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Das Halsband der Königin Denkwürdigkeiten eines Arztes 2. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Das Halsband der Königin Denkwürdigkeiten eines Arztes 2
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Nichts ließ diese Vermuthung als unwahrscheinlich betrachten: nicht einmal die im Spiegel vorgenommene Inspection der Schönheit des Mädchens, das nun Frau und Königin geworden.
Marie Antoinette schrieb daher den Seufzer Philipps einer vertraulichen Mittheilung dieser Art zu, die der Bruder der Schwester gemacht; sie lächelte dem Bruder und liebkoste die Schwester mit ihren freundlichsten Blicken. Sie hatte nicht ganz errathen, sie hatte sich nicht ganz getäuscht; und bei dieser unschuldigen Coketterie, in der Niemand ein Verbrechen sieht, war die Königin stets Weib; sie setzte ihren Ruhm darein, geliebt zu sein. Gewisse Seelen haben dieses Anstreben zur Sympathie von Allem, was sie umgibt. Das sind nicht die am wenigsten edeln Seelen dieser Welt.
Ach! Du arme Königin, es wird ein Augenblick kommen, wo Du dieses Lächeln gegen die Leute, die Dich lieben, das man Dir zum Vorwurf macht, vergebens an die Leute, die Dich nicht mehr lieben, richten wirst!
Der Graf von Artois näherte sich Philipp, während sich die Königin mit Andrée über den Besatz eines Jagdkleides berieth.
»Sagen Sie mir im Ernste,« sprach der Graf von Artois, »ist Herr von Washington wirklich ein großer General?«
»Ein großer Mann, ja, Monseigneur.«
»Und welchen Effect machten die Franzosen dort?«
»Denselben im Guten, den die Engländer im Bösen machten.«
»Einverstanden; Sie sind ein Anhänger der neuen Ideen, mein lieber Herr Philipp von Taverney. Haben Sie aber Eines wohl bedacht?«
»Was, Monseigneur? Ich gestehe, daß ich dort auf dem Rasen der Lager, in den Savannen am Ufer der großen Seen oft Zeit gehabt habe, über viele Dinge nachzudenken.«
»Nun denn! darüber zum Beispiel, daß Sie, indem Sie dort Krieg führten, dieß weder gegen die Indianer, noch gegen die Engländer thaten.«
»Gegen wen denn, Monseigneur?«
»Gegen uns.«
»Oh! Monseigneur, ich werde Sie nicht Lügen strafen; das ist wohl möglich.«
»Sie gestehen…«
»Ich gebe den unglücklichen Gegenschlag eines Ereignisses zu, das die Monarchie gerettet hat.«
»Ja, doch ein Gegenschlag kann tödtlich für diejenigen sein, die vom ursprünglichen Unfall genesen waren.«
»Leider, Monseigneur.«
»Darum halte ich die Siege der Herren Washington und von Lafayette für kein so großes Glück, wie man das behauptet. Das ist Selbstsucht, ich will es nicht in Abrede ziehen, doch glauben Sie mir, es ist nicht Egoismus für mich allein.«
»Oh! Monseigneur.«
»Und wissen Sie, warum ich Sie mit allen meinen Kräften unterstützen werde?«
»Monseigneur, was auch die Ursache sein mag, ich werde Eurer Königlichen Hoheit den innigsten Dank wissen.«
»Mein lieber Herr von Taverney, Sie gehören nicht zu denjenigen, welche die Trompete auf unseren Gassen heroisirt hat. Sie haben Ihren Dienst muthig durchgemacht, Sie haben sich aber nicht unablässig in das Mundstück der Trompete gesteckt, man kennt Sie in Paris nicht, darum liebe ich Sie. Im andern Fall … Oh! meiner Treue … Herr von Taverney, im andern Fall … sehen Sie, ich bin Egoist.«
Hierauf küßte der Prinz der Königin lachend die Hand, grüßte Andrée mit einer freundlichen, viel liebreicheren Miene, als das bei Frauen seine Gewohnheit war, die Thüre öffnete sich und er verschwand.
