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aber ich schlief.«

      »Mir kam es vor, als hättet Ihr Licht.«

      »Ihr täuscht Euch.«

      Und das Licht wurde sogleich ausgelöscht; Canolles beklagte sich nicht darüber.

      »Hier bin Ich . . . Ich finde die Thüre nicht,« fuhr der Vicomte fort.

      »Ah! das glaube ich wohl,« erwiederte Canolles. »Ich höre Eure Stimme am andern Ende des Zimmers . . . hierher . . .«

      »Ich suche die Glocke, um Pompée herbeizurufen.«

      »Pompée ist am entgegengesetzten Ende der Hausflur und wird Euch nicht hören. Ich wollte ihn wecken, um zu fragen, wie die Sache steht, aber unmöglich: er schläft wie ein Dachs.«

      »Dann werde ich die Wirthin rufe.«

      »Bah! die Wirthin hat ihr Bett einem Reisenden abgetreten und ist auf dem Speicher schlafen gegangen. Niemand würde kommen, mein lieber Freund. Warum wollt Ihr übrigens Leute rufen? ich brauche Niemand.«

      »Aber ich?«

      »Ihr, Ihr öffnet mir Eure Thüre, und ich danke Euch dafür. Ich suche mein Bett, lege mich nieder, und damit ist es aus. Oeffnet also, ich bitte.«

      »Es müssen sich doch andere Zimmer finden, und wären sie auch ohne Betten,« sprach der Vicomte ganz in Verzweiflung. »Wir wollen rufen, suchen. . .«

      »Aber, lieber Vicomte, es hat halb elf Uhr geschlagen . . . Ihr werdet das ganze Wirthshaus aufwecken; man wird glauben, es brenne im Hause. Das gibt eine Geschichte, daß man die ganze Nacht nicht mehr schlafen kann, und das wäre Schade, denn ich sterbe vor Schlaf.«

      Diese Worte schienen den Vicomte etwas zu beruhigen. Kleine Tritte näherten sich der Thüre und diese wurde geöffnet.

      Canolles trat ein und schloß die Thüre wieder hinter sich. Der Vicomte hatte sich, nachdem er geöffnet, eiligst wieder entfernt.

      Der Baron befand sich nun in einem beinahe dunkeln Zimmer, denn die letzten Kohlen des Kamins erloschen eben und gaben nur einen unzureichenden Schein von sich. Die Atmosphäre war lau und von allen Wohlgerüchen geschwängert, welche die verfeinerste, ausgesuchteste Sorgfalt der Toilette andeuten.

      »Ah! danke Vicomte,« sprach Canolles, »denn man ist in der That hier besser, als in der Hausflur.«

      »Ihr habt Lust zu schlafen, Baron?« sagte der Vicomte.

      »Ja, gewiß. Zeigt mir mein Bett, Ihr, der Ihr das zimmer kennt, oder laßt mich die Kerze wieder anzünden.«

      »Nein nein, das ist nicht nöthig,« erwiederte lebhaft der Vicomte, »Euer Bett ist links.«

      Da die Linke des Vicomte die Rechte des Barons war, so ging der Baron rechts, traf ein Fenster, in der Nähe des Fenstern einen Tisch, und auf dem Tische ein Glöckchen, das der Vicomte in seiner Bestürzung vergebens gesucht hatte. Er steckte das Glöckchen für jeden Fall in die Tasche.

      »Aber, was macht Ihr denn?« rief er. »Ich glaube, wir spielen blinde Kuh, Vicomte. Ihr solltet wenigstens Aufgepaßt! Rufen. Was Teufels stöbert Ihr denn im Schatten umher?«

      »Ich suche das Glöckchen, um Pompée zu rufen.«

      »Was wollt Ihr denn mit Pompée?«

      »Ich will . . . ich will, er soll sich ein Bett neben dem meinigen machen.«

      »Für wen?«

      »Für sich.«

      »Für sich . . . was sagt Ihr da, Vicomte? Lackeien in unserem Zimmer! Stille! Ihr habt Gewohnheiten, wie furchtsame junge Mädchen. Pfui! Wir sind große Bursche, daß wir uns selbst vertheidigen können. Nein, gebt mir die Hand und geleitet mich nach meinem Bette, das ich nicht finden kann . . . oder . . . zünden wir die Kerze wieder an.«

      »Nein, nein, nein!« rief der Vicomte.

