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fort; »in einer Viertelstunde werden hundert Mann um dieses Haus versammelt sein.«

      »Um eine Antwort zu geben, verlange ich, daß sich Jedermann von hier entferne,« sagte der Franzose; »ich will frei hinausgehen, mich ins Lager begeben, oder ich lasse mich hier tödten.«

      »Tausend Donner!« rief d’Artagnan, »das ist die Stimme von Athos! Ah! Canaillen.«

      Und das Schwert von d’Artagnan zuckte aus der Scheide.

      Monk hielt ihn zurück, trat selbst vor und rief mit schallender Stimme:

      »Hollah! was macht man hier? Digby, warum dieses Feuer? warum dieses Geschrei?«

      »Der General!« rief Digby und ließ seinen Degen fallen.

      »Der General!« wiederholten die Soldaten.

      »Nun! was ist darüber zu staunen?« fragte Monk mit ruhigem Ton.

      Dann, als die Stille wiederhergestellt war:

      »Sprecht, wer hat das Feuer angezündet?«

      Die Soldaten neigten das Haupt.

      »Wie! ich frage, und man antwortet mir nicht!« sagte Monk. »Wie! ich tadle, und man macht nicht wieder gut! Dieses Feuer brennt noch, glaube ich!«

      Sogleich liefen die zwanzig Soldaten weg, holten Eimer, Wasserkrüge, Fässer, und löschten den Brand mit demselben Eifer, mit dem sie ihn einen Augenblick zuvor verbreitet hatten. Doch vor Allem und als der Erste hatte schon d’Artagnan eine Leiter an das Haus gelegt, und er rief:

      »Athos! ich bin es, ich, d’Artagnan; tödtet mich nicht, theurer Freund.«

      Und einige Minuten nachher schloß er den Grafen in seine Arme.

      Seine ruhige Miene behauptend, riß Grimaud mittlerweile die Befestigung des Erdgeschosses nieder, öffnete die Thüre und kreuzte ganz gelassen auf der Schwelle seine Arme. Nur gab er, als er die Stimme von d’Artagnan hörte, einen Ausruf des Erstaunens von sich.

      Als das Feuer gelöscht war, erschienen die Soldaten ganz verwirrt, Digby an der Spitze.

      »General,« sagte dieser, »entschuldigt uns. »Was wir gethan haben, geschah aus Liebe für Eure Ehren, die man verloren glaubte.«

      »Ihr seid Narren, meine Herren. Verloren! verliert sich ein Mann wie ich! Ist es mir zufällig nicht erlaubt, mich nach meinem Wohlgefallen zu entfernen, ohne Euch davon in Kenntniß zu setzen? Haltet Ihr mich zufällig für einen Bürgersmann der City? Darf ein Ehrenmann, mein Freund, mein Gast, belagert, umstellt, mit dem Tod bedroht werden, weil man ihn beargwohnt? Was bedeutet das Wort beargwohnen? Gott verdamme mich, wenn ich nicht Alles erschießen lasse, was dieser brave Mann nicht getödtet hat!«

      »General,« sprach Digby mit kläglichem Tone, »wir waren zu achtundzwanzig, und hier liegen acht von uns.«

      »Ich ermächtige den Grafen de la Fère, die zwanzig Anderen diesen acht nachzuschicken,« sagte Monk.

      Und er reichte Athos die Hand.

      »Man kehre ins Lager zurück,« sprach Monk. »Herr Digby, Ihr habt einen Monat Arrest.«

      »General . . . «

      »Das wird Euch lehren, mein Herr, ein andermal nur nach meinen Befehlen zu handeln.«

      »Ich hatte die des Lieutenants, General.«

      »Der Lieutenant hat Euch keine solche Befehle zu geben, und er wird statt Eurer in den Arrest gehen, wenn er Euch wirklich diesen Ehrenmann zu verbrennen, geboten hat.«

      »Er hat mir das nicht befohlen, General; er hat mir befohlen, ihn ins Lager zu führen, doch der Herr Graf wollte uns nicht folgen.«

      »Ich wollte nicht, daß man in mein Haus eindränge und plünderte,« sagte Athos mit einem bezeichnenden Blick gegen Monk.

      »Und Ihr habt wohl daran gethan,« rief Monk. »Ins Lager, sage ich Euch.«

      Die Soldaten entfernten sich mit gesenktem Kopf.

