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er sich an seinen Lackeien wendend, fort, »wir gehen für den Augenblick nicht weiter.«

      »Wie« rief Castorin, in seinen Hoffnungen beinahe eben so sehr getäuscht, wie sein Gebieter, »was sagt der gnädige Herr?«

      »Ich sage, Mademoiselle Francinette werde diesen Abend des Glückes Dich zu sehen beraubt sein, weil wir die Nacht im Gasthofe zum Goldenen Kalbe zubringen. Gehe also hinein, bestelle nur Abendbrod und laß mir ein Bett bereiten.«

      Und du der Reiter ohne Zweifel bemerkte, daß Costorin Einwendungen machen wollte, begleitete er die letzten Worte mit einer Bewegung des Kopfes, die keine längere Erörterung zuließ. Castorin verschwand unter der großen Thüre, das Ohr gesenkt und ohne daß er ein einzigen Wort mehr wagte.

      Der Reisende folgte Costorin einen Augenblick mit den Augen, schien dann, nachdem er nachgedacht hatte, seinen Entschluß zu fassen, stieg ab, ging hinter seinem Lackeien durch das Thor, warf ihm die Zügel seines Pferdes zu und war mit zwei Sprüngen vor dem Zimmer des jungen Edelmannes, der, als er plötzlich seine Thüre aufgehen sah, sich einer Bewegung des Erstaunens vermischt mit Furcht nicht erwehren konnte, welche jedoch der Ankömmling wegen der Dunkelheit nicht wahrnahm.

      »Also,« sprach der Reisende, sich heiter dem jungen Manne nähernd und herzlich eine Hand schüttelnd, die man ihm nicht reichte, »also es ist abgemacht, ich verdanke Euch das Leben.«

      »Ah, Herr, Ihr übertreibt den Dienst, den ich Euch geleistet habe,« entgegnete der Jüngling und suchte einen Schritt rückwärts.

      »Nein, keine Bescheidenheit, es ist, wie ich Euch sage. Ich kenne den Herzog: er ist roh wie der Teufel! Ihr aber seid ein Muster von Scharfsichtigkeit, ein Phönix christlicher Menschenfreundlichkeit. Doch sagt mir, Ihr, der Ihr so liebenswürdig, so mitleidig seid, habt Ihr Eure Güte so weit getrieben, daß Ihr Kunde bis in das Haus gelangen ließet?«

      »In welches Haus?«

      »In das Haus, wohin ich mich begab, wo man mich erwartet.«

      »Nein,« sprach der junge Mann, »ich gestehe, ich dachte nicht daran, und hätte ich auch daran gedacht, so wären mir doch keine Mittel zu Gebot gestanden. Ich bin selbst erst seit zwei Stunden hier und kenne Niemand in jenem Hause.«

      »Ah! Teufel!« rief der Reisende mit einer Bewegung der Unruhe. »Arme Nanon, wenn Ihr nur nichts geschieht!«

      »Nanon! Nanon von Lartigues!« rief der junge Mann erstaunt.

      »Ah! Ihr seid ein Zauberer?« sprach der Reisende. »Ihr seht Menschen sich an der Straße in Hinterhalt legen und errathet, an wen sie sich machen wollen. Ich sage Euch einen Taufnamen und Ihr errathet den Familiennamen. Erklärt mir dies geschwinde, oder ich zeige Euch an und lasse Euch von dem Parlament von Bordeaux zum Scheiterhaufen verurtheilen.«

      »Diesmal werdet Ihr zugestehen,« versetzte der junge Mann, daß es nicht viel Witz brauchte, um Euch auf die Fährte zu kommen. Sobald Ihr den Herzog von Epernon als Euren Nebenbuhler genannt hattet, war es offenbar, daß, wenn Ihr eine gewisse Nanon nanntet, dies die Nanon von Lartigues sein mußte, die Schöne, die-Reiche, die durch ihren Geist Glänzende, von der der Herzog bezaubert ist und welche in seinem Gouvernement herrscht, weshalb sie von der ganzen Guienne beinahe eben so sehr verflucht wird, als er selbst. Und Ihr wart auf dem Wege zu dieser Frau?« fuhr der Jüngling mit dem Tone des Vorwurfs fort.

      »Meiner Treue! ja, ich gestehe es, und da ich sie einmal genannt habe, so verleugne ich sie nicht. Überdies wird Nanon mißkannt und verleumdet. Nanon ist eine reizende Person, ihren Versprechungen äußerst getreu, so lange sie ein Vergnügen darin findet, dieselben zu halten, und demjenigen ganz ergeben, welchen sie liebt, so lange sie ihn liebt. Ich sollte diesen Abend mit ihr speisen, aber der Herzog hat den Fleischtopf umgeworfen. Wünscht Ihr, daß ich Euch morgen Nanon vorstelle? Was Teufels! der Herzog wird wohl früher oder später nach Agen zurückkehren müssen.

