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bin ich meiner Sache gewiß,« sagte Canolles; »aber ich habe wie ein Dummkopf gehandelt, wollte ich jedoch eine böse Miene machen, so würde ich mein Spiel unwiederbringlich verlieren; nehmen wir also unser freundlichstes Gesicht an.«

      Und er lehrte auf den Balcon zurück, der, wie gesagt, die äußere Hausflur bildete und rief:

      »Gute Nachts lieber Vicomte, Ihr bedürft in der That der Ruhe; soll ich Euch morgen wecken? Nein. Nun, so werdet Ihr mich vielleicht wecken, wenn Ihr aufgestanden seid. Gute Nacht!«

      »Gute Nacht, Baron,« erwiederte der Vicomte.

      »Doch, fehlt es Euch an nichts? fuhr Canolles fort, »soll ich Euch nicht Castorin leihen, um Eure Nesteln zu lösen?«

      »Ich danke, ich habe Pompée; er schläft im nächsten Zimmer.«

      »Eine ganz gute Vorsichtsmaßregel; ich will Castorin dasselbe thun lassen. Eine Klugheitsmaßregel, nicht wahr, Pompée? Man kann in einem Wirthshause nicht vorsichtig genug sein. Gute Nacht, Vicomte.«

      Der Vicomte antwortete durch einen ähnlichen Wunsch, und die Thüre schloß sich.

      »Gut, gut, Vicomte,« murmelte Canolles, »morgen ist die Reihe an mir, die Wohnungen zu bestellen, und ich werde mich zu entschädigen wissen. Schön, er schließt Alles bis auf die doppelten Vorhänge; er breitet ein Tuch davor aus, damit sogar sein Schatten unsichtbar wird. Beim Teufel, es ist ein sehr schamhafter Junge, dieser kleine Edelmann, aber gleichviel Morgen.«

      Und Canolles ging brummend in sein Zimmer zurück, kleidete sich sehr übler Laune aus, legte sich verdrießlich nieder und träumte, Nanon fände in seiner Tasche den perlgrauen Handschuh des Vicomte.

      VII

      Am andern Morgen war Canolles noch lustigerer Laune, als am Tage vorher; auch der Vicomte von Cambes gab sich einer offeneren Heiterkeit hin, und selbst Pompée wurde muthwillig, während er Castorin seine Feldzüge erzählte. Der ganze Morgen verging in Freundlichkeiten dieser Art.

      Beim Frühstück entschuldigte sich Canolles, daß er den Vicomte verlassen müßte, aber er hätte einen langen Brief an einen in der Gegend wohnenden Freund zu schreiben, und würde sich überdies veranlaßt sehen, einen Besuch bei einem von seinen Freunden zu machen, dessen Haus unmittelbar an der Landstraße etwa drei bis vier Meilen von Poitiers liegen müßte. Canolles erkundigte sich nach seinem Freunde bei dem Wirthe, und dieser erwiederte, er würde etwas vor dem Dorfe Jaulnay das Haus desselben finden, das an zwei Thürmchen zu erkennen wäre. Da Castorin die kleine Truppe verlassen mußte, um den Brief an seine Adresse zu überbringen, da Canolles selbst einen Plan auszuführen hatte, so wurde der Vicomte gebeten, zum Voraus den Ort zu bezeichnen, wo man Nachtlager halten würde. Der Vicomte blickte auf eine kleine Karte, welche Pompée in einem Etui mit sich führte, und schlug das Dorf Jaulnay vor. Canolles machte keine Einwendung und trieb die Falschheit sogar so weit, daß er ganz laut zu Pompée sagte:

      »Wenn man Euch wieder als Quartiermeister vorausschickt, wie gestern, so bestellt für mich wo möglich ein Zimmer in der Nähe den von Eurem Herrn, damit wir ein wenig mit einander zu plaudern im Stande sind.«

      »Der mürrische Stallmeister wechselte einen Blick mit dem Vicomte und lächelte, entschlossen, nicht zu thun, was Canolles ihm sagte. Castorin, welcher vorher schon seine Instruktionen erhalten hatte, holte den Brief, und Canolles ertheilte ihm Befehl, sich zum Nachtlager in Jaulnay einzufinden.

      In Beziehung auf das Gasthaus war kein Irrthum möglich, denn Jaulnay besaß nur das zum Grand-Charles-Martel.

      Man begab sich auf den Marsch. Fünfhundert Schritte von Poitiers, wo man Mittagsbrod genommen hatte, schlug Castorin einen Seitenweg rechts ein; man ritt noch zwei Stunden; da erkannte Canolles, nach den Merkmalen, die er sich hatte nennen lassen, das Haus seines Freundes, zeigte es dem Vicomte, nahm Abschied von diesem, wiederholte Pompée den Auftrag, ihm das geeignete Zimmer zu besorgen, und schlug einen Seitenweg links ein.

