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Das Halsband der Königin Denkwürdigkeiten eines Arztes 2. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Das Halsband der Königin Denkwürdigkeiten eines Arztes 2
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
»Ho! ho! hältst Du mich etwa für einen Zeitungsschreiber?«
»Nein! und das ist gerade das Unglück, daß Menschen wie Sie dergleichen Schändlichkeiten wiederholen, die sich sonst wie die schädlichen Dünste auflösen würden, welche zuweilen die schönste Sonne verdunkeln. Sie und die Leute von Stand geben solchen Schmähungen, indem Sie dieselben wiederholen, eine erschreckliche Haltbarkeit! Oh! mein Herr, aus Religion wiederholen Sie dergleichen Dinge nicht.«
»Ich wiederhole sie dennoch.«
»Und warum thun Sie das?«
»Ei!« erwiderte der Greis, indem er sich am Arm seines Sohnes anklammerte und ihn mit seinem dämonischen Gelächter anschaute, »um Dir zu beweisen, daß ich nicht Unrecht hatte, wenn ich zu Dir sagte: Philipp, die Königin wendet sich um; Philipp, die Königin sucht Dich; Philipp, die Königin begehrt nach Dir; Philipp, lauf, lauf, die Königin wartet auf Dich.«
»Oh!« rief der junge Mann, sein Gesicht in seinen Händen verbergend, »um Gottes willen, mein Vater, schweigen Sie, Sie würden mich wahnsinnig machen.«
»In der That, Philipp, ich begreife Dich nicht,« sagte der Greis. »Ist es ein Verbrechen zu lieben? Das beweist, daß man Herz hat; und fühlt man nicht in den Augen dieser Frau, in ihrer Stimme, ihrem Benehmen ihr Herz? Sie liebt; liebt sie Dich? ich weiß es nicht; einen Andern, es ist möglich; glaube aber in diesem Augenblick meiner alten Erfahrung, sie liebt oder fängt an, Einen zu lieben, sage ich Dir, doch Du bist ein Philosoph, ein Puritaner, ein Quäker, ein Americaner; Du liebst nicht, laß sie also schauen, laß sie sich umwenden, laß sie warten, beleidige sie, verachte sie, stoße sie zurück, Philipp, das heißt Joseph von Taverney.«
Nach diesen Worten, die er mit einer derben Ironie betonte, entfloh der Greis, da er sah, welche Wirkung er hervorgebracht, wie der Versucher, nachdem er den ersten Rath zum Verbrechen gegeben.
Philipp blieb mit betäubtem Herzen und pochendem Hirne allein; er dachte nicht mehr daran, daß er seit einer halben Stunde an dieselbe Stelle gefesselt gewesen war, daß die Königin ihre Spazierfahrt beendigt hatte, daß sie zurückkam, daß sie ihn anschaute und ihm, aus ihrem Gefolge heraus, im Vorüberfahren zurief:
»Sie müssen nun ausgeruht haben, Herr von Taverney! Kommen Sie doch, nur Sie allein vermögen eine Königin königlich spazieren zu führen. Treten sie auf die Seite, meine Herren.«
Philipp lief geblendet, betäubt, trunken auf sie zu.
Indem er die Hand auf die Lehne des Schlittens legte, war es ihm als brenne er; die Königin war nachlässig auf ihrem Sitze zurückgeworfen; die Finger des jungen Mannes hatten Marie Antoinette's schöne Hände gestreift.
XI.
Der Suffren
Gegen alle Gewohnheiten des Hofes war das Geheimniß von Ludwig XVI. und dem Grafen von Artois getreulich bewahrt worden.
Niemand wußte, zu welcher Stunde und wie Herr von Suffren kommen sollte.
Der König hatte sein Spiel für den Abend angekündigt.
Um sieben Uhr trat er mit den Prinzen und Prinzessinnen seiner Familie ein.
Die Königin führte Madame Noyale, die erst sieben Jahre alt war, bei der Hand.
Die Gesellschaft war zahlreich und glänzend.
Während der Präliminarien der Versammlung, in dem Augenblick, wo Jedermann Platz nahm, näherte sich der Graf von Artois sachte der Königin und sprach zu ihr:
»Meine Schwester, schauen Sie umher.«
»Nun wohl, ich schaue.«
»Was sehen Sie?«
Die Königin ließ ihre Blicke im Kreise umherlaufen, durchsuchte die Massen, sondirte die leeren Räume und erwiderte, als sie überall Freunde, überall Diener erblickte, worunter Andrée und ihr Bruder:
»Ich sehe angenehme und besonders sehr befreundete Gesichter.«
»Schauen Sie nicht, wen wir haben, meine Schwester, schauen Sie, wer uns fehlt.«
»Ah! es ist meiner Treue wahr!« rief Marie Antoinette.