      »Da Ihr mir die Hand nicht reichen wollt,« versetzte Canolles, so solltet Ihr mir wenigstens ein Fadenende geben, denn ich bin in einem wahren Labyrinte.«

      Und er rückte mit ausgestreckten Armen in der Richtung vor, wo er die Stimme gehört hattet aber er sah es wie einen Schatten an sich hinschlüpfen und spürte einen Wohlgeruch, der an ihm vorüberzog; er schloß die Arme, hatte aber wie der Orpheus des Virgil nur die Luft umarmt.

      »Dort! Dort!« rief der Vicomte am anderen Ende des Zimmers. »Ihr seid zunächst an Eurem Bette, Baron.«

      »Welches von beiden gehört mir?«

      »Gleichviel, ich lege ich nicht schlafen.«

      »Wie, Ihr legt Euch nicht schlafen?« rief der Baron, sich bei diesem unklugen Worte umwendend; »was werdet Ihr denn thun?«

      »Ich bringe die Nacht auf einem Stuhle zu.«

      »Eure solche Kinderei werde ich nicht dulden; kommt, Vicomte, kommt.«

      Und von einem letzten Lichtstrahle, der vom Kaminherde aufsprang und dann starb, geleitet, erblickte Canolles den Vicomte in eine Ecke zwischen dem Fenster und der Commode gekauert und ganz in einen Mantel gewickelt.

      Dieser Strahl war nur ein Blitz; aber er genügte, um den Baron zu leiten und dem Vicomte begreiflich zu machen, daß er verloren war. Canolles ging mit ausgestreckten Armen gerade auf ihn zur und obgleich das Zimmer wieder völlig in Finsternis gehüllt war, begriff doch der arme junge Mann, daß er diesmal seinem Verfolger nicht entgehen würde.

      »Baron! Baron!« stammelte der Vicomte, »geht nicht weiter, ich flehe Euch an; Baron, verlaßt Euren Platz nicht, keinen Schritt mehr, wenn Ihr ein Edelmann seid.«

      Canolles blieb stille stehen; der Vicomte war so nahe bei ihm, daß er sein Herz schlagen hörte, daß er den warmen Duft seines Hauches fühlte; zu gleicher Zeit schien ihn ein köstlicher, berauschender Wohlgeruch, zusammengesetzt aus allen Ausströmungen der Jugend und Schönheit, ein Wohlgeruch, tausendmal süßer als der der Blumen, völlig zu umfangen, um ihm die Möglichkeit zu benehmen, dem Vicomte zu gehorchen und hätte er auch Lust dazu gehabt.

      Er blieb indessen einen Augenblick, wo er war, seine Hände gegen diese Hände ausgestreckt, die ihn, zum Voraus zurückstießen, und fühlend, daß er nur noch eine Bewegung zu machen hatte, um den reizenden Körper zu berühren, dessen Geschmeidigkeit er so oft seit zwei Tagen bewundert hatte . . .

      »Gnade! Gnade!« flüsterte der Vicomte mit einer Stimme, in der sich ein Anfang von Wollust mit dem Schrecken vermischte. »Gnade!« Und die Stimme erlosch auf den Lippen, und Canolles fühlte, wie dieser reizende Körper an dem Täfelwerk hinglitt und auf die Kniee fiel.

      Seine Brust erweiterte sich; in der Stimme, die ihn anflehte, lag ein Ausdruck, der ihm zum Beweise diente, daß sein Gegner bereits halb besiegt war.

      Er machte noch einen Schritt, streckte die Hände aus und begegnete den gefalteten, bittenden Händen des jungen Mannes, der diesmal nicht mehr die Kraft hatte, einen Schrei auszustoßen, und nur einen beinahe schmerzlichen Seufzer von sich gab.

      Plötzlich vernahm man den Galopp eines Pferden unter dem Fenster; hastige Schläge erschollen an der Thüre des Wirthshauses; auf diese Schläge folgte ein gewaltiges Getöse. Man rief und pochte abwechselnd.

      »Herr Baron von Canolles!« rief eine Stimme.

      »Oh! Dank, mein Gott! ich bin gerettet,« murmelte der Vicomte.

      »Die Pest diesem Thiere!« sprach Canolles, »konnte es nicht morgen früh kommen?«

      »Herr Baron von Canolles!« rief die Stimme, »Herr Baron von Canolles, ich muß Euch sogleich sprechen.«

      »Was gibt es denn?« fragte der Baron und machte einen Schritt rückwärts.

      »Gnädiger Herr, gnädiger Herr!« sagte Castorin vor der Thüre, »man fragt nach Euch, man sucht Euch.«

      »Wer denn, Dummkopf?«

      »Ein Eilbote.«

      »Von wem?«

      »Von dem Herzog von Epernon.«

      »Was will er von mir?«

      »Dienst

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