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die Secundanten auf einander zu, prüften die beiden Paar Degen, erkannten sie von beiden Seiten für passend und warfen einen Louisdor in die Luft, um zu entscheiden, welches Paar den Vorzug haben solle.

      Der Zufall entschied sich für die am Tage zuvor bei Derisme gekauften Waffen.

      Einer von den Secundanten reichte beide Degen gekreuzt dem Baron.

      Dieser nahm einen; der, den er zurückließ, wurde Alain Montplet zugestellt. Der Baron stellte seinen Degen auf den Stiefel und fuhr dann damit durch die Luft.

      Darauf wendete er sich an seine Secundanten.

      »Dies ist eine vortreffliche Waffe und hat einen bewunderungswürdigen Griff,« sagte er; »ich ziehe diesen Degen dem meinigen vor.«

      »So erlauben Sie, Herr Baron,« sagte Alain Montplet, »ehe wir wissen, was wir mit den unsrigen ausrichten werden, daß ich die Ehre habe, Ihnen das Paar anzubieten?«

      Der Baron verbeugte sich ohne zu antworten. Der Faustschlag Montplet’s war zu stark gewesen, als daß er sich zu einer großen Erwiderung der Höflichkeit hätte veranlaßt finden sollen.

      Einer von den Secundanten kreuzte die Spitzen der beiden Degen, und als er mit der größten Sorgfalt die Sonne und das Terrain getheilt hatte, trat er einen Schritt zurück und sagte

      »Auf die Mensur, meine Herren!«

      Die Duellanten legten sich in Parade.

      Alain Montplet, der sich der Lection des Professors erinnerte, nahm eine so sichere Auslage an, als wäre er in eben so guter Fechter gewesen, wie der Baron von Ravennes.

      Wie Grisier es ihm vorher gesagt hatte, war diese akademische Stellung ein Verderben.

      Der Baron von Ravennes trat einen Schritt zurück.

      »Was zum Teufel hat man mir denn gesagt,« flüsterte er seinen Secundanten zu, »daß der Herr noch nie einen Degen in der Hand gehalten hätte? Er liegt ja aus wie der heilige Georg!«

      Dann legte er sich selber wieder in Parade und sagte:

      »Es thut mir leid um ihn; ich war entschlossen, ihn nur zu verwunden; ich werde genöthigt sein, ihn zu tödten.«

      Man hörte die Berührung des Stahls, man sah den Degen des Barons wie eine Schlange dahingleiten, und die Klinge seines Gegners umspielend, fiel der Baron weit aus und richtete sich in kürzerer Zeit wieder auf als der Blitz bedarf, um zu glänzen und zu erlöschen.

      Das Hemd Alain Montplet’s färbte sich mit Blut; einen Augenblick blieb er noch aufrecht stehen; man hätte denken sollen, daß ein einziger Stoß den Koloß nicht umstürzen könne.

      – Endlich schwankte er auf seinen Füßen, streckte die Arme aus, ließ seinen Degen fallen, ein röthlicher Schaum zeigte sich auf einen Lippen und dann stürzte er plötzlich nieder wie eine Eiche, von dem Beil des Holzhauers entwurzelt.

      Die Zeugen sahen den Fall des jungen Mannes mit einer Gemüthsbewegung an, welche ein ähnliches Schauspiel immer erregt.

      Darauf wendete sich der Baron zu den vier Zeugen und fragte:

      »Meine Herren, habe ich als Mann von Ehre gehandelt?«

      »Ja,« antworteten die vier Zeugen einstimmig.

      »Konnte ich anders handeln, nach einer Beleidigung, wie sie mir zu Theil geworden?«

      »Nein,« wurde mit derselben Einstimmung geantwortet.

      »In diesem Falle hoffe ich, daß das Blut über das Haupt des Beleidigers kommen wird.«

      Die Secundanten gaben ein Zeichen, welches sagen wollte, daß dieser Wunsch völlig erhört zu sein scheine, worauf der Baron mit seinen beiden Zeugen wieder in den Wagen stieg und Alain Montplet leblos wie eine Leiche in den Händen einer beiden Freunde und des jungen Wundarztes zurückließ.

       Viertes Kapitel.

      Eine Wiedervergeltung, welche die Angelegenheiten nicht ausgleicht

      Alain war indessen nicht todt.

