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den Schatten also.«

      »Ihr habt Furcht, nicht wahr, Herr Vicomte?«

      »Nein, mein lieber Pompée, das schwöre ich Dir.«

      »Ihr hättet Unrecht, denn ich bin da und mache. Ihr begreift, wäre ich auch allein, so würde mich das doch wenig bekümmern. Ein alter Soldat fürchtet weder Gott, noch den Teufel. Aber Ihr seid so schwer zu bewachen, als der Schatz, den ich hinter mir habe, und diese doppelte Verantwortlichkeit erschreckt mich. Ah! Ah! was ist das für ein schwarzer Schatten den ich da unten sehe? Diesmal geht er.«

      »Das ist nicht zu bezweifeln,« sprach der Vicomte.

      »Wie ersprießlich ist es doch, in der Dunkelheit zu marschiren: wir sehen den Feind, und er sieht uns nicht. Kommt es Euch nicht vor, als trüge der Unglückliche eine Muskete?«

      »Ja, aber dieser Mensch ist allein, Pompée, und wir sind zu zwei.«

      »Herr Vicomte, diejenigen, welche allein marschiren, sind am meisten zu fürchten, denn dieses Alleinsein deutet entschlossene Charaktere an. Der berüchtigte Baron des Adrets marschierte immer allein. Ah! seht er schlägt auf uns an. Er wird schießen, bückt Euch!«

      »Nein, Pompée, er nimmt nur die Muskete auf die andere Schulter.«

      »Gleichviel, bücken wir uns immerhin, das ist so der Brauch. Wir wollen das Feuer, die Nase auf dem Sattelknopf, aushalten.«

      »Aber Du siehst doch, daß er nicht schießt, Pompée.«

      »Er schießt nicht?« sprach der Stallmeister, sich erhebend; »gut, er hat sich wohl gefürchtet, und ist von unserem entschlossenen Aussehen eingeschüchtert worden. Ah! er hat bange. Last mich zuerst mit ihm sprechen, und sprecht nach mir, schwellt aber Eure Stimme an.«

      Der Schatten rückte immer mehr vor.

      »Holla! Freund, wer seid Ihr?« rief Pompée.

      Der Schatten hielt mit einer Bewegung sichtbaren Schreckens an.

      »Schreit doch ebenfalls,« sagte Pompée.

      »Es ist überflüssig,« erwiederte der Vicomte. »Der arme Teufel hat genug Angst.«

      »Ah, er hat Angst,« sagte Pompée und ritt rasch den Carabiner in der Hand vor.

      »Gnade, Herr,« sprach der Mensch auf die Kniee fallend; »ich bin ein armer Handelsmann und habe seit acht Tagen kein Sacktuch verlauft und folglich keinen Pfennig in der Tasche.«

      Was Pompée für eine Muskete gehalten hatte, war ein Ellenstab, mit dem der arme Teufel seine Waaren maß.

      »Erfahrt, mein Freund,« sprach Pompée majestätisch, »das wir keine Räuber, sondern Kriegsleute sind, welche bei Nacht marschiren, da sie nichts fürchten. Zieht also ruhig Eures Wegs, Ihr seid frei.«

      »Nehmt, mein Freund,« fügte die sanftere Stimme, des Vicomte bei, »hier ist eine halbe Pistole für die Angst, die wir Euch gemacht haben und Gott geleite Euch.«

      Der Vicomte reichte mit seiner kleinen, weißen Hand eine halbe Pistole dem armen Teufel, welcher sich, dem Himmel für dieses glückliche Zusammentreffen dankend, entfernte.

      »Ihr habt Unrecht gehabt, Herr Vicomte, Ihr habt sehr Unrecht gehabt,« sprach Pompée nach zwanzig Schritten.

      »Unrecht! Worin?«

      »Darin, daß Ihr diesem Menschen eine halbe Pistole gabt. Bei Nacht muß man nie zugestehen daß man Geld hat. War nicht der erste Ruf dieses Hasenfußes, er habe keinen Pfennig bei sich?«

      »Das ist richtig,« erwiederte der Vicomte lächelnd, »aber es war ein Hasenfuß, wie Ihr sagt, während wir, wie Ihr ebenfalls sagt, Kriegsleute sind, welche nichts fürchten.«

      »Zwischen Fürchten und Mißtrauen, Herr Vicomte, ist ein eben so großer Unterschied, wie zwischen Bangigkeit und Klugheit. Ich wiederhole aber, es ist nicht klug, einem Unbekannten, den man auf der Landstraße trifft, zu zeigen, daß man Geld besitzt.«

      »Wenn dieser Unbekannte aber allein und ohne Waffen ist?«

      »Er kann einer bewaffneten Bande angehören; er kann ein Spion sein, den man vorgeschoben hat, um das Terrain zu recognosciren; er kann mit Massen zurückkommen, und was sollen zwei Menschen allein, so brav sie auch sein mögen, gegen Massen thun?«

      Der Vicomte erkannte diesmal die Wahrheit des Vorwurfs, den ihm Pompée machte, oder schien sich vielmehr, um den Verweis abzukürzen, dem Urtheilsspruche zu unterwerfen, und man gelangte so an das Ufer des kleinen Flusses Sape bei Sainte-Genès.

