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Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Der Graf von Bragelonne
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Mitten in dieser geräuschvollen Menge von Höflingen und Anbetern, die sich nicht zu erinnern schienen, daß sie den Vater des neuen Königs von White-Hall nach dem Blutgerüst, geführt hatten, betrachtete ein Mann in der Kleidung eines Lieutenants der Musketiere, ein Lächeln auf seinen dünnen, geistreichen Lippen, bald das Volk, das seine Segnungen und Glückwünsche brüllte, bald den Prinzen, der den Gerührten spielte und besonders die Frauen grüßte, deren Sträuße unter die Füße seines Pferdes fielen.
»Was für ein schönes Handwerk ist doch das eines Königs!« sagte dieser Mann, in seiner Betrachtung fortgerissen und so sehr in seine Gedanken vertieft, daß er mitten auf dem Wege stehen blieb und den Zug an sich vorüber ließ. »Dieser Fürst ist in der That mit Gold und Diamanten geschmückt wie ein Salomo, buntscheckig mit Blumen überzogen wie eine Wiese im Frühjahr; er wird mit vollen Händen aus der ungeheuren Kasse schöpfen, worin ihm seine heute getreuen, vor Kurzem noch sehr ungetreuen Unterthanen ein paar Karren voll Goldstangen aufgehäuft haben. Man wirft ihm Sträuße zu, um ihn darunter zu begraben, und wenn er vor zwei Monaten erschienen wäre, würde man ihm eben so viel Kanonen- und Musketenkugeln zugeschleudert haben, als man ihm heute Blumen zuwirft. Es ist offenbar etwas werth, auf eine gewisse Weise geboren zu werden, was den Gemeinen nicht mißfallen möge, welche behaupten, es liege ihnen nichts an ihrer gemeinen Geburt.«
Der Zug ging immer weiter, und mit dem König entfernten sich die Zurufe in der Richtung des Palastes; dessen ungeachtet wurde unser Officier immer noch gehörig herumgestoßen.
»Mordioux!« fuhr der Denker fort, »hier sind viele Leute, die mir auf die Füße treten und die mich für sehr wenig oder vielmehr für nichts halten, in Betracht, daß sie Engländer sind, und daß ich ein Franzose bin. Wollte man alle diese Leute fragen: Wer ist Herr d’Artagnan? so würden sie antworten: Nescio vos. Aber man sage ihnen: Hier zieht der König vorüber, hier zieht Herr Monk vorüber, so werben sie brüllen: Es lebe der König! Es lebe Herr Monk! bis ihnen ihre Lungen den Dienst verweigern. Indessen,« fuhr er fort, indem er mit jenem so seinen und zuweilen so stolzen Blick die Menge sich verlaufen sah, »bedenkt indessen ein wenig, Ihr guten Leute, was König Karl gethan hat, was Herr Monk gethan hat, und denkt dann auch ein wenig an das, was dieser arme Unbekannte, den man Herrn d’Artagnan nennt, gethan hat. Es ist wahr, Ihr wißt es nicht, weil es unbekannt ist, was Euch vielleicht abhält, darüber nachzudenken! Doch bah! was liegt daran! Karl II, bleibt dessen ungeachtet ein großer König, obgleich er zwölf Jahre verbannt gewesen ist, und Herr Monk ein großer Kapitän, obgleich er die Reise nach Holland in einer Kiste gemacht hat. Da es nun anerkannt ist, daß der eine ein großer König und der andere ein großer Kapitän bleibt: Huzza for the King Charles II.! Huzza for the captain Monk!«
Und seine Stimme vermischte sich mit den Stimmen von Tausenden von Zuschauern, die sie einen Augenblick beherrschte. Und um den ergebenen Mann besser zu spielen, schwang er seinen Hut in der Luft. Es hielt ihm Jemand den Arm mitten in seinem geräuschvollen, freudigen Loyalisme. (So nannte man 1660 das, was man heut zu Tage Royalisme nennt.)
»Athos!« rief d’Artagnan, »Ihr hier!«
Und die zwei Freunde umarmten sich.
»Ihr hier, und da Ihr hier seid, seid Ihr nicht inmitten aller dieser Höflinge, mein lieber Graf?« fuhr der Musketier fort. »Wie! Ihr, der Held des Festes, reitet nicht auf der linken Seite Seiner restaurirten Majestät, wie Herr Monk auf ihrer rechten Seite reitet? In der That, ich begreife weder Euren Charakter, noch den des Prinzen, der Euch so viel schuldig ist.«
»Immer spöttisch, mein lieber d’Artagnan,« sprach Athos. »Werdet Ihr denn diesen häßlichen Fehler nie ablegen?«
»Aber Ihr nehmt keinen Antheil am Zug?« »Ich nehme keinen Antheil daran, weil ich nicht wollte,«
»Und warum wolltet Ihr nicht?«
»Weil ich weder Gesandter, noch Botschafter, noch Repräsentant des Königs von Frankreich bin, und weil es mir nicht zusagt, mich so nahe bei einem andern König zu zeigen, den mir Gott nicht zum Herrn gegeben hat.«
»Mordioux! Ihr habt Euch doch sehr nahe bei seinem Vater gezeigt.«
»Das ist etwas Anderes, Dieser sollte sterben.«
»Und das, was Ihr für Jenen gethan habt . . . «
»Ich habe es gethan, weil ich es thun mußte. Doch Ihr wißt, ich vermeide jede Schaustellung. König Karl II., der meiner nun nicht mehr bedarf, lasse mich in meiner Ruhe und in meinem Schatten, mehr verlange ich nicht von ihm.«
D’Artagnan seufzte.