      Der Degen hatte eine Rippe getroffen und war ein wenig von seiner Richtung abgewichen.

      Er war durch die Brustmuskel gedrungen, hatte den äußeren Rand der rechten Lunge verletzt und war unter dem Schulterblatt wieder herausgekommen.

      Es war ein hübscher Degenstoß, sehr zierlich und frei, aber nicht durchaus tödtlich.

      Indessen war der Verwundete nahe daran, zu ersticken.

      Es war eine Verblutung zu befürchten.

      Der junge Wundarzt zog ihm den Hemdärmel herauf, entblößte seinen herkulischen Arm und öffnete ihm eine Ader, um einen starken Aderlaß zu bewerkstelligen.

      Alain öffnete die Augen wieder und athmete leichter.

      Aber bei der ersten Bewegung, die er zu machen versuchte, fehlte ihm die Stärke und er wurde von Neuem ohnmächtig.

      Man war nur wenige Schritte von dem Pavillonde-Madrid entfernt, und dorthin brachte man den Verwundeten.

      Dieser Pavillon ist von einem Wächter bewohnt, der, an ähnliche Besuche gewöhnt, immer für solche Fälle ein Zimmer in Bereitschaft hält.

      Dies ist das Trinkgeld des alten Mannes.

      Zum Glück war dieses Zimmer nicht besetzt; seit acht Tagen hatte man sich in der Umgebung von Madrid nicht geschlagen, und der letzte Verwundete war nach Verlauf einer Viertelstunde gestorben.

      Man breitete frische Betttücher auf das Bett und legte Montplet darauf.

      Der junge Wundarzt, der noch keine Praxis hatte, konnte ihm eine ganze Zeit widmen.

      Diese beständige Sorgfalt, vereint mit der vortrefflichen Körperbeschaffenheit des Verwundeten machten, daß die Genesung mit erstaunenswerther Schnelligkeit vor sich ging, für Die, welche nicht wußten, wie schnell gewisse Wunden heilen.

      Drei Wochen, nachdem seine Brust durchlöchert worden war, konnte Alain Montplet wieder aufstehen.

      Acht Tage später bezahlte er den wackeren Wächter reichlich für den Unterhalt eines Monats.

      Dann kehrte Alain in eine Wohnung zurück, ebenso wohl, wie an dem Tage, als er hinausgegangen war.

      Nur eine Idee quälte Alain.

      Wenn er nicht einem Pariser zurückgab, was ein Pariser ihm gegeben, so mußte er, wie man auf der Schule sagt, einen Makel auf sich sitzen lassen.

      Nun schmeichelte sich Alain, daß er sich nie dergleichen habe zu Schulden kommen lassen.

      Er ging, seinen Professor zu besuchen.

      Als dieser ihn nicht zurückkehren gesehen, hatte er errathen, was geschehen war.

      Der Genesene erzählte ihm mit allen Einzelnheiten, wie die Sache sich zugetragen; Grisier hatte sich keinen Vorwurf zu machen, er hatte ihm vorher gesagt, wenn sein Gegner eine so gute Auslage sähe, würde er glauben, daß Etwas dahinter sei.

      Der Baron hatte sich nicht geirrt: hinter der Auslage war Alain Montplet’s Körper.

      Alain erinnerte hierauf den Professor an Das, was er von seiner Anlage zum Fechten gesagt, und fragte ihn, wie viel Zeit er glaube, daß er verwenden müsse, um dem Baron Hector gewachsen zu sein.

      Grisier ist ein gewissenhafter Mann, der einen Eleven nicht täuschen würde.

      »Zwei Jahre,« sagte er ihm, »wenn Sie mit Aemsigkeit studieren.«

      Alain Montplet war unfähig, eine Sache, welche es auch ein mochte, zwei Jahre zu treiben.

      »Gut,« sagte er, »es ist mir lieb, daß Sie mir Das jagen; ich will mich auf das Pistolenschießen legen; in acht Tagen werde ich mich vollkommen darauf verstehen.«

      Grisier versuchte den jungen Mann davon abzubringen, sich dem Studium einer Waffe zu widmen, die so undankbar und brutal sei, wie die Pistole.

      »Der Degen,« sagte der berühmte Professor, »der Degen ist die wahre Waffe des Cavaliers.«

      »O!

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