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Das Halsband der Königin Denkwürdigkeiten eines Arztes 2. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Das Halsband der Königin Denkwürdigkeiten eines Arztes 2
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Der Prinz Ludwig schien den schlechten Empfang der Königin nicht bemerkt zu haben. Er beendigte seine Verbeugungen, drehte sich ohne Hast um und wandte sich mit aller Anmuth eines vollkommenen Hofmanns an Mesdames, die Tanten des Königs, mit denen er sich lange unterhielt, in Betracht daß ihm kraft des bei Hofe üblichen Schaukelspieles hier ein ebenso wohlwollender Empfang zu Theil wurde, als der der Königin eisig gewesen war.
Der Cardinal Ludwig von Rohan war ein Mann in der Kraft des Alters, von imposanter Gestalt und edler Haltung; seine Züge drückten Verstand und Sanftmuth aus; er hatte einen feinen, bedachtsamen Mund und eine bewunderungswürdige Hand; seine etwas entblößte Stirne deutete den Mann der Studien an, und bei dem Prinzen von Rohan fand sich wirklich das Eine und das Andere.
Er war ein Mann, dem die Frauen huldigten, welche die Galanterie ohne Geckenhaftigkeit und ohne Geräusch liebten; seine Freigebigkeit war sprichwörtlich und er hatte wirklich das Mittel gefunden, sich mit einem Einkommen von sechzehnmal hunderttausend Livres für arm zu halten.
Der König liebte ihn, weil er gelehrt war, die Königin dagegen haßte ihn.
Die Gründe dieses Hasses sind nie genau bekannt geworben, aber sie unterliegen zwei Arten von Commentaren.
Einmal sollte der Prinz Ludwig als Botschafter in Wien, wie man sagte, dem König Ludwig XV. über Maria Theresia Briefe voll Ironie geschrieben haben, die Marie Antoinette diesem Diplomaten nie hätte verzeihen können.
Sodann, und dieß ist menschlicher und besonders wahrscheinlicher, sollte der Botschafter in Beziehung auf die Heirath der jungen Erzherzogin mit dem Dauphin an den König Ludwig XV., der den Brief laut bei einem Abendbrod bei Madame Dubarry vorgelesen, gewisse, für die Eitelkeit der damals sehr magern jungen Frau ungünstige Details geschrieben haben.
Diese Angriffe hätten Marie Antoinette tief verletzt, die sich nicht öffentlich als Opfer derselben anerkennen konnte, und sie hatte geschworen, den Urheber früher oder später dafür zu bestrafen.
Darunter fand sich natürlich eine ganz politische Intrigue.
Die Botschafterstelle in Wien war Herrn von Breteuil zu Gunsten des Herrn von Rohan entzogen worden.
Zu schwach, um offen gegen den Prinzen zu kämpfen, hatte Herr von Breteuil dann das angewandt, was man in der Diplomatie Geschicklichkeit nennt. Er hatte sich die Abschriften oder sogar die Originale des Prälaten, der damals Botschafter in Wien war, verschafft und, indem er wirklich von dem Prälaten geleistete Dienste durch die Feindseligkeiten gegen die österreichische Kaiserfamilie aufwog, in der Dauphine einen Bundesgenossen gefunden, entschlossen, eines Tags den Herrn Prinzen von Rohan zu Grunde zu richten.
Dieser Haß brütete dumpf bei Hofe fort und machte die Stellung des Cardinals sehr schwierig.
So oft er die Königin sah, hatte er den eisigen Empfang zu ertragen, von dem wir einen Begriff gegeben haben.
Doch über die Verachtung erhaben, war er nun wirklich stark oder riß ihn ein unwiderstehliches Gefühl hin, seiner Feindin Alles zu verzeihen, versäumte Ludwig von Rohan keine Gelegenheit, sich Marie Antoinette zu nähern, und hiezu fehlt es ihm nicht an Mitteln: Ludwig von Rohan war Großalmosenier des Hofes.
Nie hatte er sich beklagt, nie hatte er sich gegen Jemand ausgesprochen. Ein kleiner Kreis von Freunden, unter denen man den Baron von Planta, einen deutschen Officier, seinen innigen Vertrauten, auszeichnete, diente dazu, ihn über die königlichen Zurückstoßungen zu trösten, wenn die Damen des Hofes, die sich im Punkt der Strenge gegen den Cardinal nicht alle nach dem Muster der Königin richteten, dieses glückliche Resultat nicht bewerkstelligt hatten.
Der Kardinal war wie ein Schatten über das lachende Gemälde hingezogen, das in der Einbildungskraft der Königin spielte. Kaum hatte er sich entfernt, als sich Marie Antoinette wieder erheiterte und zur Frau Prinzessin von Lamballe sagte:
»Wissen Sie, daß die That dieses jungen Officiers, des Neffen des Herrn Bailli, eine der merkwürdigsten dieses Krieges ist? Wie heißt er doch?«
»Herr von Charny, glaube ich,« antwortete die Prinzessin.
