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Denkwürdigkeiten eines Fechtmeisters. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Denkwürdigkeiten eines Fechtmeisters
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
– Nun denn, mein Herr, beruhigen Sie sich über meine Person, antwortete ich, ich treibe einen anderen Zweig der Industrie.
– Mein Herr, sagte mein Gegenüber mit einer Aussprache zu mir, die sein Bordeaux eine Meile weit verkündigte, wenn Sie in Wein Geschäfte machen, so will ich Ihnen nur vorher sagen, daß das ein erbärmliches Geschäft ist, bei dem nichts mehr als Wasser zu trinken ist.
– Wie denn, mein Herr? antwortete ich, haben die Russen sich etwa an das Bier gemacht, oder haben sie vielleicht zufällig Weinberge in Kamtschatka angelegt?
– Lumperei! wenn es nichts als das wäre; so würde man ihnen Conkurrenz machen; aber die großen russischen Herren kaufen immer, und bezahlen niemals.
– Ich danke Ihnen, ’ mein Herr, für die Nachricht die Sie mir geben, aber ich habe die Gewißheit, daß man auf meine Lieferungen nicht Bankerott machen wird. Ich thue nichts in Weinen.
– In jedem Falle, mein Herr, sagte nun mit einem echt ausgesprochenem Lyonner-Accent eine, in eine Polonaise mit einem Pelzkragen gekleidete Person, obgleich es in Mitte des Sommers war, zu mir, in jedem Falle rathe ich Ihnen, wenn Sie Tuch- und Pelz-Händler sind, zuvörderst das Beste Ihrer Waare für sich selbst zu verwenden, indem Sie nicht das Aussehen einer sehr festen Constitution haben, und, sehen Sie, die mit schwacher Brust, die sind hier bald hin. Wir haben im letzten Winter fünfzehn Franzosen begraben. Sie sind demnach gewarnt.
– Ich werde meine Maßregeln nehmen, mein Herr, und da ich mich bei Ihnen zu versehen gedenke, so hoffe ich, daß Sie mich als Landsmann behandeln werden.
– Gewiß, mein Herr, mit dem größten Vergnügen. Ich bin aus der Stadt Lyon, der zweiten Hauptstadt Frankreichs, und Sie wissen, daß wir Lyonner den Ruf der Gewissenhaftigkeit haben, und wenn Sie nicht selbst Tuch- und Pelzhändler sind. . . .
– Ei! sehen Sie denn nicht, daß unser lieber Landsmann uns nicht sagen will, was er ist? lispelte ein Herr zwischen den Zähnen, dessen mit dem Eisen gelocktes Haar einen abscheulichen Geruch von Jasmin-Pomade verbreitete, und der seit einer Viertelstunde, ohne daß es ihm gelingen wollte, das Gelenk eines Geflügels zu finden suchte, von dem jeder ein Stück erwartete. Sehen Sie denn nicht, wiederholte er, indem er jedes Wort betonte, daß uns der Herr nicht sagen will, was er ist?
– Wenn ich das Glück hätte, Manieren wie die Ihrigen zu haben, mein Herr, antwortete ich, und einen so köstlich gewürzten Geruch zu verbreiten, so würde die Gesellschaft nicht so viel Mühe haben, zu errathen was ich bin, nicht wahr?
– Was soll das heißen, mein Herr, rief der junge frisierte Mann aus, was soll das heißen?
– Das soll heißen, daß Sie Perückenmacher sind.
– Mein Herr, haben Sie die Absicht mich zu beleidigen?
– Man beleidigt. Sie also, wie es scheint, wenn man Ihnen sagt, was Sie sind?
– Mein Herr, sagte der frisierte junge Mann, indem er die Stimme erhob, und aus seiner Tasche eine Karte zog, hier ist meine Adresse.
– Ei was! mein Herr, antwortete ich, zerlegen Sie Ihr Huhn.
– Das heißt, Sie weigern sich, mir Genugthuung zu geben?
– Sie wollten meinen Stand wissen, mein Herr? nun denn! mein Stand verbietet mir, mich zu schlagen.
– Sie sind also ein Feiger, mein Herr.
– Nein, mein Herr, ich bin Fechtmeister.
– Ah! sagte der frisierte junge Mann, indem er sich wieder setzte. Es entstand ein Augenblick des Schweigens, während welchem mein Sprecher, obgleich noch vergeblicher als bis jetzt, versuchte, von seinem Huhne einen Flügel abzutrennen; endlich, des Krieges müde, reichte er es seinem Nachbar.
– Ah! Sie sind Fechtmeister, sagte mir nach Verlauf einiger Secunden mein Nachbar, der Bordeauxer; ein hübscher Stand, mein Herr, als ich jung war, und einen wilden, hitzigen Kopf hatte, habe ich auch ein wenig darin gethan.