Der Graf von Artois lachte.
»Abermals abwesend,« sagte die Königin. «Oh! wird er mich immer so fliehen?«
»Nein, der Scherz währt nur länger. Monsieur ist an die Barrière von Fontainebleau abgegangen, um den Bailli von Suffren zu erwarten.«
»Dann sehe ich nicht ein, warum Sie lachen, mein Bruder.«
»Sie sehen nicht ein, warum ich lache?«
»Allerdings, wenn Monsieur den Bailli von Suffren bei der Barrière erwartet, so ist er feiner als Sie gewesen, denn er wird ihn zuerst sehen und vor Jedermann beglückwünschen.«
»Ah! liebe Schwester,« entgegnete der Prinz lachend, »Sie haben einen sehr kleinen Begriff von unserer Diplomatie. Es ist wahr, Monsieur hat sich an die Barrière von Fontainebleau begeben, um den Bailli zu erwarten, aber wir haben Jemand, der ihn auf der Station von Villejuif erwartet.«
»Wahrhaftig?«
»So daß sich Monsieur allein an der Barrière erkälten wird, indeß auf einen Befehl des Königs Herr von Suffren Paris umfährt und unmittelbar nach Versailles kommt, wo wir ihn erwarten.«
»Das ist vortrefflich ausgedacht.«
»Nicht schlecht, und ich bin ziemlich zufrieden mit mir. Machen Sie Ihr Spiel, meine Schwester.«
Es waren in diesem Augenblick im Spielsaal wenigstens hundert Personen vom höchsten Rang, Herr von Condé, Herr von Penthièvre, Herr de la Trémouille, die Prinzessinnen.
Der König allein bemerkte, daß der Graf von Artois die Königin lachen machte, und um ein wenig an ihrem Komplott Theil zu nehmen, sandte er ihnen einen äußerst bezeichnenden Blick zu.
Die Nachricht von der Ankunft des Kommandeur von Suffren hatte sich, wie wir gesagt, nicht verbreitet, und dennoch hatte man eine Art von Ahnung, die über den Geistern schwebte, nicht unterdrücken können.
Man fühlte etwas Verborgenes, was erscheinen, etwas Neues, was sich erschließen sollte; es war ein unbekanntes Interesse, das sich durch diese ganze Welt verbreitete, wo das geringste Ereigniß Wichtigkeit gewinnt, sobald der Herr die Stirne gefaltet hat, um zu mißbilligen, oder den Mund bewegt, um zu lächeln.
Der König, der um einen Sechs-Livres-Thaler zu spielen pflegte, um das Spiel der Prinzen und der Herren des Hofes zu mäßigen, der König bemerkte nicht, daß er Alles, was er an Geld in der Tasche hatte, auf den Tisch legte.
Ganz ihrer Rolle sich hingebend, ging die Königin mit List zu Werke und lockte die Aufmerksamkeit des Kreises durch den Eifer ab, mit dem sie ihr Spiel betrieb.
Philipp, der zu der Parthie zugelassen war und seinen Platz seiner Schwester gegenüber hatte, verschlang mit allen seinen Sinnen zugleich den unerhörten, Staunen erregenden Eindruck dieser Gunst, die ihn unversehens wieder erhitzte.
Die Worte seines Vaters kamen ihm wieder in's Gedächtniß. Er fragte sich, ob der Greis, der drei bis vier Regierungen von Favoritinnen gesehen, nicht wirklich ganz genau die Geschichte der Zeiten und der Sitten kenne.
Er fragte sich, ob der Puritanismus, der eine Aehnlichkeit mit der religiösen Anbetung hat, nicht eine Lächerlichkeit mehr sei, die er aus entfernten Ländern mitgebracht.
War die so poetische, so schöne, gegen ihn so schwesterliche Königin nicht im Ganzen nur eine furchtbare Cokette, die eine Leidenschaft mehr ihren Erinnerungen einzureihen wünschte, wie ein Entomolog ein Insect oder einen Schmetterling mehr in seinem Kästchen anheftet, ohne sich darum zu bekümmern, was das arme Thier leidet, dessen Herz eine Nadel durchsticht?
Und dennoch war die Königin keine gewöhnliche Frau, kein alltäglicher Character: ein Blick von ihr bedeutete etwas, zumal da sie nie einen Blick fallen ließ, ohne das Gewicht desselben zu berechnen.
»Coigny,