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Der Geflügelschütze. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Der Geflügelschütze
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Er verschaffte ihm dennoch die verlangte Summe, doch sagte er, er habe sie sich selber borgen müssen.
So begannen die übertriebenen Anforderungen des angeblichen Leihers Thomas Langot reichlich für die anfänglich verstellte Uneigennützigkeit zu entschädigen.
Alain Montplet hatte die Fingerspitze in ein Räderwerk gebracht.
Drittes Kapitel.
Alain Montplet’s erste Waffen
Als Alain Montplet einmal diesen Weg der thörichten Ausgaben und der wucherischen Anleihen betreten hatte, konnte er nicht mehr anhalten.
Bei jedem dieser ohne Aufhören wiederkehrenden Bedürfnisse wendete er sich an Thomas Langot.
Die Anforderungen dieser Art erneuerten sich so oft, daß der Wucherer, sei es nun wirkliche Erschöpfung oder Berechnung, eines schönen Tages seinem Clienten im Vertrauen zu verstehen gab, daß er Unrecht thue, nicht von Jean Montplet den Antheil zu verlangen, der ihm von einem mütterlichen Erbe zukomme.
Diesmal erbebte Alain, als wenn ihn ein Viper gestochen hätte.
Er dachte einen Augenblick nach und antwortete dann, daß seine Mutter als einfache Bäuerin ihrem Manne nichts zugebracht habe und daß ein Anspruch an Gütergemeinschaft von einer Seite nicht gerechtfertigt sein würde.
Langot mochte, wie er wollte, die hübsche runde Summe, welche die Theilung ihm einbringen würde, vor den Augen des jungen Mannes funkeln lassen; er mochte ihm das Verlangen einflößen, Paris zu sehen und sich den zahllosen Vergnügungen hinzugeben, die man dort findet, wenn man ein hübsches Gesicht und eine wohl gefüllte Börse hat. Alain widerstand fortwährend diesen glänzenden Vorspiegelungen.
Ungeachtet seiner Leichtigkeit war Alain von keiner üblen Gemüthsart. Er liebte seinen Vater und war unfähig zu einer überlegten Absicht, ihm, ohne durch irgend eine Leidenschaft dazu getrieben zu werden, einen so großen Kummer zu verursachen.
Aber die Umstände zogen ihn wider seinen Willen zu dem Abhange hin, zu welchem Langot ihn hinschob.
In Folge einer kleinen Anforderung, wo der brutale Gläubiger mit Execution und Verkauf gedroht hatte, wurde der Erbe der Meyerei – nachdem Jean Montplet dem Anforderer ins Gesicht gelacht und ihm gesagt hatte, daß sein Sohn ein Lump sei, ohne Geld oder Geldeswerth, von dem er nicht mehr, als von einer Eierschale würde herunterscheeren können – so erbittert von diesen Worten, die er gehört hatte, daß er, als der Gläubiger fort war, seinerseits eintrat und ganz einfach zu Jean Montplet sagte, daß er, Alain, noch kein so großer Lump sei, als wofür sein Vater ihn ausgeben wolle, da er noch das Vermögen seiner Mutter habe, wovon man ihm noch nie gesprochen.
Da Jean Montplet schon sehr aufgebracht war, so kannte sein Zorn keine Grenzen, als er diese Anforderung aussprechen hörte, die er nicht erwartet hatte und die durch die Art, wie sie gemacht wurde, zugleich etwas Vorwurfsvolles und Drohendes an sich hatte.
Alain, der vielleicht das Gefühl der kindlichen Liebe hatte, dem aber der Zauber derselben fehlte, antwortete auf diesen Ausbruch des väterlichen Zornes mit einigen unpassenden Worten, und der alte Landmann, aufgebracht von dieser Undankbarkeit, verfluchte seinen Sohn und jagte ihn aus dem Hause.
Zu Thomas Langot ging Alain Montplet, um ihm seinen Kummer mitzutheilen.
Er fand den Wucherer selbst in einem lebhaften Kummer.
Langot hatte sein Vermögen nicht so verbergen können, daß es nicht durch die rissigen Wände und die trüben Fensterscheiben seines Hauses gestrahlt.
Die Folge von diesem Mangel an Verschwiegenheit der Wände und Fensterscheiben war, daß die Anforderungen der arm gebliebenen Familie zu ihm drangen.