      »Nun, da wir allein sind,« sprach Monk zu Athos, »wollt mir sagen, warum Ihr hartnäckig hier geblieben seid, da Ihr doch Eure Felucke hattet.«

      »Ich wartete auf Euch, General,« erwiederte Athos. »Hatte mich Eure Ehren nicht in acht Tagen beschieden?«

      Ein beredter Blick von d’Artagnan machte Monk bemerkbar, diese zwei so braven Männer seien nicht im Einverständniß bei seiner Entfernung gewesen. Er wußte es schon.

      »Mein Herr,« sagte er zu d’Artagnan, »Ihr hattet vollkommen Recht. Wollt mich einen Augenblick mit dem Herrn Grafen de la Fère sprechen lassen,«

      D’Artagnan benützte diesen Abschied, um Grimaud guten Tag zu sagen.

      Monk bat Athos, ihn in das Zimmer zu führen, das er bewohnte. Dieses Zimmer war noch voll von Rauch und Trümmern. Mehr als fünfzig Kugeln hatten, durch das Fenster eindringend, die Wand beschädigt. Man fand hier einen Tisch, ein Tintenfaß und Alles, was man zum Schreiben braucht, Monk nahm eine Feder und schrieb eine einzige Zeile, unterzeichnete, faltete das Papier zusammen, versiegelte den Brief mit dem Petschaft seines Ringes, übergab ihn Athos und sprach:

      »Mein Herr, überbringt, wenn es Euch beliebt, diesen Brief König Karl II. und reist auf der Stelle ab, wenn Euch nichts mehr hier zurückhält.«

      »Und die Tonnen?« fragte Athos.

      »Die Fischer, die mich hierhergebracht haben, werden Euch dieselben an Bord schaffen helfen. Seid, wenn es möglich ist, in einer Stunde abgereist.«

      »Ja, General,« sprach Athos.

      »Herr d’Artagnan!« rief Monk durch das Fenster.

      D’Artagnan stieg hastig die Treppe hinauf.

      »Umarmt Euren Freund und sagt ihm Lebewohl, mein Herr, denn er kehrt nach Holland zurück.«

      »Nach Holland!» rief d’Artagnan; »und ich?«

      »Es steht Euch frei, ihm zu folgen, mein Herr; doch ich bitte Euch, zu bleiben,« sagte Monk. »Werdet Ihr es mir abschlagen?«

      »Oh! nein, General, ich bin zu Euren Befehlen.«

      D’Artagnan umarmte Athos und hatte kaum Zeit, .ihm Lebewohl zu sagen. Monk beobachtete Beide. Dann beaufsichtigte er selbst die Vorkehrungen zur Abfahrt, den Transport der Tonnen an Bord und die Einschiffung von Athos. Sobald dies geschehen, nahm er d’Artagnan, der ganz verblüfft, ganz bewegt war, am Arm und führte ihn gegen Newcastle. Während er aber am Arm von Monk fortschritt, murmelte d’Artagnan leise:

      »Ei! ei! mir scheint, die Actien des Hauses Planchet und Compagnie steigen wieder.«

       XVII.

      Monk tritt hervor

      Obgleich d’Artagnan nun auf einen besseren Erfolg hoffte, hatte er doch die Lage der Dinge nicht gut begriffen. Die Reise von Athos nach England, die Verbindung des Königs mit Athos und die seltsame Verschlingung seines Planes mit dem des Grafen de la Fère bildeten für d’Artagnan Gegenstände ernsten Nachsinnens. Das Beste war, sich gehen zu lassen. Eine Unklugheit war begangen worden, und obschon ihm die Ausführung seines Planes gelungen, hatte er doch noch keinen von den Vortheilen des Gelingens geerntet. Da Alles verloren war, wagte man nichts mehr.

      D’Artagnan folgte Monk mitten in sein Lager. Die Rückkehr des Generals brachte eine wunderbare Wirkung hervor, denn man hielt ihn für verloren. Doch mit seinem strengen Gesicht und mit seiner eisigen Haltung schien Monk seine eifrigen Lieutenants und seine entzückten Soldaten nach der Ursache ihrer Fröhlichkeit zu fragen. Zu dem Lieutenant, der ihm entgegengekommen war und von der Unruhe sprach, in die sie sein Abgang versetzt habe, sagte er auch:

      »Warum dies? Bin ich gezwungen. Euch Rechenschaft abzulegen?«

      »Aber Eure Ehren, die Lämmer ohne den Hirten können zittern.«

      »Zittern!« erwiederte Monk mit seiner ruhigen, mächtigen Stimme; »oh! mein Herr, welches Wort! . . . Gott verdamme mich! wenn meine Lämmer nicht Zähne und Klauen haben, so verzichte ich darauf, ihr Hirte zu sein. Ah! Ihr

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