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Der Frauenkrieg. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Der Frauenkrieg
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
»Nein, wenn es Euch gefällig ist,« antwortete Richon. »Unmöglich!«
»Ah! Ihr wollt also allein zu Nacht speisen, wie der junge Edelmann.«
»Welcher Edelmann?«
»Der da oben.«
»Wie heißt er?«
»Vicomte von Cambes.«
»Kennt Ihr den Vicomte?«
»Bei Gott! er hat mir das Leben gerettet.«
»Er?«
»Ja, er.«
»Wie dies?«
»Speist mit mir zu Nacht, und ich erzähle Euch die Geschichte während des Mahles.«
»Ich kann nicht; ich speise mit ihm.«
»In der That, er erwartet Jemand.«
»Das bin ich, und da ich bereits zu spät komme, so erlaubt mir, daß ich Euch verlasse, nicht wahr, Baron?«
»Nein, Donner und Teufel! ich erlaube es nicht!« rief Canolles. »Ich habe mir in den Kopf gesetzt, in Gesellschaft zu speisen, und Ihr eßt mit mir oder ich esse mit Euch. Meister Biscarros, zwei Gedecke!«
Aber während Canolles sich umwandte, um zu sehen, ob dieser Befehl vollzogen werde, hatte Richon die Treppe erreicht und stieg rasch die Stufen hinauf. Als er auf die letzte Stufe gelangte, begegnete seine Hand einer kleinen Hand, die ihn in das Zimmer des Vicomte von Cambes zog, dessen Thüre sich hinter ihm schloß und deren Verschluß zu größerer Sicherheit noch durch zwei Riegel verstärkt wurde.
»In der That,« murmelte Canolles, während er vergeblich mit seinen Augen den verschwundenen Richon suchte und sich an seinen einsamen Tisch setzte, »in der That, ich weiß nicht, was man in diesem verfluchten Lande gegen mich hat. Die Einen laufen mir nach, um mich zu tödten, die Andern fliehen mich, als ob ich die Pest hätte. Beim Teufel, mein Appetit stirbt dahin. Ich fühle, daß ich traurig werde, und bin fähig mich zu betrinken, wie ein Landsknecht. Hollah, Castorin! Hierher, damit ich Dich durchprügle. Sie schließen sich da oben ein, als ob sie sich verschwören wollten! Ah, doppelter Ochs, der ich bin, in der That, sie konspirieren! So ist es: damit erklärt sich Alles. Für wen aber konspirieren sie? für den Coadjutor, für die Prinzen, für das Parlament, für den König, für Herrn von Mazarin? Meiner Treue, sie mögen konspirieren, für oder gegen wen sie wollen, mir gleichviel, mein Appetit hat sich wieder eingestellt. Castorin, laß auftragen und schenke mir ein; ich verzeihe Dir.«
Und Canolles hielt sich philosophisch an das erste Abendbrod, das für den Vicomte von Cambes bereitet worden war und von Meister Biscarros, in Ermanglung neuer Mundvorräthe, ihm aufgewärmt serviert werden wußte.
Während der Baron von Canolles vergeblich einen Menschen suchte, der sein Abendbrod mit ihm theilen sollte, und seiner fruchtlosen Nachforschungen müde allein zu Nacht zu speisen sich entschloß, wollen wir sehen, was bei Nanon vorging.
Nanon, was ihre Feinde auch gesagt und geschrieben haben mögen, und unter die Zahl ihrer Feinde muß man die meisten Schriftsteller rechnen, welche sich mit ihr beschäftigten, war zu jener Zeit ein reizendes Geschöpf von fünfundzwanzig bis sechsundzwanzig Jahren, klein von Wuchs, mit brauner Haut, aber mit geschmeidigem, anmuthigem Wesen, mit lebhaften, frischen Farben, mit tiefschwarzen Augen, deren durchsichtige Hornhaut in allen Regenbogenfarben, in allen Reflexen und Feuern spielte, wie die der Katzen. Heiteren Angesichts, scheinbar lachend, war Nanon jedoch weit entfernt, ihren Geist allen Launen, allen Nichtswürdigkeiten hinzugeben, welche mit tollen Arabesken den seidenen und goldenen Einschlag sticken, aus dem gewöhnlich das Leben einer Petite-maitre besteht. Reiflich und lange in ihrem eigensinnigen Kopfe abgewogen, nahmen im Gegentheil die ernsthaftesten Erörterungen ein im höchsten Maße verführerisches, leuchtendes Aeußere an, wenn sie sich durch ihre vibrierende Stimme mit dem stark gascognischen Accente verdolmeschten. Niemand hatte unter dieser rosigen Maske mit den feinen, lachenden Zügen, unter diesen glühenden Blicke voll wollüstiger Versprechungen die unermüdliche Beharrlichkeit, die unüberwindliche Standhaftigkeit und Tiefe des Staatsmannes errathen, und dennoch waren dies die Eigenschaften oder die Fehler von Nanon, je nachdem man sie von der Vorderseite oder von der Rückseite der Medaille betrachten will, dennoch war dies der berechnende Geist, das ehrgeizige Gemüth, dem ein Körper voll Eleganz als Hülle diente.
