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bei dem Vergnügen zu Werke ging, »nein, ich habe keine Angst. Schneller, wenn Sie können, Chevalier, schneller!«

      »Oh! desto besser! Ich danke für die Erlaubniß, Madame. Ich halte Sie gut, verlassen Sie sich auf mich.«

      Und als seine kräftige Hand sich abermals am Triangel der Lehne befestigte, war die Bewegung so gewaltig, daß der ganze Schlitten zitterte.

      Es war als hätte er ihn mit ausgestrecktem Arm aufgehoben.

      Dann legte er seine zweite Hand an den Schlitten, was er bis jetzt zu thun verachtet hatte, und riß die Maschine fort, die ein Spielzeug unter seinen stählernen Armen geworden war.

      Von diesem Augenblick an kreuzte er jeden der Kreise von Saint-Georges durch noch größere Kreise, so daß sich der Schlitten wie der geschmeidigste Mensch bewegte und sich seiner ganzen Länge nach hin und her drehte, als handelte es sich um die einfachen Sohlen, auf denen Saint-Georges das Eis bearbeitete. Trotz des Gewichts, trotz der Ausdehnung, hatte sich der Schlitten der Königin zum Schlittschuh gemacht. Er drehte sich, er flog, er wirbelte wie ein Tänzer.

      Anmuthiger, feiner, pünktlicher in seinen Wendungen, fing Saint-Georges an, unruhig zu werden; er lief schon seit einer Stunde Schlittschuh. Als ihn Philipp ganz in Schweiß gebadet sah, als er die Anstrengungen seiner bebenden Kniebeugungen wahrnahm, beschloß er, ihn durch die Ermattung niederzukämpfen.

      Er veränderte den Lauf, verzichtete auf die Kreise, die ihm die Mühe machten, den Schlitten jedesmal aufzuheben, und trieb die Equipage gerade aus.

      Der Schlitten schoß rascher als ein Pfeil fort.

      Saint-Georges hätte ihn mit einem einzigen Stoße bald eingeholt, aber Philipp ergriff den Augenblick, wo der zweite Impuls den Schwung des ersten vervielfältigt; er trieb auf eine noch unberührte Eislage und zwar von solcher Starrheit, daß er selbst zurückblieb.

      Samt-Georges rannte fort, um den Schlitten einzuholen. Aber alle seine Kräfte zusammenraffend, glitt Philipp so fein auf der äußersten Krümmung des Schlittschuhs, daß er Saint-Georges voranfuhr und seine beiden Hände auf den Schlitten legte. Mit einer herculischen Bewegung drehte er hierauf den Schlitten völlig um und trieb ihn abermals in entgegengesetzter Richtung an, wahrend Saint-Georges, durch eine äußerste Anstrengung fortgerissen, im Laufe nicht anhalten konnte und, einen unwiederbringlichen Raum verlierend, ganz in der Entfernung blieb.

      Die Luft erscholl von einem solchen Beifallsgeschrei, daß Philipp vor Scham erröthete.

      Er war jedoch sehr erstaunt, als die Königin, nachdem sie selbst in die Hände geklatscht hatte, sich gegen ihn umwandte und mit dem Ausdruck einer wollüstigen Beklemmung zu ihm sagte:

      »Oh! Herr von Taverney, nun, da der Sieg Ihnen geblieben ist, Gnade! Gnade! Sie würden mich tödten!«

      X.

      Der Versucher

      Auf diesen Befehl oder vielmehr auf diese Bitte der Königin zog Philipp seine stählernen Muskeln zusammen, klammerte sich auf seinen Kniebeugen fest, und der Schlitten hielt kurz an, wie das arabische Pferd, das im Sande der Ebene auf seinen Häcksen bebt.

      »Und nun ruhen Sie aus,« sagte die Königin, während sie ganz schwankend aus dem Schlitten stieg. »Ich hätte in der That nie geglaubt, daß die Geschwindigkeit so berauschend ist. Sie hätten mich beinahe toll gemacht.«

      Und sie stützte sich wirklich ganz wankend auf Philipps Arm.

      Ein Beben des Erstaunens, das diese ganze goldbetreßte, buntscheckige Menge durchlief, verkündigte ihr, daß sie abermals einen jener Fehler gegen die Etikette begangen hatte, die in den Augen der Eifersucht und des Knechtsinnes so unverzeihlich sind.

