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denn, unter Landsleuten . .

      – Mein Herr ist Franzose?

      – Und unter Künstlern . . .

      – Mein Herr ist Künstler? Ach! mein Herr, St. Petersburg ist ein recht schlechter Platz für Künstler. Der Tanz, vor allen der Tanz; o! er geht nur auf einem Beine. Mein Herr ist doch nicht zufällig Tanzmeister?

      – Wie, der Tanz geht nur noch auf einem Beine, aber Sie sagten mir doch eben, daß man Ihnen die Stunde mit einem Louis d’or bezahlt: sollte das vielleicht zufällig sein, um auf einem Beine hüpfen zu lernen? Ein Louis d’or, mein Herr, das ist inzwischen ein hübsches Geld, wie mir scheint?

      – Ja, ja, in diesem Augenblicke, wegen der Umstände, ohne Zweifel, aber, mein Herr, es ist nicht mehr das alte Rußland. Die Franzosen haben alles verdorben. Mein Herr ist doch nicht Tanzmeister, denke ich?

      – Man hat mir inzwischen von St. Petersburg als von einer Stadt gesprochen, in der jeder sich Auszeichnende gewiß wäre, eine gute Aufnahme zu finden?

      – Ach ja! ja, mein Herr, früher war es so bis zu dem Grade, daß es daselbst einen elenden Perückenmacher gab, der bis auf 600 Rubel täglich verdiente, während dem ich Mühe habe, wenn ich deren 80 verdiene. Mein Herr ist doch nicht Tanzmeister, hoffe ich?

      – Nein, mein lieber Landsmann, antwortete ich endlich, indem ich Mitleiden mit seiner Besorgniß hatte, und Sie können ohne Furcht, sich neben einem Nebenbuhler zu befinden, in den Wagen steigen.

      – Mein Herr, ich nehme es mit dem größten Vergnügen an, rief sogleich mein Vestris aus, indem er sich neben mich setzte. Und Dank sei Ihnen, ich werde noch zu rechter Zeit in St. Petersburg sein, um meine Stunde zu geben.

      Der Kutscher fuhr im Galopp davon; drei Stunden nachher, das heißt, mit einbrechender Nacht zogen wir in Petersburg durch das Thor von Moskau ein, und zu Folge der Auskunft, welche mir mein Reisegefährte gegeben, der mir, seitdem er die Ueberzeugung erlangt, daß ich kein Tanzmeister wäre, eine bewunderungswürdige Artigkeit gezeigt, stieg ich in dem Hotel von London, auf dem Admiralitäts-Platze, an der Ecke der Newskischen Perspective, ab.

      Dort verließen wir uns; er sprang in eine Droschke, und ich trat in das Hotel.

      Ich habe nicht nöthig zu sagen, daß, welche Lust ich auch hatte, die Stadt Peter I. zu besuchen, ich die Sache auf den andern Tag verlegte, ich war buchstäblich zerschmettert, und konnte mich nicht mehr auf meinen Beinen halten: kaum hatte ich die Kraft, in mein Zimmer hinauf zu gehen, wo ich glücklicher Weise ein gutes Bett fand, ein Möbel, das ich seit Wilna gänzlich entbehrt hatte.

      Am andern Tage erwachte ich um Mittag, das erste, was ich that, war an mein Fenster zu eilen: ich hatte den Admiralitäts-Palast mit seinem langen, von einem Schiffe überragten goldenen Pfeile und seinem Baumgürtel vor mir; zu meiner Linken befand sich das Senats-Gebäude, zu meiner Rechten der Winterpalast und die Eremitage, dann in Zwischenräumen jene glänzenden Monumente, schmale Aussichten auf die Newa, die mir breit wie ein Meer schien.

      Ich frühstückte während des Ankleidens, und sobald ich angekleidet war, eilte ich auf den Kai des Palastes, den ich bis an die Troitskoi-Brücke hinaufging, eine Brücke, die im Vorbeigehen gesagt, achtzehn Hundert Fuß lang ist, und von wo aus zuerst die Stadt zu übersehen man mich aufgefordert hatte. Das war der beste Rath, den ich in meinem Leben empfangen habe.

      In der That, ich weiß nicht, ob es in der ganzen Welt ein dem ähnliches Panorama gibt, als das, welches sich vor meinen Augen entfaltete, als ich, den Rücken nach dem Stadtviertel von Wiborg drehend, meine Blicke bis nach den Inseln von Volnoi und nach dem Finnischen Meerbusen schweifen ließ.

      Neben mir zu meiner Rechten, durch zwei leichte Brücken wie ein Schiff vor Anker liegend, erhob sich auf der Insel Aptekarsko die Festung, die erste Wiege von St. Petersburg, über deren Mauern sich der goldene Pfeil der Sanct Peters- und Sanct Pauls-Kirche, in welcher die Czaren begraben sind, schwenkte, und das ganz grüne Dach des Münzgebäudes. Der Festung gegenüber und auf dem andern Ufer hatte ich zu meiner Linken den Marmor-Palast, dessen großer Fehler ist, daß der Baumeister ihm ein Façade zu geben vergessen zu haben scheint; die Eremitage, eine von Katharina II. gebaute allerliebste Zufluchtsstätte gegen das Hofceremoniell, der kaiserliche Winterpalast, merkwürdiger durch seine Masse, als durch seine Gestalt, durch seine Großartigkeit, als durch seine Bauart, die Admiralität, mit ihren beiden Flaggen und ihren Granittreppen, die Admiralität, dieses riesenhafte Centrum, von wo aus die drei Hauptstraßen von St. Petersburg auslaufen; die Newskische Perspective, die Erbsenstraße, und die Auferstehungsstraße; – endlich, jenseits der Admiralität, der englische Kai mit seinen prachtvollen Gebäuden, welche die neue Admiralität beschließt.

