierbei an der Höhlung der Haut und der Erhabenheit des Knochens fühlten daß er eine Kugel bekommen, welche auf der rechten Seite eingedrungen aus der linken Seite herausgekommen war und eine Rippe gebrochen hatte. Ist das so?«

      »Ich fühle mich gedemüthigt.«

      »Und er hat Ihnen nichts Anderes gesagt?«

      »Sie traten gerade in dein Augenblicke ein, als er mir erzählte, er habe seine Wunde nicht vergessen und bei Gelegenheit werde er sich wahrscheinlich desjenigen, welcher sie ihm gemacht, erinnern. Ich rechne nun auf Sie, daß Sie mir das Uebrige sagen.«

      »Es ist nur ein Unglück, – und ich gestehe in diesem Punkte meine tiefe Unkenntniß: daß ich nicht mehr weiß, als Sie.«

      »Wahrhaftig?«

      »Als ich eines Tags, vor vier bis fünf Jahren, in der Umgegend von Paris jagte . . . «

      »Sie jagten?«

      »Wilderte wollte ich sagen: ein Commissionär jagt nicht . . . Ich fand dieses arme Thier in einem Graben; es war ganz blutig, von einer Kugel durchbohrt verscheidend. Seine Schönheit erregte mein Mitleid; ich trug es an eine Quelle und wusch seine Wunde mit kaltem Wasser, in das ich ein paar Tropfen Branntwein gegossen; bei der Pflege, die ich ihm gab, schien es wiedergeboren zu werden. Es erfaßte mich die Lust,.mir dieses herrliche Thier anzueignen, an welchem, nach dem Zugstande, in dem ich es fand, seinem Herrn wenig zu liegen schien; ich brachte es auf den Wagen eines Gemüsegärtners und kehrte diesen Wagen folgend zurück. An dem selben Abend und sogleich nach meiner Ankunft, behandelte ich es wie ich, im Val-de-Grace, von Flintenschüssen getroffenen Menschen hatte behandeln sehen, und ich hatte das Glück, den Hund zu heilen; das ist Alles, was ich von Roland weiß . . . Ah! verzeihen Sie, ich irre mich: ich vergaß, daß Roland eine Dankbarkeit für mich hegt, welche Menschen beschämen würde, und daß er bereit ist, sich für mich und für die Leute, die ich liebe, tödten zu lassen: – nicht wahr, Roland?«

      Bei diesem Aufrufe gab Roland einen Schrei freudiger Beistimmung von sich und legte seine zwei Vorderpfoten auf die Schulter seines Herrn, wie er es bei dessen Ankunft gethan hatte.

      »Gut, gut,« sagte Salvator; »Du bist ein schöner, braver Hund, Roland, das weiß man . . . Nieder mit den Pfoten!«

      Roland setzte seine Pfoten auf die Erde und legte sich wieder quer vor die Thüre. auf denselben Teppich, wo er lag als ihn Jean Robert zu sich rief.

      »Und nun.‹ fragte Salvator, »wollen Sie kommen?«

      »Gern;

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