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jetzt zurück und sagten zugleich:

      »Vorwärts!«

      Auf dieses Commando gingen Alain und der Officier auf einander los.

      Nach zwei Schritten erhob Jeder eine Pistole und gab Feuer.

      Man hörte nur einen einzigen Knall.

      Alain schwankte, blieb aber stehen.

      Der Officier drehte sich zwei Mal um sich selbst und fiel mit dem Gesicht auf den Boden.

      Jeder Secundant lief auf einen Duellanten zu.

      Alain hatte die Kugel gerade in die Mitte des Kinns erhalten, wo sie sich wie auf einer eisernen Platte breit geschlagen.

      Der Knochen war frei geworden, aber nicht zerbrochen.

      Die Heftigkeit der Erschütterung hatte Alain schwanken gemacht.

      Dem Officier war die Kugel ins Herz gedrungen und er war auf der Stelle todt.

      »Es ist kein großer Schade,« sagten die vier Secundanten zugleich; »es ist ein Betrüger weniger auf der Welt, Das ist Alles.«

      Dies war die Leichenrede des Officiers, nach dessen Namen ich vergebens gefragt habe, um ihn hier aufzuzeichnen; aber Niemand hat mir ihn sagen können.

      Man nannte ihn »den Officier,« Dies war die einzige Benennung, unter welcher er bekannt war.

      »Ah, Henker! Henker!« sagte Alain, ein Taschentuch an sein Kinn haltend; »ich habe keinen Sou mehr, aber wenigstens habe ich den Makel von mir abgeschüttelt.«

      Als Alain nach Paris zurückkehrte, verkaufte er seine Uhr.

      An diesem Abend war er auf dem Balkon im Opernhause und hatte ein englisches Pflaster auf einem Kinn.

      Dies war die einzige Spur, die ihm außer einer gewissen Schwere des Kopfes von dem Duell an dem Morgen übrig blieb.

      Am folgenden Tage reiste er auf der Post nach Saint-Malo.

      Er hatte sich zwei Jahre in Paris aufgehalten und in diesen zwei Jahren mehr als zweihunderttausend Franken vergeudet.

       Fünftes Kapitel.

      Wer die Zeche zahlen mußte

      Es ist eine Ueberlieferung, die uns seit dreitausend Jahren aus der Bibel kommt und die sich folglich unserer Verehrung, von der Majestät der Jahrhunderte umgeben, darstellt, daß die verlorenen Söhne, so verschwenderisch sie auch gewesen, immer in dem väterlichen Hause gut empfangen werden, sobald sie sich herablassen, dorthin zurückzukehren.

      Jean Montplet bestätigte die Parabel durch die Art, wie er seinen Sohn empfing, und große Thränen durchfurchten eine von der Sonne verbrannten Wangen, als Alain plötzlich eintrat, sich ihm zu Füßen warf und ihn um Verzeihung bat.

      Der arme Vater umarmte ihn zärtlich und ohne ihm ein Wort von der Vergangenheit zu sagen, gab er ihm seinen Platz im Hause zurück.

      Den Platz im Herzen hatte der unartige Junge gegenwärtig oder abwesend immer eingenommen.

      Der Mißbrauch des Vergnügens hatte übrigens einen so heilsamen Erfolg, daß die Vorstellungen unnöthig gewesen wären.

      Obgleich die Nothwendigkeit allein ihn bewogen hatte, nach Maisy zurückzukehren, so war es doch nicht ohne eine lebhafte Genugthuung, daß er seinen Geburtsort wiedersah und die tiefen und rührenden Gemüthsbewegungen wiederfand, die ihm der Fischfang, das Schwimmen und die Jagd gewährten, wofür die zügellosen Freuden der Hauptstadt ihn nie vollständig hatten entschädigen können.

      Nachdem er einige Tage in der Meierei zugebracht hatte, während welcher er bis zu den Stunden seiner ersten Jugend zurückgekehrt war, kam er dahin, sich zu fragen, wie man ein so leichtes und glückliches Leben gegen gemachte Genüsse vertauschen könne, die nur eine Leere in der Seele – und Gewissensbisse im Herzen zurücklassen.