      Der Vicomte war völlig beruhigt; die Scene am Abend vorher war ohne Streit abgelaufen, und er hatte den ganzen Tag nicht die leichteste Anspielung gehört; er fürchtete daher von Seiten von Canolles nicht mehr den geringsten Widerstand gegen seinen Willen; und von dem Augenblick, wo der Baron für ihn nur ein einfacher, guter, lustiger, witziger Reisegefährte blieb, entsprach es ganz seinen Wünschen, den Marsch vollends mit ihm zu machen. Hielt der Vicomte die Vorsichtsmaßregel für überflüssig, oder wollte er sich nicht von seinem Stallmeister trennen und allein auf der Landstraße sein, – Pompée wurde nicht vorausgeschickt.

      Man kam bei Nacht in das Dorf; der Regen stürzte in Strömen herab. Zum Glück war ein Zimmer geheizt. Dem Vicomte lag nur daran, eiligst die Kleider zu wechseln; er nahm daher dieses Zimmer und beauftragte Pompée, für das Quartier von Canolles zu sorgen.

      »Es ist bereits geschehen,« sprach der selbstsüchtige Pompée, welcher vor Begierde, sich in das Bett zu legen, brannte; »die Wirthin hat versprochen, dafür besorgt zu sein.«

      »Gut. Mein Necessaire?«

      »Hier.«

      »Meine Flacons?«

      »Hier sind sie.«

      »Ich danke. Wo schläfst Du, Pompée?«

      »Am Ende der Hausflur.«

      »Und wenn ich etwas brauche?v

      »Hier ist eine Glocke; die Wirthin wird kommen.«

      »Wohl. Diese Thüre schließt gut, nicht wahr?«

      »Der Herr Vicomte kann selbst sehen.«

      »Es sind keine Riegel daran?«

      »Nein, aber ein Schloß.«

      »Gut. »Ich werde mich von innen einschließen. Es ist kein anderer Eingang vorhanden?«

      »Nicht, daß ich wüßte.«

      Pompée nahm das Licht und ging im Zimmer umher.

      »Sieh nach, ob die Läden fest sind.«

      »Die Haken sind eingelegt.«

      »Gehe, Pompée.«

      Pompée entfernte sich, und der Vicomte drehte den Schlüssel um.

      Eine Stunde nachher verließ Castorin, der zuerst in dem Gasthause angelangt war und neben Pompée wohnte, ohne daß dieser es vermuthete, sein Zimmer auf den Fußspitzen und öffnete Canolles die Thüre.

      Canolles schlürfte mit pochendem Herzen in das Haus, befahl Castorin die Thüre wieder zu verschließen, ließ sich das Zimmer des Vicomte bezeichnen und stieg hinauf.

      Der Vicomte war im Begriff, sich zu Bette zu legen, als er Tritte in der Hausflur hörte.

      Der Vicomte war, wie man bereite bemerken konnte, äußerst furchtsam. Diese Tritte machten, daß er bebte und mit der größten Aufmerksamkeit horchte.

      Die Tritte hielten vor seiner Thüre an.

      Eine Sekunde nachher klopfte man.

      »Wer ist da?« fragte eine so sehr zitternde Stimme, das Canolles den Klang nicht erkannt haben würde, hätte er nicht bereits wiederholt Gelegenheit gehabt, die Variationen dieser Stimme zu studieren.

      »Ich!« antwortete Canolles.

      »Wie, Ihr?« versetzte die Stimme, von einem Schrecken zum andern übergehend.

      »Ja, denkt Euch doch, Vicomte, es ist kein Platz mehr in unserem Gasthause, es ist kein einziges Zimmer mehr frei. Euer Dummkopf von einem Pompée hat nicht an mich gedacht. Es gibt kein anderes Wirthshaus im Dorfe, und da in Eurem Zimmer zwei Betten stehen . . .«

      Der Vicomte warf voll Schrecken einen Blick auf die Zwillingsbetten, welche nur durch einen Tisch getrennt neben einander in dem Alkoven standen.

      »Nun, Ihr begreift wohl,« fuhr Canolles fort, »ich bitte um das eine; öffnet mir rasch, ich flehe Euch an, denn ich sterbe vor Kälte.«

      Man hörte jetzt ein Durcheinanderwerfen, ein Zerknittern von Kleidern und hastige Schritte.

      »Ja, ja, Baron,« sagte der Vicomte mit einer Stimme, welche immer mehr Bestürzung

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