      Nachdem ich meine Blicke dieser langen Reihe majestätischer Gebäude hatte folgen lassen, richtete ich sie wieder nach der mir gegenüber liegenden Seite: dort erhob sich an der Spitze der Insel Wasiliefsko die Börse, ein neueres Denkmal, das, man weiß nicht recht warum, zwischen zwei, mit Schiffsschnäbeln verzierten Säulen gebaut ist, deren halbrunde Treppen ihre letzten Stufen in dem Flusse baden. Nach ihr befindet sich auf dem Ufer, welches nach dem englischen Kai geht, die Reihe der zwölf Kollegien, die Akademie der Wissenschaften, die der schönen Künste, und am Ende dieser prachtvollen Aussicht, die Bergwerksschule, welche am äußersten Ende der vom Flusse beschriebenen Biegung liegt.

      An der andern Seite dieser Insel, welche ihren Namen einem Lieutenant Peters I., Namens Basilius verdankt, welchem dieser Fürst das Kommando übergeben hatte, während dem er selbst mit dem Baue der Festung beschäftigt, seine kleine Hütte auf der Insel Petersburg bewohnte, läuft nach den Inseln Volnoi der Arm des Flusses, den man die kleine Newa nennt. Dort ist es, wo in Mitte von köstlichen, mit vergoldeten Gittern verschlossenen Gärten, die alle für die drei Sommer-Monate, welche Petersburg genießt, mit Afrika und Italien entlehnten Blumen und Staudengeschmückt sind, die während der anderen neun Monate des Jahres die Temperatur ihres Mutterlandes in den Gewächshäusern finden, dort ist es, sage ich, wo die Landhäuser der reichsten Großen St. Petersburgs liegen. Eine dieser Inseln gehört selbst ganz der Kaiserin, welche daselbst einen allerliebsten Palast hat aufrichten lassen und sie ganz in Gärten und Spaziergänge verwandelt hat.

      Wenn man den Rücken der Festung zuwendet, und wenn man den Blick dem Laufe des Flusses nach hinauf, anstatt hinunter wendet, so wechselt die Aussicht den Charakter, indem sie immer großartig bleibt. In der That, von dieser Seite aus hatte ich an den beiden Enden der Brücke selbst, auf welcher ich stand, auf der einen Seite die Kirche der Dreieinigkeit, und auf der anderen den Sommer-Garten; dann auf meiner Linken das kleine hölzerne Haus, welches Peter I. bewohnte, während dem er die Festung bauen ließ. Neben dieser Hütte befindet sich noch ein Baum, an welchem in der Höhe von ohngefähr zehn Fuß ein Mutter-Gottes-Bild angenagelt ist. Als der Gründer von St. Petersburg frug, zu welcher Höhe sich bei großem Steigen der Fluß erhöbe, so zeigte man ihm dieses Mutter-Gottes-Bild, und bei diesem Anblicke war er nahe dran, sein riesenhaftes Unternehmen aufzugeben. Der heilige Baum und das unsterblich gewordene Haus sind von einem Gebäude mit Säulenhallen umgeben, das bestimmt ist gegen den Zahn der Zeit und die Angriffe des Climas diese Hütte zu beschützen, die von einer plumpen. Einfachheit nur aus drei Gemächern besteht, einem Speise-Saal, einem Salon und einem Schlaf-zimmer. Peter gründete eine Stadt, und hatte sich nicht die Zeit genommen, für sich ein Haus zu bauen.

      Ein wenig weiter, immer zur Linken und auf der anderen Seite der großen Newa, liegt das alt Petersburg, das Militair-Hospital, die medicinische Akademie, endlich das Dorf Okla und seine Umgebungen; – diesen Gebäuden gegenüber, zu Rechten die Kaserne der Ritter-Garden, der taurische Palast mit seinem smaragdenen Dache, die Artillerie-Kasernen, das Armenhospital, und das alte Kloster von Smolna.

      Ich vermag nicht zu sagen, wie lange ich in Entzücken versunken vor diesem doppelten Panorama verblieb. Auf den zweiten Blick glichen vielleicht alle die Paläste ein wenig zu sehr einer Opern-Decoration, und alle diese Säulen, die in der Ferne Marmor ähnlich sahen, wären in der Nähe vielleicht zu Backstein geworden; aber auf den ersten Blick ist es etwas Wundervolles, welches, so groß auch die Idee seyn möge, die man sich davon gemacht, sie dennoch übertrifft.

      Es schlug vier Uhr. Man hatte mir gesagt, daß um halb fünf die Table d’hote

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