      Aber dem guten Vater Montplet wäre es nicht leid gewesen, den Leidenschaften, deren Ueberschäumen er zu fürchten gelernt hatte, einen mächtigeren Zügel, als die Reue anzulegen.

      Folglich sprach er mit Alain von der Verheirathung.

      Das erste Mal antwortete Alain: Nein:

      Das zweite Mal wurde er roth vor Zorn.

      Der junge Mann hatte in Paris in jener Gesellschaft von leichtfertigen Sitten gelebt, die jedem Zwange Feind war, und die Leichtigkeit, womit er die Gewohnheit angenommen, hatte seinen Widerwillen gegen Das vermehrt, was er die Welt nannte, das ist: die friedlichen und ehrlichen Leute. Die verächtlichen Frauenzimmer, mit welchen er Umgang gehabt, hatten ihm eine tiefe Verachtung gegen das weibliche Geschlecht eingeflößt. Er verwechselte die Gattung mit den einzelnen Personen – und welchen Personen!

      Er hatte mit allen Verbindungen dieser Art gebrochen und verwünschte das Andenken daran. Aber seltsam genug! Alain Montplet war von Natur furchtsam! Kühn und frech gegen gewisse Frauenzimmer, erröthete er, schlug die Augen nieder und verlor die Fassung vor einem anständigen Mädchen. Dann vermöge einer leicht begreiflichen Unzufriedenheit mit sich selber, ließ er dieser letzteren die Furchtsamkeit entgelten, die er in ihrer Nähe empfand, und da er doch unter diesen seine Lebensgefährtin auswählen und sich verheirathen mußte, so hatte er sich selber gelobt als Junggeselle zu leben und zu sterben.

      Ueberdies bei einem Glücke das väterliche Haus wieder gefunden zu haben, hatte Alain doch eine Augenblicke der Schwermuth. Er dachte nicht ohne Schrecken an die Verbindlichkeiten, die er gegen Langot übernommen hatte. Die Unordnung des jungen Lebemanns war so groß, daß es ihm unmöglich war, auch nur annährungsweise zu bestimmen, auf welche Summe sich eine Verpflichtungen beliefen.

      Er wußte nur, daß sie beträchtlich waren, und daß die immer größer werdende Summe wie eine Lawine, die von der Höhe des Berges herunterrollt, ihn vernichten könne, wenn sie auf ihn herabstürze.

      Von Zeit zu Zeit fragte er sich, ob er nicht dem guten Vater Montplet Alles gestehen solle, der ihm schon so Vieles verziehen hatte, daß er mit seiner Nachsicht nicht zurückbleiben werde.

      Da übrigens Langot sehr freundlich gegen ihn war, so verschob er immer das schmerzliche Geständniß, und indem er wartete, verging die Zeit.

      Der alte Montplet liebte einen Sohn zu sehr, um nicht seine Traurigkeit zu bemerken.

      Sie erschreckte ihn, denn er hielt sie für Langeweile.

      Er erneuerte seine Heirathsvorschläge, welche er für um so nöthiger und dringender hielt, da er ein unbestimmtes Vorgefühl hatte, daß der Tod ihn bald von seinem Sohne trennen werde.

      Indessen, von der Erfahrung belehrt, hütete er sich wohl, diesmal den Stier bei den Hörnern zu fassen.

      Er hatte in Isigny einen alten Freund, Namens Jousselin, der einen Butterhandel hatte.

      Ganz Frankreich kennt den Ruf der Butter von Isigny.

      Freund Jousselin hatte bei diesem Handel sein Glück gemacht.

      Er hatte eine einzige Tochter von so bewunderungswürdiger Schönheit, daß man bis Caen von ihr sprach.

      Wenn man sich von ihr unterhielt, bezeichnete man sie nur mit dem Namen: die schöne Jousseline.

      Man kennt die Gewohnheit der Provinz, den Namen eine weibliche Endung zu geben.

      Jean Montplet schöpfte aus der lebhaften Zärtlichkeit, die ihm sein Sohn einflößte, den Muth, die Schmerzen zu überwinden, welche ihm seine Gicht verursachte. Er ließ sich auf das alte Pferdchen heben, welches seit drei Jahren, wie ein Herr, von seinen früheren Anstrengungen ausruhte – der Eine auf seinem Lehnsessel, das Andere auf einer Streu.

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