Die Königin brach nun mit einem gewissen Ungestüm ihr Gespräch mit Andrée ab, wandte sich gegen Philipp um und fragte ihn:
»Haben Sie Ihren Vater gesehen, mein Herr?«
»Ich fand ihn, ehe ich hierher kam, in den Vorzimmern; meine Schwester hatte mich benachrichtigen lassen.«
»Warum haben Sie Ihren Vater nicht zuerst besucht?«
»Ich schickte meinen Kammerdiener und mein geringfügiges Gepäcke zu ihm, Madame; Herr von Taverney schickte mir aber den Burschen mit dem Befehl zurück, mich zuerst zum König oder zu Eurer Majestät zu begeben.«
»Und Sie haben gehorcht?«
»Ich fühlte mich glücklich, zu gehorchen, Madame; ich konnte auf diese Art meine Schwester umarmen.«
»Das Wetter ist herrlich,« rief die Königin mit einer freudigen Bewegung. »Frau von Misery, morgen wird der Schnee geschmolzen sein, ich brauche sogleich einen Schlitten.«
Die erste Kammerfrau ging weg, um den Befehl zu vollziehen.
»Und meine Chocolade hierher,« fügte die Königin bei.
»Eure Majestät wird nicht frühstücken,« rief Frau von Misery; »oh! Eure Majestät hat gestern schon nicht zu Nacht gespeist.«
»Sie täuschen sich, meine liebe Misery, wir haben zu Nacht gespeist. Fragen Sie Fräulein von Taverney.«
»Und zwar sehr gut,« erwiderte Andrée.
»Dessen ungeachtet werde ich meine Chocolade zu mir nehmen,« sagte die Königin. »Geschwind, geschwind, meine gute Misery: diese schöne Sonne lockt mich an. Es werden viele Leute auf dem Schweizer-Teich sein.«
»Gedenkt Eure Majestät Schlittschuh zu laufen?« fragte Philipp.
»Oh! Sie werden über uns spotten, Herr Americaner,« rief die Königin, »Sie, der Sie die ungeheuren Seen durchlaufen haben, auf denen man mehr Meilen macht, als wir hier Schritte machen.«
»Madame,« erwiderte Philipp, »hier hat Eure Majestät ihre Lust an der Kälte und am Weg, dort stirbt man daran.«
»Oh! da kommt meine Chocolade. Andrée, Sie werden eine Tasse nehmen!«
Andrée erröthete vor Vergnügen und verbeugte sich.
»Sie sehen, Herr von Taverney, ich bin immer dieselbe, die Etikette ekelt mich an, wie früher. Erinnern Sie sich der früheren Zeit, Herr Philipp, haben Sie sich verändert?«
»Nein, Madame,« erwiderte er mit kurzem Ton, »nein, ich habe mich nicht verändert, wenigstens nicht, was das Herz betrifft.«
»Wenn Sie dasselbe Herz bewahrt haben, so danken wir Ihnen, da das Herz gut war, auf unsere Weise,« sprach heiter die Königin. »Eine Tasse für Herrn von Taverney, Frau von Misery.«
»Oh! Madame,« rief Philipp ganz verwirrt, »es kann Eurer Majestät nicht Ernst sein; eine solche Ehre einem armen, dunkeln Soldaten, wie ich!«
»Einem alten Freund!« rief die Königin, »so ist es. Dieser Tag macht mir alle Wohlgerüche der Jugend zu Gehirn steigen; dieser Tag findet mich glücklich, frei, stolz und toll … Dieser Tag erinnert mich an meine ersten Tage in meinem geliebten Trianon, an die muthwilligen Streiche, die wir, Andrée und ich, machten; dieser Tag erinnert mich an meine Rosen, an meine Erdbeeren, an mein Eisenkraut, an die Vögel, die ich in meinen Blumenbeeten zu bespähen suchte. An Alles, bis auf meine lieben Gärtner, deren gute Gesichter immer eine neue Blume, eine schmackhafte Frucht bedeuteten, an Herrn von Jussieu, an das Original Rousseau, der todt ist. Dieser Tag, sage ich Ihnen, dieser Tag macht mich toll. Aber was haben Sie, Andrée? Sie sind roth. Was haben Sie, Herr Philipp? Sie sind bleich?«
Das Gesicht der zwei jungen Leute hatte wirklich diese grausame Erinnerung, in der die unbestimmte Gestalt von Gilbert schwebte, schlecht ausgehalten.
Aber beide riefen bei den letzten Worten der Königin ihren Muth zu Hilfe.
»Entschuldigen Sie mich, Madame, ich habe mir den Gaumen verbrannt,« sagte Andrée,
»Und ich, Madame,« sprach Philipp, »ich kann mich nicht an den Gedanken gewöhnen, daß mich Eure Majestät beehrt, wie einen vornehmen Mann.«
»Gut, gut,« unterbrach ihn Marie Antoinette, indem sie selbst Chocolade in die Tasse Philipps goß, »Sie sind ein Soldat, wie Sie gesagt haben, und als solcher an das Feuer gewöhnt; verbrennen Sie sich muthig mit der Chocolade, ich habe nicht Zeit, zu warten.«
Hiebei