Langot hatte bis dahin heroisch dem Andringen widerstanden, welches ein wirkliches Elend vor den Augen der Welt rechtfertigte, aber nicht vor den seinigen, die durchdringender und schwerer zu rühren waren, als plötzlich der Mann einer seiner Nichten, ein armer Fischer von der Küste, in einem Sturme umgekommen war und seine Frau als Wittwe und ohne Hilfsmittel mit einem Kinde von sieben bis acht Jahren hinterlassen hatte. Der Maire von Maisy, von diesem großen Mißgeschicke gerührt, war in Person gekommen, um Langot in seinem Laden aufzusuchen und ihn im Namen der Familienbande und der christlichen Liebe aufzufordern, irgend Etwas für die arme Jeanne Marie zu thun. – Dies war der Name der Wittwe.
Der Materialhändler, der in diesem Augenblicke nach der Würde eines Gemeinderathes strebte, hatte nicht gewagt, sich zu weigern, wie er zu thun große Lust hatte. Nur hatte er es so eingerichtet, diese Großmuth so wenig lästig wie möglich werden zu lassen.
Bis dahin hatte er die Geschäfte seines kleinen Haushalts und eines vielseitigen Handels allein besorgt, und es war ein Wunder, zu begreifen, wie er, da er weder lesen noch schreiben und nur einen Namen unterzeichnen konnte, dahin gelangt war.
So machte Thomas Langot, vermöge eines bewunderungswürdigen Mechanismus des Gedächtnisses, alle seine Berechnungen im Kopfe.
Freilich, da er bei dem täglichen Verkaufe an die Bewohner von Maisy keinen Credit gab, so bedurfte er auch keines Rechnungsbuches, und was seine Schuldscheine und Wechsel betraf, so waren sie von Dem unterschrieben, der sie ihm ausstellte.
Aber wir begreifen wohl, daß Dies alles, so wie sich die Geschäfte vervielfachten, eine kopfbrechende Arbeit war.
Uebrigens wurde Thomas Langot alt; er fühlte das Bedürfniß eines Beistandes hinsichtlich der materiellen Seite seiner Haushaltung; und als ihm die Aufforderung des Maire kam, war er beinahe entschlossen, sich den Luxus einer Magd zu gestatten.
Thomas Langot hatte also eben feierlich der Behörde angekündigt, daß er seine Nichte Jeanne Marie und das verwaiste Kind bei sich aufnehmen wolle.
Es waren zwei Personen zu ernähren, aber es war eine Entschädigung dabei – er durfte keinen Lohn ausgeben; und doch, ungeachtet dieser Entschädigung, von der wir sprechen, die ihm aber wahrscheinlich nicht recht einleuchten wollte, fand der Materialhändler den Handel nicht sehr vortheilhaft, denn wir haben gesagt, daß er in sehr übler Laune war, als Alain Montplet die Thür seines Ladens öffnete.
Ein ärmlicher Laden war es, mit dem Ladentische zur Rechten des Einganges; dann kam der Kamin ohne Feuer – im Winter wie im Sommer, das Bett im Schatten der Tiefe und über die ganze übrige Wand Regale und Schubfächer mit Aufschriften.
In diesem Laden verschimmelte Thomas Langot, indem er sich wie ein Pilz abrundete.
Uebrigens war es eine gute Neuigkeit, die ihm sein Client Alain brachte, indem er ihm ankündigte, daß er sich mit seinem Vater entzweit habe.
Auch war sie genügend, den Aerger des Wucherers zu beseitigen. Thomas ließ sich den Streit von dem jungen Manne zweimal umständlich erzählen, dann rieb er sich geräuschlos die Hände, indem er Grimassen schnitt:
»Es ist ärgerlich, es ist Schade, es ist widerwärtig, einen Sohn und einen Vater so auf’s Aeußerste kommen zu sehen!«
Aber dieses Aeußerste war gerade eine Angelegenheit für Thomas Langot; und vermöge der Vorschüsse, die er dem Sohne bereits gemacht, und die er ihm noch zu machen gedachte, sah er sich schon im Traum am Winkel des großen Kamins im Meyerhause, einen Becher Cider von dem berühmten Obstgarten in kleinen Zügen nippend; und um diesen Traum zu verwirklichen, begann er, während er sich stellte, als bedauere er seine Lage, den Sohn zum Kriege zu treiben.
Wie alle Männer von sanguischem Temperamente, die gewöhnlich heftig und gute Menschen sind, hatte Jean Montplet, als der Anfall eines Zornes sich besänftigt hatte, bedauert, wohin ihn derselbe geführt. Er hatte einen Fluch so schnell zurückgenommen, daß der liebe Gott – so hoffte er wenigstens – nicht Zeit gehabt hatte, ihn in die Tafeln seines Gerichts