»Was habt Ihr?« sagte Athos; »man sollte glauben, diese glückliche Rückkehr des Königs nach London mache Euch traurig, mein Freund, Euch, der Ihr doch mindestens so viel als ich für Seine Majestät gethan habt.«
»Nicht wahr?« rief d’Artagnan, auf seine gascognische Weise lachend, »nicht wahr, ich habe auch viel für Seine Majestät gethan, ohne daß man es vermuthet?«
»Oh! ja, und der König weiß es wohl, mein Freund.«
»Er weiß es!« versetzte mit bitterem Tone der Musketier; »bei meiner Treue, ich glaubte das nicht und suchte es sogar in diesem Augenblick zu vergessen.«
»Aber er, mein Freund, er wird es nicht vergessen, dafür stehe ich Euch.«
»Ihr sagt mir das, um mich ein wenig zu trösten, Athos.«
»Und worüber?«
»Mordioux! über alle die Ausgaben, die ich gemacht habe. Ich habe mich zu Grunde gerichtet, mein Freund, zu Grunde gerichtet für die Wiedereinsetzung dieses jungen Fürsten, der so eben sein isabellfarbiges Pferd hier vorübertänzeln ließ.«
»Der König weiß nicht, daß Ihr Euch zu Grunde gerichtet habt, mein Freund, aber er weiß, daß er Euch, viel schuldig ist.«
»Hilft mich das irgend Etwas, Athos? Ich lasse Euch Gerechtigkeit widerfahren, Ihr habt edel gearbeitet. Doch ich, der ich scheinbar Schuld gewesen bin, daß Eure Combination scheiterte, ich habe hier in Wirklichkeit den Sieg verschafft. Folgt meiner Berechnung: Ihr hättet vielleicht durch die Ueberredung, durch ein sanftes Wesen den General Monk nicht gewonnen, während ich diesen theuren General auf eine so rauhe Weise behandelte, daß sich dem Prinzen die Gelegenheit bot, sich edelmüthig zu zeigen; dieser Edelmuth, der ihm durch die Thatsache meines glücklichen Mißgriffes eingegeben worden ist, wird Karl durch die Wiedereinsetzung bezahlt, welche Monk bereitet hat.«
»Dies Alles ist eine unleugbare Wahrheit, lieber Freund.«
»So unleugbar diese Wahrheit sein mag, so ist es darum doch nicht minder wahr, theurer Freund, daß ich sehr geliebt von Herrn Monk, der mich den ganzen Tag my dear captain nennt, obgleich ich weder sein Lieber, noch sein Kapitän bin, und sehr geschätzt vom König, der meinen Namen schon vergessen hat, zurückkehren werde; es ist nicht minder wahr, sage ich, daß ich in mein schönes Vaterland zurückkehre, verflucht von den Soldaten, die ich in der Hoffnung auf einen großen Sold angeworben, verflucht vom braven Planchet, von dem ich einen Theil seines Vermögens entlehnt habe.«
»Wie so? Was Teufels hat bei dem Allem Planchet zu thun?«
»Ja wohl, mein Theurer, diesen so zierlichen, so lächelnden, so angebeteten König glaubt Herr Monk zurückgerufen zu haben, Ihr bildet Euch ein ihn unterstützt zu haben, ich glaube ihn zurückgeführt zu haben, das Volk wähnt ihn wiedererlangt zu haben, er denkt, er sei so zu Werke gegangen, daß er seinen Thron wiedergewonnen, und dennoch ist nichts von dem Allem wahr: Karl II., König von, England, Schottland und Irland, ist auf seinen Thron durch einen Spezereihändler von Frankreich gebracht worden, der in der Rue des Lombards wohnt und Planchet heißt. So steht es um die Größe! Eitelkeit, sagt die Schrift, Eitelkeit, Alles ist eitel.«
Athos konnte sich eines Lachens über die wunderliche Laune seines Freundes nicht enthalten.
»Guter d’Artagnan,« sagte er, indem er ihm liebevoll die Hand drückte, »solltet Ihr mehr Philosoph mehr sein? Gereicht es Euch nicht zur Befriedigung, daß Ihr mir das Leben gerettet, wie Ihr dies durch Eure glückliche Ankunft mit Monk in der Stunde gethan habt, wo