      Es war keine Brücke da, und man mußte durchwaten.

      Pompée gab dem Vicomte nun eine gelehrte Theorie, wie man über Flüsse setzt, zum Besten, insofern jedoch eine Theorie keine Brücke ist, mußte man nichtsdestoweniger, sobald die Theorie abgemacht war, durchwaten.

      Zum Glück war der Fluß nicht tief, und dieser neue Vorfall diente dem Vicomte abermals zum Beweise, daß von ferne betrachtet und besonders bei Nacht die Dinge viel furchtbarer sind, als von Nahem betrachtet.

      Der Vicomte fing an sich wirklich zu beruhigen, und überdies sollte in etwa einer Stunde der Tag erscheinen, als die zwei Reisendem zu dem Walde gelangt, welcher Marsas umgibt, plötzlich anhielten. Sie hatten wirklich und zwar ganz deutlich hinter sich den Galopp von mehreren Pferden gehört.

      Zu gleicher Zeit hoben ihre eigenen Pferde den Kopf in die Höhe, und eines desselben wieherte.

      »Diesmal,« sprach Pompée mit erstickter Stimme, das Pferd seines Gefährten am Zügel fassend, »diesmal, Herr Vicomte, werdet Ihr hoffentlich ein wenig Gelehrigkeit zeigen und die Sache der Erfahrung eines alten Soldaten überlassen. Ich höre eine Truppe berittener Leute; man verfolgt uns. Ah! es ist die Bande Eures falschen Handelsmannes. Ich sagte es Euch wohl, Unkluger, der Ihr seid. Keinen falschen Muth, retten wir unser Leben und unser Geld; die Flucht ist zuweilen ein Mittel zu siegen. Horaz stellte sich, als wollte er fliehen . . .«

      »Wohl, fliehen wir, Pompée, erwiederte der Vicomte zitternd.

      Pompée gab beide Sporen; sein Pferd, ein vortrefflicher Rothschimmel, sprang unter dem Stachel mit einem Eifer, der das Berberroß des Vicomte entflammte, und Beide jagten wie der Blitz aus dem Pflaster fort, aus welchem Funken sprangen.

      Dieser Lauf dauerte ungefähr eine halbe Stunde; aber statt Boden zu gewinnen, kam es den zwei Flüchtlingen vor, als näherten sich ihre Feinde.

      Plötzlich erhob sich eine Stimme mitten aus der Finsterniß, eine Stimme, welche gemischt mit dem Pfeifen, hervorgebracht durch den Wind, den die zwei Reiter durchschnitten, die unheilschwangere Drohung der Geister der Nacht zu sein schien.

      Diese Stimme machte, daß sich die grauen Haare auf dem Haupte von Pompée sträubten.

      »Sie rufen: »»Haltet an!«« murmelte er, »sie rufen: »Haltet an!«

      »Nun, sollen wir anhalten?« fragte der Vicomte.

      »Im Gegentheil, verdoppeln wir unsere Geschwindigkeit, wenn es möglich ist! Vorwärts! Vorwärts!«

      »Ja, ja, vorwärts! Vorwärts!« rief der Vicomte, diesmal eben so sehr erschrocken, als sein Vertheidiger.

      »Sie kommen näher! hört Ihr sie?« sprach, Pompée .

      »Ach, ja!«

      »Es sind ihrer mehr als dreißig. Hört Ihr, sie rufen abermals. Wir sind verloren!«

      »Reiten wir die Pferde todt!« sprach der Vicomte, am ganzen Leibe zitternd.

      »Vicomte! Vicomte!« rief die Stimme. »Haltet an! haltet an! Angehalten, alter Schuft!«

      »Das ist Einer, der uns kennt. Das ist Einer, der weiß, daß wir der Frau Prinzessin Geld bringen. Das ist Einer, der weiß, daß wir conspiriren. Wir werden lebendig gerädert!«

      »Aufgehalten, aufgehalten!« fuhr die Stimme fort.

      »Sie schreien, man solle uns aufhalten,« sagte Pompée, »sie haben Leute voraus; wir sind abgeschnitten.«

      »Wenn wir uns auf die Seite werfen würden, in dieses Feld hier, und ließen unsere Verfolger

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