      Ganz betäubt durch dieses Uebermaß von Ehre zitterte Philipp stärker und war beschämter, als wenn seine Fürstin ihn öffentlich beleidigt hätte.

      Er schlug die Augen nieder; sein Herz pochte, daß die Brust beinahe zersprungen wäre.

      Eine seltsame Aufregung, ohne Zweifel von ihrer Fahrt herrührend, erfaßte auch die Königin, denn sie zog ihren Arm sogleich wieder zurück, nahm den des Fräuleins von Taverney und forderte einen Stuhl.

      Man brachte ihr einen kleinen Feldstuhl.

      »Verzeihen Sie, Herr von Taverney,« sagte sie zu Philipp.

      Dann fügte sie plötzlich leise bei:

      »Mein Gott! es ist doch ein großes Unglück, unablässig von Neugierigen und Einfaltspinseln umgeben zu sein.«

      Die gewöhnlichen Kavaliere und die Ehrendamen hatten ihre Nähe wieder erreicht, und verschlangen mit ihren Augen Philipp, der, um seine Röthe zu verbergen, seine Schlittschuhe aufschnürte.

      Nachdem dieß geschehen war, wich Philipp zurück, um den Höflingen den Platz zu überlassen.

      Die Königin blieb einige Augenblicke nachdenklich. Dann erhob sie das Haupt und sprach:

      »Oh! ich fühle, daß ich mich erkälten würde, wenn ich so unbeweglich bliebe; noch eine Fahrt.«

      Und sie stieg wieder in den Schlitten.

      Philipp wartete auf einen Befehl, aber vergebens.

      Da traten zwanzig Edelleute heran.

      »Nein, meine Herren, ich danke Ihnen; meine Heiducken,« sagte sie.

      Dann, als die Bedienten an ihren Posten waren, sprach sie zu diesen:

      »Sachte, nur sachte.«

      Und sie schloß die Augen und überließ sich einer inneren Träumerei.

      Der Schlitten entfernte sich, wie es die Königin befohlen hatte, sachte, gefolgt von einer Menge von Gierigen, Neugierigen und Eifersüchtigen.

      Philipp blieb allein und wischte die Schweißtropfen von seiner Stirne.

      Er suchte mit den Augen Saint-Georges, um ihn über seine Niederlage durch irgend ein redliches Compliment zu trösten.

      Doch dieser hatte eine Botschaft vom Herzog von Orléans, seinem Protector, erhalten und war schon vom Schlachtfeld abgegangen.

      Ein wenig traurig, ein wenig müde und beinahe selbst erschrocken über das Vorgefallene, blieb Philipp unbeweglich an seinem Platz und schaute dem Schlitten der Königin nach, als er etwas seine Seite streifen fühlte.

      Er wandte sich um und erkannte seinen Vater.

      Ganz zusammengeschrumpft wie eine Hoffmann'sche Figur, ganz in Pelze gehüllt wie ein Samojede, hatte der kleine Greis seinen Sohn mit dem Ellenbogen gestoßen, um die Hände nicht aus seinem Muff thun zu müssen, den er an seinem Kragen trug.

      Seine Augen blitzten vor Freude.

      »Du umarmst mich nicht, mein Sohn?« sagte er.

      Er sprach diese Worte mit dem Ton, den der Vater des griechischen Athleten annehmen mußte, wenn er dem Sohn für den Sieg dankte, den er im Circus davongetragen.

      »Mein lieber Vater, von ganzem Herzen,« erwiderte Philipp.

      Aber es ließ sich begreifen, daß keine Harmonie zwischen dem Ton der Worte und ihrer Bedeutung herrschte.

      »Gut, gut, und nun, da Du mich umarmt hast, geh geschwind!« sagte der Baron.

      Und er schob seinen Sohn vorwärts.

      »Wohin soll ich denn gehen, mein Herr?« fragte Philipp.

      »Dorthin, bei Gott.«

      »Dorthin?«

      »Ja, zur Königin.«

      »Oh! nein! mein Vater, ich danke.«

      »Wie, nein! Wie, ich danke! Bist Du verrückt? Du willst nicht die Königin wieder einholen?«

      »Nein, das ist unmöglich; es kann nicht Ihr Ernst sein, mein Vater.«

      »Wie! unmöglich, die Königin einzuholen, die Dich erwartet?«

      »Die mich erwartet?«

      »Ja, ja, die Königin, die nach Dir begehrt?«

      »Die

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