Dann sich gegen Andrée umwendend, fragte sie:
»Ist es nicht so, Fräulein von Taverney?«
»Charny, ja, Eure Hoheit,« erwiderte Andrée.
»Herr von Charny,« fuhr die Königin fort, »muß uns diese Episode selbst erzählen, ohne daß er einen einzigen Umstand übergehen darf. Man suche ihn. Ist er noch hier?«
Ein Officier ging eiligst weg, um den Befehl der Königin zu vollziehen.
In demselben Augenblick, wo sie umherschaute, gewahrte sie Philipp, und ungeduldig, wie immer, rief sie ihm zu:
»Herr von Taverney, sehen Sie doch nach.«
Philipp erröthete; vielleicht dachte er, er hätte dem Wunsche seiner Fürstin zuvorkommen müssen. Er schickte sich also an, den glücklichen Officier aufzusuchen, den er seit seiner Vorstellung nicht mit dem Auge verlassen hatte.
Das Suchen war ihm daher sehr leicht.
Herr von Charny kam nach einem Augenblick zwischen den Boten der Königin.
Der Kreis erweiterte sich vor ihm; die Königin konnte ihn nun mit größerer Aufmerksamkeit prüfen, als ihr dieß am Abend zuvor möglich gewesen war.
Es war ein junger Mann von sieben- bis achtundzwanzig Jahren, von schlankem, geradem Wuchs, mit breiten Schultern und vollkommenem Bein. Sein feines und zugleich sanftes Gesicht nahm einen seltsamen Character von Energie an, so oft er sein großes, blaues Auge mit dem tiefen Blick erweiterte; er war, merkwürdigerweise für einen Mann, der kurz zuvor die Kriege in Indien mitgemacht, ebenso weiß von Teint, als Philipp braun. Von einer bewunderungswürdigen Zeichnung, spielte sein nerviger Hals in einer Binde von weniger glänzender Weise, als seine schöne Haut.
Als er sich der Gruppe näherte, in deren Mittelpunkt die Königin sich befand, hatte er noch auf keine Weise kundgegeben, daß er Fräulein von Taverney oder die Königin selbst kenne.
Umgeben von Officieren, die ihn befragten und denen er höflich antwortete, schien er vergessen zu haben, daß er mit einem König gesprochen, daß eine Königin ihn angeschaut.
Diese Höflichkeit, diese Zurückhaltung waren ganz geeignet, ihn noch viel bemerkbarer für die Königin zu machen, welche so zartfühlend war in Allem, was das Benehmen betraf.
Herr von Charny hatte vollkommen Recht, vor Andern sein Erstaunen bei dem so unerwarteten Anblick der Damen vom Fiaker zu verbergen. Es war das höchste Maß von Klugheit und zarter Biederkeit, wo möglich sie selbst nicht wissen zu lassen, daß sie erkannt worden waren.
Natürlich und mit einer angemessenen Schüchternheit gleichsam belastet geblieben, erhob sich der Blick des Herrn von Charny nicht eher, als bis ihn die Königin angeredet hatte.
»Herr von Charny,« sagte sie, »diese Damen wünschen, und es ist dieß ein sehr natürlicher Wunsch, da ich ihn auch hege, diese Damen wünschen die Affaire des Schiffes in allen ihren Einzelnheiten zu kennen: ich bitte, erzählen Sie uns das.«
»Madame,« erwiderte der Seemann unter einem tiefen Stillschweigen, »ich bitte Eure Majestät flehentlich, nicht aus Bescheidenheit, sondern aus Menschlichkeit, mich von dieser Erzählung freizusprechen; was ich als Lieutenant des Sévère gethan habe, gedachten zu gleicher Zeit wie ich zehn Officiere, meine Cameraden, zu thun; ich schritt zuerst zur Ausführung, das ist mein ganzes Verdienst. Dem Geschehenen die Wichtigkeit einer an Ihre Majestät gerichteten Erzählung zu geben, nein, Madame, das ist unmöglich, und Ihr großes Herz, Ihr Königliches Herz besonders, wird es begreifen. Der Commandant des Sévère ist ein braver Officier, der an diesem Tag den Kopf verloren hatte. Ach! Madame, Sie können es die Muthigsten sagen hören, man ist nicht alle Tage tapfer; er brauchte zehn Minuten, um sich zu erholen; unser Entschluß uns nicht zu ergeben, hat ihm die Frist verliehen und der Muth ist bei ihm wiedergekehrt; von diesem Augenblick an war er der Tapferste von uns Allen; darum beschwöre ich Eure Majestät, das Verdienst