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Der Frauenkrieg. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Der Frauenkrieg
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
»Junger Mann,« sprach Canolles, »Ihr seid offenbar ein Zauberer.«
»Ihr werdet ertappt und vielleicht unter ihren Augen getödtet, das ist das Ganze.«
»Bah!« sagte Canolles, »es gibt Schränke.«
»Oh!« rief der Vicomte.
Dieses Oh! Wurde mit einem so beredten Tone ausgesprochen, es enthielt so viele verschiedene Vorwürfe, es lag darin so viel Schamhaftigkeit, so viel Zartgefühl, daß Canolles plötzlich inne hielt und trotz der Dunkelheit seinen durchdringenden Blick auf den jungen Mann heftete, der sich mit dem Ellbogen auf das Fenster lehnte.
Der Vicomte fühlte das ganze Gewicht dieses Blickes und versetzte mit heiterer Miene:
»Ihr habt im Ganzen Recht,– Baron, geht; verbergt Euch nur gut, damit man Euch nicht ertappt.«
»Nein, ich habe Unrecht,« sprach Canolles, »und Ihr habt Recht. Aber wie sie benachrichtigen?«
»So scheint mir, ein Brief . . .«
»Wer wird ihn zu ihr tragen?«
»Ich glaubte einen Lackeien bei Euch gesehen zu haben. Ein Lackei wagt unter solchen Umständen nur einige Stockschläge, während ein Edelmann sein Leben einsetzt.«
»Ich will meinen Kopf verlieren, wenn Castorin den Auftrag nicht vortrefflich vollzieht, umso mehre als ich vermuthe, daß der Bursche ein Einverständniß im Hause hat.«
»Ihr seht, daß sich Allen auf diese Art ordnen läßt,« sprach der Vicomte.
»Ja; habt Ihr Dinte, Papier und Feder?«
»Nein,« sagte der Vicomte, »doch es gibt da unten.«
»Um Vergebung,« versetzte Canolles, »aber in der That, ich weiß nicht, wie mir diesen Abend geschieht, und ich mache Dummheit auf Dummheit. Gleichviel, ich danke für Euren guten Rath, Vicomte, und werde ihn sogleich befolgen.«
Und ohne mit den Augen den jungen Mann zu verlassen, den er seit einigen Momenten mit besonderer Beharrlichkeit prüfend anschaute, erreichte Canolles die Thüre und stieg die Treppe hinab, während der Vicomte sehr beunruhigt murmelte:
»Wie er mich anschaute sollte er mich erkannt haben!«
Canolles war indessen hinab gegangen, und nachdem er einen Augenblick als tief bekümmerter Mann die Wachteln, die Feldhühner und die Leckerbissen betrachtet hatte, welche Meister Biscarros selbst in dem Tischkorbe auf dem Kopfe seines Küchengehilfen aufhäufte, und die ein Anderer vielleicht essen sollte, obgleich sie für ihn bestimmt waren, fragte er nach dem Zimmer, das ihm Castorin hatte bereiten müssen, ließ sich Dinte, Feder und Papier bringen und schrieb folgenden Brief an Nanon:
»Liebe Dame,
»Hundert Schritte von Eurer Thüre könnt Ihr, wenn Euch die Natur die Fähigkeit verliehen hat, in der Nacht zu sehen, in einer Baumgruppe den Herzog von Epernon erblicken, der mich erwartet, um mich todt schießen zu lassen und Euch hernach furchtbar zu compromittiren. Aber ich wünsche eben so wenig das Leben zu verlieren, als Euch Eure Ruhe verlieren zu lassen. Bleibt also im Frieden auf jener Seite. Ich, was mich betrifft, will ein wenig den Urlaub benutzen, den Ihr einst unterzeichnen ließet, damit ich von meiner Freiheit Gebrauch mache, um Euch zu sehen. Wohin ich gehe, weiß ich nicht, und ich weiß sogar nicht, ob ich überhaupt irgendwohin gehe. Wie dem sein mag, ruft Euren Flüchtling zurück, sobald der Sturm vorüber ist. Man wird Euch im Goldenen Kalbe sagen, welchen Weg ich eingeschlagen habe. Hoffentlich werdet Ihr mir für das Opfer Dank wissen, das ich mir auferlege. Eure Interessen sind mir teurer, als mein Vergnügen. Ich sage mein Vergangen, denn es hätte mir Freude gemacht, Herrn von Epernon und seine Sbirren unter ihrer Verkleidung durchzuprügeln. Glaubt also, liebe Seele, daß ich Euer Ergebener und vor Allem sehr Treuer bin.«
Canolles unterzeichnete, das von der gascognischen Prahlerei, deren Wirkung auf die Gascognerin Nanon er kannte, ganz kochende Billet, rief dann seinen Bedienten und sagte zu diesem:
»Hierher, Meister Castorin, und gestehe offenherzig, wie weit Du mit Mademoiselle Francinette gekommen bist?«
»Gnädiger Herr,« antwortete Castorin ganz erstaunt über diese Frage, »ich weiß nicht, ob ich soll . . .«
»Sei unbesorgt, Meister Dummkopf, ich habe keine Absicht auf sie, und Du hast nicht die Ehre, mein Nebenbuhler zu sein. Ich verlange von Dir nur eine einfache Auskunft,«
»Ah! dann ist es etwas Anderes, gnädiger Herr. Mademoiselle Francinette besitzt Verstand genug, um meine Eigenschaften zu würdigen.«
»Du stehst also auf das Beste mit ihr, Taugenichts? Sehr gut. Nimm diesen Billet, umgehe den Wiesengrund . . .«
»Ich weiß den Weg genau,« sprach Castorin mit einer anmaßenden Miene.