      »Ich danke,« erwiederte der junge Edelmann mit trockenem Tone. »Ich kenne Fräulein von Lartigues nur dem Namen nach und wünsche sie nicht anders kennen zu lernen.«

      »Ihr habt bei Gott Unrecht. Nanon ist in jeder Beziehung ein gutes Mädchen.«

      Der junge Manns faltete die Stirne.

      »Ah, um Vergebung,« versetzte der Reisende erstaunt, »aber ich glaubte, in Eurem Alter . . .«

      »Mein Alter ist allerdings das, in welchem man dergleichen Vorschläge gewöhnlich annimmt,« versetzte der Jüngling, als er die schlimme Wirkung bemerkte, welche sein strenges Wesen hervorbrachte, »und ich würde ihn ebenfalls gern annehmen, wäre ich nicht hier auf der Durchreise und genöthigt, meinen Weg noch in dieser Nacht fortzusetzen.«

      »Oh! bei Gott, Ihr werdet wenigstens nicht gehen, bevor ich weiß, wer der edle Ritter ist, der nur auf eine so zuvorkommende Weise das Leben gerettet hat.«

      Der junge Mann schien zu zögern; dann nach einem Augenblick:

      »Ich hin der Vicomte von Cambes.«

      »Ah, ah,« rief der Andere, »ich hörte von einer reizenden Vicomtesse von Cambes sprechen, welche eine bedeutende Anzahl von Gütern rings um Bordeaux besitzt und die Freundin der Frau Prinzessin ist.«

      »Das ist meine Verwandtin,« sprach der Jüngling lebhaft.

      »Meiner Treue, ich wache Euch mein Compliment, Vicomte, denn man nennt sie unvergleichlich. Ich hoffe, wenn mich die Gelegenheit in dieser Hinsicht begünstigt, werdet Ihr mich derselben vorstellen. Ich bin der Baron von Canolles, Kapitän in Navailles, und benütze für den Augenblick einen Urlaub, den mir der Herzog von Epernon auf Empfehlung von Fräulein von Lartigues bewilligt hat.«

      »Der Baron von Canolles!« rief der Vicomte und schaute diesen mit der ganzen Neugierde an, welche in ihm der in den galanten Abenteuern jener Zeit berühmte Name erweckte.

      »Ihr kennt mich,« sprach Canolles.

      »Nur dem Rufe nach,« antwortete der Vicomte.

      »Dein schlimmen Rufe nach, nicht wahr? Was wollt Ihr? Jeder folgt seiner Natur und ich, ich liebe das bewegte Leben.«

      »Es steht Euch vollkommen frei, mein Herr, zu leben, wie es Euch zusagt.« erwiederte der Vicomte. »Erlaubt mir jedoch eine Bemerkung.«

      »Welche?«

      »Es wird hier eine Frau furchtbar Euretwegen gefährdet, und der Herzog wird sich dafür, daß er durch Euch hintergangen worden ist, rächen.«

      »Teufel! Ihr glaubt?«

      »Allerdings, wenn auch eine . . . leichtsinnige . . . Frau, ist darum Nanon von Lartigues nicht minder Frau, und durch Euch compromittiert. Es ist folglich Eure Sache, über ihr zu wachen.«

      »Ihr habt meiner Treue Recht, junger Nestor, und ich besaß bei dem Zauber Eurer Unterhaltung meine Pflichten als Edelmann. Wir werden verrathen worden sein, und der Herzog weiß ohne Zweifel Alles. Wäre nur Nanon davon in Kenntniß gesetzt: sie ist geschickt, und ich würde mich auf sie verlassen, daß sie es dahin brächte, daß der Herzog um Verzeihung bitten müßte. Laßt hören, versteht Ihr den Krieg, junger Mann?«

      »Noch nicht,« antwortete der Vicomte lachend; »aber ich glaube da, wohin ich gehe, werde ich ihn lernen.«

      »Wohl, seine erste Lection! Ihr wißt, daß man im guten Kriege, wenn die Kraft unnütz ist, List anwenden muß; helft mir also eine List ausführen.«

      »Gern. Aber sprecht, auf welche Art?«

      »Das Wirthshaus hat zwei zwei Thüren.«

      »Das weiß ich nicht.«

      »Aber ich weiß es; eine geht auf die Landstraße, die andere auf das Feld. Ich entferne mich durch diejenige, welche auf das Feld geht, beschreibe einen Halbkreis und klopfe an das Haue von Nanon, welches ebenfalls eine Hinterthüre hat.«

      »Ja, damit man Euch dort ertappt?« rief der Vicomte. »Ihr seid in der That ein guter Taktiker.«

      »Damit man mich ertappt?« versetzte Canolles.

      »Allerdings. Des Harrens müde, und da er Euch nicht wieder von hier herauskommen sah, wird der Herzog nach dem Hause zurückgekehrt sein.«

      »Ja,

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