– Das ist ein wenig cultivierter Zweig der Industrie, der hier nicht fehlen kann zu blühen, sagte der Professor, vor allem durch einen Mann, wie der Herr, gelehrt.
– Ja, ohne Zweifel, begann nun der Lyonner: aber ich rathe dem Herrn, Jacken von Flanell zu. tragen, wenn er seine Stunden gibt, und sich einen Mantel von Pelzwerk machen zu lassen, um sich darin jedes Mal einzuhüllen, wenn er seine Fechtübungen gegeben hat.
– Meiner Treue, mein lieber Landsmann, sagte nun der frisierte junge Mann, welcher während der Zeit seine Unbefangenheit wieder angenommen, indem er sich ein Stück von dem Huhne nahm, das er nicht hatte zerschneiden können, und das sein Nachbar für ihn zerschnitten hatte, meiner Treue, mein lieber Landsmann, denn Sie sind von Paris, wie Sie mir gesagt . . .
– Ja, mein Herr.
– Ich auch. . . . Sie haben da, wie ich glaube, eine vortreffliche Speculation gemacht; denn wir haben nach meiner Meinung hier nur eine Art von schlechtem Vorfechter, einen früheren Figuranten vom Theater de Gaieté, dem es gelungen ist, sich zum Fechtmeister der Garde ernennen zu lassen, indem er die Gefechte auf dem kleinen Theater anordnete. Sie sehen es da, an der Aussicht, und der seinen Schülern die vier Stöße lehrt. Ich hatte ihn kommen lassen, um mit ihm fortzusetzen; aber bei dem ersten Stoße habe ich gesehen, daß ich der Meister, und er der Schüler war, so daß ich ihn wie einen Pinsel fortgeschickt habe, indem ich ihm seine Marke mit der Hälfte von dem bezahlt, was ich für meine Frisur nehme, und der arme Teufel ist noch sehr damit zufrieden gewesen.
– Mein Herr, sagte ich zu ihm, ich kenne den Mann, von dem sie reden. Als Fremder und als Franzose hätten Sie das nicht sagen sollen, was Sie gesagt haben; denn als Fremder sind Sie der Wahl des Kaisers Achtung schuldig, und als Franzose dürfen Sie keinen Landsmann anschwärzen. Das ist eine Lection, je ich Ihnen meinerseits gebe, mein Herr, und die ich Sie nicht bezahlen lasse, selbst nicht einmal mit einer halben Marke, Sie sehen, daß ich großmüthig bin.
Bei diesen Worten stand ich vom Tische auf, denn ich hatte schon genug an der französischen Kolonie, und es drängte mich, sie zu verlassen. Ein junger Mann, der während der ganzen Dauer des Mittagessens kein Wort gesagt hatte, stand auch auf und ging mit mir zu gleicher Zeit hinaus.
– Es scheint, mein Herr, sagte er lächelnd zu mir, daß Sie keiner langen Sitzung bedurft haben, um unsere theuren Landsleute zu beurtheilen.
– Nein, gewiß nicht, und ich muß gestehen, daß das Urtheil ihnen nicht günstig ist.
– Nun denn, erwiederte er die Achseln zuckend, das ist inzwischen ohngefähr die Ansicht, nach welcher man uns in St. Petersburg beurtheilt. Die anderen Nationen senden ins Ausland, was sie bestes haben, wir senden im allgemeinen dasjenige dahin, was wir schlechtestes haben, und dennoch halten wir überall ihrem Einflusse die Wage. Das ist wohl ehrenvoll für Frankreich, aber es ist sehr traurig für die Franzosen.
– Und Sie wohnen in St. Petersburg, mein Herr? fragte ich ihn.
– Seit einem Jahre, aber ich verlasse es heute Abend.
– Wie?
– Ich gehe, um meinen Wagen zu bestellen. Mein Herr, ich habe die Ehre . . .
– Mein Herr, Ihr ergebenster . . .
Bei Gott! sagte ich zu mir selbst, indem ich meine Treppe hinaufstieg, während dem der, welcher mit mir gesprochen, die Thür erreichte, ich habe Unglück, ich begegne zufällig einem Manne, wie er sein muß, und er reiset an demselben Tage fort, an dem ich ankomme.
Ich fand in meinem Zimmer den Aufwärter beschäftigt, mir mein Bett für die Mittagsruhe zurecht zu machen. Zu St. Petersburg schläft man gewöhnlich wie in Madrid nach dem Mittagsessen; weil es in Rußland während zwei Monaten heißer als in Spanien ist.
Diese Ruhe that mir wundervoll gut, mir, der ich noch ganz gerädert von den zwei letzten Tagen war, die ich auf der Reise zugebracht, und der sobald als möglich eine jener schönen Nächte der Newa zu genießen wünschte, die man mir