»Das ist richtig. Klopfe an der Hinterthüre; ohne Zweifel kennst Du auch die Hinterthüre?«
»Allerdings.«
»Immer besser. Schlage diesen Weg ein, klopfe an die Thüre und übergib diesen Brief Mademoiselle Francinette.«
»Ich kann also in diesem Falle . . .« rief Castorin freudig.
»Du kannst sogleich abgehen und hast zehn Minuten für den Gang hin und zurück. Dieser Brief muß im Augenblick Fräulein Nanon von Lartigues übergeben werden.«
»Aber, gnädiger Herr,« entgegnete Castorin, der ein mißliches Abenteuer roch, »wenn man mir die Thüre nicht öffnet?«
»So bist Du ein Dummkopf; Du mußt doch eine besondere Art des Anklopfens haben, bei der man einen artigen Menschen nicht außen läßt; ist es anders, so bin ich ein sehr beklagenswerther Edelmann, daß ich einen solchen Lumpenkerl in meinen Diensten habe.«
»Ich habe meine Weise,« erwiederte Castorin mit seiner siegreichsten Miene. »Ich klopfe zuerst zweimal in gleichen Zwischenräumen, dann zum dritten Male.«
»Ich frage Dich nicht, auf welche Weise Du klopfst, gleichviel, wenn man Dir nur öffnet. Erwischt man Dich, so verschlinge das Papier; thust Du es nicht, so schneide ich Dir bei Deiner Rückkehr die Ohren ab, wenn dies nicht bereite geschehen ist.«
Castorin ging wie der Blitz ab. Aber unten an der Treppe blieb er stille stehen und steckte das Billet, gegen alle Regel, oben in seinen Stiefel; dann entfernte er sich durch die Thüre des Geflügelhofes, machte einen langen Umkreis, wobei er durch das Gebüsch schlich wie ein Fuchs und über die Gräben setzte wie ein Windhund, klopfte an die geheime Thüre, auf die Weise, welche er seinem Gebieter zu erklären versucht hatte, und dieses Klopfen war auch so wirksam, daß sich sogleich die Thüre öffnete.
Zehn Minuten nachher kam Castorin, ohne daß ihm irgend etwas Mißliches begegnet war, zurück und meldete seinem Herrn, das Billet wäre in die schönen Hände von Fräulein Nonen übergeben worden.
Canolles hatte diese zehn Minuten benutzt, um seinen Mantelsack zu öffnen, seinen Schlafrock herauszunehmen und sich den Tisch decken zu lassen. Er hörte zu seiner großen Befriedigung den Bericht von Castorin, machte einen Gang in die Küche, gab mit lauter Stimme seine Befehle und gähnte unmäßig, wie ein Mensch, der ungeduldig den Augenblick, des Schlafengehens erwartet. Ließ der Herzog von Epernon ihn belauern, so sollte er durch dieses Manoeuvre auf den Glauben kommen, der Baron hätte nie die Absicht gehabt, weiter als zu dem Gasthause zu gehen, wohin er als ein einfacher und harmloser Reisender gekommen wäre, um Abendbrod und ein Nachtlager zu fordern. Dreier Plan hatte wirklich das von dem Baron gewünschte Resultat; ein Mensch, der einem Bauern glich, trank in dem dunkelsten Winkel der Wirthsstube, rief dem Kellner, bezahlte seine Zeche, stand auf und entfernte sich ein Lied trällernd. Canolles folgte ihm an die Thüre und sah, wie er sich nach der Baumgruppe wandte. Zehn Minuten nachher hörte er den Tritt mehrerer Pferde: der Hinterhalt war aufgehoben.
Der Baron kehrte nun zurück, und da sein Geist in Beziehung auf Nanon völlig frei war, so dachte er nur daran, den Abend auf die vergnüglichste Weise zuzubringen. Er befahl demzufolge Castorin, Karten und Würfel bereit zu legen, und als hierfür gesorgt war, zu dem Vicomte von Cambes zu gehen und nachzufragen, ob er ihm wohl die Ehre erweisen würde, ihn zu empfangen.
Castorin