Nonen war von Agen. Der Herr Herzog von Epernon, der Sohn des unzertrennlichen Freundes von Heinrich IV., desjenigen, welcher mit ihm im Wagen saß, in dem Augenblicke, wo ihn das Messer von Ravillac traf, und über welchen der Verdacht schwebte, der bis auf Catharina von Medicis zurückging, der Herzog von Epernon hatte, zum Gouverneur der Guienne ernannt, wo ihn sein hochmüthiges Wesen, seine Anmerkungen und seine Erpressungen allgemein verhaßt machten, dieses kleine Bürgermädchen, die Tochter eines einfachen Advokaten, ausgezeichnet. Er machte ihr den Hof und legte mit großer Mühe und nach einer Vertheidigung, welche mit der Geschicklichkeit eines großen Taktikers ausgehalten wurde, der seinen Sieger den Preis den Sieges fühlen lassen will. Aber als Lösegeld für ihren nun verlorenen Ruf beraubte Nanon den Herzog seiner Macht und seiner Freiheit. Nach Verlauf einer Verbindung von sechs Monaten mit dem Gouverneur von Guienne wer es wirklich sie, welche die schöne Provinz regierte, und sie gab mit Wucher allen denen, welche sie einst verletzt oder gedemüthigt hatten, die empfangenen Beleidigungen zurück. Königin aus Zufall, wurde sie Tyrannin aus Berechnung. Bei ihrem feinen Geiste hatte sie das Vorgefühl, daß man die wahrscheinliche Kürze der Herrschaft durch den Mißbrauch ersetzen müßte.
Sie bemächtigte sich demzufolge Alles dessen, was in ihr Bereich kam, riß Schätze, Einfluß, Ehrenstellen an Sich. Sie wurde reich, sie ernannte zu Aemtern, und empfing die Besuche von Mazarin und den ersten Herren des Hofes. Mit wunderbarer Geschicklichkeit die verschiedenen Elemente, über welche sie zu verfügen hatte, zusammenfassend, machte sie sich daraus ein ihrem Ansehen nützliches, ihrem Vermögen vortheilhaftes Amalgam. Jeder Dienst, den Nanon leistete, hatte seinen bestimmten Preis. Ein Grad im Heere, eine Stelle in der bürgerlichen Verwaltung, Alles war in einen Tarif gebracht. Nanon bewilligte einen solchen Grad oder eine solche Stelle, aber man mußte ihr dafür in schönem, gutem Gelde oder durch ein königlichen Geschenk Zahlung leisten. Wenn sie sich so einen Bruchstückes von Gewalt zum Vortheile irgend einen Menschen entäußerte so nahm sie dieses Bruchstück unter einer andern Form wieder ein. Sie gab die Gewalt, behielt aber das Geld, das der Nerv davon ist.«
Dies erklärt die Dauer ihrer Herrschaft: denn die Menschen zögern in ihren Hasse, einen Feind zu stürzen, dem noch ein Trost bleibt. Die Rache will eine völlige Niederlage, ein gänzliches Zugrunderichten. Die Völker jagen ungerne einen Tyrannen fort, der ihr Gold mit sich nehmen und lachend weggehen würde. Nanon von Lartigues besaß zwei Millionen.
Sie lebte auch mit einer Art von Sicherheit auf dem Vulkan, der beständig um sie herum bebte. Sie hatte gefühlt, wie der Volkshaß der Fluth ähnlich stieg, immer größer wurde und mit seinen Wellen die Gewalt von Herrn von Epernon peitschte, der an einem Tage des Zorns von Bordeaux vertrieben, Nanon mit sich zog, wie die Barke dem Schiffe folgt. Nanon beugte sich unter dem Sturme, bereit sich wieder zu erheben, sobald der Sturm vorübergegangen wäre. Sie nahm Herrn von Mazarin zum Muster und trieb, eine demüthige Schülerin, von ferne die Politik des gewandten, geschmeidigen Italieners. Der Cardinal bemerkte diese Frau, welche durch dieselben Mittel, die aus ihm einen ersten Minister und den Besitzer von fünfzig Millionen gemacht hatten, sich vergrößerte und bereicherte. Er bewunderte die kleine Gascognerin; er that noch mehr, er ließ sie gewähren. Man wird vielleicht später erfahren, warum.
Dessen ungeachtet und obgleich Einige, die sich sehr gut unterrichtet nannten, die Behauptung aussprachen, sie stehe in unmittelbarem Briefwechsel mit Herrn von Mazarin, sprach man doch wenig von den politischen Intriguen der schönen Nanon. Canolles selbst, der übrigens hübsch, jung und reich, nicht begriff, das man Intrigant zu sein nöthig haben könnte, wußte nicht, woran er sich in dieser Beziehung zu halten hatte.
Was ihre Liebesintriguen betrifft, mag es nun sein, daß Nanon, mit ernsteren Sorgen beschäftigt, diese auf spätere Zeiten verschob, mag der Lärm, den die Liebe von Herrn von Epernon für sie machte, den Lärm